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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 01.03.1899
Umfang: 6
, vornehme Dame von mir wollen könnte.' Sie nickte der Freundin zu und begab sich in den Salon. „Fräulein Luise Weichertl* hörte die Mureni Magda im Tone deS höchsten Erstaunens ausrufen, ehe die Portieren sich hinter dem jungen Mädchen geschlossen hatten. Magda die Hände entgegenstreckend, trat Luise dieser entgegen. „Ich bin gekommen, Sie tüchtig auSzufchel- ten und Sie zu Ihrer alten Tante zurückzu führen!' sagte Luise, sofort auf de» eigentlichen Zweck ihres Besuches kommend. - Magda

war es nicht möglich, auf den scherzhaften Ton, den Luise angeschlagen, ein zugehen. Was zwischen ihr und ihrer Tante, verhandelt worden, war zu ernster Natur, als daß man mit einem Scherz darüber hinweg gehen konnte. Allerdings wußte ja Luise nicht, welcher Art die Differenzen waren, die zwischen Magda und der Tante bestanden; sie glaubte, daß das junge Mädchen nur aus Eigensinn und Laune die Pflegerin der Kindheit verlassen habe. Magdas ernste Miene und der Ton, in dem sie nun von der Sache sprach, belehrten

Luise allerdings dar über, daß der Bruch zwischen den beiden Frauen ein ernster und voraussichtlich unheil barer sei. So schmerzlich ihr daS auch war — denn es zog sie zu beiden: zu Frau Weber wie zu Magda, mit mächtiger Sym pathie — ihr Taktgefühl gebot ihr dennoch, nicht weiter in Magda zu dringen. So zieng sie denn über diese heikle Sache leicht hinweg und brachte die Angelegenheit zur Sprache, welche eigentlich sie zu Magda führte. „Und es ist also Ihr fester, unwiderruf licher Entschluß

, sich der Bühne widmen zu »ollen?' fragte Luise ihre Blicke fest und eindringlich auf Magda richtend. »Ja, Fräulein Luise fest und unwiderruflich l Ich bin ja bereits kontraktlich an eine unserer ersten hiesigen Bühnen gebunden.' Magda hatte das mit einem gewissen Stolz gesagt — so das Luise ein feine? Lächeln nicht unterdrücken konnte. Dieser Kunst enthusiaSmuS schien dem jungen Mädchen wirklich ernst zu sein. „Fräulein Magda,' sagte Luise herzlich, würden Sie der Jugendfreundin, der Genossiin Ihrer Kindheit

ein offenes Wort verzeihen?' „Ihnen — Fräulein Luise, gestatte und verzeihe ich alles!' antwortete Magda schnell und warm. „Nun denn, dann will ich mit meiner Ansicht nicht hinter dem Berge halten. Offen und ehrlich sollen Sie aus meinem Munde hören, wie ich, von meinem Standpunkte auS, hierüber denke. Nehmen wir einmal an, daß Sie wirklich ein Genie sind und daß eS Ihnen möglich wird, die schönste Staffel des RumeS zu erklimmen. WaS haben Sie dann erreicht? Sie haben Ihren Ehrgeiz befriedigt

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Alpenzeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 26.07.1939
Umfang: 6
er an einem regnerische» wrmiltag von einem jungen Madchen, sich auf dem Schulwege befand, am 'imcrsiapel einer Baustelle entdeckt.^ iii'ich mit warmer Hand über das èM, gesträubte Fell, worauf er leise zu àirren begann, das Schwanzchen stellte dm Kopf an der Wade des Wäd- rieb. Luise erbarmte das Halbver lgene Tier. Auf ihre Frage hin, wem . gchüre. zuckte der Mauerpolier die Wein: „Nehmen Sie das Verreckerl Smon mit', sagte er. „uns ist es hier im Wege.' ? kam es. daß der mit schwarzen Mandern und Schwanzringen

scharf rbnete graue Kater in der Meister- ' '' r Mode, die Luise besuchte, von 5 ',!! Hand ging. - Luise ihn heimbrachte, waren die Eltern vorerst wenig erbaut. „Dieser Stänker bleibt mir nicht lange im Hau se', sagte der Vater, „schau zu, daß du ihn wieder anbringst.' „Wenn es wenigstens ein gesundes Tier wäre', meinte die Mutter, „aber es ist ja verelendet.' àrse war tlug uod schwieg. Sie rich tete ihrem Purzel ein Lager am Kachel ofen und stellte im Flur einen Kasten mit Äsche zurecht. Der Kater

begriff sogleich, worauf es ankam. Sorgfältig strich er die MÄde, die er sich in die Asche scherte, wieder zu. Roch am gleichen Abend rollte er ei nen KnaerMt, den die Mutter vergeb- li^, gesucht hatte, unter dem Vertiko her vor. Während der Nacht erwachte der Vater von einem schrillen Pfeifen. Er erhob sich ärgerlich und schaute nach: Im Flur, vor der Speisekammer, tanzte Pur zel wie «tberm herum und spielte seine erste Maus tot. Ein Jahr verging, und Luise verlobte lfich mit «àem .auswärtigen

Architekten, den sie auf einem Ausflug kennengelernt hatte. Bei der entscheidenden Aussprache' bemerkte Luise ernsthaft, daß der Kater Purzel ihre einzige Mitgift sei. „Ausgezeichnet!'' sagte der Architekt, ohne mit der Wimper zu zucken. Er ließ sich nicht die geringste Enttäuschung an merken. Bald darauf fand die Hochzeit statt, Luise zog als Frau Rainer mit ihrem Kater in ein geräumiges Landhaus ein. Purzel war außer sich. Er jagte kreuz und quer durch den Garten, kletterte auf die Bäume

und war hinter allem her, was sich rührte. Als er das Grundstück eingehend berochen hatte, wütete er der art unter den Ratten und Mäusen, daß sie in kurzer Zeit ausstarben. Eines Morgens Hörte Luise ein durch dringendes Fauchen und Knurren. Sie lies in den Garten hinaus und sah den Purzel mit einsn großen schwarzen Ka ter kämpfen. Sie bildeten einen wogen den Knäuel -und walkten sich durch, daß die Fetzen davonflogen. Luise griff nach dem Gartenschlauch, drehte den Hahn auf. und die Rauferei war zu <^ide

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 13.02.1899
Umfang: 6
— im Falle, daß Du Dich über das Heikle des Gegen standes hinwegsetzen willst. Deine Hilfe.' »Ich stehe Dir in jeder Beziehung zur Disposition,' antwortete Luise zuvorkommend, aber kühl. Und mit ungewohnter Wärme, in beinahe bittendem Tone sagte Ada jetzt, nahe an ihre Schwägerin heranrückend und den vollen Arm um deren zarte Schultern legend: Sieh', Luise, Du wirst mich und mein Thun vielleicht nicht begreifen und verstehen. Es wird Dir räth selhast erscheinen, daß ich scheinbar in die mir gestellte

Falle gehen, dem Prinzen das Rendezvous im Pavillon gewähren will. Luise wandte entfetzt den Kopf nach Ada und starrte diese sprachlos an. »Ich bin des Kampfes,' fuhr Ada unbeirrt fort, .den ich seit meiner Lerheirathung gegen meinc Feinde zu führen gezwungen war, herzlich müde. Ich will mich nicht ergeben, o nein, daran denke ich nicht; ich bin eine geborene von Wartenegg, aber ich will meine Gegner kampfunfähig machen, indem ich einen mächtigen Bundesgenossen werbe, der alle Angriffe

verständige« ich muß eine letzte Unterredung mit ihm haben. Ich soll bei dieser Gegenheit auch noch gewisse Briefe in Empfang nehmen, die den Diebesfingern des Doktor Levy entgangen sind. O Luise! Wenn Du ein Herz hast, so wirst Du mir nachfühlen, waS ich empfinde. Be denke, was ich feit jener entsetzlichen Stunde gelitten habe. Tausende von Dolchstichen hätten-mein Herz nicht tiefer verwunde» können, als die tückischen und hämischen An griffe meiner Feinde es gethan. Wie Nadel spitzen dringen

mir die versteckten Bosheiten, mit denen Helene von Branden mich unaus gesetzt peinigt, in das Herz. ES würde mich wahnsinnig machen, wenn dieses Leben immer so weiter gehen sollte. Es muß endlich eine Aenderung eintren. Luise. Du magst über mich denken, wie Du willst, ich kann nicht anders handeln. Eine so willkommene Ge legenheit. meine Lage zu ändern, darf ich nicht unbenützt vorübergehen lassen. Ich muß den Prinzen sprechen. Ich muß den Prinzen sprechen, er muß meine Feinde zum Schweigen bringen!' Ada

hatte sich in eine exaltierte Stimmung, die ihr sonst fremd war. geredet. Sie glitt plötzlich vor Luise nieder, und deren Kniee umfassend rief sie mit vor Thränen erstickter Stimme: »Luise, ich flehe Dich an, erfülle meine Bitte und begleite mich in den Pavillon, damit kein Makel auf meine Ehre fällt und mein Gatte nichteine neue Gelegen heit erhält, mich zu verachten. WaS ich noch keinem Menschen, mir selbst kaum zugestehen gewagt. Dir sage ich eS jetzt. Luise, ich liebe Hugo unaussprechlich und seine Kälte bricht

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 22.11.1909
Umfang: 8
uns ebenso zart als innig. Breitenborn war mir der trcueste Freund und dazu ein unvergleichlicher Lehrer in der schweren Knust des Lebens. Er hatte eine merkwürdige Gabe, das Schwache und Kleinliche auszumerzen und ein gesundes Selbst vertrauen zu wecken. Dabei wirkte er erzieherisch ohne jede Pedanterie, lediglich durch das Beispiel — die Hauptsache freilich.' „Und keiner von denen, die den Horizont der Frau gerade nur bis an die Tür ihres Hauses ziehen,' warf Luise ein. „Gewiß nicht. Er gönnte

.' „Sie mögen recht Haben, Luise. Ich habe den großen Vorzug eines wcitgreifeuden Neise- lcbens auch nie unterschätzt. Bei einer vergrößerten Peripherie der Anschauung kann sich die Seck nicht verengen. Wie oft würde sie erschüttert durch eine Völkertragik vor der das eigene Weh in nichts versank. Und wenn ich sah, welchen Gewaltsamkeiten ein Urland in seinem Werde prozeß unterworfen gewesen, wie es die Segnungen der Zivilisation mit zahllosen blutigen Opfern be zahlen mußte, so dankte ich dem Herrn

und Bewunderer nicht schnöde im s Stich lassen wollen,' schloß Luise mit einem aus» ! munternden Lackeln. „Ach!' Marion hob in müder Abivehr die Hand. „Ob nicht hundert Federn darauf warten» daß ich die meine niederlege? Was verhalf mir denn zu dem bißchen Bekauntsein? — Zufall — Glück. Tie leichtflüssige natnrwahre Schilderung unserer interessanten Reisen machte mich zur beliebten Schriftstellerin, ich weiß nicht wie.' „Oho, Sie wollen sagen, eiue geistvolle 'Aussassung. von glänzendem Stile getragen

, macht Ihre charakteristischen Rciseslizzen so eigenartig packend, daß sie förmlich verschlungen werden.' „Luise, mit dieser fürchterlichen Schmeichelei fallen Sie ganz aus der Rolle. Strengen Sie sich nicht weiter an, ich weif; genau, mein leicht errungener Ruhm überdauert uicht den Tag. Ich weiß auch, woran es mir fehlt. Die scharfe Analyse, die strenge Logik, welche zum Beispiel Ihre Schriften so bemerkenswert auszeichnen, geben mir völlig ab. Ich schreibe eben nur Frauenbücher.' „Und jeder liest

, nein, verschlingt dies amü sante Geplauder, während der meinen Bestimmung schließlich die Makulatur ist.' „Aber, Luise, uud Ihr neuestes Buch ist nicht nur viel verbreitet, sondern auch brillant kritisiert worden. Sie verlangen eben denkende Leser; und nun ist den dummen Menschen endlich ein Licht ausgegangen, das Sie und Ihr großes Können hell uui strahlt/' „Abendsonne/ meinte Luise ruhig. »Sie glänzt, aber sie wärint nicht mehr. Doch für solch einen letzten schönen Schein ist man dankbar

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Bozner Zeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 10.12.1898
Umfang: 8
mich das Bild, .welches Ihr Beide. Du und Mama dar stelltet^ eigenthümlich an. Es regle sich unwill kürlich' der. Wunsch in mir. daß es meine Frau sein möchte, die an Deiner Stelle sitze, 'oder^ nein,'ich drücke mich falsch aus, ich «Mischte einen Augenblick, Du märest wirklich meine Frau, Luise, und erwartest mm sehnlichst, daß der Gatte als Dritter in diesem gemüthlichen Buyde erscheine. Ein vermessener Wunsch, nicht wahr. Schwesterchen?' Luise rückte unruhig ihren Stuhl ein rvernz von Hugo

und traut machen kann, daß man kein Verlangen trägt nach dem Nerven aufreibenden Gesellschaftsleben. Der «ine so,der andere sol Habeich recht, Mama? wandte sich Luise fragend und mit liebenswür digem Lächeln an Frau Weichert. „Wie immer, mein Kind! Du bist so ver stündig und hast so gesunde Ansichten, daß es sür mich etwas herzerfrischendes hat. Dich dekatieren.zu hören. Aber da Du nunGesell- > schaft hast, liebe Luise.^ will ich doch heute noch den Geburtstagbrief an meine alte Freundin, Frau

von Schubert, beendigen, sonst kommt er wirklich noch zu spät. Ich schreibe stets des Abends, da habe ich immer die besten Gedanken. Also, liebe Kinder, unterhaltet Euch indessen; ich bin bald wieder bei Euch.' Frau Weichert legte die Arbeit bei Seite und begab sich auf ihr Zimmer. „Luise!' „Hugo!' Der erste Ausruf glich fast einem Seufzer, der zweite war eine theilnehmende Frage. „Ich bin sehr unglücklich Luise.' „Ich weiß es, mein armer Hugo.' Ein Zug des Mitleids verschönerte Luisens.zartes liehliches

Gesicht noch mehr. Hil^ zückte »hvT-w.i«dec nähe? , und ergriff ihre Hand. ' „Du sagst: .Mein lieber Hugo/ Luise: das verräth Theilnahme für mein Geschick. Ich glaube, das Schicksal hat uns Beiden, da es 'uns als Bruderbund Schwester neben einander stellte, einen falschen Platz angewiesen; wir würden besser als Mann und Frau zu sammenpassen.' Luise zog erregt ihre Hand aus der ihres Bruders. „Hugo! Es kommt Dir nicht zu. der artige Kombinationen zu machen; Du hast eine Frau und darfst

in mir nichts anderes sehen, als Deine Schwester. Und ich glaube, daß dieser Titel mich wohl zu so großer Theil nahme berechtigt, wie ich sie für Dich hege.' Hugo seufzte und strich mit der Hand über die Stirn. „Du bist das Muster einer edlen Frau, Luise; beneidenswerth der Gatte, der Dich einst sein nennt!' „Ich weiß nicht zu beurtheilen, Hugo, ob ich >- anders bin wie andere Frauen; ich weiß nur so viel, daß wie und was ich bin. ich es durch Deine Mutter wurde. „Meine Mutter!' sagte Hugo mit weicher Stimme. „Gebe Gott

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Lienzer Zeitung
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Seite 27 von 32
Datum: 11.05.1907
Umfang: 32
»- 151 j- Luise willigte darein, war e» ihr doch gar nicht uuailgeuehm, mit dem unholden, hübschen Freiherrn noch ein wenig zn plandern. Die beiden Knaben stürmten davon und überließe» Luise und von Glücksfelo einem seligen Alleinsein. Diese hatten noch keine große Strecke zurückgelegt, als sie an eine Wasserlache kamen, über die ein Steg führte. Luise stand rat los davor, da sie allein nicht hinüberzugehen wagte. „Ich trage Sie hinüber, Fräulein Luise,' sagte von Glücksfeld

, und ohne noch eine Antwort Luisens abzuwarten, hob der starke Mann die schlanke Gestalt auf seinen Arm und trug sie über den Steg. Luise mnßte, um das Gleichgewicht herzustellen, ihren Kopf an den von Glücks felds lehnen. Noch nie hatte Feodor ein so süßwonniges Gefühl empfunden wie jetzt, da dies holde Wesen sich so an ihn schmiegte. Ein unendliches Glück jubelte in ihm auf bei dem Gedanken, daß dies immer so bleiben könne. Ja, könnte er das zarte, hübsche Ge schöpf dnrch das Leben tragen, er würde glücklich

auf seinen Arme». Er hätte sie nicht niedersetzen mögen und wäre er darüber zusammengebrochen. Luise sah, daß sie als Last aus die Dauer doch schwer drückte. „Am besten wird es sein, wir ruhen hier ein wenig ans,' schlug sie vor. Behutsam ließ Feodor von Glücksfeld sie herabgleiten auf den Boden. Was die beiden zu plauderu hatten, darüber schweigt der Wald; aber an ihren Gesichtern konnte man schon erraten, daß hier einer dem andern tief in die Seele hineingesehen hatte und daraus etwas hervorleuchten gesehen

, das das Herz freudig nnd schnell schlagen ließ. Sie mochten beide eine halbe Stnnde in seligem Allesnmsich- hervergessen gesessen haben, als ein Fuhrwerk uahte mit Herrn von Umbrecht als Lenker. Man sah es dem guten Herrn an, daß ihn die Äugst um sein Schwesterkind gewaltig anfgeregt hatte. Bei beiden angekommen, machte er Halt. „Aber, liebes Kind,' wandte er sich nach einer kurzen Be grüßung von Gliicksfelds an Luise, „wie hat das Unglück geschehen können? Ist das Bein gebrochen! Ich werde sofort

meinen guten, alten l)r. Martin bitten, herüberzukommen, oder wollen wir auch Papa rufen?' Feodor von Glücksfeld wurde grau und blan vor den Augen. Wenn Luise nicht noch einmal zu einer Notlüge griff. — Doch diese blieb Herr der Situation. „Nein, Onkelchen, so böse ist es nicht geworden. Hans und Martin haben das Übel Wohl schwärzer ausgemalt, wie es wirklich ist. Ein Bruch ist es nicht. Doch wird es am besten sein, ich fahre mit dem nächsten Zuge nach Hanse in Papas Klinik.' „Tante

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 23.01.1899
Umfang: 6
Beilage zu Nr. 18 der „Bozner Zeitung' vom 23. Jänner 189S. Nachdruck verboten.) Ada. » » » - Roman von (10S Fortsetzung.) Sie hatte heute wieder ihren .guten Tag', die junge Witwe, und ihre immer vortreffliche Laune belebte augenblicklich die etwas stille Gesellschaft der drei Personen. Luise war es sehr lieb, daß Helme gekommen, hatte sie doch nun nicht nöthig, sich ««»schließlich ihrem Bräutigam zu widmen, dessen schmachtende Zärtlichkeit sie inkommo dierte. Helene von Branden zeigte

sich heute von einer ganz neuen Seite und frappierte dadurch nicht nur Frau Weichert und Luise, sondern auch den Assessor. Er ließ sich von dieser neuen Erscheinung blenden und bedauerte fast sein harte», vorschnelles Urtheil. Vielleicht hatte er ihr doch zu viel gethan, vielleicht irrte er sich, vielleicht war sie nicht schlecht, sondern nur leichtsinnig und meinte es mit Luise wirk lich so, wie sie that. Helene übte sich nämlich heute in ihrer neuen Rolle. Sie war merkwürdigerweise heute gar

nicht boshaft; sie erzählte keine einzige pikante Neuigkeit, wie sie doch sonst stets solche zum Besten gab. Kurz und gut, sie war eben nicht mehr Helene von Branden, sondern eine Andere, von dieser ganz Verschiedene. Schmachtend und sentimental sprach sie viel von der wahren Herzensfreude, die e» ihr mache, zwei so gute und ihr so liebe Per sonen, wie Luise und Richard von Schubert, glücklich vereint zu sehen. Ja, als sie dem letzteren, schelmisch mit dem Finger drohend zu seiner Verlobung gratulierte

, fügte sie mit einem scheinbar unterdrückten, schmerzlichen Seufzer hinzu: »Es ist alles Bestimmung im Leben, Herr von Schubert, glauben Sie mir! Und Ihnen war Luise bestimmt; nur sie allein, die Edle und Gute.ist würdig Ihre Gattin zu werden, wie ich ebenfalls für meine kleine Freundin keinen besseren Mann wüßte, als Siel' Dann wandte sie sich schnell ab und that, als müsse sie ihren herben Schmerz, daß sie diesen Eldelsteinzu spät erkannt, niederkämpfen. Es gelang ihr sogar, einige Thränen hervor

sich zu gleicher Zeit, und da er, eitel wie alle Männer, sich durch den gut gespielten Schmerz der Branden ge schmeichelt fühlte, begleitete er sie galant an ihren Wagen. Dort küßte er — wie um Vergebung bittend für sein hartes Urtheil — ihre Hand, und noch einmal wallte eS heiß in ihm auf, doch nur einen Moment, dann ließ er Helenens Hand fallen. Richt um eine Welt hätte er Luise für Helene hingegeben. Auf dem Heimwege überlegte er noch einmal genau, wie die kokette Frau einst mit ihm gespielt und ihn genarrt

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Seite 2 von 10
Datum: 31.01.1903
Umfang: 10
das Geheimnis, Luise erfuhr es noch immer zu früh. — Eines Morgens, als man eben das zweite Früh stück einnahm, meldete der alte Georg den Lord Brandon. Luise begrüßte ihn mit den ausgesuchtesten Artigkeiten, Amalie und Arthur höflich und zurück haltend, wie sie ihn stets behandelt hatten. Man erzählte über die Erlebnisse des Winters auf Sandorf und zeigte der Lord sich erstaunt, eine solche Lösung des SpukeS zu finden. Der Lord hin gegen ttttwarf ein verlockendes Bild von dem Leben m Paris, und man sah

, Amalie ein antik goldenes Kreuz, Rosa sollte ihr Andenken erst nach ihrer Rückkehr erhalten und Luise fand in dem feinen Maroquinetui ein Medaillon, strahlend von Diamanten. „Lord Brandon, Sie beschämen uns, Ihre Ge schenke find so reich, als daß wir dieselben annehmen dürfen,' sagte Arthur. „Eine Weigerung würde mich tief verletzen, nehmen Sie dieselben so an, wie ich sie Ihnen gebe, von Herzen.' Liebkosend fuhr Luise über das strahlende Ge schmeide, indem sie sagte: „So nehmen Sie unseren wärmsten

Dank, aber erfüllen Sie auch die Bitte, für die Zeit Ihres Aufent haltes der Gast in Schloß Sandorf zu sein. Auch eine Weigerung Ihrerseits müßte uns verletzten.' „Mit tausend Freuden nehme ich das Aner bieten an, habe ich dann doch das Glück, stets in Ihrer lieben Familie zu sein.' So hatte Luise gesiegt, Arthur hätte die Ein ladung nicht über die Lippen gebracht. An einem der folgenden Tage ließ der Lord sich vom alten Georg die Stelle des Ueberfalles zeigen, und knüpfte dabei eine Unterhaltung

viel kostbarer erschien, als nach Schätzen zu suchen, die gar nicht vorhanden waren. Die Geschwister überzeugten sich schon nach kurzer Zeit, daß zwischen Luise und dem Lord fich ein intimes Verhältnis gestaltete, und waren sie nicht mehr überrascht, als sich das glückliche Braut paar ihnen vorstellte. Die Verlobung wollte Luise aufs festlichste gefeiert wissen, obschon Amalie und Arthur es nicht passend fanden für eine Witwe. Nichtsdestoweniger traf sie die glänzendsten Vorbe reitungen, ihr Vermögen

, es war der Familienschmuck der Brandons, den der Lord im letzten Augenblicke noch der geliebten Braut geschenkt hatte. Es war ew Meisterwerk aller Kunst, und die Diamanten waren von immensem Wert. Luise schwelgte in Glück und Glanz! Sehr befriedigt von dem Feste kehrten die Gäste heim, aber wie verschieden mochten die Urteile sein, die im Dunkel der Wagen über die Verlobung ausgesprochen wurden. Einige Tage nach dem Feste fitzt Lord Brandon neben Luise im Gartensaal, fie waren viel allein, well die Geschwister fich

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 12
Datum: 21.08.1897
Umfang: 12
er sich jetzt dem Bctt seiner Gattin. Luise saß am Kopfende desselben. „Habe ich nicht immer gesagt, dass sie von himmlischer Güte sein muss,' flüsterte Mary. „Es ist wahr, Frauchen,' entgegnete Gerhard ernst. „Doch der Arzt hat Dir geboten. Dich ruhig zu verhalten.' Mary nickte und zog die Rechte des Gatten an ihre Lippen und drückte einen langen Knss auf dieselbe. „Aber Fräulein Waldern muss auch fernerhin bei mir bleiben; bitte sie darum. Lieber.' „Ich bleibe gern,' sagte Luise schnell. Stundenlang saß

sie dann regungslos an dem Lager der Patientin. So war es Abend geworden. Die Zofe hatte längst die verschleierte, von der Decke des Gemaches herabhängende Ampel angezündet, als Marys Augen sich endlich wieder öffneten. Es lag jetzt ein seltsamer Glanz in denselben. „Wie fühlen Sie sich jetzt, theure Frau.' sagte Luise mild; „ich sende zu», Arzt, falls sich Ihr Zustand verschlimmern sollte.' „Zum Arzt? — nicht doch; ich wünsche nur meinen Gatten herbei —' Den leuchtenden Blick nur in das Gesicht des Mädchens

haben würde und ich — nicht die kleine hässliche Mary Gerding gewesen, sondern eine schöne Frau.' Sie unterbrach ihre Rede. Die Thür hatte sich in diesem Augenblick geräuschlos gcöfsuet und Gerhard Türmer trat zu den Damen. Nachdem er Luise mit einer achtungsvollen Verbeugung begrüßt, neigte er sich über seine Frau und berührte die Stirn derselben mit den bärtigen Lippen. Dann erkundigte er sich theilnehmend nach ihrem Befinden. Als diese aber niit ihrem wundersamen Lächeln erklärte, dass eS ihr gut gienge, warf

er — 81 — „Das ist mir lieb,' entgegnete der Arzt. Der Alte nannte nun Namen und Stand der Verunglückten. „Allmächtiger!' rang eS sich jetzt jedoch über die Lippen Luisens. Soeben hatte der Doctor eine vorbeifahrende Droschke zum Halten nöthigen lassen. Nun wendete sich der junge Arzt an Luise und sagte bittend: „Nicht wahr, gnädiges Fräulein, Sie leisten mir bei der Ueberführung der Patientin Beistand?' „Nein, nein, nein, nein!' hätte sie ausrufe» mögen. Aber ein Blick in das leidcuSvolle Gesicht der Verunglückten

genügte, ihr eine ganz andere Antwort auf die Lippen zu legen. In der That erklärte sie sich nun, wenn auch mit merklich bebender Stimme, dazu bereit — mit dem Arzte zusam men — die arme Frau, welche die Gattin des EisenbahndirectorS Türmer war, in das HauS ihres Gemahls zu geleite». Es war wirklick die Gemahl!» Gerhard Türmers, welche hilfsbereite Hände null auf den Polstern des Mietwagens betteten — wirklich sie, die Luise dann, das Herz voll unsäglichen Mitleids, mit ihren Armen stützte. Bald hielt

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Alpenzeitung
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Seite 4 von 4
Datum: 15.06.1940
Umfang: 4
Augenblick. Dieser Augenblick fängt da an, wo dvs Mädchen von der Mutter verlangt, wie ein erwachsener Mensch behandelt zu wer den. Es ist unmöglich für ein Mädchen ^ '7' l!icktü?r'sie iustw mach-nwü!de ?s Täter von Diebstählen usw. ermitteln gibt in diesem Augenblick dann zwei sehr > iìmackt'li«tte^ Geràni» ?ek «Ä Sà à à, niaen lind gekommen Das war fu- die Polrzeibe- Vorher war Luise -in kleines Mädchen, dàn ,^^lch.edenen Anlaß aber auch m beruhigen. Ein Indier be hauptet. er könne mit der Trommel

abgehalten. Die Seele des teuren Abgeschiedenen wird dem Gebete empiohlen. M a i a a l t a, den 13. Juni 1910 In tiefster Trauer- Marie Spitaler, geb. Alunger. als Gattin; hlas Spilaler. Anlon Spilaler. als Brüder; Wltwe Anna Steiner, geb. Spilaler, Maria Adler, geb. Spilaler, als Schwestern. Im Namen aller Verwandten. das der Mutter, alles, aber auch alles erzählte. Und nun scheint Luise au! ein mal verliebt zu sein. Die Mutter fragt sich, in wen? — Wie sielit er aus? — Hat er sie schon geküßt? — Wohin

geht sie denn eigentlich, wenn sie sich abends io schön zurecht macht und eine ganze Stun de gebraucht ehe sie bereit ist, um auszu gehen? Die Mutter würde von der Tochter Luise sehr schnell erfahren, wie es um das kleine, junge Herz bestellt ist, wenn die kleine Luise nicht befürchte» müßte, von genug, die gemachten Vorschläge zu unter breiten. lange stilliegen und „Braten' in Mutter nicht ernst genommen zu Sonne. Man bewege sich daher lieber in Werden.'Wir werden alle älter

, was die Tochter tut. Aber es gibt für ein empfindliches Gemüt nichts Gefährlicheres, als eine Liebesge schichte, ein ernstes zartes Verliebtsein ins Lächerliche gezogen. Wenn Luise also der Mutter gegenüber anders ist als sonst, dann geschieht dies, weil Luise befürchtet, daß die Mutter sie auslacht, wenii sie ihr erzählt, sie sei in den jungen'Mann verliebt, der an der Ecke in dem großen Geschäft arbeite. Und diele Furcht geht nord weiter. Luise hat Angst, die Mutter könnte bei der näch sten

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 10
Datum: 07.08.1897
Umfang: 10
ist wieder mit — 60 — Die Stimme des Herrn Wild unterbrach hier das Gespräch der beiden. Einen jungen, stattlichen Mann am Arm, sagte er nun, nur zu Luise gewendet: „Sie erlauben wohl, gnädiges Fräulein, dass ich Ihnen meinen Neffen vorstelle: Doctor der Medicin Alfred Wild. Der gute Junge ist nur heut ebenso unversehen wie Freund Turnier ins HanS geschneit!' Und jetzt auf Luise deutend, sagte rr rasch: Fräulein Luise Waldern — Steuer raths Lnising,' fuhr er mit komischer Betonung fort, „von der uns die kleine Räthin schon

und eS gehörte wenig Menschenkenntnis dazu, um ihnen anzusehen, dass sie Gefallen an einander fanden. Als Luise nach dem Frühstück an Lotte die Frage richtete: „Da ent spinnt sich wohl etwas für die Zukunft?' zuckte die junge Frau nur die Achseln. Wie Luise dann jedoch hinzusetzte: „Aber warum denn nicht, Lotting? Schon dein Aeußern nach Passen die beiden ja so gut zusammen,' entgegnete die kleine Rathin: „Irma ist arm wie eine Kirchenmaus. Und was soll der junge Mediciner wohl mit so einer Unnöthigen

er dabei ganz zu guterletzt. Niemand achtete dar auf, dass das Auge des Mannes nun einen kurzen, forschenden Blick in das Gesicht des jungen Mädchens warf und dieses dabei die Farbe wechselte. „Der Tag ist heute wirklich zu einem vollendeten Freudentag für mich geworden,' sagte Wild dann, während sich der Wagen wieder in Bewegung setzte und er neben demselben herritt. „Noch vor meinem Kaffeestündchen überraschte mich Freund Türmer,' setzte er hinzu, einen scheuen Seitenblick auf Luise werfend

hatte Luise Wäldern die unerwartete Kunde vernommen. Nur mit Mühe vermochte sie dabei einen SchreckenSrns zu unterdrücken. Ihr ganzes Seelenleben gerieth ja in Erregung bei der Vorstellung, dem Manne unter die Augen treten zu sollen, welchem ihre Jugendliebe gegolten und der ihr noch immer theuer war. Wie sehr, wie innig — das empsand sie erst jetzt. Gerade deshalb aber dünkte eS ihr so fürchterlich, dass sie diesem unerwarteten Wiedersehen nicht entgehen konnte. Er war der Gatte

einer andern — und sie liebte ihn noch immer! Der Gedanke machte sie schaudern. Und sie hätte laut aufschreien mögen. Da fühlte sie, wie Lottes warme Finger um ihre Richte sich schlangen. Nur einen Augenblick trafen sie die Blicke der jungen Frau; die Warnung, welche sie aber damit erhielt, fiel auf keinen unfruchtbaren Boden. Mit Aufgebot ihrer ganzen Kraft bezwäng sich Luise. Nun Steurrrath< Luise. Iv

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Zeitungen & Zeitschriften
Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 10.08.1897
Umfang: 8
, ich könnte es nach dieser Stunde Mary entgelten lassen, dass ich im Grunde genommen ein unglücklicher Mensch bin. Unterbrechen Sie mich nicht, wenn ich bitten darf. Was ich sagen will, sage ich doch. Denn Sie müssen es ja erfahren, dass ich meinem Weibe Treue zu halten gewillt bin, sonst kommeu wir zu keiner gegen seitigen Aussprache. Ja, ja, Sie können niir ruhig einen freundlichen Blick gönnen, ohne sich als Ehevernichterin zu fühlen, Luise: Ich denke nicht daran, mich dieses Wiedersehens halber von meinem Weibe zu trennen

. Ich darf nicht daran denken, wenn ich nicht zum Mörder an einem Wesen werden will, dessen einziger Fehler eS ist, falls Sie von feiner äußerlichen Reiz losigkeit absehen wollen, dass es mich zu leidenschaftlich liebt.' „Dann dürfen Sie sich aber auch nicht einen unglücklichen Menschen nennen, Gerhard', flüsterte Luise. ES war ihr schwer geworden, ihn in der alten vertraulichen Weise anzureden. Und doch schien sie ihm damit eine so große Freude zu bereiten. Wenigstens zuckte es wie Sonnenschein

über sein ernstes charaktervolles Ge sicht und die Hand des Mannes streckte sich nach der ihren aus. Nur eine kurze Spanne Zeit lagen ihre Finger dann in der feinen. Aber Luise nannte diesen Augenblick innerlich doch „den glücklichsten' in dem langen Jahrzehnt, welches sie. von Gerhard getrennt, verlebt. Gleich darauf aber durchschauerte eS ihre Seele, dass sie vielleicht eine Sünde begehe, wenn sie so fühle. Und rasch, mit einer fast heftigen Bewegung, entriss sie ihm ihre Hand wieder. „ES darf

: „Ich bin durch Wild — den ich für — SteuerrathS Luising in Z. zu interessieren gemusst, auf dem Laufenden erhalten worden. Das heißt, ich kenne ihre Lebensschicksale, Luise. Ebenso wie ich weiß, dass Sie jetzt auf dem Punkt stehen, sich einen neuen Erwerb zu suchen. O, wie gern möchte ich diese Sorge von Ihren Schultern nehmen. Aber darf ich es es denn überhaupt wagen —' „Nie — nie — nie!' unterbrach Luise ihn hier auch schon. Als sie sich aber erheben wollte, um einer Fortsetzung des Gespräches zu entfliehen

, drückte er sie mit sanfter Gewalt wieder auf den grünen Moosteppich nieder und sagte erst: „Ich weiß eS za, dass Sie so denken, Luise, ich bin deshalb auch weit entfernt davon, Ihnen meine Hilfe anzubieten. Arbeiten Sie auch ferner für das tägliche Brot, aber gestatten Sie mir wenigstens, Ihnen einen Rath zu ertheilen.' Und als sie mit leisem Kopfneigen hierzu ihre Einwilligung gegeben, begann er davon zu sprechen, dass sie vielleicht besser thnn würde, eine Pension für heranwachsende Töchter

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 14.02.1899
Umfang: 6
in demselben zu lesen, fragte sie: »Du wirst meine Bitte erfüllen, Luise, Du begleitest mich heute Abend in den Pavillon?' .Nein!' erklang es energisch von Luisens Lippen. Um keinen Preis wollte sie die Hand zu einer solchen Thorheit bieten. DaS Rendez vous im Gartenpavillon durfte auf keinen Falk stattfinden, zu heilig waren für Luise Name und Ruf ihrer Familie. Eine fahle Blässe überzog Ada» Gesicht bei der kurzen Abweisung, welche sie von Luise erfuhr. »Nun gut/ sagte sie mit kalter Ent schlossenheit, »so gehe

war Luise aufgesprungen, und Adas Hände umfassend, rief sie in höchster Angst: »Um Gotteswillen, Adal Du wolltest im Ernst allein zu jenem Rendezvous gehen? Du bedenkst nicht, daß der leiseste Zufall einen Eklat herbeiführen kann, der Deinen Satten und unsere ganze Familie kompromit tiert? Ada. wenn Du das zu thun fähig wärest, würde ich Dich verachten. Vor allen Dingen aber werde ich Deinem Leichtsinn, Deiner Unüberlegtheit vorbeugen; ich werde meinen Bruder noch heute von der Gefahr unterrichten

, welche seiner Ehre und unserem guten Namen droht!' »Luise?' schrie Ada. entsetzt auf. »Ich beschwöre Dich, diesen Schritt nicht zu unter nehmen. Da könntest ihn tief bereuen. Kannst Du Dir denken, wie einem Spieler zu Muthe ist. der seine ganze Hoffnung auf eine einzige Karte gesetzt hat; der sein letztes Geld daran gewag,, um alles, was er verloren, mit einem Schlage zurückzugewinnen und dessen Leben nun von dem Lauf abhänget den die auf der Roulette rollende Kuzel nimmt? In dieser Lage, Luise befinde

ich mich; ich bin eine verzweifelte Spielerin. Heute gilt eSfür mich, entweder meine Feinde zum Schweigen zu bringen und in Zukunft ein ruhiges, glück liches Leben an der Seite meines Gatten zu führen, dessen Liebe unir Verzeihung ich durch strenge Pflichterfüllung und demÜthrgeS Wesen mir zurückerobern will, oder —? Ich weiß noch nicht, ich mag nicht daran denken, waZ dieses.oder' für mich bringen könnte. So viel nur sage ich Dir, Luise, hinderst Du mich daran, dieken letzten Trumpf auszuspielen, so hast Hu einen bestimmten

, egoistischen Zweck dabei, im Auge;, dann glaube ich, da» »« Dir angenehm ist, mich von Feinden umringt zu wissen, die mich vom meinem Gatter« trennen wollen. Dann theilst auch Du die selbe Absicht mit ihnen. — Du bist danw ebenso wie Helene nur daruf bed«cht, mich von Hugo» Seite zu verdrängen, um selbst! ihn besitzen zu können.' Ada hatte mit erhobener Stimme, in fast drohendem Tone gesprochen. Luise wich ent setzt vor ihr zurück. Der Ausdruck in AdaS Augen war erschreckend. .Ich sehe. Ada.' erwiderte

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 24.01.1899
Umfang: 6
nicht mehr so ruhig leben konnte, wie früher, war auch sein gemessenes, gleichmäßiges Wesen ein-für alle mal dahin. Das Rauschen von Luisens Kleid war schon im Stande ihn süß zu durchschauern, und war sie in seiner Nähe, schien er ihre süße, liebliche Gestalt mit den Augen zu verschlin gen. Er beachtete weder die warnenden Blicke seiner Mutter, noch das ironische Mundoerziehen seiner Frau. Er war nun auf einem Standpunkte angelangt, wo ihm alles gleichgiltig war, was nicht Luise und seine Liebe

zu ihr betraf. Wenn der Name des Assessors von Schubert in seiner Nähe genannt wurden, blitzten seine Augen unwill kürlich zornig, und oft sogar ließ er sich zu boshaften Ausfällen gegen diesen hinreißen. In Schuberts Abwesenheit nannte er diesen nie anders als: .den Ritter Toggenburg/ oder: .den Troubadour'! Sein Sinnen und Trachten gieng nur darauf hinaus, diese Ver bindung mit Luise und Schubert zu hindern. Er hatte, vermöge des Scharfsinnes eines liebenden Herzens, längst entdeckt, daß Luise

unterdrücken, und nur mit größter Mühe gelang es ihm, sein Gesicht zu einem so auf merksamen Ausdruck zu zwingen, wie es das Thema, welches Frau von Branden ange schlagen, erheischte. Es wurde Hugo nicht so leicht, die schöne Wittwe für seinen Blan zu gewinnen. Die ganze Eifersucht Helenens wurde rege, als sie hörte, um was es sich handelte. Zwar hütete sich Hugo wohl, dieser Schlangennatur auch nur das geringste Zugeständnis bezüglich seiner Liebe zu Luise zu machen. Aber Helene hatte klar durchschaut

, was Hugo veranlaßte, die Partie für unangemessen zu halten und eine Lösung des Verlöbnisses zwischen Luise und Richard von Schubert herbeiführen zu wollen. Daß sie selbst noch die Hand dazu bieten sollte, ihren mit so viel Schlauheit ersonnenen Plan zu zerstören, wollte ihr durchaus nicht in den Kopf. Hugo mußte seine feurigste Überredungs kunst aufbieten und sich sogar zu einigen Komplimenten für Helene herbeilassen, um wenigstens das bei derselben zu erreichen, daß sie ihm versprach, ihr Möglichstes

thun zu wollen, um den Assessor zum Rücktritt zu bewegen. Helene lag viel daran, sich Hugo gefällig zu erweisen, um seine Sympathie zu ge winnen. Es erschien ihr auch nicht so schwer,» später eine neue Intrigue zu erfinden, um Luise aus dem Wege zu schaffen. Sie lächelte heimtückisch, als die Portieren hinter Hugo geschlossen und er. mit erleichtertem Herzen aufathmend die Wohnung der Witwe verließ. „Freue Dich nicht zu früh! Noch stehe ich zwischen Dir und Luise, und lieber würde ich in das Lager

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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 9 von 10
Datum: 19.08.1922
Umfang: 10
Juni, war Aufruhr in der Mädchenftub«. Mama zankte, die Töchter weinten und lachten, Papa hatte den Rückzug angetreten. lünd der Grund? Onkel Peter hatte alle fünf efchwister zu sich geladen. Jawohl, er getraute sich das. Er hat keine Töchter, der Glückliche, dachte Herr Stegemann, und weiß nicht, was Eine Woche später Mte sich , ein Dahnabteil mit Stegemanns Töchtern — 1 Mila, Luise, Flora, Nelly und Emma fuhren jubelnd und schwatzend ab — eine Mädchenkompagme in grau-roter Uniform. Onkel Peter

Luise!' — in einem Ton, sage ich Dir, der mir ins Herz drang. Und doch gehört meine Liebe Gerhard und sein Herz — so hoffe ich — mir. Es umarmt Dich aufs zärtlichste Deine überströmend glückliche Luise.' Sie hatte den Kopf tief auf den Tisch gebeugt, die Feder in Bereitschaft, die junge Flora, starrte seit einer halben Stunde auf ihr Brief papier und jagte irgend einem Gedanken nach, der sich nicht haschen ließ. Endlich blickte sie zu ihrer Schwester Mila auf. „Was soll ich ihr noch schreiben

, das bestimmt: die Männer nehmen am Hochzeitstag den Namen ihrer Gemahlin an! Doch auch dann wäre dieser Arno nicht mein Fall. Neben Gero — ich tarnt» nicht än dern — schrumpft er zu einer Null zusammen. Gero ist einzig. Witte, schilt mich nicht unbe scheiden. aber ich glaube,- daß ich Gero wirklich nicht gleichgültig bin. Gruß, Kuh — Mila/' Eines Nachmittags entriß sich auch Luise ihren Lieblingsbeschäftigungen und verfaßte fob genden Brief: „Teure Leontine! Ich -wünschc Dir zu Deinem Geburtstag herzlich

beschreiben, denn Du, mein armes Kind, hast ja so etwas noch nie erlebt, bist ja auch zwei Monate jünger als ich. Du weißt, daß ich immer unter der Last meiner ältern drei Schwestern seufzte, so auch hier. Ich war der Backfisch und sollte immer mit Emma spielen, während die drei, Mla, Luise und die hochpoe tische Mora, schauderös mit Gerhard kokettier ten. mit Gerhard, den ich selbst so unsäglich liebte. Gestern, wir waren allein im Pavillon, gestand er mir plötzlich seine Gefühle. Ich hatte mir solch

eine Erklärung umständlicher gedacht. Cr rang gar nicht nach Atem, fuhr sich nicht einmal nervös ins Haar. Er nahm mich einfach in die Arme, küßte mich fest und fragte mich, ob. ich feine Frau werden wolle. —< „Aber ja, gern,' sagte ich. „Wenn ich klein bin, schadet nichts, ich werde schon noch wachsen.' Ich juble und jauchze. Aus dem Backfisch wird im Hand umdrehen eine Frau. Juchhei Gratuliere ge schwind. damit Du die Erste bistl Mla, Luise. Mora werden grün und gelb vor Neid werden. Sie Wissens

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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 25.08.1920
Umfang: 6
. Und wenn du es nicht selber unternehmen willst, dann solltest du wenigstens eine andere Perlon an deiner Statt kinschicken. Denn die Mutter Gottes sieht das Herz und den Willen an, nicht das Vermögen.' Die Delama rüstete sich zu einer energischen Abwehr, als es anklonfte und Luise bescheiden ins Zimmer trat. „Grüß dich Gott, ma toute belle.' rief die Besucherin er freut über die Unterbrechung und küßte das Mädchen mit schmatzendem Geräusch auf beide Wangen. „O. wie du wieder hübsch aussiehst — nun. nun. ich bin eine alte

Iunnfcr. Vln- lippa, ich werde sie nicht eitel machen. Ja. wenn ein junge: Mann ihr das gesagt hatte!' .. „O gnädiges Fräulein, wie dürfte ich es anhören!' „Warte nur. die Kavaliere beim Schützenfest — freust du dich schon recht?' Luise wurde rot und bleick und stotterte etwas. Aber die Delama inauirierte weiter: ..Wir werden diesmal ni-st.- Herren Offiziere haben, das sind doch immer die besten Tän zer. Nun. du hast deine Tänze gewiß schon alle vergeben. — Nicht? — nur einen? — ah. an Herrn

von Altlechen — ei ja. mich zieht er natürlich nicht aus zum Tanzen.' Luise wurde immer verlegener und stand mit niederge schlagenen Augen da. während die Delama lustia ihrecFreun- din zublinzelte. He, wie sich das Mädchen verriet! Nun ja. sie hatte es ja gewußt, ihrer diplomatischen Kunst konnte nicht Glasmalereistraße, die er sofort angetreten hatte, wurde er- wiesen. Cr hatte sein Quartter sogar schon eine Woche voraus- bezahlt. fein Gepäck war in schönster Ordnung, cs enthielt bloß Wäsche. Kleider

in der hiesigen Turnhalle ein Liederabend der be kannten Konzertlänaeri» Fräulein Bertha Wachtier aas foleichUtwas widerstehen. Aber Tante Philipp« batte Mit leid rmd trug dem Mädchen auf, Limonade und Konfekt Iyr= beizuschaffen. „Ich habe nicht viel zuHause. liebste Imma.' sagte sie — „du mußt schon exkusiercn. daß die Aufwartung bescheiden ausfällt. Nur was für den Durst und ein uralt Stückchen Biskuit.' Als Luise endlich freigekommen mar. flüchtete sie in bis Garten, wo Therese mißmutig in einer Hängematte

lag und sich langsam schaukelte. „Die Delama ist oben,' sagte Luise unb warf sich ins Gras. „O, das abscheuliche Weib mit ihrer Warze mir dem Kinn.' „Dafür kann sie doch nichts.' „Sie ist mir nun einmal verhaßt.' „Mir auch, Therese— o Gott, verzeih mir das UmecM.' Und dann fingen die Mädchen an. Haselnüsse »ist den Zähnen aufznknacken und von Anton zu reden, der für den nächsten Tag erwartet wurde. »st Die Schwestern waren im Gastzimmer um es für Anton herzurichten. „Es gibt Forellen heute abend

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Volksbote
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Seite 6 von 12
Datum: 23.03.1922
Umfang: 12
. Mit ihm ist ein tiefreligiöser, cha raktervoller, arbeitsfreudiger Mann, sorg samer Hausvater und geachteter Mitbürger, der ftüher auch durch längere .Zeit in der Gemeindevertretung tätig «nd viele Jahre hindurch ein tüchtiges Mitglied der Musik kapelle war, von hinnen geschieden. An sei- - nem Grabe trauern drei wohlerzogene Söh ne. Die Gattin ist erst vor einigen Monaten Ihm in den Tod vorangegangen. Gr ruhe im . Frieden! Mafi, 18. März. (Der schwarze» Luise Glück und Ende.) Die im gan zen Oberland'so gut bekannte Luise

ist also bis nach Bari in Süditalien auf der Flucht vor ihren vielen Gläubigern vsrgedrungen. Dort in Bari hört da» Land auf und für Me SMmeuitag, den 28 . «Lrz «SL. Luise hotte dott überall alles auf, well keine Leuts mehr zu finden waren, welche der Luise auf ihre schönen Augen hin Geld, wenn auch zu 15% Zinsen, geliehen hätten. Heber das Meer riskierte es die Luise auch nicht, weil drüben nur Aschanti und Zulu und andere gelbe oder schwarze Völkerschaf, ton zu treffen sind, aber sämtliche ohne Lire! Und so kam

die Luise in ihre Heimat wieder zurück, allerdings diesmal in Begleitung der Hüter und Wächter des Gesetzes. Im Fa sching war es, wo in Mals auf offenem Platz Luisens Glück unter ungeheurem Bei fall gespielt wurde. Niemand hätte damals darangedacht, daß das Ende Luisens schon so nahe wäre und nun ist es da: Luise sitzt im Arreste beim Bezirksgerichte Glurns und hartt der kommenden Dinge. Auch der Be such ihrer vielen Gläubiger vermag sie nicht zu trösten. Es hat sich eben alles geändert. Früher

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Bozner Nachrichten
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Seite 3 von 8
Datum: 03.07.1923
Umfang: 8
. Er begleitete Luise bis außerhalb des Stadtbildes, von wo sich der Wiesenweg im Tale weiterschlängelte, ohne daß die beiden die wachsende Entfernung vom Orte so recht wahrgenommen hätten. Da lockten ihn rote Steinnelken und gelbe Primeln zum Pflücken, und er drückte mit schmeichelnden Worten das lose Blumengewinde der schönen Begleiterin in die zögernde Hand. Bruno kehrte gewöhnlich nach seinen sportlichen Bergtonren spät abends müde, aber seelisch gekräftigt nach Hause zurück. Oskar wollte bis dahin

mit neckischen Plaudereien Luise die Zeit verkürzen und ließ es bittend sich nicht nehmen, Bruno in seinem gemütlichen Heime mit ihr erwarten zu dürfen. Luise gewährte es gerne dem Zungen Freunde ihres Mannes, dessen heiteres Ve len ibr öfters Zeichen des Zutrauens entlockte. .pcmiqekehrt, als bereits Venns als erster Stern Himmel blinkte, hatte Luise noch 5' im Haushalt zu besorgen; sie suz.m; die ^^'hange, ordnete noch manches im Wohn- zunmer und bereitete den kalten Imbiß und den Teekessel sur

frisch und würzig erhielten. Der metallene Klang der Schuhnägel und Bergstockspitzen verhallte in den Gäßchen. Nur Bruuo war uoch nicht heim gekehrt. Eine nachdenkliche Unruhe beschlich Luise; man gab das längere, unsichere Warten auf. Als Oskar im Vorzimmer seine Überkleider neh men wollte, entdeckte er plötzlich eine Depesche im Briefkasten, ivelche der Briefbote nachmittags in der Abwesenheit durch die messinggezähnte Türspalte hineinversenkt haben mutzte. „Bruno abge stürzt

, v e r w u u d e t.' Meh'r und näheres konnte im ersten Momente bis zum Eintreffen des Ziemlich entfernten Arztes nicht berichtet werden. Weil Luise den Nachtzug zum angegebenen Dörfchen kaum mehr erreichen konnte, beschloß sie nach den be schwichtigenden Auseinandersetzungen, die jeden auf tauchenden Gedanken an ernstere Gefahren be ruhigend zu unterdrücken suchten, in aller Frühe dahin zu fahren. Eine angstvolle Nacht, ein Mp- druck von dunklen Vorstellungen und bösen Zlhnun- gen lag auf ihrer Brust. Am frühen Morgen

reiste sie ab. Oskar, welcher sich Selbstvorwürfen nicht verschließen konnte, führte nachdenklich die bestürzte Frau zum Bahnhofe, immer aufs neue beteuernd, sie auf dieser bangen Reise nicht begleiten zu können; er hätte wichtige Geschäfte zu besorgen. Als Luise das Dörfchen und den friedlichen Pfarrhof unter beklemmendem Herzklopfen und Zittern betrat, mel dete ihr der Priester mit tröstenden, aufrichtenden Worten. Bruno sei, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, soeben verschieden

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Der Bote für Tirol
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Seite 7 von 14
Datum: 24.12.1903
Umfang: 14
, wo es ihm uuu endlich wirklich gelungen, ein knrzes Zusammensein mit Luise zu erzwiugen, reifte auch sofort der Ent schluß iu ihm, keine zweite derartige Gelegenheit vorübergehen zn lassen, ohne der Erwählten seine Liebe zu erkläre«. Hatte er aber erst das Jawort der Tenren, so sand sich auch wohl das „Weitere', meinte er hossnungsfreudig. Deuu die Furcht der Mut ter gründete sich doch 'wohl nnr auf deu Gedanken, daß er sein Spiel mit dem Töchterchen treiben wollte. Ernsten Absichten gegenüber

würde sie sraglos andre Seiten aufziehen. War er doch der Sohn eines reichen, hochangesehenen Mannes nnd konnte als solcher seiner künftigen Gattin ein glänzendes Los bieten. Was nun aber Luise selbst aubetraf, so besaß er mit seine« vier«ndzwanzig Jahren doch genügende Kenntnisse des Francn- herze«s, «m zu wissen, daß er dem j««gen Mädchen keineswegs gleichgültig sei. — Während so u«ser Bruder Studio daranging, sich die Zu kunft iu den leuchtendsten Farben auszumalen, spielte sich im Wohnzimmer

des Vorstadthäuschens ei« we«iger erquicklicher Auf tritt ab. Ohne eiu Wort' zu spreche«, hatte Frau Hei« Luise bis über die Schwelle des gauz hübsch eingerichteten Gemachs geführt. Wie sie aber mit zitternden Händen die Tür hinter sich geschlossen, ließ sie endlich den Arm des Mädchens frei nnd mit einer Heftig keit, die Luise nie vorher in dem Wesen der sanften Fran be merkt, kam es über die Lippeu derselben: „Ich verbiete Dir ein- für allemal, in meiner Abwesenheit mit diesem Herrn Arndt irgend welches Gespräch

zn führen. Noch mehr — ich will nicht, daß Du überhaupt die Annäheruug ciues Mannes au Dich gestattest!' „So hat also uuser Mieter doch recht,' erwiderte Luise, auch' erregter als es sonst je ihre Weise: „Dn hassest die Männer und willst 'mich empfinden lehren, wie Dn selbst empfindest. Aber warnm? Hast Du im Leben so bittere Ersahrungen gemacht? Sollte mein Vater Dir so viel Weh zngesügt haben, daß Tu seinet wegen das ganze Geschlecht verachtest?' — „Dein Väter!' wiederholte Frau Hein

, während sich ihre Augen mit Tränen füllten. Aber sie trocknete sie schnell wieder „Luise, komm i« das Hans — ich warte bereits mit dem Kaffee anf Dich!' uud ohue dem sre«iidliche« Gruß ihres Mie ters auch nur die gerittgste Beachtung zu schenke«, so erfüllt schien die Zeele der Dame darüber, daß sie die Tochter in der Gesellschaft des jnngen Mannes getrossen hatte, faßte sie die Hand des Mädchens nnd zog sie fast heftig in die Höhe. Aber noch ehe die Damen die Laube verlassen konnten, vertrat der Akademiker

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