. r-isyd George und der Geist der deutschen Jugend. Von W. Scheuermann. In seiner letzten Kammerrede hat Lloyd George Worte über den Geist des zukünftigen Deutschland gesprochen, die offenbar mehr nach Frankreich als nach uns hin gerichtet waren. Er gibt sich den Anschein, als- ob es ihm Sorge be- reite, sich vorstellen zu müssen, die deutsche Jugend könne int Geiste der Rachsucht anfwachsen. „Eine der größten Gefahren, die Europa betrifft, heute vielleicht noch nicht, aber in fünf, zehn oder zwanzig
Jahren, das ist, daß das junge Deutsch-, land Geiste der Rachsucht („Revanche") erzogen werde, daß die jungen Deutschen ihr altes Prestige wiederzugewin nen versuchen, daß sie ihre nationale Eitelkeit befriedigen und ihre Vormacht in Europa wieder begründen wollen. Das ist die große Gefahr, die den zukünftigen Frieden Europas be-. droht." Von lebhaften Zwischenrufen von den Bänken dep Arbeiterpartei unterbrochen, die Lloyd George fragten, wie er sich denn zu dem Geiste der Revanche in Frankreich
stelle, schloß er mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit, dem deut schen Volke begreiflich zu machen, daß jede Hoffnung dieser Art vergeblich sei. Lloyd George, der sich immer mehr als ein Mann zeigt, welcher der von ihm bekämpften „Phrase, die für die Stunde wirkt, darüber hinaus aber hohl und ohne Sinn ist", hem«, mungslos unterliegt, hat auch in diesem Falle zwei Grunds gesetze der „internationalen Propaganda" übersehen. Aus dei; inzwischen veröffentlichten Leitsätzen des Lord Northclifse wissen
wir, daß dieser seinen Schülern bei der Kriegspropa ganda gegen die Mittelmächte folgende Lehren eingeprägt; hat: „Bedenke immer, wie deine Propaganda ans das feind liche Land psychologisch wirkt." Und ferner: „Um einen Maß stab zu gewinnen, wie die Psychologie des Feindes betroffen wird, versuche dich in die Wirkung der gleichen Mittel auf dein eigenes Volk zu versetzen." Das hätte sich Lloyd George, dessen Aufstieg durch seine propagandistische Artistik begrün det worden ist. auch in diesem Falle wie in allen künftigen
Vorhalten sollen. \ Um mit dem zweiten Satze zu beginnen, so würde Lloyd George sich einen Augenblick ernsthaft in die Geftihle dep jungen Engländer versetzen müssen, wenn mit ihrem Vater land eine übermächtige feindliche Weltverschwörung das an gerichtet hätte, was unter seiner Mitführung und Verantwort tnng in Versailles an Deutschland verübt worden ist. Nehmen wir also an, eine Entente hätte, ausgehend von dem Gedan ken, daß England überhaupt nur Anspruch aus sein engstes, ursprüngliches Kernland