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Tiroler Grenzbote
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Seite 4 von 8
Datum: 08.10.1943
Umfang: 8
ausgetragen wurden, beteiligten sich Schützen aus dem jflkkad Uai kem AMU. Ein Detektiv-Roman von Marian G e ß n e r. (Selbstverlag des Verfassers. Alle Rechte Vorbehalten.) I. Leichtfüßig eilte Luise Körner wie alltäglich gegen \ Uhr abends die Treppe zur Wohnung ihrer Tante An gelika Ewert hinaus. In einer Hand schwenkte sie unterneh- nungsluftig das neueste Abendblatt, aus dem sie der Tante mt diese Zeit gewöhnlich vorlesen mußte. Luise war ein reizendes, intelligentes Mädchen von !0 Jahren

- struieren wollten, sie hätten, sich bisher zu wenig um ihn ge kümmert. Auch war ihnen Ernst's Braut in keiner Weife sympathisch, und sie hofften im stillen, ihn doch noch von der geplanten Heirat abbringen zu können. So standen die Dinge an diesem Novemberabend, der dann einen so tragischen Abschluß nehmen sollte. — Das begann schon damit, daß Luise heute zweimal klingeln mußte, ehe Cilly ihr die Tür öffnete. Die Köchin entschuldigte sich umständlich. Sie sei gerade in der Speise kammer gewesen. „Schon

gut, liebe Eilly. Ist Tante Angi im Wohnzim mer?" Luise deutete dabei mit der Zeitung auf eine Tür, die direkt von der Küche aus in ein Zimmer führte. Cilly nickte zustimmend. „Ich glaube wohl." Doch in dem Wohnzimmer, dessen Tür Luise dann leise geöffnet hatte, war es überraschenderweise dunkel. „Tanfe Angi?" fragte Luise verwundert in das Dunkel hinein, ehe sie Licht andrehte. Es kam jedoch keine Antwort. Das Zim mer war leer. Auch in dem rechts angrenzenden Schlaf zimmer blieb alles still

. Cilly kam jetzt, das Tablett mit dem Teegeschirr tra gend, dem Mädchen nach. „Fräulein Ewert wird wahr scheinlich schon ins Speisezimmer gegangen sein", meinte sie. „Ich —". Plötzlich unterbrach sie sich verwundert. „Ach herrjeh, wie sieht's denn da aus? Die Schubladen aufge zogen, und — merken Sie nichts, Fräulein Luisle? — Der Geruch . . . das ist doch sonderbar . . . wie Aetherl?" Luise hatte bereits die Klinke der Tür in der Hand, die links nach dem „Salon" führte, an den sich das Spesiezim- mer

anfchloß. Im nächsten Augenblick stärkte sie betroffen auf die alte Köchin, die mit dem Tablett in der Hand neben ibr stand. „Cilly — die Tür hier — ist ja verschlossen!" „Sie werden sich irren, Fräulein Luise. Der Schlüssel steckt doch von dieser Seite — sehen Sie nur!" Luise Körner drückte noch einmal fest auf die Klinke, aber es war, wie sie gesagt — die Tür ließ sich nicht öffnen. Das Geschirr in Cillys Händen klirrte vernehmlich. „Was soll denn das fein? Wenn sie im Speisezimmer ist, Meute neuer

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 23.11.1938
Umfang: 6
, das der Hollen-Bastl halb sprach, halb sang, während seine knochigen, langen Finger kreuz und quer über die Zither tanzten. Die Wirtin kam und sagte, daß die Stuben bereit seien. Der unheimliche Zitherspieler brach sein Lied ab. Cr würde als rechter Fuhrmann die Nacht im Stall bei den Rappen schlafen; er wünschte eine recht gute Ruh'. Raimund stand auf; er spürte ein leises Schwanken von dem schweren Wein in sich. Die Melodie klang ihm immer noch im Ohr. Auch Luise fühlte auf einmal, wie müde sie war; darum

faßte sie nach Raimunds Arm. Dann geleitete der Wirt dis beiden über die Holzstiege mit dem schwer geschnitzten Geländer zum oberen Stockwerk. Der „Pfaff vom Kahlenberg" schaute ihnen aus dem Bilder- nahmen mit seinen Schalksaugen fröhlich nach, und der Hollen- Bastl murmelle: „Sakra, sakra, die werden a gute Nacht haben!" Dann spielte er sich selbst noch ein Lied; das hatte eine gar wilde, erregende Melodie. — Droben brachte Raimund Luise bis vor ihre Stubentür; zwei brelle Betten mit hochgetürmtem

, kariertem Bettzeug standen an der Wand. Cr reichte Luise ihren Federnhut, den Muff und den mausgrauen Mantel. „Gute Nacht, Luiserl." Der Wirt stellte unterdessen das andere Licht in die schmale, kleine Kammer auf der anderen Sette des Ganges. Dann stteg er wieder mtt schweren Tritten die Treppe hinab. Als er die Tür zur Wirtsstube öffnete, hörte man ein Stück des wilden Liedes, das sich der Höllen-BasÜ zur eigenen Freude jang und spielte. Die Melodie schwang bis vor die Zimmertür. an der Luise

und Raimund noch immer einander gute ytacht wünschten. „Du, Ferdl, hat da nix geknistert? Am End' gibt's Mäuse hier!" Raimund mußte lachen: „Mäuse gibt's überall, warum net hier." Luise zog ihn an der Hand ins Zimmer. „I furcht' Maus' wie den Tod! Geh', schau, da huscht was!" Geduldig schaute er nach, doch es zeigte sich keine Maus. Da für entdeckten sie aber eine großmächtige, schwarze Spinne, die gerade über dem einen Bett baumelle. „Uije, a Spinnen, da schlaf' i die ganze Nacht net!" Das von soviel

Zimmer. In der einsamen Kammer gegenüber aber brannte nutzlos eine Kerze herab bis zum Stumpf. . . Auf einmal hatte die Welt ein anderes Gesicht; war das der Frühling? War es die Liebe? Raimund schien endlich an einem Ziel angelangt zu sein. Jener Ausflug nach Kahlenbergdorf hatte ihn verwandelt, er begann das Leben leichter zu nehmen. Luise bedeutete ihm eine gute Lehrmeisterin. Die Kritik schrieb, das beliebte Darstellerpaar fei gelöster denn je im Zusammen- spiel. Das Publikum vergötterte

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 5 von 12
Datum: 15.08.1935
Umfang: 12
und euch bei der Kapelle zusammen bestellt habt." „Pauli", bat Luise. „Laß mich in Ruh'!" gebot der junge Zimmermann, „du bist eine falsche Katze, Luise." Und Pauli wandte sich erzürnt ab- er hätte den Hackenstiel abbrechen mögen vor Grimm. Leonhard stand schweigend auf der Seite. Aber sein bleiches Gesicht und der finstere Blick seiner schwarzen Augen sprachen deutlich genug. „Pauli", nahm er jetzt das Wort und trat näher, „du tust der Luise unrecht. Uebrigens hast du dich nicht einzu mischen, wohin ich gehen

soll. Wenn's dir nit recht ist, daß ich da bin, dann brauchst du es nur Zusagen, weißt, soviel Schneid wie du hat unsereins auch." „A so geht der Wind", versetzte Pauli, dessen Erre gung sichtlich wuchs. Dabei legte er den Finger auf den Mund, um anzudeuten, daß die Tapferkeit des anderen bloß in Worten bestehe. Aber er hatte sich geirrt. Wie ein gereizter Eber schoß Leonhard auf Pauli los, der ihn indes furchtlos herankommen ließ. Da warf sich Luise zwischen die beiden. „So, jetzt ist genug geredt worden

", rief sie. „Ich kann das Streiten nit leiden. Leonhard, du gehst heim und bist vernünftig und du, Pauli, gehst an deine Arbeit." Leonhards Lippen zuckten. Seine nervigen Fäuste zitterten vor verhaltener Wut. „Ich geh' heim, Luise", sagte er, mühsam seinen Zorn hinabwürgend, „weil du's so haben willst. Pauli, mit dir rech'n ich schon noch ab!" Cr schüttelte drohend die Faust und verließ grollend den Platz, um alsbald im Walde zu verschwinden. Fetzt waren Pauli und Luise allein, allein mitten

' ist er mir zuwider gewesen, du weißt es selber, Luise. Gestern Hab' ich ein paar Wörtln mit ihm geredet nach langer Zeit, und heut' geht die alte Feindschaft schon wieder an. Mir ist der Mensch verhaßt — und wer ihn in Schutz nimmt, den mag ich auch nicht. Das kannst du dir merken, Luise." Ein herber Klang lag in Paulis letzten Worten. Sie beschlossen sein Gespräch mit Luise, denn unmutsvoll ging er, das Mädchen sich selbst überlassend, zur Kapelle hin an seine Arbeit. Luise blieb äußerlich ruhig. Sie sah

dem erbosten Freunde nach und wog ab, ob sie zu einem letzten Versöhnungsversuche die Hand bieten solle. Da aber über kam 'sie der Trotz. Nein, sie wollte es nicht tun, er hatte den ersten so schnöde abgewiesen. Jetzt wollte auch sie ihren Stolz zeigen. Sie fühlte sich in ihrer Ehre verletzt, denn Pauli hatte ihrem Worte nicht geglaubt. Und stumm entfernte sie sich, ohne auch nur einen Blick mehr auf den Burschen zurückzuwerfen. Kaum aber war Luise den Augen Paulis entrückt, kaum sah sie sich allein

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 8 von 12
Datum: 30.03.1935
Umfang: 12
Hände ihre Stirn mit frischem Wasser, und sie hörte eine melodische Stimme sagen: „Armes Kind, armes, kleines Mädchen!" Doris öffnete die Augen und sah Luise über sich ge neigt. Ihr Gesicht war bleich und voll Mitgefühl, und sie fragte sich, was wohl geschehen sein mochte. Sie lag auf einem Bett in einer andern Kajüte. Das Schiff war in Fahrt. Ein Sonnenstrahl drang durch das kleine Fenster. „Luise", sagte sie und versuchte den Kopf zu hoben. „Ich glaubte, es wäre neblig." „Wir hatten auch Nebel

", erwiderte Luise, „aber seit Mittag ist er verschwunden. Bleiben Sie liegen und halten Sie sich ganz ruhig." „Seit Mittag?" rief Doris aus. „Aber . . . wir sind ja gar nicht mehr auf demselben Schiss. O, ich hatte ganz vergessen, daß Sand uns gefangengenommen hat." „Ja, gnädiges Fräulein, es wird Ihnen alles wieder ins Gedächtnis zurückkommen. Sie waren sehr krank." „Oh, sie haben sich geschlagen!" Doris war bemüht, sich alle Ereignisse ins Gedächtnis zurückzurufen. „Luise, Sand und Börner

haben furchtbar miteinander gekämpft, und Herr Börner ift niedergeschlagen wor den." »Jetzt ist alles gut, gnädiges Fräulein", begann Luise wieder und reichte ihr ein Glas „Nehmen Sve das hier und ruhen Sie noch einen Augenblick, dann wird es Ihnen besser werden." Doris trank gehorsam, doch dann stieß sie das Glas zurück. „Sand hat mir etwas gesagt. . . etrvas von meinem Vater. Wenn ich mich nur erinnern könnte. Er hat gesagt... er hat gesagt. . . oh!" Ein schmerzlicher Schrei entrang sich chren Lippen

. Uns jetzt . . . Wenn sie doch nur sterben, zu ihm gehen könnte! Ganz erschöpft von ihrem Leid, blieb sie regungslos auf ihrem Bett liegen und bemerkte nicht einmal, daß Luise zu ihr kam und ihr eine warme Suppe und Arznei brachte. Unklar fühlte sie, daß die Sonne un- tergegangen war und daß tiefe Finsternis sie umhüllte. Dann bemerkte sie, daß eine Laterne angezündet wurde und sie hörte die Stimme Sands. Zorn und das Ver langen nach Rache überwältigten sie. Die Laterne schaukelte hin und her. Sand war wieder fort. Die Wellen schlugen

gegen das Schiff und der Wind heulte. Schließlich brach sie in Tränen aus, und Luise nahm sie in die Arme. Als der erste Schmerzensausbruch vorüber war, be gann Doris zu überlegen. Ihr Vater hatte sie für im mer verlassen. Sie konnte nichts mehr für ihn tun. aber sie mußte leben, bis seine Aufgabe erfüllt und seine Mörder der Gerechtigkeit überliefert waren. Sie wußte jetzt, um was es sich handelte, und wo der ge heimnisvolle Gegenstand sich befand, aber erst die Zu kunft würde lehren

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Neueste Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 25.06.1930
Umfang: 6
bezichtigt habe, bestritt sie. Die Tochter Luise wollte die Kleider haben, da sie mit Kober nach Graz wegziehen wollte. Dies habe auch Schar mer durch Zufall erfahren. Der Vorsitzende hielt der Frau Suitner alle die Widersprüche vor, die sich aus ihren An gaben und der Anzeige ihrer Tochter Luise ergeben. Fraü Suitner bestritt diese Angaben ihrer Tochter und bereich nete sie als Lügen; ihre Tochter sei überhaupt lügenhaft, ja eine „Gewohnheitslügnerin". Bor dem Weggange auf die Alpe ließ sich Lechner

". Auch habe er anscheinend ungeniert stehlen wollen. Die Aenderung der Rechtfertigung. Der Staatsanwalt Dr. Huber hielt Frau Suitner die verschiedenen Aussagen vor, die sie bei den mehr fachen Einvernahmen machte. Wie komme es, daß sie zu erst den Kober der Brandlegung bezichtigte und ihre Tochter Luise als dessen williges Werkzeug hinstellte? Frau Suiter gab an, daß sie sich das Verhalten ihrer Tochter nicht anders habe erklären können. Am 22. Juli hat es gebrannt und am 22. August hat Frau Suitner den Betrag von 6201

dort gewesen sei. Die verschiedenen Widersprüche suchte sie durch „Ver geßlichkeit und Wirrsein im Kopfe" zu erklären. Die Verleumdung des Schwiegersohnes. Bezüglich des Kober gab sie an, daß sie die Ehe ihrer Tochter Luise mit ihm n i ch t g e st a t t e n wollte, weil sie nur sein Spielzeug gewesen sei. Deshalb habe Kober sie am Leben bedroht; auch habe sie befürchtet, die beiden könnten Selbstmord verüben. Kober habe auch ihre Tochter entführt. Tatsache ist, daß Kober die Luise zu seinen Eltern

. Sie wird belehrt, daß sie sich der Aussage ent- schlagen könne. Luise Suitner erklärt darauf, nicht aussagen zu wollen. Sie wird hierauf entlassen. Revierinspektor Gröber gab unter Eid an, daß Er hebungen über den Brand gepflogen wurden, aber völ lig resultatlos verliefen. Die Familie sei nicht be sonders beliebt gewesen, weil Frau Suitner im Kon kubinat gelebt habe. Nachdem Frau Suitner den Kober wegen Entführung angezeigt hatte, sei die Tochter Luise zu ihm gekommen und habe die Anzeige über die Brandlegung

der Zeuge, einen guten Ruf genossen, er sei arbeitsam und fleißig gewesen; an eine Bedrohung der Frau Suitner durch Kober glaube er nicht. Frau Suitner gelte in der Gemeinde als lügen haft und genieße einen schlechten Ruf. Zeuge Kober gab an, er sei seit 1925 in Miewing gewesen und beabsich tige die Luise Suitner zu heiraten. Anfänglich habe es zwischen ihm und der Mutter keine Differenzen ge geben, später aber habe sie das Verhältnis zwischen ihm und Luise anscheinend nicht mehr dulden

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 5 von 12
Datum: 26.09.1935
Umfang: 12
sie die Harterin. „Was hast denn, Diandl?" begann die Mutter, be fremdet über das todbleiche Aussehen ihres Kindes. „Du bist ja 's reinste Wachsbild. Ist dir nit gut?" „Nein," hauchte Luise, „mir ist wie zum Sterben." ,Das vergeht schon wieder, wenn du einmal verhei ratet bist," suchte die Harterin zu scherzen. „Weißt, Luise, g'rad' Hab ich dich gesucht, um dir zu sagen, daß in drei Wochen eure Hochzeit ist. Bist du einverstanden? Geh, schau nit gar so wehleidig drein." Luise stand da, das Köpft gesenkt

zum ersten Meister und die besten Aussichten in seinem Geschäft. Du brauchst ihn nit gern zu haben, Luise- die Lieb' kommt schon von selber, wenn's Zeit ist. Die Haupt sache ist, daß man sich achtet, von der Lieb lebt man nit, aber vom Geschäft, das ist das tägliche Brot, Diandl. Schau, dein Vater und ich hausen schon vierzig Vahr' mit einander- ich könnt' nit sagen, daß ich ihn aus Lieb gehei ratet hält- aber geachtet haben wir uns und fleißig gespart und gearbeitet haben wir und es ist uns immer gut

gangen. Da nimm dir ein Muster, Diandl." Luise blickte die Mutter mit einem unsagbaren Aus drucke an. War das ihre Mutter, die so sprach? So hatte sie doch in früheren Zeiten nie geredet! Hatte eine kurze Spanne Zeit ihren Sinn wirklich so unnatürlich umge staltet? Aber Luise war von Kindheit an zu einer gehorsamen Tochter erzogen worden- sie antwortete auf die Rede der Mutter nur mit einem aus tiefstem Grunde kommenden schmerzlichen Seufzer. „Du wirst sehen", begann die Harterin abermals

, „daß du keinen besseren Mann hättest kriegen können als den Leonhard. Und wie gern er dich hat, das weist selber." Aber Luise bedachte nur noch, daß auch der letzte Hoff nungsschimmer, der in ihrem Herzen geleuchtet, ausge löscht war. Sie sah sich verlassen von der ganzen Welt, selbst von denen, die ihr das Leben geschenkt hatten. Da überkam sie ein dumpfes Gefühl des Lebensüberdrusses und dieses Gefühl drängte ihr nach kurzem Erwägen die Worte auf: „Wenn's denn sein muß, so soll's geschehen

und ich werde dem Leonhard sein Weib. Aber, Mutter, das sag ich dir am heutigen Tag und vor unserem Herrgott: Den Leonhard Heirat ich und den Pauli lieb ich, so lang ich leb'. Und wenn das eine Sünd' ist, dann soll unser Herrgott mein cherz brechen und . . . er bricht's bald . . I das spür ich." Der Gram besiegte das Mädchen und sie brach in Tränen aus. Vergebens waren die Trostworte der Mutter, die ihrer Tochter die Sache in einem helleren Lichte zu zeigen suchte. Luise wies die seichten Reden zurück. „Laß mich allein

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Neueste Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 03.02.1923
Umfang: 4
sich ausörückte, die Regierung in Ruhe „ihre fried liche Aktion" zur Erlangung von Reparationszah lungen fortsetzen könne. (Nachdruck verboten.) 89 Das Chamäleon. Bon Sven Elvestad. »Ich sehe, daß etwas sehr Unangenehmes geschehen sein muß, und es würde mich freuen, wenn ich irgendeinen Beistand leisten könnte," sagte Rosenkrantz. Die andern wechselten Blicke- Fräulein Luise neigte zu- stimmend öNr Kopf, als habe sie eine stumme Frage in den Augen des Pfarrers gelesen. Dieser nahm das Wort und sagte

, können wtr uns alle fest verlassen, versicherte er. »Woher wissen Sie das so bestimmt?" fragte der In genieur. „Kennen Sie ihn so genau?" »Ja, sehx genau. Wix sind Schulkameraden." »Gut. Aber Sie sind eine Reiche von Jahren nicht im Lande gewesen." »Das will nichts heißen. Sie können sich auf chn ver lassen, so Mt wie auf mich" Rosenkrantz richtete die ganze Zeit über seine Worte an Luise, obgleich es der Ingenieur war, der fragte. Nun schaute sie ihm einen Augenblick voll ins Gesicht. »Fahren Sie fort

dem Leutnant einen Stotz. „Vollständig?" fragte er. »Vollständig." »Aber dann ist ja der General kein reicher Mann mehr!" „Ach, was das anbelangt, so steht er dennoch nicht mit ganz Leeren Händen da." In Fräulein Luises Augen trat ein sonderbarer Glanz. »Und wenn er nun ganz arm wäre?" fragte sie. Der Leutnant zuckte die Achseln. »Da Sie angefangen haben, an mir zu zweifeln, Fräu lein Luise, so wundert es wich nicht, daß Sie einen solchen Gedanken fassen können," sagte er. »Was meinen Sie?" Leutnant

Rosenkrantz musterte Steuer mit einem raschen Blick, dann sah er Fräulein Luise fest ins Gesicht. »Nichts, Fräulein Luise," sagte er. »Ich habe ja nicht die Wahl, und Sie haben bereits gewählt." Offenbar bewegt von dem traurigen Klang seiner Stimme, ging Luise zu chm Hin und reichte ihm die Hand. »Wir wollen gute Freunde bleiben," sagte sie herzlich. »Aber sollen wir uns nicht etwas beetlen, Herr Pfar rer?" „Doch," sagte dieser, und zu Rosenkrantz gewandt, fuhr mit seiner Erklärung fort: Die französischen

durch Deutschland, die von der Repara- tionskommission zur G rundlage eines Generalman- quements gemacht wnrde, war tatsächlich nur eine not wendige Folge der rechtswidrigen Entscheidung, »Dieses Testament beraubt also den General seines Eigentumsrechtes an Jernegaarö, zugleich setzt es aber das hier anwesende Fräulein Luise zur Erbin des Gutes ein. In einem Monat wird sie mündig, und mit diesem Augenblick tritt sie ihr Eigentum an. Ich weiß nicht, wie viel das Gut wert ist- aber das weiß Herr Ingenieur Stener

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 21.11.1938
Umfang: 6
, die sich wie ein Schleier Zwischen ihn und die Umwelt legte. Lichtenfels hätte gern dem Freund von seiner, Lebenskraft abgegeben und seine Gefühle m beruhigtere Bahnen gelenkt. Roch wußte er nicht alles, was Raimund durchgemacht hatte; er sprach nur andeutungsweise darüber. Eine fast schamvolle Scheu ließ ihn auch dem Freunde gegenüber von Toni schweigen. Noch ein zweiter Mensch war ihm während seiner Krankheit naher gekommen, seine Kollegin Luise Gleich, die ihn immer wieder besuchte. Anfänglich zog die Wirtin

ein schiefes Gesicht; dann aber gewann das Luiserl mit seinem Frohsinn und kleinen Geschenken völlig das Herz der einfachen Frau, hauptsächlich aber damit, daß sie immer gern dablieb, wenn die Wirtin einen wichtigen Gang nach Nußdorf zu machen hatte. Raimund kam langsam zu der Ueberzeugung, daß er Luise manches abzubitten habe. Sie war ja gar nicht so oberflächlich; wie rührend saß sie manchmal stundenlang an seinem Bett und fürchtete sich vor keiner Ansteckung! Dazu das Weihnachts- Die Verordnung zeigt

es die sternklaren Februarnächte im Maskengetriebe, sinnt auf leichte Abenteuer unter dem Schutze der Maske und aufgekleb ten Nase und summt das Wörtlein „Liebe" im Walzerrhyth mus. — Luise Gleich stand morgens gähnend auf der Probe — abends Vorstellung, nachts Redouten, um zehn Uhr Probe, da zwischen höchstens zwei bis drei Stunden Schlaf, das machte gewaltig müde! Während sie sich so schläfrig gegen einen Eichen- stamm aus Pape lehnte, dachte sie bei sich, daß alle Abenteuer einander glichen; das einzige Wahre

nach dem unsteten Schau keln zwischen den Wellenbergen der Gefühle blieb doch die Landung im Hafen der Ehe. Heiraten... heiraten... dachte Luise; endlich muß ich Madame werden. Ile Klastil des Barvik und Rokoko ln Tirol Zum Vortrag Prof. Dr. Hammers im Heimatschutzverein Am Dienstag, den 22. d. M., veranstaltet der Heimat- schutzverein für Tirol einen Familienabend, bei welchem Unioersitätsprofessor Dr. Heinrich Hammer einen Vortrag über „Die Plastik des Barock und Rokoko in Tirol" (mit Licht bildern) halten

an. „Du, sag' einmal, kennst du den jungen Spillner von der Brauerei?" „Nur so vom Ansehen." Luise merkte, sie hatte da eine wehe Stelle berührt. Gestern war ihr der Spillner vorgestellt worden; sie verstand ihn ge schickt auszuhorchen nach dem Kaffeehaus Wagner und nach der ältesten Demoiselle. Antonia hieß sie, und der Spillner sagte, sie hätte eine unglückliche Liebe; zu wem, wußte er nicht recht; es sei ein Schauspieler. Luise war aber gescheit, sie wollte jetzt den Spillner beim Raimund ausspielen

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Lienzer Nachrichten
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Seite 1 von 12
Datum: 26.06.1925
Umfang: 12
?" fragte Luise, deu Brief sinken lassend. „Das arme Kind," sprach Frau von Win nefeld mitleidig. „Arm und verlassen, nach- dm sie in so glänzenden Verhältnissen gelebt hat! Ich möchte gern helfen." „Gewiß, Mama. Das ist auch meine An sicht. Aber denke an Henning — denke an den Ruf ihres Vaters." Gedankenvoll schaute Frau von Winne feld vor sich nieder. „Tn weißt doch- was uns Graf Estorff- Raugarlen von dem Spielerprozeß in Berlin erzählt hat," fuhr Luise fort. „Ter Bericht ging

Herzkrampf halte sie nieder geworfen; ermattet lag sie auf einem Ruhe bett, als ihr Ella gemeldet 'wurde. „Willst Tu sie wirklich! sehen, Mama?" fragte Luise, die mit Besorgnis sah, wie sich ihrer Mütter Wangen vor innerer Erregung röteten. „Ja, ja, laß sie eintreten." Tie schlanke Mädchengestalt i»n einfachen schwarzen Kleide blieb schüchtern an der Tür stehen. „Treten Sie näher, mein liebes Kind. Ken nen Sie mich nicht mehr?" Ein Ausruf der Ueberraschnng und des Erschreckens entschlüpfte Ellas Lippen

ihres mütterlichen Wesens umfing, so daß sich Ellas verstörtes und verdüstertes Gemütsleben nach und nach wieder erheiterte. Die Erinnerung an die furchtbare Zeit \n Moirte Carlo, an den Tod ihres Vaters, der am Spieltisch uieder- gebrvchen war, als er sein letztes Goldstück ver loren, sein qualvolles Hinscheiden, sein letzter Todeskamps — alles das trat mehr und mehr in ihrer Erinnerung Zurück und machte freund licheren Bildern Platz. Sie teilte sich mit Luise in die Pflege ihrer mütterlichen Freundin, deren

Zustand sich von Tag zu Tag bedenklicher gestaltete, so daß Luise ihre Heimreise aufgeschobeu hatte. Ein neuer Anfall warf die Kranke vollends nieder, so daß sie kaum noch das Bett verlassen konnte. Und eines Nachts, als Luise bei ihr wachte, sagte sie, sich aufrichtend: „Wir wollen nach Haufe fahren." ■ Luise erschrak. „Aber Maina," entgegnete sie, „Tn weißt doch, was der Arzt sagt." „Das ist inir gleichgültig," erwiderte die Kranke. „Ich will nicht in der Fremde sterben, sondern in meinem Heim

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Außferner Zeitung
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Seite 13 von 28
Datum: 08.02.1913
Umfang: 28
Aeit'age zur ..Außserner Zeitung". Oer Rrbcit Segen. Roman von Marie Larliug. (Fortsetzung.) «Nachdruck verboten.) ^ o ging Paul denn mit schwerem Herzen," fuhr Luise Siegfried fort, „nachdem er mir vorher das Versprechen abgenommen, täglich zu seiner Mutter zu gehen. Ich erfüllte seinen Wunsch gern, hatte ich die Dame doch selbst von Herzen lieb. Eines Morgens klagte sie über heftige Kopf- » schmerzen, und noch ehe es Abend war, lag sie in schwerem Fieber. Ich rief telegraphisch Paul herbei

er auf, so rauh, so hart, daß ein Schau der über meinen Körper lief. — „Beruhige dich, Luise! Ich bin viel zu feige, um frei willig aus dem Leben zu gehen. Ich will fort, in den Strudel der Welt. Einerlei, was aus mir wird, ich habe ja nichts, ja niemand, der etwas um mich gibt." Ein neuer keliquienlchreln. Einen Augenblick stand ich starr, wie betäubt. Ich war noch ein Kind, kaum achtzehn Jahre, aber diese Stunde hatte mich zur denkenden, entschlossen handelnden Frau gemacht. Namenloses Mitleid erfaßte

mich mit dem seelisch gerissenen, verbitterten Menschen, zu dem der harte Schlag den frohen nur nach den höchsten Zielen strebenden Jüngling ge macht. Mit warmem Druck erfaßte ich seine Hand. „Paul, so darfst du nicht reden, so nicht handeln. Du zerstörst nicht nur dein eigenes, reiches Leben, sondern auch ein anderes, das unlösbar mit dem deinigen verwoben ist." Er blickte mich erst verständ nislos an, dann fiel er mit einem Freudenschrei vor mir nieder: „Luise, redest du wahr? Du könntest mich lieben? Du könntest

dein Leben an das meine ketten wollen?" Ich fühlte in diesem Augen blicke die ganze Tragweite meiner Handlung, aber ich wußte auch, daß es galt, ein reiches Menschen leben vor der Vernichtung zu be wahren. „Ja, Paul, ich werde warten, bis du zu mir zurückkehrst. So wie du mich verlassen, wirst du mich wiederfinden. Dein in treuer Liebe gedenkend!" erwi derte ich. Da-flog es wie Sonnenschein über sein Gesicht. * „Ich danke dir, Luise! Du hast mich dem Leben, der Mensch heit wiedergegeben

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 5 von 12
Datum: 08.08.1935
Umfang: 12
auf Pauli gemacht hatte. „Aha", rief er den Burschen lachend nach, „blast der Wind von der Seiten! So schaut das Bratl deiner Mutter aus?" Pauli ließ sich aber durch diese freundliche Neckerei nicht beirren, sondern entfernte sich, während der Lenz mit den übrigen im Hausgang der „Traube" verschwand. Bald holte Pauli das Mädchen ein. „Luise!" rief er ihr zu. Sie blieb stehen und leichtes Erröten färbte ihre Wangen. „Du bist's, Pauli?" sagte sie. „G'räd Hab' ich zu deiner Mutter wollen, um sie zu fragen

, ob du schon von Partenkirchen kommen seist." „Gestern auf 'bie Nacht schon. Ist denn der Hannes nit heimgekommen?" Luise schüttelte bestürzt den Kopf. „Es wird ihm doch nir passiert sein", sprach sie mit einiger Besorgnis. „Ah, was nit gar", lachte Pauli sorglos. „Der ist halt bei dem schlechten Wetter über Nacht geblieben und kommt heut mit dem Postfuhrwerk." Dann berichtete Pauli, wie der Hannes, schon auf dem Heimwege, nach Partenkirchen zurückgekehrt sei, weil er Luisens Hut vergessen habe. „Der gute

Mann", sagte das Mädchen weich ge stimmt. „Das hält' es nit gebraucht, ich verlang mir ja keinen Hut. Ich bin dir fast bös, Pauli, weil du mein Ahnl umkehren hast lassen." „Ich Hab ihm genug abgeredet, er hat aber nit nach geben wollen. Mehr kann ich nit tun. Hab' nur keine Sorg', Luise, der Hannes kommt ganz gewiß mit dem Post fuhrwerk, wenn er nit am End' schon daheim ist." Pauli gab dem Mädchen ein Stück weit das Geleite, bis das Haus ihres Vaters, des Schreinermeisters Harter, in Sicht kam

. Das Haus lag am Eingang von Mitten wald, an der Straße nach Partenkirchen zu. Dort trennte sich Pauli von Luise. Diese wollte eben in das Gärtchen vor dem Hause gehen, als sie vom Gasteig, einer steilen Anhöhe, das gelbe Postfuhrwerk herab- schwanken sah. Von einer unbezwingbaren, inneren Unruhe getrieben, schickte sie sich an, dem Wagen entgegen zu gehen. Schon hatte sie die ersten Schritte gemacht, als die Stimme ihres Vaters durch das geöffnete Fenster fröhlich an ihr Ohr schlug: „Lckise! Komm

geschwind! Der Moser Leonhard ist dal" „Was?" rief Luise höchst überrascht. „Der Leon hard?" Und unter dem Eindrücke dieser unerwarteten Kunde vergaß sie ihre Absicht und kehrte schleunigst ins Haus zurück. In der Stube wurde Luise von einem großen, etwa dreißigjährigen Mann begrüßt, der in seiner körperlichen Erscheinung nicht unbedeutend von dem in jener Gegend heimischen Menschenschläge abwich. Er schien eher ein Italiener als ein Hochgebirgler zu sein. Seine Tracht war städtisch, auf dem Rücken trug

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Zeitungen & Zeitschriften
Innsbrucker Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 02.04.1935
Umfang: 8
gegeben und ihr empfoh len, sich gegen jeden Angriff Sands oder seiner Kum pane zu schützen und den Fluß zu überwachen. Sie hatte dann ein Motorboot nahen sehen, auf dem etwas in der Sonne blitzte, anscheinend ein Blaschinengewehr. Börner war dann mit Luise gekommen und allein wieder fortgegangen. Die beiden jungen Mädchen be obachteten, wie das Boot anlegte. Nun folgten die Ereignisse so schnell, daß Doris sich ihrer kaum bewußt wurde. Der größte Teil der Leute, die mit dem Boot gekommen waren, blieb

auf der Insel mit dem Maschinengewehr zurück. Die beiden jungen Mädchen wurden sofort aus das Boot gebracht. „Alfred!" rief Doris aus. „Sie haben Herrn Börner vergessen!" Aber die Männer achteten nicht auf ihre Worte. Luise legte ihre Hände auf den Arm des jungen Mäd chens und sagte: „Es wird alles nach seinem Befehl ausgeführt. Die Leute bleiben zurück, um ihn zu schützen. Sind wir in Sicherheit, so fährt das Boot zurück und holt ihn." Aber Doris riß sich von Luise los und rief flehend: „Kehrt zurück

! Die Leute werden ihn nicht schützen können. Er ist krank und schwach und ganz den Hän den dieses rohen Menschen ausgeliefert. Ich springe hinaus!" Doch Luise hielt sie fest und sagte: „Kommen Sie, gnädiges Fräulein. Wir handeln nur nach Len Befehlen Herrn Börners. Es wird schon alles gut gehen. Los!" Das letzte Wort war an die Matrosen gerichtet. Wäh rend das Schiff auf dem Fluß weiterschoß, litt Doris die schlimmsten Qualen. Plötzlich hörte man das Tack- Tack des Maschinengewehres. Das junge Mädchen

blickte zurück und sah Pulverdampf aufsteigen, aber es war kein Schuß mehr zu vernehmen. Die Insel ent schwand langsam den Blicken. In dem Boot waren nur unbekannte Männer, und der Führer antwortete auf die Bitten des jungen Mädchens nur, daß sie zu rückkehren würden, um Herrn Börner zu holen, so bald die Damen in Sicherheit seien. „Wir legen an der nächsten größeren Landungsstelle an und fahren dann mit dem Zuge nach Wien zurück", sagte Luise zu ihrer Herrin. „Sie werden sehen, alles läuft gut

, daß sie ihren Vater verloren hatte, und die Sorge um das, was sich inzwischen auf der Insel zugetragen haben mochte, machten sie unfähig zu ruhi ger Ueberlegung. „Sie sollten sich keine Sorge machen gnädiges Fräu lein", begann Luise, als sie glücklich im Zuge faßen. Ein Zeitungsverkäufer ging durch den Gang und Luise fragte Doris, ob sie losen möchte, dann würde sie einige Zeitungen kaufen. Doris kam plötzlich auf einen Einfall. „Nein, ich kann jetzt nicht lesen", erwiderte sie. „Aber wenn ich eine Partie Schach

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 29.09.1906
Umfang: 16
Landesratswilwe Luise Rntthofer, die des Mordes an iuem Gatten angeklagt ist. Man nimmt an, daß sie ihren Gatten umbrachte, um ruhig mit einem ihrer Geliebten, deren sie mehrere besaß, zusammen leben zu können. Es waren nicht weniger als 48 Zeugen geladen. Die Anklageschrift enthält u. a. folgende Angaben: Landes rat Rntthofer wohnte mit seiner Frau in Innsbruck in der Müllerstraße 3', zweiten Stock links. Die Wohnung hatte zwei Zimmer vorneaus, ein weiteres Zimmer, die Küche mit Altane und der Abort befanden

Luise Rutthofer gab bei ihrer ersten Vernehmung an, sie habe ihren Mann am 29. April gegen halb 12 Uhr nachts in Notwehr erstochen. Ihr Gatte sei schon seit Jahren geistig zeitweise anormal gewesen. In den letzten Tagen sei er wieder finster und wortkarg gewesen und habe am 29. April vorm ttag auf ihre Mitteilung, was sie für den nächsten Tag einkaufen soll, erwidert: „Morgen brauchen wir nichts mehr!" Gegen halb 12 Uhr nachts sei er heimge kommen Sie sei dann in ihr Zimmer gegangen, habe abge

zu Boden gestürzt. Ohne sich weiter umzusehen, sei sie dann in die Küche geeilt, um ihren Arm zu verbinden, weil sie sich beim Ringen am Ellbogen leicht verletzt hatte. Als sie dann mit einem Lichte in das Zimmer zurückkehrte, habe sie gesehen, wie sich die Brust des Mannes noch einmal hob, dann sei es ruhig geworden. So gab Luise Rutthofer beim ersten Verhör au. Bei den späteren verwickelte sie sich gerade in den entscheidenden Punkten in Widersprüche. In die Enge getrieben, gab sie zu, sie sei

nach der Tat auf seinem Zimmer besuchte, teilte Frau Rutthofer mit, ihr Mann habe sie mit dem Revolver bedroht, nachdem sie ihm aber früher schcn zwei Gliche, einen in den Bauch und einen in die Herzgegend versetzt habe. Bei späteren Verhören gestand Frau Rutthofer im Gegensätze zu ihren früheren Angaben, wo sie immer von ihrem nach unten gestreckten Arme sprach, daß . sie zum ersten Stiche, wenn auch vielleicht instinktiv, ausgeholt habe. Luise Rutthofer behauptet, daß ihr Mann angeblich seit Jahren

, von heftigen Zornesaus brüchen rc. die Rede. Frau Rutthofer gibt aber zu, daß sie selbst diese Angaben gegenüb-r dem dortigen Assistenten Doktor Otto Rehme machte. Wie wenig Glauben den Angaben der Luise Rutthofer zuzumessen ist, geht daraus hervor, daß sie während des Aufenthaltes ihres Mannes in der Heilanstalt Neufriedenheim förmliche Liebesbriefe an ihm schrieb, während sie daheim ihr Spiel mit anderen Geliebten trieb. Luise Rutt hofer gibt selbst zu, daß sie ihren Mann nur der Ver sorgung wegen

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 3 von 16
Datum: 15.02.1903
Umfang: 16
, zum Nachteile der Herren Ankläger, welche die nicht unbeträchtlichen Kosten des Verfahrens zu tragen haben, erledigt ist. Die Hsf-rrM**. Das traurige Abenteuer der Prinzessin Luise von Sachsen scheint beendet zu sein. Eine Depesche aus Genf meldet, daß der junge Mann, der sie ins Unglück gestürzt hat, nach Brüssel abgereist ist und alle Beziehungen zu ihr abgebrochen hat. ES soll ihr dadurch ermöglicht wercen, mit ihren Kindern in Ver kehr zu treten. Seit ihr zweites Söhuchen schwer erkrankt ist, tauchten

Gerüchte auf, daß die Prinzessin, von Unruhe ge trieben, nach Dresden zurückkehren wolle. Ihre plötzliche Ab reise von Mentone, die nicht ohne Widerstand ihres Begleiters erfolgt sein soll, wurde mit dieser Absicht in Verbindung gebracht. — Kronprinzessin Luise hat das Beste getan, was sie unter den gegenwärtigen Umständen tun konnte. Sie hat sich in da- Sanatorium in Nhon in der Nähe von Genf zurückge zogen, vermutlich auf den Rat ihrer beiden Rechtsfreunve. — Die Blätter berichten, daß die Aerzte

des Sanatoriums den Zustand der Kronprinzessin Luise als nicht ganz unbedenklich bezeichnen. Die Diagnose lautet auf „Psychopathia hysterica", ein Zustand, der sich während der Schwangerschaft nicht selten einstellt. Man besorgt eine Frühgeburt. Das Ergebnis wurde den Eltern der Prinzessin nach Salzburg gemeldet. Von Giron eintreffende Telegramme werden der Prinzessin nicht mehr ausgefolgt. Die Ehe der Kronprinzessin Luise — ge schieden. Dresden, 11. Febr. In dem EhescheidungS- Prozeß des Kronprinzenpaares

verkündete heute nachmittags 4.15 Uhr der Vorsitzende im Namen des Königs folgendes Urteil: „Die am 29. November 1891 geschlossene Ehe deS Prinzen Friedrich August mit seiner Frau Luise, geb. Erz herzogin von Oesterreich, wird wegen Ehebruchs der Frau Beklagten, begangen mit dem Sprachlehrer Giron, vom Bande geschieden. Die Frau Beklagte ist allein schuld und hat die Kosten des Verfahrens zu tragen." — Wien, 11. Febr. Der Leipziger Rechtsanwalt Dr. Zehme dementiert sowohl in ver „Neuen Freien Presse

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 5 von 12
Datum: 19.09.1935
Umfang: 12
beim Mittag- esien, als eine Nachbarin zur Tür hinelnrlef: „Wißt'S es schon? Den Nüdlnger Pauli haben die Gendarmen geholt. Gleich werden sie ihn vorbeibringen!" Der Gchreinermelster sprang in die Höhe, sein Weib ließ den Löffel fallen, den sie eben zum Munde führen wollte, die Gesellen sahen sich bestürzt an und Leonhard eilte ans Fenster. Und Luise? Sie war totenbleich ge worden und wenig fehlte, so wäre sie zu Boden gestürzt. Aber sie tat sich Gewalt a« und es gelang ihr, lautlos ClSlawine

Botschaft ins HarterhauS gebracht hatte, war schon eine geraume Zeit fort, ohne daß Pauli mit den Gendarmen gekommen wäre. Dieser war nämlich auf sein Ersuchen, um nicht an dem Harter Hause vorüber zu müssen, auf einem anderen Wege auf die offene Straße geführt worden. Hier schritten jetzt die Gendarmen, mit dem Gefangenen in der Mitte, dahin. Plötzlich bemerkte Pauli dicht am Rande des Weges eine weibliche Gestalt. Bei ihrem Anblick fuhr ein brennender Niß durch seine Brust. ES war Luise

, die vor ihm stand, regungslos, wie vom Schmerze versteinert. Sie hatte die Hände ineinandergelegt, während ihre Augen, wie nach Trost und Hilfe suchend, aufwärts blickten. Jetzt ging Pauli mit seinem bewaffneten Geleite an Luise vorbei. Da öffneten sich ihre Arme weit, sie stürzte mit einem Klagelaut vorwärts und ehe es jemand hätte hindern können, hatte sie sich dem Gefangenen an die Brust geworfen. „Pauli! Muß ich das erleben?" rief das unglückliche Mädchen aus und ein Tränenstrom brach aus ihren Augen

. Sie zitterte und wankte. „Ich bin unschuldig, Luise," sprach Pauli tief er schüttert, „Gott im Himmel ist mein Zeuge. Glaubst mir?" Sie nickte stumm und keines Lautes fähig. Erst auf die Mahnung des Wachtmeisters hin, den Abschied abzu kürzen, brachte Luise hervor: „Fch glaub btt'«, Pauli! . . . Verzeih mir ... ich bltt' dich, wenn ich dir jemals Unrecht getan Hab ... O mein Pauli! Müssen wir so voneinander gehen? Pfüet dich Gott .. . jetzt ist alles . . . alles aus!" Luise küßte den Gefangenen stürmisch

. Dann löste sie den Arm, den sie um seinen Hals geschlungen hatte und trat schluchzend zurück. „Pfüet dich Gott, Luise!" preßte Paul! heraus und jetzt war es ihm, als müsse der Boden unter ihm sich öffnen, um ihn zu verschlingen. Schweigend und die Brust voll Weh und Gram zog Pauli dahin. Ueber ihm lachte ein wolkenloser, blauer Himmel, um ihn lachten blumige Fluren, ringsum thronte die Majestät und Freiheit der Alpenwelt und hob das Herz aus des Leibes niederem Jammer und erdrückender Sor- genwucht

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 6
Datum: 29.06.1955
Umfang: 6
. Ferner werden die Eltern er sucht, Ihre Kinder womöglich nicht an diesen Tagen mit Sparbüchsen und „Sparthermo metern" zur Sparkasse zu schicken. Einen ordentlichen Wirbel gab es gestern bei der Urteilsverkündung in einem Prozeß vor einem Schöffensenat des Landesgerich tes Innsbruck (Vorsitz LGR Dr. Hauser, Staatsanwalt Dr. Fally), vor dem sich die 23jährige Kellnerin Luise Schablauer aus Graz, die zuletzt in Tirol beschäftigt war, wegen des Verbrechens des Diebstahls zu verantworten hatte. Luise

Schablauer kennt man schon an der Gesichtsfarbe an, daß sie nicht viel im Freien ist. Auch die Art, wie sie sich vor dem Richter benimmt, zeigt schon von einer gewissen Routine. Luise ist ein tolles Früchtchen. Sie ist näm lich schon fünfmal vorbestraft. Immer wie der Diebstahl. Schon bei der vierten Vor strafe erhielt sie ein Jahr schweren Ker kers. Im März 1953 stand sie aber schon wieder vor dem Kadi und faßte damals drei Jahre aus. Sie wurde in diesem Verfahren zur Gewohnheitsdiebin gestempelt

. Und das ?kanntlich sehr streng bestraft. Luise kann das Mausen aber einfach nicht mehr lassen, denn als sie im Februar dieses Jah res bedingt entlassen wurde, dauerte es keine 20 Tage und schon wieder bauten ihre Hände den „böhmischen Zirkel". Sie hatte einer Arbeitskollegin in Vent verschiedene Bekleidungsgegenstände im Werte von etwas über 800 Schilling gestohlen. An und für sich keine allzu hohe Summe, aber für den Richter ging es nicht darum, Luise, die Un belehrbare, wegen der Schadenssumme von 800

Schilling zu bestrafen, sondern hier stand eine unverbesserliche Gewohnheitsdie bin vor dem Schöffensenat. Luise wandte alle Taktiken an, die sie in den Jahren, in denen sie im Gefängnis war, reichlich Gelegenheit hatte zu erlernen. Sie spielte die Naive, die Unschuldige (und wurde doch einmal, weil sich die Gäste eines Gasthauses wegen ihres unsittlichen Verhal tens beschwerten, entlassen) und gab dem Staatsanwalt, dem das Spiel des hoffnungs vollen Pflänzchens allmählich zu dumm wurde, zur Antwort

: „Wenn Sie mit mir laut reden, dann gib ich Ihnen überhaupt keine Antwort. Das hab ich schon in meiner Kindheit nicht vertragen!" Als sie immer mehr in die Enge getrieben wurde, verlegte sie sich aufs Weinen. Und als auch das nichts half, wurde sie bockig. Der Vorsitzende mußte eine Engelsgeduld aufbringen, um den an und für sich einfachen Fall zum Ab schluß zu bringen. Die Leidtragende war Luise selbst; denn sie hätte es notwendig gehabt, auf das Ge richt einen guten Eindruck zu machen. Sie stritt schließlich

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Tiroler Grenzbote
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Seite 3 von 6
Datum: 12.01.1944
Umfang: 6
G e ß n e r. (Selbstverlag de« 9lftrfa.fr«-« Alle Reckte Vorbehalten.) 37. Fortsetzung. Jan Marius stieß einen leisen Pfiff aus. E>eme Augen leuchteten mit einem Male in sehr jugendlichem Feuer. Er rief der Kassierin, die sich auf den Pfiff hin verwundert um gedreht hatte, zu: „Bitte zwei Schwedenpuntsch. Betty!" und sagte zu Luise: „das ist eine Mitteilung, gnädiges Fräulein, die unbedingt besonders gefeiert werden muß. Denn jetzt sehe ich auf einmal klar. Diese Frau v. Soden ist bestimmt die v ™ c J n k ßm Auto

hinter der Zeughütte in Ihrem Park, ^ u ]? at 8 an 3 sicher das Telegramm nach Nauheim geschrckt, und diese Dame, die übrigens Irmas Vater heiraten wul, ist auch bestimmt die Unbekannte, die bei der Schnei derin mit Ihrer. Tante zusammentraf, und die dann den Drohbrief an Fraulein Ewert schrieb!" Luise machte ganz erstaunte Augen, als Jan Marius das alles aufzählte. Und jetzt fiel ihr plötzlich auch eine Aeußerung der alten Cilly, der Köchin ihrer Tante ein, die nun für ihr leibliches Wohl sorgte. „Denken

Verwandten in der dortigen Gegend, und den bat sie kurz nach dem Vorfall um Auskunft. Dieser Vetter antwortete ihr nach einigen Tagen, er kenne die Frau und das Gut nicht, aber da. wo das Gut liegen solle, da gebe es eigentlich nichts als Sümpf und Moor!" „Ah. das wird meinen Freund Hermann sehr inter essieren". murmelte der Detektiv schmunzelnd/ wobei er gleichzeitig zufrieden konstatierte, daß Luise während ihrer Erzählung das ganze Glas des gefährlichen Schwedenpun sches ausgetrunken

hatte, und nun immer lebhafter wurde. „Ja, und dann machte sich Cilly auch an Aranka. die Zofe der Frau v. Soden heran, die öfters Briefe ihrer Her rin in unser Haus brachte, wenn diese drüben im Seehotel wohnte", fuhr Luise fort, „und diese Aranka plauderte schließlich aus. daß sie schon seit Monaten von ihrer Herrin keinen Lohn erhalten habe und daß auch sonst sehr viele Schulden da seien, derentwegen ihre Herrin schon öfter hart bedrängt worden sei. Am tiefsten aber hat es Cilly empört, als Aranka

Fährte aufnehmen zu können, auf die ihn der Bericht Luisens ge bracht hatte und so leitete er kurz und bündig das Ende sei ner Unterhaltung mit Luise Körner ein. „Ich bitte Sie nun. liebes Fräulein Luise", — und er legte viel Wärme und Herzlichkeit in seine Worte, um sie nicht zu verletzen, „mich gnädigst zur Arbeit entlassen zu wollen. Ich könnte mir zwar nichts Schöneres denken, als noch recht lange in Ihrer so anregenden Gesellschaft ver weilen zu dürfen, aber ich habe jetzt keine Ruhe mehr

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Neueste Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 31.01.1923
Umfang: 4
von Gewalt ab. Der Minister warnte vor einem gewaltsamen Vorgehen im Ruhr ge biete, das die deutschen Interessen nur stark ge fährden könnte. tür zurück, um nicht gesehen zu werden. Unter der Türe zwischen dem Kontor und dem Vorzimmer wurde eine Ge stalt sichtbar und dahinter eine zweite. Leutnant Rosenkrantz war nahe daran, seine Anwesen heit zu verraten, so erregt war er, als er erkannte, wer es war. Es war Fräulein Luise, in ihren grauen Pelzmantel gehüllt und mit einem dichten schwarzen Schleier

über dem Hut und dem Gesicht. Draußen im Vorzimmer bewegte sich noch eine Gestalt, und sie hörten den Ingenieur rufen: „Du kannst hier bleiben. Hans Christian. Vielleicht mutz ich einen der Ingenieure holen lassen, und dann bist du so freundlich und läufst hinüber." Krag konnte nicht entscheiden, welcher von den beiden Hans Christians es war. der ältere oder der jüngere. Auf alle Fälle aber war es jemand von Jernegaarb. Ver mutlich war Fräulein Luise herübergefahren. Es schien, als ob der Ingenieur

und Fräulein Luise wichtige Geschäfte abzumachen hätten,- Luise nahm in dem großen Ledersessel am Schreibtisch Platz. Es war kalt im Zimmer,- sie schauderte etwas zusammen und zog den Pelz kragen über die Ohren hinauf. Sie hatte Handschuhe an. Die beiden sprachen leise miteinander, wahrscheinlich damit Hans Christian nicht höre, was sie verhandelten. Darum konnte Krag auch nicht verstehen,. was gesagt wurde, obgleich er dicht neben der Glastür stand. Leutnant Rosenkrantz

hatte sich etwas weiter zurückgezogen,- stumm betrachtete er die junge Dame, die etwas blaß und augen scheinlich recht müde im Sesie. saß. Während der guten halben Stunde, die nun verging, begab sich folgendes: Ingenieur Stener machte einen der Schränke auf, die längs der Wand standen, und nahm ein Buch, ein Bündel Baupläne und einige lose Papiere her aus. Dies alles breitete er auf dem Tisch vor Fräulein Luise aus und suchte ihr etwas zu erklären, was augen scheinlich ihre Aufmerksamkeit in hohem Grade fesselte. Krag machte

beobachtet wurden. Endlich schienen die Verhandlungen zu Ende gekommen zu sein und der Ingenieur und Fräulein Luise reichten einander die Hand, als ob sie eine Uebereinkunft getrof fen hätten. Darauf schloß der Ingenieur die Papiere wie der in den Schrank ein und steckte den Schlüssel zu sich. Dann hörte ihn Krag ins nächste Zimmer hinausrufen: „Danke, Hans Christian, wir sind jetzt fertig. Ich habe nun doch keinen der Ingenieure nötig gehabt. Ich bin allein fertig geworden. Nicht wahr, Luise, du hast

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 26.06.1930
Umfang: 8
nichts" von dem Brand. Suttners Tochter, Luise, gab aber bei ihrer Anzeige an, daß Lechner seine Lebensgefährtin anläßlich eines Streites laut „Brandstifterin!" hieß und die Suitner sehr ängstlich war, daß dies wer hören könnte. Auch seinen gestrigen Aussagen nach weiß Lechner „äbsolut nichts" von'einem geplanten Brand. Das Innsbrucker Landesgericht hatte aber eine andere Ansicht. Lechner, der ein Vierteljahr in Untersuchungshaft war, be kommt nämlich, obwohl das Verfahren gegen ihn gänzlich eingestellt wurde

, keinerlei Entschädigung. Der Verdacht war nämlich gerechtfertigt — und ist, wie der Staatsanwalt gestern meinte, auch heute noch nicht ganz entkräftet. Lechner sprach als Zeuge fast eine Stunde, das heißt, er schrie hie ganze Zeit, und seine originelle Ausdrucks weise — unverfälschtes „Oberländlerisch" — erweckte im mer wieder Stürme von Heiterkeit. Paß er seine Lebens gefährtin jemals Brandstifterin hieß, bestritt er energisch — und als man ihm die Aussagen der Luise entgegenhielt, setzte

er die Glaubwürdigkeit derselben drastisch herab. Luise selbst soll ihm nämlich gesagt haben: „I Hab' g'schwinder fufztg Lug'n, als zehn Mäus' a Loch." (Stürmische, nicht endenwollende Heiterkeit.) Wegen des Nichterscheinens der Zeugen Dablander und Sailer beantragte Staatsanwalt Dr. Huber die Ausschal tung des Verleumdungsdeliktes mit Vorbehalt weiterer Verfolgung. Der Verteidiger des Scharmer. Rechtsanwalt Dr. Moritz, sprach sich sehr energisch dagegen aus. Die bei den Zeugen seien nicht in einem separaten

Verfahren, son dern im Zuge der gegen Suitner geführten Verhandlung einzuvernehmen. Aufsehen erregten die Begründungsworte des Rechtsanwaltes: Der Bauer Sailer und der Wirt Dablander sind nicht bloß Zeugen, sondern zumindestens auch Angeschuldigte! (Bewegung.) — Rechtsanwalt Dr. Maritschnigg sprach sich als Verteidiger der Suitner ebenfalls gegen den staats- anwaltschaftlichen Antrag aus. der aber trotzdem Annahme wnd. Nun stellte Dr. Maritschnigg den Antrag, Luise, die sich am Vortag der Aussage

entfchlug, zu vernehmen. Sie habe sich nämlich zu einer, die frühere Aussage „korrigie renden" Aussage entschlosien und dies dem Verteidiger ihrer Mutter mitgeteilt. Nach Beratung erklärte der Vorsitzende, daß dem An trag nicht stattgegeben wird, nachdem sich Luise bereits der Aussage entschlagen hat. Uebrigens müßte Luise, falls sie nun anders aussagen würde als bei ihrer seinerz-eitigen An zeige. wegen Verleumdung ihrer Mutter und auch wegen falscher Zeugenaussage abgestraft werden. Infolge

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Der Arbeiter
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Seite 5 von 8
Datum: 22.07.1920
Umfang: 8
und insbesondere dem der Jugenderzi.hung gerwmmen Hai und das sich wiederspiegelt in den 400 Jnstituren Ita liens, 160 Anstalten in den übrigen Ländern Europas, den 300 derselben in Amerika und den rund tausend übrig.n, die über die ganze noch verbleibende werte Welt hin verstreut sind. — ; j Buntes Allerlei. | Eine edle Seele. Die heutige Nummer enthält ein Gedicht unter der Marke: „Beim Lesen der Heiligen Schrift" von Luise Hensel. Wer war Luise Hensel? Sie war die Tochter des lutherischen Pastors Ludwig

Hensel von Linden in der Mark Brandenburg, der tiesgläubiger und frommer Ge sinnung war gleich der Mutter der Luise. Die fromme Gestnmlng vererbte sich auch auf Luise, die am 30. März 1798 geboren wurde. Als sie 5 bis 7 Jahre zählte, war das Soldaicnspielen mit ihren Brüdern ihr Lieblingsspiel, und zwar als Fähn rich. Ihre liebste Beschäftigung aber war das Ge bet, das sie als eine der köstlichsten aller Gaben Gottes betrachtete. Ausgefallen ist ihr später und hat sie bitter empfunden, daß'die

luherischen Pa storen in den Lehren des Glaubens beim Predigen einander oft widersprechen. Dies veranlaßte sie auch, die katholische Religion näher kennen zu ler nen. Sie studierte und betete noch eifriger als zu vor. Später kam sie nach Münster, wo der berühmte und heiligmäßige Overberg ihr Seelensührer wurde, Im Jahre 1813 ttat Luise Hensel zur katholischen Kirche zurück. Sie war überglücklich und dankte Gott zeitlebens für die Gnade, ein Kin der von Christus gestifteten Kirche geworden

zu sein. Ihr Vater war damals nicht mehr am Le ben und die Mutter nach dem Ableben ihres Gat ten mit ihren Kindern nach Berlin gezogen. Die Mutter war Luise ihres Ucbertrittes wegen keines wegs gram. Luise blieb ihr geliebtes Kind. Von ihr stammt auch das schöne sinnvolle Gedicht: „Müde bin ich, geh' zur Ruh'" usw. Sie war eine »fruchtbare Dichterin und eine wahrhaft goldene Seele, tiesgläubig und echt fromm wie ihre Eltern und barmherzig gegen Arme und Notleidende. Kurse Hensel starb am 18. Dezember 1876

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