von unzähligen tausend weißer, weicher Schneeflocken vom Boden zur Höhe, von wo sie zuerst herabgekommen waren. Man sah kaum auf zwei Meter Schrittweite vor den Fenstern. Ein einziger, großer, weißer Vor hang zog sich rings um das ganze Hans und hüllte die Stallungen ein. Luise Radanyi trat unter die Oellampe, die an einem Haken von der Decke hing, goß sie voll und schnitt den schwarzen Docht gerade. Sie warf ein rotgelbes, nicht allzu helles Licht durch den Raum und schwankte noch leise von der Bewegung
du sonst einen Ausweg. Luise? — Mir ist jeder recht. — Nicht? — Ich auch nicht. — Hierbleiben ist ausgeschlossen, wir dürfen nicht warten, bis er den Verstand ver loren hat.' „Vater!' schrie sie unterdrückt auf. „Hast du es noch nicht bemerkt? — Er sitzt stundenlang, ohne etwas zu sagen, er horcht, ohne etwas zu hören. Seit der Amerikaner dagewefen ist und die andern, geht's abwärts mit ihm. — Früher hat er gesprochen, jetzt schweigt er. Keine zehn Worte bekommst du im Tage von ihm zu hören.' „Sag, was ich tun
soll!' klagte die arme Mutter. „Soll ich zu ihr fahren?' „Zu wem?' „Zur Baronin Gellem!' Radanyi antwortete nicht sofort. „Ja — fahr zu ihr. Vielleicht hat sie ein Herz im Leib und kommt,' süeß er heraus. „Soll ich heute noch reisen, Vater?' „Du weißt nicht mehr, was du sprichst, Luise!' meinte er beschwichtigend. „Das beste Pferd brachte dich heute nicht die Hälfte Wegs nach Debrezin- Aber morgen viel leicht, gar lange dauert der Hexentanz da draußen nicht. Das wäre noch zu früh fetzt im .November, Packe
für alle Fälle was du brauchst für ein paar Tage. Und bring sie mit. Alles andere ist umsonst!' „Und du bist immer um ihn, Vater, du läßt ihn nicht aus den Augen, wenn ich weg bin!' «Nein — ich laß ihn nicht aus den Augen. — Schon seit Tagen nicht mehr, sonst wüßt ich nicht, daß es allerhöchste Zeit ist, ihn weg zubringen!' * Mit beiden Armen «umfaßte Luise Radanyk den alten Mann und drückte sich gegen chn. „Nur nicht den Kopf verlieren, Luise,'! mahnte er. «Nichts merken lassen. Es gibt sich ganz
von selbst, daß, wo er ist, auch ich bin. Er kann mir nicht aus. Weder bei Tag noch'; bei Nacht. Wenn du in Wien bist, teile W mit ihm se'n Zimmer.' „Er wird es merken, Vater!' „Nein! Er wird mir glauben, wenn ich! ihm sage, daß meine Dachstube zu kalt ist für! so alte Knochen, wie ich sie habe!' i „Und wenn er geht, den Cstkos mchzu-, suchen?' fmg sie bange. >' „Dann geh ich eben mst. Ich habe lange nicht mehr nach den Pferden gesehen. Das weiß er und wird nichts dahinter finden!', Luise nahm ihr Taschentuch mü> ver-! wischte damit die letzten Tränenspuren, ehe