»U' 6S „Bozner Nachrichten Die Reisenach London. Vors. : Wo haben Sie Mllach in Genna gefunden? Leubner: Auf der Kommandobrilcke. Ich bin direkt auf ihn Zugegangen, habe ihn begrüßt und ihm sofort mitgeteilt, daß ich gestohlenen Schmuck zum Verkaufen habe. Dann sind wir aus ein Zimmer gegangen, wo ich ihm die Juwelen vorlegte, worauf er erklärte, daß er Zuerst nachfragen müsse, ob er sie los werden kann. Dann haben wir eine Zusam menkunft verabredet. Angekl.: (aufspringend): Das ist nicht wahr
! — Vors. (mahnend) : Warten Sie. bis Sie an die Reihe kommen! Leubner (fortfahrend): Dann vereinbarten wir die Neife nach London, die ich ihm bezahlte. Wir fuhren über Mailand und Basel nach Paris, von dort ohne Aufenthalt nach Calais, wo wir mit Dampfer nach Dover fuhren und von da die Reise nach London fortsetzten. In London hat Gallach ein anderes Logis genommen, als ich,— wo, weis; ich nicht. Wir sind jeden Tag um halb 10 Uhr vormittags zusammen gekommen, ich habe ihn bei seinen Berkaufsgän gen
begleitet und immer vor -dem Laden auf ihn gewartet. Bis auf das Kollier, das ich selbst verpfändet habe und fer ner ein Armband, einen Ring und zwei Krawattennadeln hat Gallach! alles von dem Schmuck verkauft und mir im ganzen 4W0 Kronen gegeben. Am 25. September 190k hat er noch! mit mir in London meinen Geburtstag gefeiert, doch am anderen Tage war er bereits verschwunden. Seit dem habe ich ihn bis heute nicht gesehen. Angekl. : Was beide Zeugen erzählen, ist alles erlogen. (Heiterkeit
.) Sie sind zu mir nach Genua gekommen und ich habe ihnen gleich erklärt, daß ich die Sachen nicht kau feil kann. Zeuge ruft ihm zu: „Wir -haben doch in London zusam men meinen Geburtstag gefeiert!' Auf Befragen des Vor sitzenden schildert dann Leubner ausführlich die Einzelhei ten dieser Geburtstagsfeier, gibt die genaue Adresse, Straße und Nummer des Restaurants an, wo sie abgehalten wurde, beschreibt genau den bedienenden Kellner und führt über- in fließender Darstellung Momente an, die seine ^msjage sehr «glaubwürdig
erscheinen lassen. Trotzdem bezeichnet der Angeklagte diese Behauptungen neuerdings als erlogen und erklärt, niemals in London gewesen z u sein. Vertagung der V er Handlung. Nach diesen Ausführungen erhebt sich der ex offo-Ver- tndrger des Angeklagten, Dr. Julius Perathoner und de ment, daß «es von besonderer Wichtigkeit sei, festzustellen, ob der Angeklagte wirklich in London gewesen ist und er bean trage daher, die Verhandlung zwecks Pflege der nötigen Er- l^bungen zu vertagen. Der Angeklagte erklärt