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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 07.03.1897
Umfang: 16
die Herzen, als der neue Herr erklärte, der alte Streit wäre beendet, er wolle nur zufriedene und glückliche Menschen in Fuchs berg sehen. Als er mit dem Bibelworte schloß: „So jemand Deinen Rock Dir nehmen will, dem laß auch den Mantel,' kannte die Freude der so lange bedrückten Leute keine Grenzen mehr. Ein brausendes Hoch stieg empor und nicht viel hätte gefehlt, so wären die Bauern in ihrer Begeisterung in den Wagen gesprungen Mitten in dem Lärm trat Lechner an den Wagen. Herr von Hartstein fühlte

den stechenden Blick dieses Mannes und er schrak zusammen vor dem blassen, zucken den Geficht des Bauern. „Nehmen Sie auch — meinen Glückwunsch, gnädiger Herr!' sprach Lechner, dem Baron unverwandt ins Geficht starrend Hartstein trat einen Schritt zurück. Dieser Glück wunsch klang viel eher wie ein Fluch, dieses Geficht, fahl und halb verzehrt, trüg einen drohenden Ausdruck. „Wer — seid Ihr?' stieß Hartstein unwillkürlich hervor. „Lechner, heiße ich, gnädiger Herr.' antwortete der Bauer klanglos

, „und eine Schwester hatte ich, die hieß Moniki.' Damit wendete sich Lechner auch ohne eine Antwort abzuwarten seiner Tochter zu, dieselbe bei der Hand nehmend. Herr von Hartstcin, der sehr wohl bemerkte, wie nicht nur seiner Schwester und des Baron v. Thüngens Blicke auf ihm ruhten, sondem auch jene der Bauern, wollte dem rücksichtslos sich abwendenden Lechner eine heftige Erwiderung geben. Aber Alle sahen nur. daß Herr von Hartstein wohl zornig die Hand gegen Leckner erhob, dann aber sich m den Wagen

in P>»f. Bllll«rv; ttloyi S,a»ter: Sidoeq» L'0'5' «ub-ert; Freriq«: «ehm-nn: v-irina; Hi/ersen,-Sch>rofs-c.-c. s Mr»«r AeAmlß. wichen die Fuchsberger vor den kräftig anziehenden Pferden zurück. In größter Eile rollten die beiden Wagen durch den aufwirbelnden Staub der Straße. Die Zurückbleibenden waren erst gänzlich verwirrt ob dem unerwarteten Ausgang der Begrüßung. Dann aber machte sich die allgemeine Entrüstung gegen Lechner in wenig schmeichelhaften Ausrufen Luft. Man sah sich nach dem Störenfried

um. Vinzenz Lechner aber hatte sich bereits entfernt. Mit Marei an der Hand schritt er die Straße hinab nach dem eigenen Gehöft. Das Mädchen that wohl eine ängstliche Frage, weh« halb der Vater sich dem Schloßherrn gegenüber so schroff benahm, aber es erhielt leine Antwort. 7. Kapitel. Rauferei. Die Wogen der Entrüstung legten sich allmählich unter den Bauern. Lechner war schon immer ein Sonderling gewesen, der stets das Gegentheil von dem that, was die Anderen beschlossen — besonders wenn es die Schloß

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Unterinntaler Bote
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Seite 6 von 10
Datum: 29.10.1897
Umfang: 10
. — In hl. Kreuz bei Hall wurde das Bauern haus No. 20 des Georg Scheiter freihändig an die Ehe leute Kaspar Nabalder und Veronika geb. Rainer in Hall, um den Kaufpreis von 3500 fl. ö. W. überlassen. (Ein telegraphischer Jrrthum.) Eine nicht geringe Confusion hat dieser Tage der Telegraph angerichtet, wobei ihm zufällige Umstände ganz besonders geholfen haben. In der Irrenanstalt dahier starb nämlich vorige Woche ein Pflegling Namens Josef Lechner aus St. Jakob in Ahrn. Pflichtgemäß und der weiten Entfernung

wegen mittelst Telegramm an die Gemeindevorstehung von St. Jakob in Ahrn ließ die Anstalts-Direktion die Angehörigen desselben von dem erfolgten Ableben und der Stunde des Begräbnisses verständigen. Allein im Ahrnthale gibt es auch ein St. Johann und auf bisher unaufgeklärte Weise gelangte das bezügliche Telegramm anstatt an die Vorstehung von St. Jakob, an die von St. Johann. Nun wollte es wieder der Zufall, daß auch zu St. Johann in Ahrn sich Lechner finden, die, wieder zufällig, einen Angehörigen

des Namens Lechner beim Militär haben, der nach ihrer Annahme zur Zeit in Hall in Garnison ist. Allerdings war ihnen von einer Erkrankung desselben nichts bekannt; aber sie nahmen an, er sei, plötzlich irrsinnig geworden und in die Irren anstalt verbracht, dort gestorben. Fünf Personen, zwei Brü der, eine Schwester und zwei Verwandte machten sich nun eilends auf, um recht zeitig zu der am Montag dieser Woche auf Nachmittag 2 Uhr angesetzten Begräbnis nach Hall zu kommen. Hier erst klärte sich, schon

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 12
Datum: 12.03.1897
Umfang: 12
Äk ZI W««« AeW»U. GeiteS . Die Holzrechtler. »lli »em Fichtelzebirze ,«r> Tchätzler-Pcrafint. (Fortsetzung.) Vinzenz Lechner stützte sich schwer mit der Hand an den Betstuhl. Den Blick am Boden festhaltend, keuchte er : „Ausstoßung aus der Kirche! Warum haben Sie's nicht längst gethan?' „Weil ich Mitleid mit Euch hatte, Lechner, weil ich ahnte, datz Ihr nur deßhalb nicht mehr zur Beichte kommt, weil Ihr das Geheimniß aufdecken hättet müssen, das über der Nacht von Maria Geburt vor fünfzehn

Jahren liegt.' „Und -— wenn es so wär'?' murmelte Lechner. „Es ist so!' sprach der Pfarrer erschüttert. „Wißt Ihr nicht, daß das, was Ihr in der Beicht' anvertraut, erst recht ein Geheimniß bleibt?' „Ich weiß — „Und doch seid Ihr nicht gekommen! So kann es nicht mehr länger gehen, Lechner! Was soll ich dem neuen Herrn sagen, wenn er mich nach dem Mann fragt, der ihm so beleidigend entgegengetreten ist? Man wird schon über Euch gesprochen haben bis dahin. Soll ich ihm dann sagen: Vinzenz Lechner

in der ganzen Ge meinde?' Mehrere Sekunden lang schien es. als wolle Lechner, dessen Brust sich unter heftigen Stößen hob und senkte, alles dem Pfarrer gestehen, dann aber kämpften sich plötzlich seine Hände zur Faust zusammen und er warf heftig den grauen Kopf zurück. „Ja, Herr Pfarrer!' rief er mit rauher Stimme. „Sagen Sie dies Alles dem neuen Schloßherrn'. And fügen Sie hinzu, daß Vinzenz Lechner seinen Kopf höher trug wie alle anderen im Dorf, daß er mit keinem anderen getauscht hätte, denn seine Ehre

auch noch aus anderen Gründen, Alles hasse, ja sogar verfluche, das «us dem Schlosse kommt, oder damit in Zusammenhang steht.' „Schweigt, Unglücklicher!' unterbrach ihn der Pfarrer. „Wenn ich dies AlleS sagen würde, was jetzt an mein Ohr schlägt, so wär' es um Euch geschehen.' Lechner stieß ein heiseres Lachen aus. Bekümmert hob der Pfarrer die Hände. „Und das ist Eure ganze Rechtfertigung, Lechner? Ich hoffe auf eine andere! Geht in Euch; kehrt in den Schoß der Kirche zurück. Ihr selber wißt, welch' schwere Schuld

, daß es selbst ein Knecht im Hof unten hörte, als die Mariann' mit letzter Kraft aus dem Bett springen wollte, da habt Ihr sogar die Thür hinter ihr verriegelt und seid davon- gestürzt, seid mit den Fäusten vor den Kopf Euch schlagend, im Gehöft umhergelaufen. Und unterdessen ist di? Lechner- bäuerin gestorben, ohne Beicht und Absolution. Könnt Ihr das läugnen, Lechner?' Der Bauer war ächzend auf einen Stuhl am Tische gesunken und murmelte nach einer Weile schwer: „Sie wissen nicht, Hochwürden, wie damals

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 12
Datum: 26.02.1897
Umfang: 12
M. 25 Wer«»« Eeite S Wt HolittWer. -Sens-tioni-RimirnxmZ dem Mchtelgebirge ron Schätzler-Perastui. -I) >«,<b»r,F »krd,te».> (Fortsetzung.) Er machte kein Hehl aus dieser s«ner Meinung, umso verwunderlicher mußte es erscheinen, daß sich Vinzenz Lechner bereit erklärte, bei dem feierlichen Empfang zu gegen zu sein, ja ffogar seine Tochter Marie dazu be stimmte, dem Gutsherrn einm großen Blumenstrauß zu überreichen. i Weshalb Lechner sich zu solchem Vorgehen entschloß, z das in schroffem

Gegensatze zu seinem sonstigen Verhalten > stand, dies vermochte Niemand zu sagen. Daß man !, den Namen Lechner in Fuchsberg nicht gerne in den Mund nahm, oder denselben mit einem vielsagenden s Achselzucken begleitete, hatte seine guten Gründe, j Man verkehrte und sprach eben nicht gern von einem j Mann, auf dem ein schwarzer Verdacht lastete seit fünf zehn Jahren schon. Und Vinzenz Lechner hatte sich niemals die geringste Mühe gegeben, sich reinzuwaschen, ja er brach sofort ein Gespräch

ab, welches eine verfängliche Wendung nahm x und die Vorfälle der vergangenen Zeit berührte. Sogar eine Gerichtskommission war eines Tages im Hause ' Lechners erschienen. Das Resultat des Verhörs, welches !^der Bauer zu bestehm hatte, war, daß die Kommission unterrichteter Dinge wieder abzog. Die Bauern im Dorf zuckten nur um so mehr die Ackseln. Man konnte dem Lechner eben nichts beweisen. Zn den Augen der Dorfbewohner blieb er aber erst recht oer Schuldige. Den Kopf gesenkt, mit den Blicken am Boden haftend, eilte

Lechner weiter. Plötzlich stutzte er. Ein Lichtschein fiel über den Weg. Er hemmte den Schritt und schaute auf. An der grauen Mauer oben hing eine Laterne. Ein Vorsprunz der Mauer schützte ihn vor dem heftigsten Anprall des Sturmes. Ein von den Wagenrädern übel mitgenommener Eck stein wurde matt von dem Flackerschein der Lampe be leuchtet. „Da kauerte sie damals; zitternd und blaß wie der Tod' — murmelte er. Ein Fenster klirrte hinter ihm und erschrocken rannte der alte Bauer heiter. Er beschrieb

einen weiten Bogen um sein Gehöft. Die Seinen schliefen wohl schon alle, wenigstens würde sich Niemand um ihn weiter bekümmem. Vinzenz Lechner schob sich durch dichtes Gebüsch und blieb dann stehen. Bor ihm lag der schwarze Sumpf mit seinem trägen, schlammigen Wasser, der Todtenweiher, wie die Dörfler das unheimliche tiefe Loch nannten. In den Sträuchern ringsum rauschte und flüsterte es und dem Bauern deuchte es, als höre er die Erzählung einer tieftraurigen, entsetzlichen Mär. Nicht weit entfernt

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 10
Datum: 22.08.1896
Umfang: 10
fl. 90 kr., 38 Schüler genossen Stipendien im Betrage von zusammen 5090 fl. 8 kr. Die nicht obligaten Fächer wurden verhältnismäßig stark besucht, und zwar Italienisch (3 Curse) 66, Kalligraphie 48, Zeichnen (3 Curse) 82, Turnen (4 Curse) 157, Gesang (3 Curse) 91, Stenographie 38 Schüler. — 38 — dernd trat er mit einem wuchtigen Fußtritte denselben entzwei, sich so einen tüchtigen Knüttel verschaffend. „Kommt nur her, alle miteinander!' schrie er. „Die Knochen zer breche ich Euch!' Vincenz Lechner

war kein zu unterschätzender Gegner, trotz seines Alters. Dennoch wäre er diesmal unterlegen, denn die Uebermacht war zu groß. Schon drangen wohl ein Dutzend Bauern auf Lechner ein, theils Messer in den Fäusten, theils die steinernen Maßkrüge. Da drang eine laute Stimme durch da» Getobe, die Bauern wiche» zurück. Ihr Pfarrer war eS, den der Wirt geholt hatte, weniger besorgt um Lechner, als um seine Wirtschaftseinrichtung, welche bei derartigen Gelegen heiten fast immer in Trümmer geschlagen wird. „Was soll der Streit

am heutigen Tage?' sprach der Psarrer mit ruhigem Vorwnrs. „Denkt Ihr nicht daran, welchen schlechten Eindruck eS auf den neuen Herrn machen muss, wenn er erfährt, dass am Tage seines Einzuges ein blutiger Raushaudel stattfand?' Er schwieg eine Weile. Wortlos drückten sich die Bauern auf ihre Plätze zurück. Ihr Pfarrer galt etwas bei ihnen und er selbst wusste dies wohl. „Schämt Euch alle, so den doppelten Festtag zu entweihen!' suhr der geistliche Herr fort, „und Du, Lechner, ich glaube, es ist besser

, wenn Du das Wirtshaus verlassest.' Lechner nahm seinen Hut und sagte kurz: „Ihnen, Hochwürden, thue ich den Gefallen und gehe.. Denen da aber wollte ich schon den Zuchthäusler und Gotteslästerer gezeigt haben.' Damit verließ Lechner die Gaststube. Etwa eine halbe Stunde darauf folgte ihm der Pfarrer. Auch er nahm den Weg nach dem Lechnergehöft. Niemand zeigte sich, als er durch den lehmgestainpften HauSgaug schritt. Es war auch kein Laut aus dem Innern des HofeS selbst zu hören. Der Pfarrer öffnete nun eine Thür

und trat in die Wohnstube des Bauern. Lange war eS her, seitdem er hier gewesen und damals hatte ihm der Lechner gründlich die Lust genommen, so rasch wieder zu koinmen. Der Pfarrer sah sich um; er glaubte jedoch seinen Augen nicht zu trauen, als er die Scene bemerkte, die sich ihn» darbot. In der hintersten Stubenecke hieng schwarzgeräuchert ein Crucifix von — 39 — der Decke. Darüber brannte eine kleine Ampel. Unterhalb des Kreuzes war ein primitiver Betschemel angebracht. Und auf diesem Stuhle

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 14.02.1897
Umfang: 16
sie heimführte, war sie heute kaum mehr ein Schatten der vergangenen Tage, das Bild eines zerstörten Lebens. Katharina war dunkel gekleidet wie immer. Sie be fand sich in etwas besseren Verhältnissen als mancher andere Dorfbewshner. da sie eine kleine Erbschaft gemacht hatte und der alte Lechner sie auch noch unterstützte, wo er konnte. Lechner, der bereits die Sechzig auf dem Rücken hatte, ging ihr an die Hanv, so oft sich eine solche Gelegenheit bot. Und darauf brauchte man bei Katharina nicht lange

als der theuerste Schmuck. Jetzt ging die Thür der Stube auf. Lechner trat ein. Es war eine hohe, kräftige Gestalt, so daß er sich bücken mußte, um nicht am Thürrahmen anzustoßen. „Gut'n Abend Kathrin',' sagte er. „Da bin ich. Hast mich wissen lassen, ich möcht' Dir einen Dienst er weisen. Was soll ich?' Er hatte in seiner kurzen, rauhen Weise gesprochen. Katharina hörte aber dennoch das Mitleid auS seiner Stimme. Sie wußte ja doch, wie gut eS dieser Mann mit ihr meinte, welche Stütze er ihr war. Und doch lag

keine zwingende Ursache, keine Pflicht für ihn vor, sich auf solche Art der Bedauernswerthen anzunehmen. Daran mochte Katharina auch heute wieder denken, denn sie sagte: „Wie gut Ihr zu mir seid, Lechner! Ich weiß nicht, wie ich das um Euch verdient hab'.' „Sprich nicht davon,' schnitt er ihr fast schroff das Wort ab. „Du weißt es wohl, daß ich's nicht leiden kann.' Unruhig war dabei sein Blick durch das Dunkel der Stube geirrt und er fuhr sich mit der arbeitsschweren Hand nach der Stirne. Aber Katharina

konnte nichts von dieser Bewegung sehen. Da sie geduldig schwieg, so fuhr Lechner mit gepreßter Stimme fort: „Aus Mitleid, aus Christenpflicht steh' ich Dir zur Seite. Katharina, laß es Dir doch endlich daran genügen. Du solltest es doch gewohnt sein die fünfzehn Jahre her! Da weinst schon wieder, hast wohl gar den ganzen Mittag g'weint? Du weißt doch, daß der Doktor sagt, nur durch beständiges Weinen wärst Du fast erblindet! Du machst Dein Uebel ja alleweil schlimmer.' Katharina trocknete die Augen

und sagte: „Nehmt mir's heute nicht in Uebel, Lechner! Ihr wißt ja doch so gut wie ich, daß heute die Nacht ist, in der vor 15 Jahren mein armer Jakob erschossen worden ist!' Ein leichtes Zittern packte die kräftige Gestalt Lechners. Er war heftig zusammengezuckt und versetzte nun betroffen: „Ich hab' nicht daran gedacht.' Wieder lief ein scheuer Blick von ihm zu der Blinden hinüber. „Das letzte Mal konnt' ich den Weg noch finden,' fuhr Katharina fort: „ich hab' mich hinausgetastet bis zu der Bluteiche

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 28.02.1897
Umfang: 16
ZK. 26 A«w»5 SeiteS Zie Holjktihtltt. Sensati«nt>Asm«il aus dem Fichtelgebirge »on Tchätzl«r»Pe»astut. »nbnen.) (Fortsetzung.) „Keiner glaubt Dir im Dorf/' versetzte die Alte, „nur ich. An dem Tod der Monika bist Du freilich unschuldig, das könnt' ich beweisen — wenn ich nur wollt'!' Vinzenz Lechner starrte die Alte plötzlich erschrocken an. „Du könntest das beweisen, Walburg?' stieß er hastig durch die Zähne. „Wie wär denn das möglich?' „Weil ich dabei war!' Lechner stieß ein kurzes

— wie Deine Schwester, die Monika g'storben ist!' Vinzmz Lechner that einen hörbaren Athemzug. „Dann — weißt Du ja auch, daß mir die Leut' Unrecht thun,' sagte er, „daß ich unschuldig bin an der Schuld, die sie mir aufladen.' Er sprach die Worte langsam, nicht etwa erleichtert. Der Ton, in welchem das alte Weib zu ihm sprach, war nicht darauf angethan, Hoffnungen m ihm zu er wecken. Da lag Etwas im Hintergrunde und weil der Bauer ahnte, was dieses sein konnte, so bangte ihm auch vor den nächsten Worten der Walburg

. Die Alte ließ abermals ein halblautes Kichern hören. „Unschuldig an dem Tod der Monika, ja, das bist Du schon,' sprach sie, „aber dafür bist Du um so schuldiger — an dem anderen!' Lechner erfaßte sie, zusammenfahrend, am Handgelenk. „Was — weißt Du davon?' „Alles!' nickte die Alte. „Wie Du das Kind in den Sumpf geschleudert —' Ein heiserer Ton, der aus Lechners Mund kam, unter brach sie. „Schweiß!' keuchte er. „Raunt es da nicht im Gebüsch? Wenn wieder Zeugen in der Nähe wären, wie damals, immer mehr

Zeugen?!' „Der Wind ist's, der Dich erschreckt, Bauer, sonst nichts. Soll ich Dir noch mehr erzählen von der da maligen Nackt?' „Nein, ich mag nichts mehr wissen; behalt es bei Dir!' fuhr er heftig auf. „Gut, Bauer, ich schweig' schon, wenn ich auch den Bauem morgen erzählen könnt, warum der Vinzenz Lechner sich trotz seinem Haß auf die Schloßherren zum Empfang drängt! Ich schweig schon! Du aber vergiß nicht, daß mem Franz'l seinerzeit die Marie heim führt —' Lechner gab keine Antwort mehr darauf

. Er schritt in dumpfem Brüten dem Gehöft zu. In einer großen Kammer, deren Fenster nach hinten hinaus gingen, brannte Licht. Walburg legte ihre Hand auf den Arm des Bauern und zischelte: „Bleib ein Bissel stehen, Lechner, und schau Dir das Paar an! Hat mein Franzl nicht Schneid, zehntausendmal mehr, als Dein blitzdummer Nazi?' Lechner blieb unwillkürlich stehen, frappiert von dem Bild, das sich seinen Blicken darbot. Er wie auch die Alte waren unhörbar auf dem weichen Grasboden näher gekommen

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 12
Datum: 24.02.1897
Umfang: 12
, das braucht kein Mensch zu wissen, das ist meine Sache und war mein Recht. In wenig Minuten war es abgemacht, ein kurzer Schrei drang durch das stille Haus, eine Thüre flog auf — dann herrschte wieder Ruhe. Zehn Minuten darauf passierte etwas, das — den Anfang meiner Schuld bildete.' Vinzenz Lechner stieß den keuchenden Athem aus der Brust. „Jawohl, Deiner Schuld!' entzegnete der Förster. „Denn in derselben Nacht wollt' ich Dich in Deinem Haus aufsuchen, um Dir zu sagen, daß ich nicht der Mörder des Jakob

es nicht. Jetzt hatte ich nicht mehr nöthig, mit Dir in Gutem zu verhandeln, jetzt hatte ich die gleichen, ja noch bessere Karten in der Hand. Ich bin aus dem Gebüsch getreten und hab' Dir zugerufen: „Vinzenz Lechner, ich weiß, waS Du heute Nacht auf Dein Gewissen geladen hast. Trumpf gegen Trumpf!' „So fing es an,' murmelte Lechner; „so wurde zwischen uns Zweien ein Packt geschlossen, der Jedem die Hände band. Dir, wie mir. Aber nicht allzulang trag' ich mehr die Last, die mich oft ersticken möcht'!' fuhr er empor, sich geradezu

aufbäumend. „Einmal, eh' ich sterb', muß ich sie von mir wälzen, damit ich wieder Jedem frei in die Augen sehen und aufathmen kann! Und dann — fällt auch der Mörder Jakob Burgers!' „Soll mir recht sein!' versetzte kurz Waldner. Ich aber denk', daß bis zu jenem Tag noch manch junger Baum im Lehenswald groß wird Eh' Deine Unschuld sich erweist, dreht sich die ganze Welt um.' „Wart es ab, vielleicht geschieht es schneller als Du venkst!' erwiderte Lechner. „Jetzt aber mach' daß Du weiter kommst, die Arme

dort regt sich. Oder willst etwa von neuem mit ihr streiten?' „Hab' keine Lust dazu,' entgegnete Waldner, „und deßhalb geh' ich auch. Aber wenn Du hoffst, daß der geheime Vertrag ein End' nimmt, der zwischen uns be steht, so Hofs' ich dasselbe. Die Rechnung muß klar werden. Fürchten thue ich Dich nicht, das merk' Dir für alle Zeiten!' Damit warf der Förster die Büchse über die Schulter und verschwand im Wald. Vinzenz Lechner that einen schweren Athemzug, dann wendete er sich der armen Blinden

zu, die sich mühsam am Stamm der Bluteiche aufrichtete. „Komm', Katharina, laß' uns heimgehen, eh' das Ge witter mit Regen und Hagel losbricht.' Katharina erfaßte hastig Lechner's Hände. Die ihrigen waren kalt und feucht. „Jetzt — weiß ich wieder, was geschehen ist!' jammerte sie angstvoll. „Der Gutsförster war hier; wir sind an einandergerathen, da hab' ich die Besinnung verloren.' „Er ist fort; ich hab' ihn vertrieben,' sagte Lechner kurz. „Ohne daß er den Mord eingestanden hat?' fragte Kathaiina hartnäckig

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 24
Datum: 23.04.1897
Umfang: 24
zu, das mir am Morgen die Feuer- < fm öot.^' Änzenz Lechner zuckte die Schultern. Har es nur das, was Sie hierher brachte, .Herr von lstcin?' fragte er. 5er Lehensherr zog die Tasche mit den Banknoten ssr und reichte sie Lechner. .Ihr müßt verurtheilt werden, wenn Euch morgen Gendarmen abführen,' sagte er. „Dies will ich ver- dm. Die Tasche enthält fünftausend Mark. Sie ist ! Att Eigenthum, ein kleiner Ersatz für den Kummer, den ' Euch zufügte. Ich weiß, wie hoch Ihr die Ehre rcs Hauses hieltet

, sie ist durch mich vernichtet worden. , wollte es nicht so, bei Gott nicht! Verlaßt noch it Nacht Fuchsberg und sucht Euch drüben in Amerika, so manche Eurer Landsleute, eine neue .Heimath. Daß nicht verfolgt werdet, dafür will ich schon sorgen. ! ilvncr wird keinen Strafantrag stellen und Ihr seid Änzenz Lechner hatte Wort für Wort vernommen auch verstanden. Mechanisch ließ er die Hunderter der geöffneten Brieftasche durch seine Finger gleiten, viel Geld hatte er niemals beisammengesehen. Wohl A m Fuchsberg griffe

vor die Füße.' „Nnzenz Lechner!' fuhr der Gutsherr empört auf. Henkt Euch noch einmal was Ihr thut! Ihr seid ^ 'l 5 le; verloren, wenn Ihr morgen den Gendarmen übergeben werdet!' „Ich will's daraufhin wagen,' versetzte Leckner, die Brieftasche dem Lehensherrn vor die Füße schleudernd „Da in meiner Brust hab ich das Bewußtsein der Un schuld und das können Sie wohl nicht so von sich sagen!' „Was — meint Ihr damit?' stieß Hartstein betroffen hervor „Ich denke an meine Schwester!' cntgegnete Lechner finster

, das durch Monika Euch in's Haus kam, ich gestehe es selbst. Zur Reue aber ist es nie zu spät und was ich gutmachen kann, wird geschehen. Ich habe Eure Schwester diesen Morgen unter all den Leuten gesucht, ich fand sie nicht, wohl aber seid Ihr mir entgegengetreten wie ein lebendes Menetekel, Ihr und das blonde Kind mit den Feuer nelken ini Haar. Es ist Monikas, ist mein Kind!' Vinzenz Lechner verzog den Mund zu einem Lachen. Aber er sagte nichts. „Eine Stimme in meinem Innern rief eS mir zu, ich täusche

. Wie ein schwerer Schlag traf mich, was dann nachdem geschah! Ihr selbst habt Eure Lage verschuldet. Aber noch jetzt biete ich Euch die Hand unter einer Bedingung!' „Und — die wäre, Herr von Hartstein? Ich frage nur, weil ich neugierig bin!' ließ sich Lechner vernehmen. „Sagt mir, wo ich Monika Lechner finde und laßt mich für ihr Kind sorgen!' „So! Also deßhalb möchten Sie mich fortschaffen, weil dann Marei in Ihre Hände fiele. Sie möchten sie wohl gar zu sich in's Schloß nehmen?' „Allerdings; ich lasse

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 20.08.1896
Umfang: 8
der so lange bedrückten Leute keine Grenzen mehr. Ein brausendes Hoch stieg empor und nicht viel hätte gefehlt, so wären die Bauern in ihrer Begeisterung in den Wagen gesprungen. Mitten in dem Lärm trat Lechner an den Wagen. Herr von Hart stein fühlte den stechenden Blick dieses Mannes und er schrak zusammen vor dem blassen, zuckenden Gesicht des Bauern. „Nehmen Sie auch — meinen Glückwunsch, gnädiger Herr!' sprach Lechner, den Baron unverwandt ins Gesicht starrend. Hartstein trat einen Schritt zurück

. Dieser Glückwunsch klang viel eher wie ein Fluch, dieses Gesicht, fahl und halb verzerrt trug einen dro henden Ausdruck. „Wer — seid Ihr?' stieß Hartstein unwillkürlich hervor. „Lechner, heiße ich, gnädiger Herr,' antwortete der Bauer klanglos, „und eine Schwester hatte ich, die hieß Monika.' Damit wendete sich Lechner auch ohne eine Antwort abzuwarten seiner Tochter zu, dieselbe bei der Hand nehmend. Herr von Hartstein, der sehr wohl bemerkte, wie nicht nur seiner Schwester und des Baron von ThüngenS Blicke

auf ihm ruhten, sondern auch sene der Bauern, wollte dem rücksichtslos sich abwendenden Lechner eine heftige Erwiderung geben. Aber alle sahen nur, dass Herr von Hartstein wohl zornig die Hand g»gen Lechner erhob, dann aber sich in den Wagen zurückfallen ließ und den Befehl gab, sofort nach dem Schlosse zu fahren. Der Kutscher schwang die Peitsche und ganz bestürzt wichen die FilchS- berger vor den kräftig anziehenden Pferden zurück. In größter Eile rollten die beiden Wagen durch den aufwirbelnden Staub

der Straße. Die Zurückbleibenden waren erst gänzlich verwirrt ob dem unerwar teten Ausgang der Begrüßung. Dann aber machte sich die allgemeine Ent rüstung gegen Lechner in wenig schmeichelhaften Ausrufen Luft. — 35 — Man sah sich nach dem Störenfried um. Vincenz Lechner aber hatte sich bereits entfernt. Mit Marie an der Hand schritt er die Straße hinab nach dem eigenen Gehöft. DaS Mädchen that wohl eine ängstliche Frage, weshalb der Vater sich dem «schlossherrn gegenüber so schroff benahm

, aber es erhielt keine Antwort. 7. Capitel. Rauferei Die Wogen der Entrüstung legten sich allmählich unter den Bauern. Lechner war schon immer ein Sonderling gewesen, der stets das Gegentheil von dem that, was die anderen beschlossen — besonders wenn es die Schlossherrschaft betraf. Es hatten sich Gruppen gebildet, welche das „unverschämte' Benehmen des Lechnerbauers besprachen. „Nicht zulassen hätten wir ihn sollen; ich Habs ja g'sagt, der Mensch bringt uns nur Aerger und Verdruss,' rief der Höchstbauer

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 18.04.1897
Umfang: 16
. „Wer ist der Verbrecher?' fragte Hartstein laut. „Vinzenz Lechner von Fuchsberg,' lautete die Ant wort. Die Leute machten Raum und schoben den Lechner- bauem vor. Dieser hob den Kopf. Seine stechenden Blicke trafen den Lehensherrn. „Ich bin unschuldig!' stieß er mit rauher Stimme hervor. Herr von Hartstein war zurückgeprallt. Nur mit Mühe vermochte er sich zu sammeln. Da vernahm er eine Stimme hinter fich, die im halb lauten Tone murmelte: „Er ist's; ich habe mir's gedacht!' Hartstein drehte

sich um. Sein Förster stand hinter ihm, auf den Arm eines Bedienten gestützt. Auch Lechner hatte seinen Feind nun gesehen und seine Brust hob fich wieder freier. „Der Förster lebt!' rief er. „Da wird er mir auch bezeugen können, daß ich es nicht war, der den Schuß abfeuerte!' Aller Augen hingen an dem Mund des Gutsförsters. Das Wohl und Wehe Lechners lag in den Worten Waldners. Schon wollte er ausrufen: „Der Lechner war es nicht!' Da fiel sein Blick auf den Doppelstutzen, welcher dem Lechnerbauer abgenommen wurde

. „Was ist das?' stieß er voller Entsetzen hervor. „Wie kommt der Stutzen hierher, mit dem vor fünfzehn Jahren Jakob Burger erschossen wurde?' „Er wurde dem Lechner abgenommen,' hieß es. „Dem Lechner? Dann freilich — das Gewehr hängt seit Jahr und Tag an der Wand, in dem Häuschen der Katharina Burger!' „Sie wollen damit sagen, Förster,' fiel Herr von Hartstein rasch ein, „daß es Vinzenz Lechner war, der den Schuß auf Sie abgab?' „Ich — habe nichts gesehen, nichts!' gab der Förster mit rauher Stimme zur Antwort. „Mag

man Katharma Burger fragen, wer von ihr den noch theilweise geladenen Stutzen erhielt!' Weiter war aus dem Gutsfärster nichts herauszu bringen. Er wendete sich zum Gehen. Mit todtblassem Gesicht stand Lechner da. „Ihr läugnet also die That?' fragte ihn Herr von Hartstem. Man hätte bei genauerem Hinhorchen den un sicheren Klang aus der Stimme hören können. „Ja, tausendmal ja,' lautete Lechners Antwort. „Ich weiß nichts von dem Verbrechen. Ein Anderer hat es auf sein Gewissen geladen. Macht

mit mir, was Ihr wollt! Legt mich in Ketten, schleppt mich in's Kriminal, ich kann nichts Anderes sagen, als: ich bin unschuldig.' Herr von Hartstem wurde einen Augenblick stutzig. Er ließ sich von den Leuten, welche Lechner festhielten die Umstände schildern, unter denen dieser in iyre Händ fiel. „Hat man nichts gehört oder gesehen von einem zewiten Manne, der in die Nacht enhloh!' fragte Hart stem. „Nein, gnädiger Herr,' lautete die Antwort. „Weit und breit war nichts zu bemerken. Nur Vinzenz Lechner stand mitten

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 8
Datum: 13.08.1896
Umfang: 8
beschlossen und dabei bleibtS. Und jetzt mach, dass Du weiterkommst.' Er wollte rasch dem Hause zuschreiten, kam jedoch nicht an der Alten vorbei, ohne dass diese ihm geantwortet hätte: „Schön hast g'redt, Bauer! Also aus dem dummen Nazi und Deiner Tochter möchtest Du ein Paar machen? Wirst wohl noch mit Dir reden lassen, wennö an der Zeit ist!' „Nichts will ich wissen; hol Euch der Teufel!' „Lass Dich warnen, Lechner!' klang es wie Rabengekrächze. „Denk an die Nacht vor fünfzehn Jahren!' Lechner packte

die Alte am Arm. „Kommst Du mir damit? Gut, dass ichs endlich weiß, wo Du hinaus willst! Aber das sag ich Dir gleich, damit istS nichts! Du weißt, was ich danials der Monika gesagt hab, dass ich sie in meiner Wuth, selber sasl verrückt, mit der Faust ins Gesicht schlug, dass sie dann hinaus «ach dem Wasser und —' Lechner brach keuchend ab, um erst nach einer Weile fortzufahren. „SagS im Dorf, erzähl ihnen meinetwegen alles, was Du weißt! Wenn Du aber glaubst, dass ich seinerzeit Dir deshalb den Hos

über lasse sammt meiner Tochter, da irrst Du Dich. Schon einmal war das Gericht im Haus und hat mich gefragt: Vincenz Lechner, wie ist Deine jüngere leibliche Schwester gestorben? Und heut wie damals kanu ich nur sagen: ich bin unschuldig an ihrem Tod. Ob man mir glaubt oder nicht, ich kann nichts anderes sagen.' „Keiner glaubt Dir im Dorf', versetzte die Alte, „nur ich. An dein Tod der Monika bist Dn freilich unschuldig, das könnt ich beweisen — wenn ich nur wollt!' Viuceuz Lechner starrte die Alte

plötzlich erschrocken an. „Du könntest das beweisen, Walburg?' stieß er hastig durch die Zähue. „Wie wär denn das möglich?' „Weil ich dabei war!' Lechner stieß ein kurzes, gewaltsames Lachen hervor. — 21 — „Es hieng imnicr an der Wand in unserer Stube uud Jakob nahm es uie mehr in die Hand. Warum er es damals uuu doch mit sich hin aus uahin, das bleibt jetzt, da sei» Mund für alle Zeit verschlossen ist, wohl immer ein Geheimnis.' „Wer weiß!' versetzte Lechner finster. „Nichts ist so sein gesponnen

. „Der Gewittersegen!' murmelte Lechuer. Er nahm den Hut ab uud sprach mit Katharina ein kurzes Gebet. Solch eine Nacht hatte man selten in FnchSberg erlebt. Das war so eine rechte Mnsik für den kommenden Tag! Als das Häuschen der Blinden erreicht war, verabschiedete sich Lechner und Katharina schloss die Thür hinter sich. 5. Capitel. Am Todtenwcihcr. Vincenz Lechner bewohnte ein ziemlich ansehnliches Gehöft am ander,» Ende des Dorfes. Das Befitzthum war freilich stark mit Hypotheken be lastet und Lechner

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 14.05.1897
Umfang: 16
Nr. 53 Jetttmg. Seite 9 Ait Holzrelhtltr. Sensations-Aovum aus dem Fichtelgebirge »»n Schätzler-Perastni. lK««Sdr«5 «erboten.) (Fortsetzung.) Lechner läugnete. Man mochte ihm in Gutem oder Bösem zureden, er blieb bei seiner Aussage, daß er den Stutzen einem unbekannten Manne auf dem Schloßwege abgenommen habe und gleich darauf ergriffen wurde. Durch dieses trotzige Beharren erweckte er nur den heftigsten Unwillen des Untersuchungsrichters. Da vom Schloß aus die nöthigen Recherchen

. Was würde sie sagen? Katharina hatte nicht bemerken können, daß in einer Ecke des großen Schloßzimmers, zum Theil gedeckt durch einige Bedienstete, auch Vinzenz Lechner stand und ihr jedes Wort vom Munde ablas. Bei der Frage des Untersuchenden zog ein Lächeln der Genugthuung um seine Lippen. Jetzt mußte es ja gleich heraus sein, daß er völlig unschuldig an dem Attentat auf Waldner war. Der Beamte mußte an Katharina noch einmal die Frage stellen, ob sie den Dieb kenne, ehe diese antwortete: „Ja — ich kenne

ihn!' „Wer ist es?' „Vinzenz Lechner von Fuchsberg!' Ein dumpfes Murmeln ging durch den Raum, das aber plötzlich von dem wilden Aufschrei unterbrochen wurde: „Sie lügt! Unser Herrgott weiß, warum sie es thut!' Der Lechner wollte vorstürzen; aber mehrere Arme hielten ihn zurück. „Da ist es also heraus!' nickte der Kommissär, während Katharinas Aussagen zu Protokoll genommen werden. „Wollt Ihr nun gestehen, Lechner?' „Ich habe nichts zu gestehen!' knirschte der Ver haftete in wildem Trotze

. „Man will mich verderben, ruinieren! Widerruf' Kathrin! Bedenk doch, was Du mir anthust! Ich bin unschuldig, ich weiß nichts von dem Diebstahl des Stutzens. Wenn Du aber meineidig wirst und darauf schwörst, daß ich, der Lechner, Dir die Waffe gestohlen hätt', so bin ich verloren! Siehst Du das nicht ein? Warum Du's thust, ich weiß es nicht, ich faß' es gar nicht! Herrgott! Wo steht mir denn mein Kopf! Ich sollt' Dir den Stutzen gestohlen haben? Sag's noch ein mal, damit ich's für ganz g'wiß weiß!' Katharina Burger zog

zitternd das alte Umschlagtuch über der Brust zusammen und antwortete ängstlich, aber für Jeden vernehmbar: „Ihr seid es gewesen, Lechner, ich weis; nichts anderes! Wer käme denn zur Nachtzeit in meinen Hof? Wie Ihr in der Nacht davon seid und ich doch alle Thüren abge schlossen fand, hab' ich mir nicht erklären können, wie Ihr hereinkämet. Am frühen Morgen aber fand ich die Leiter unter dem Fenster und von da an wußt' ich, wie es möglich war. Ihr ganz allein habt gewußt, wo der Stutzen von Jakob hing

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 10
Datum: 10.10.1896
Umfang: 10
Lechner von FuchSbcrg!' Ein dumpfes Murmel» gieng durch den Raum, das aber plötzlich von dem wilden Aufschrei unterbrochen wurde: „Sie lügt! Unser Herrgott weiß, warum sie es thut!' Mncenz Lechner wollte vorstürzen; aber mehrere starke Arme hielten ihn zurück. „Da ist es also heraus!' nickte der Commissär, während Katharinas Aussagen zu Protokoll genommen wurden. „Wollt Ihr nun gestehen, Lechner?' „Ich habe nichts zu gestehen!' knirschte der Verhaftete in wildem Trotze. „Man will mich verderben

, ruinieren! Widerrufe Kathrin! Bedenk doch, was Du mir authust! Ich bin unschuldig, ich weiß nichts von dem Diebstahl des Stutzen. Wenn Du aber meineidig wirst und darans schwörst, dass ich, der Lechner, Dir die Waffe gestohlen hätte, so bin ich verloren! Siehst Du das nicht ein? Warum Du es thust, ich weiß es uicht, ich fasse eS gar uicht! Herrgott! Wo steht mir denn mein Kopf! Ich sollte Dir den Stutzen gestohle» habe»? Sage eS uoch einmal, damit ich es für ganz gewiss weiß!' Katharina Burger zog

zitternd das alte Umschlagtuch über der Brust zusammen und antwortete ängstlich, aber für jeden vernehmbar: „Ihr seid es gewesen, Lechner, ich weiß nichts anderes! Wer käme denn zur Nachtzeit in meinen Hof? Wie Ihr in der Nacht davon seid und ich doch alle Thüren abgeschlossen fand, habe ich nur nicht erklären können, wie Ihr hereingekommen seid. Am srühen Morgen aber fand ich die Leiter unter dem Fenster und von da an wusste ich, wie es möglich war. Ihr ganz allein habt gewusSt, wo der Stutzen

von Jalvb hing, und dass der eine Lauf noch immer geladen war, Ihr allein kennt auch jeden Fußbreit Weg in meinem HauS. Sonst ist ja niemand mehr seit Jahren zu mir gelommen.' Der Commissär nickte. 'Nun, Lechner, besinnt Ihr Euch noch lange?' fragte er. Der Bauer von Fuchsberg krampste die Hände zusammen. Seine — 123 — breite Brust hob und senkte sich unter den gewaltigen Stürmen, die unter ihr tobten. Ein dumpfer Ton drang aus seiner Kehle, dann stieß er keuchend hervor: „Macht, was Ihr wollt

mit mir, ich bin unschuldig! Unser Herr gott möge es der Bürgerin vergeben, dass sie ihr Gewissen mit einer Lüge beschwert.' „Ich lüge nicht, Lechner!' sagte Katharina leise. „So erzählt uns genau, wie die Sache zugieug', befahlder Commissär der Bürgerin. Sie that es und berichtete ausführlich, was sich in der Nacht und in ihrem Häuschen zutrug und das dem Leser ja ebenfalls bekannt ist. Als sie geendet, hob Lechner noch einmal den Kopf. Noch eine letzte Hoffnung blieb ihm. Der Rock des nächtlichen Diebes

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 12
Datum: 19.05.1897
Umfang: 12
Nr. 60 Meraner Seuuug. Seite 9 Die Holjrkchtlkr. Ceulationö-Disman auS bem Tichtelgebirge von Tchäqler-Perasini. (Fortsetzung.) Ueberall sah man bleiche, bestürzte Miene». Mit einem Schlage war die Hoffnung zerstört, gestern noch glaubte jedermann an die Zeit, wo sie wieder aufathinen könnten heute lag eine trostlose Zukunft vor ihnen» der Ruin durch ihren Gutsherrn! Ein allgemeiner Schrei der Wuth ging durch die Leute, als Vinzenz Lechner, eskortiert von zwei Gendarmen und umgeben

von einem Dutzend Schloßbediensteter, er schien. „Schlagt ihn todt!' tönte es aus der Mitte der empörten Leute. Ein Stein flog gegen Lechner, traf aber nur den Helm des einen Gendarmen. Diese drohten nun den Dörflern, von ihren Waffen Gebrauch zu machen, sobald sich ein derartiger Angriff wiederhole. Dies wirkte. Vinzenz Lechner war fahl im Gesicht geworden. Er hatte sich schon vordem keine Freunde im Dorf erworben, jetzt aber besaß er nur noch Feinde überall, wohin er blickte. Niemand blieb ihm, als Marei

! Und wenn sie eines Tages erfuhr, wie Lechner ihr Geschick lenkte dann würde auch sie sich abwenden von ihm und ihn hassen. Man kam nun am Lechnerhose vorüber und der Bauer blieb stehen. „Lassen Sie mich Abschied da drinnen nehmen,' bat er die Gendarmen. „Ich möchte doch noch ein Wort an meine Tochter richten!' Aber der eine Gendarm schüttelte den Kopf ganz .energisch. „Geht nicht; das läuft gegen unsere Instruktion,' sagte er rauh. »Ich — komme vielleicht eine lange Zeit nicht mehr hierher,' versuchte der Bauer

noch einmal den starren Sinn der Gendarmen zu lenken. „Geht uns nichts an; hättet es früher bedenken sollen! Vorwärts!' hieß es. Da flog die Thür vom Lechnerhofe aus und Marei stürzte schreiend über die Schwelle. Eine Hand hatte sie noch voin Hausgang aus festzuhalten versucht, jedoch vergeblich. Unbekümmert der Leute, welche umherstanden, stürzte das Mädchen auf Mnzeiij Lechner zu und klammerte sich .n ihm fest. „JesuS, Maria!' schrie sie wimmernd. .WaS hast Du denn Schreckliches verbrochen, Vater

und mir die Thüren versperrt, sie wollte mich nicht einmal jetzt her auslassen.' Die alte Walburg drängte sich durch die Umstehenden. Sie hatte Marei's letzte Worte gehört. „Hab' ich nicht recht gehabt, Bauer, wenn ich Deine Tochter daran gehindert hab', in's Schloß zu laufen?' rief sie mit kreischender Stimme. Lechner verstand die Alte gar wohl. „Ja — recht!' murmelte er. „Marei soll nicht den Fuß in's Schloß seyen! Gift und Verderben ist'S, was dort gebrütet wird!' Voller Entsetzen starrte ihn Marei

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 14
Datum: 04.07.1897
Umfang: 14
gesprochen hatte, als sie ihm von Klein auf schon den Geda^en beigebracht hatte, daß er die Marei bekommen müsse. , Eine wilde Leidenschaft war mit der Zeit in ihm entbrannt. Nazi, den Halbtroddel des Lechnerhofes, fürchtete er nicht als Rivalen, aber jenen Andern, den Sohn des Försters! Aber hier mußte einfach der Lechner ein Wort sprechen. Nur mit diesem und sonst niemand hatte er's zu thun und Lechner allein hatte alles in der Hand. Beim Eingang des Dorfes traf Franz. der in seiner schmucken Uniform

sich weit mehr dünkte als alle andern, einen ehemaligen Schulkameraden, den er nach dem Lechner befragte. „Der ist wieder daheim', antwortete der Bursche, welcher sich über Franzens Aufgeblähtheit ärgerte. „Deine Mutter ist aber nicht mehr im Hof.' „So?' machte Franz gedehnt, von einer schlimmen Ahnung erfaßt. „Wo ist sie denn jetzt?' „Im Gemeindeasyl hinten.'' lautete die schadenfrohe Antwort. Der Soldat biß sich auf die Lippen und schritt ohne ein Wort zu sagen davon

, während ihm der Andere noch nachrief! „Der Lechner hat sie aus dem Hof auf die Straße geworfen! Geh' nicht hin zu dem, sonst geht Dirs ebenso!' Franz schritt weiter. Er war ganz blaß geworden vor innerer Wuth. Seine Uniform freute ihn hier in Fuchsberg nicht mehr. Hier war der Stolz schlecht angebracht, wo die Mutter im Gemeindeasyl saß.' „Aber wartet nur!' stieß er durch die Zähne. „Ich mache es bald anders so oder so! Der Lechner hat mir und der Marei den Hof zu übergeben und die Mutter zieht zu mir. Dann werf ich den Lechner

zum Tempel hmaus. Mit diesem guten Vorsatze steuerte er dem Lechner- hofe zu. Kaum daß er über die Hausthürschwelle in denlehm- gestampften Gang getreten war, so stieß er auch schon auf Vinzenz Lechner, der ihm breit den Weg verstellte und die Brauen hoch zog. „Was willst Du von mir?' fragte er kurz. „Zu sprechen hab' ich mit Euch, Lechner!' antwortete Franz und er maß mit einem direkt feindseligen Blick den Bauern. „Thut mir leid', entgegnete Lechner höhnisch; „ich muß auf die große Ehr' schon

verzichten. Ich hab' weder mit Dir noch mit Deiner Mutter 'was zu sprechen. Adieu!' „Was hat es hier gegeben?' fuhr Franz wüthend auf. „Ich weich' nicht von der Stell' bis ichs weiß!' „Frag' Deine Mutter!' „Ihr habt sie zum Haus hinausgeworfen!' „Jawohl — und Dir passiert dasselbe, wenn Du nicht auf der Stelle gehst!' schrie Vinzenz Lechner, dem die Zornadern auf der Stirne anschwollen. „Lho! Du meinst wohl, Du hättest ein altes Weib wieder vor Dir, Du — Zuchthausbauer!' warf ihm Franz entgegen

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