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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 28.02.1897
Umfang: 16
ZK. 26 A«w»5 SeiteS Zie Holjktihtltt. Sensati«nt>Asm«il aus dem Fichtelgebirge »on Tchätzl«r»Pe»astut. »nbnen.) (Fortsetzung.) „Keiner glaubt Dir im Dorf/' versetzte die Alte, „nur ich. An dem Tod der Monika bist Du freilich unschuldig, das könnt' ich beweisen — wenn ich nur wollt'!' Vinzenz Lechner starrte die Alte plötzlich erschrocken an. „Du könntest das beweisen, Walburg?' stieß er hastig durch die Zähne. „Wie wär denn das möglich?' „Weil ich dabei war!' Lechner stieß ein kurzes

— wie Deine Schwester, die Monika g'storben ist!' Vinzmz Lechner that einen hörbaren Athemzug. „Dann — weißt Du ja auch, daß mir die Leut' Unrecht thun,' sagte er, „daß ich unschuldig bin an der Schuld, die sie mir aufladen.' Er sprach die Worte langsam, nicht etwa erleichtert. Der Ton, in welchem das alte Weib zu ihm sprach, war nicht darauf angethan, Hoffnungen m ihm zu er wecken. Da lag Etwas im Hintergrunde und weil der Bauer ahnte, was dieses sein konnte, so bangte ihm auch vor den nächsten Worten der Walburg

. Die Alte ließ abermals ein halblautes Kichern hören. „Unschuldig an dem Tod der Monika, ja, das bist Du schon,' sprach sie, „aber dafür bist Du um so schuldiger — an dem anderen!' Lechner erfaßte sie, zusammenfahrend, am Handgelenk. „Was — weißt Du davon?' „Alles!' nickte die Alte. „Wie Du das Kind in den Sumpf geschleudert —' Ein heiserer Ton, der aus Lechners Mund kam, unter brach sie. „Schweiß!' keuchte er. „Raunt es da nicht im Gebüsch? Wenn wieder Zeugen in der Nähe wären, wie damals, immer mehr

Zeugen?!' „Der Wind ist's, der Dich erschreckt, Bauer, sonst nichts. Soll ich Dir noch mehr erzählen von der da maligen Nackt?' „Nein, ich mag nichts mehr wissen; behalt es bei Dir!' fuhr er heftig auf. „Gut, Bauer, ich schweig' schon, wenn ich auch den Bauem morgen erzählen könnt, warum der Vinzenz Lechner sich trotz seinem Haß auf die Schloßherren zum Empfang drängt! Ich schweig schon! Du aber vergiß nicht, daß mem Franz'l seinerzeit die Marie heim führt —' Lechner gab keine Antwort mehr darauf

. Er schritt in dumpfem Brüten dem Gehöft zu. In einer großen Kammer, deren Fenster nach hinten hinaus gingen, brannte Licht. Walburg legte ihre Hand auf den Arm des Bauern und zischelte: „Bleib ein Bissel stehen, Lechner, und schau Dir das Paar an! Hat mein Franzl nicht Schneid, zehntausendmal mehr, als Dein blitzdummer Nazi?' Lechner blieb unwillkürlich stehen, frappiert von dem Bild, das sich seinen Blicken darbot. Er wie auch die Alte waren unhörbar auf dem weichen Grasboden näher gekommen

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 24
Datum: 23.04.1897
Umfang: 24
zu, das mir am Morgen die Feuer- < fm öot.^' Änzenz Lechner zuckte die Schultern. Har es nur das, was Sie hierher brachte, .Herr von lstcin?' fragte er. 5er Lehensherr zog die Tasche mit den Banknoten ssr und reichte sie Lechner. .Ihr müßt verurtheilt werden, wenn Euch morgen Gendarmen abführen,' sagte er. „Dies will ich ver- dm. Die Tasche enthält fünftausend Mark. Sie ist ! Att Eigenthum, ein kleiner Ersatz für den Kummer, den ' Euch zufügte. Ich weiß, wie hoch Ihr die Ehre rcs Hauses hieltet

, sie ist durch mich vernichtet worden. , wollte es nicht so, bei Gott nicht! Verlaßt noch it Nacht Fuchsberg und sucht Euch drüben in Amerika, so manche Eurer Landsleute, eine neue .Heimath. Daß nicht verfolgt werdet, dafür will ich schon sorgen. ! ilvncr wird keinen Strafantrag stellen und Ihr seid Änzenz Lechner hatte Wort für Wort vernommen auch verstanden. Mechanisch ließ er die Hunderter der geöffneten Brieftasche durch seine Finger gleiten, viel Geld hatte er niemals beisammengesehen. Wohl A m Fuchsberg griffe

vor die Füße.' „Nnzenz Lechner!' fuhr der Gutsherr empört auf. Henkt Euch noch einmal was Ihr thut! Ihr seid ^ 'l 5 le; verloren, wenn Ihr morgen den Gendarmen übergeben werdet!' „Ich will's daraufhin wagen,' versetzte Leckner, die Brieftasche dem Lehensherrn vor die Füße schleudernd „Da in meiner Brust hab ich das Bewußtsein der Un schuld und das können Sie wohl nicht so von sich sagen!' „Was — meint Ihr damit?' stieß Hartstein betroffen hervor „Ich denke an meine Schwester!' cntgegnete Lechner finster

, das durch Monika Euch in's Haus kam, ich gestehe es selbst. Zur Reue aber ist es nie zu spät und was ich gutmachen kann, wird geschehen. Ich habe Eure Schwester diesen Morgen unter all den Leuten gesucht, ich fand sie nicht, wohl aber seid Ihr mir entgegengetreten wie ein lebendes Menetekel, Ihr und das blonde Kind mit den Feuer nelken ini Haar. Es ist Monikas, ist mein Kind!' Vinzenz Lechner verzog den Mund zu einem Lachen. Aber er sagte nichts. „Eine Stimme in meinem Innern rief eS mir zu, ich täusche

. Wie ein schwerer Schlag traf mich, was dann nachdem geschah! Ihr selbst habt Eure Lage verschuldet. Aber noch jetzt biete ich Euch die Hand unter einer Bedingung!' „Und — die wäre, Herr von Hartstein? Ich frage nur, weil ich neugierig bin!' ließ sich Lechner vernehmen. „Sagt mir, wo ich Monika Lechner finde und laßt mich für ihr Kind sorgen!' „So! Also deßhalb möchten Sie mich fortschaffen, weil dann Marei in Ihre Hände fiele. Sie möchten sie wohl gar zu sich in's Schloß nehmen?' „Allerdings; ich lasse

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 25.04.1897
Umfang: 16
Nr. 50 WttraNer Aeitnng. «Leite 9 Die Kiljrechtltr. Eenk«ti«n»-R»msn «us »em Fichtels»birze »»n Schatzler»Per«fint. zz», (Fortsetzung.) „Wo finde ich Monika, sagt mir wenigstens dies?' sprach Hartstein halblaut. Langsam wendete ihm Lechner das von den zuckenden Lichtstrahlen getroffene Gesicht zu. Dasselbe war fohl und nur die Blicke brannten in einem wilden Feuer. „Herr von Hartstein/' antwortete Lechner mit seltsam veränderter Stimme, „ich hatte Vater und Mutter früh verloren und niemand

mir nicht zu helfen, stand vor einem Räthsel! Keine Ahnung der Wahrheit kam mir, ich dachte an ein Unglück, an ein Verbrechen, setzte Himmel und Erde in Bewegung, sie zu finden. Umsonst, alles umsonst! Ich blöder, einfältiger Dummkopf!' Vinzenz Lechner machte eine Pause. „Aber — sie kam ja wieder zu Euch zurück?' sagte Hartstein tonlos. „Ja,' nickte Lechner, schwer nach Athem ringend, „sie — kam — wieder. Aber wie kam sie!' fuhr er wild empor, mit den gespreizten Fingern durch die grauen Haarbüschel fahrend

. Und als sie mich mit Worten, die Ihnen, ihreni Ver nichter galten, noch mehr in Raserei brachte, schlug — ich — ihr'— die Faust — in's Gesicht!' „Entsetzlich!' stöhnte der Lehensherr. „Und dann, dann? Was geschah weiter?' „Sie stürzte fort, mit ihrem Kinde, ich ihr nach!' erzählte Lechner ganz heiser. „Im Garten draußen erfaßte ich sie bei ihrem Kleide. „Wohin willst Du?' schrie ich kaum mehr mächtig meiner Sinne. „Noch mehr Schande über mich bringen?' „„Laß' mich fort!'' lies sie und riß sich los. Eine Minute darauf

— war Alles »orbei!' „Alles vor —!' Herr von Hartstein rief es in angstvollem Ton. Er wagte das Wort nicht auszusprechen. „Um Gotteswillen! Was heißt das?' Was ist mit der Unglücklichen ge schehen? Wo ist sie? Ich will sie suchen, wo es auch sei!' Vinzenz Lechner trat schwankenden Ganges an den erschütterten Schloßherrn heran und stieß mit unheimlicher Stimme hervor: „Hinter meinem Gehöft ist ein tiefes, schwarzes Wasserloch; den Todtenweiyer heißen es die Leute. Da unten in dem Sumpf und Schlamm hat Monika

ge endet!' Ein dumpfer Aufschrei kam von de» Lippen des Schloßherrn. Er faßte den Bauern mit beiden Händen vor der Brust und rief: „Ihr lügt Lechner. gesteht es ein! Ihr lügt! Es ist nicht möglich! Meine Waldsee mit den blauen Kinder- augen kann kein solch elendes Ende gefunden haben!' „Ich lüge nicht!' beharrte Vinzenz Lechner mit uner schütterlicher Grausamkeit. „Im Todtenweiher ist Monika erstickt!' Einen Moment starrte Herr von Hartstein den Sprecher an, dann blitzte es in seinem Auge

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 10
Datum: 24.09.1896
Umfang: 10
erscheint. Und furchtlos geaht sie weiter Den andern all vorün, Die Rechte süahrt die Gabel, Die Linke schwingt die Fuhn. — Die Sögens'n hoach in Lüften, Den Stutzen g'richt't zuu Schloten, — 9» — geschah! Ihr selbst habt Eure Lage verschuldet. Aber noch jetzt biete ich Euch die Haud unter einer Bedingung!' „Und — die wäre, Herr von Hartstein? Ich srage nur, weil ich neugierig bin!' ließ sich Lechner vernehmen. „Sagt mir, wo ich Monika Lechner finde, und lasst mich für ihr Kind sorgen

schüttelte. „Nicht mein und MonilaS Kind? Ich glaube dies niemals! Ihr habt einen schändlichen streich gegen mich vor! Nehmt Euch in Acht! Ihr könntet den kürzeren dabei ziehen.' „Ich wagS darauf hin!' versetzte Lechner kurz. „Die Stimme in meiner Brust kaun mich nicht täuschen, es ist mein Kind! Ich sürchte keine» Augenblick mehr Ruhe zu bekommen, wenn ich nicht Mariens.Zukunft gesichert weiß. Uebergebt, eS mir, in Euren Händen wird das Kind gehässig, verbissen! Ihr müsst eS mir lassen, hört Ihr Lechner

, verlangt Ms Ihr wollt! Ich kann den Gedanken nicht ertragen, mein Kind im Dorfe zn wissen, in der Armut, den Schlossherrn vielleicht verwünschend. Der Gedanke ist toll, aber ich könnte alles beginnen, um Marie in meinen Besitz zu bringen, sei es in Güte, sei es mit Gewalt!' Bincenz Lechner hatte seine Freude an dem Gutsherrn. Wie viel Unheil hatte dieser Manu auf ihn gewälzt! Nun war die Stunde gekom men, wo er ihm einen geringen Theil heimzahlen konnte. „Sie.haben kein Recht auf Marie!' sagte

er in einem Tone, der genau das Gegentheil bedenlete. „Sie ist mein Kind!' „Ihr lügt!' „So beweisen Sie eS mir doch!' lachte der Bauer. „DaS kann ich zur Stunde freilich nicht,' sprach Hartstein; „aber Monika selbst wird mir helfen, wenn sie sieht, wie wahr meine Neue ist!' Bincenz Lechner wollte abermals auflachen, aber der Ton klang — — 14. Capitel. In der Snttclkllmmer. Bincenz Lechner faß zusammengekauert auf der Bank. Er hatte beide Hände gegen den Kopf gestützt und brütete

vor sich hin. „Was wird noch alles über mich kommen?' ächzte er dumpf. „Fluch über das schloss und über alle, die dort ein und ausgeheu!' Er suhr zusammen, denn es näherten sich vorsichtige Schritte seinem Gefängnisse. Dann wurde ein Schlüssel gedreht — die Thür öffnete sich. Lechncr sprang erschreckt auf und wich einen schritt gegen die Wand zurück. Nun flammte ein Streichholz auf; es wurde eine Laterne angezündet NNd „Herrgott! Der Baron!' entfuhr es Lechner. „Ja, ich biu eS', sprach Hartstein hastig, „lind ich habe mit Euch zu sprechen

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 24
Datum: 21.04.1897
Umfang: 24
sein, welche ihn bewegten, denn er stöhnte mehr als einmal leise und wischte sich mit einem Seidentuche den Schweiß von der Stirne. „Der Tag meines Einzuges!' ächzte er in einen Fauteuil sinkend. „Ich dachte ihn mir anders! Fällt der Schatten von Monika Lechner auf meinen Weg ? Ich muß Gewißheit haben, das ertrage ich so nicht länger mehr!' „Welch ein seltsames Geschick führte den Bauern nach dem Schloß? Warum haßt er den Förster so tief, mehr als alle Andern vom Dorfe? Vielleicht erfahre ich es bald

, welche ich dem Baron Thüngen anweisen ließ. Ich möchte ihn morgen doch fragen, ob er nichts von der Frauen gestalt bemerkt hat.' Nachdem er eine Weile gelauscht, aber absolut nichts vernommen hatte, setzte er seinen Weg fort. Vor der Sattelkammer angelangt, tastete Hartstein mit dem Schlüssel umher, fand auch die gesuchte Stelle und drehte den Schlüssel um. 14 Kapitel, In der Satielkammer. Vinzenz Lechner saß zusammengekauert auf der Bank. Er hatte beide Hände gegen den Kopf gestützt unv brütete

vor sich hin. „Was wird noch Alles über mich kommen?' ächzte er dumpf. „Fluch über das Schloß und über Alle, die dort ein- und ausgehen!' Er fuhr zusammen, denn es näherten sich vorsichtige Schritte seinem Gefängnisse. Dann wurde ein Schlüssel gedreht die Thür öffnete sich. Lechner sprang erschreckt auf und wich einen Schritt gegen die Wand zurück. Nun flammte ein Streichholz auf; eS wurde eine Laterne angezündet und „Herrgott! Der Baron!' entfuhr es Lechner. „Ja, ich bin es,' sprach Hartstein hastig, Z„und ich habe mit Euch zu sprechen

.' Der Schloßherr stellte die Latcrne auf den Boden und setzte sich selbst auf die von dem Lechnerbauern ver lassen? Bank. „Mit mir — zu sprechen?' versetzte Lechner. „Und jetzt, mitten in der Nacht?' „Was ich hier thue, braucht niemand zu erfahren. Ich darf auch nicht länger zögern, denn morgen ist es zu spät.' „Wozu — zu spät?' „Um Euch zu retten!' „Hahaha!' lachte Lechner scharf auf, um sodann rasch beizufügen: „Ich brauch' keine Rettung, denn ich bin un>chuldig.' „Und wenn Jhr's wäret, — aber Ihr seid

es nicht — so würde Euch dies kein Mensch glauben, kein Richter! So wie Alles liegt, müßt Ihr verurtheilt werden.' Lechner biß die Zähne in die Unterlippe. «Sie müssen es freilich wissen, Herr von Hartstein, Sie haben d'rauf studiert,' meinte er dann mit hohnischer Stimme. „Und vielleicht ist's nicht das erstemal, daß ein Unschuldiger verurtheilt wird.' „Ihr müßt verurtheilt werden, Mann; wenn Ihr unschuldig seid, iver wäre dann noch schuldig? Aber ich habe Mitleid mit Euch!' „Mitleid!' Dies eine Wort rüttelte die alten Leidenschaften

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 10
Datum: 24.09.1896
Umfang: 10
. „Der Schwarze lohne Ihnen solch ein Mitleid, denn es hat uns alle elend und schlecht gemacht!' Bis ins Innerste erschüttert lehnte sich Lechner gegen die Wand- „Monika!' sprach Hartstein mit tiefer, umschlcierter Stimme. „WaS ist aus ihr geworden? Ich habe sie heute unter der Menge gesucht, ohne sie zu finden. Einer der Gründe, welcher mich Euch zur späten Nachtzeit aufsuchen lässt, ist ja doch, Gewissheit über Monikas Schicksal zn erhalten.' „Warum fragen Sie nach ihr?' lautete die ausweichende Antwort

Lechner zuckte die Schultern. „War es nur das, was «ie hierher brachte, Herr von Hartstein?' fragte er. Der LehenSherr zog die Tasche mit den Banknoten hervor und reichte sie Lechner. „Ihr müsst verurtheilt werdeu, wenn Euch morgen die Gendarmen absühren', sagte er. „Dies will ich vermeiden. Die Tasche enthält fünf tausend Mark. <-ie ist Ener Eigenthum, ein kleiner Ersatz für den Kum mer, deu ich Euch zufügte. Ich weiß, wie hoch Ihr die Ehre llmreS Hauses hieltet, sie ist durch mich vernichtet worden

. Ich wollte es nicht so, bei Gott nicht! ÄerlasSt noch diese Nacht Fnchöberg und sucht Euch drüben in Amerika, wie so manche Eurer Landsleute, eine neue Heimat. Dass Ihr nicht verfolgt werdet, dafür will ich schon sorgen. Waldner wird keinen «trafantrag stellen und Ihr seid srei!' Vincenz Lechner hatte Wort sür Wort veruomiuen uud auch verstan den. Mechanisch ließ er die Hunderter in der geöffneten Brieftasche durch seine Finger gleiten. Soviel Geld hatte er niemals bcifammcngcschen. Wohl jeder in Fnchöberg grisse

getreten und so werfe ich Ihnen das Schandgeld vor die Füße.' „Bincenz Lechner!' fuhr der Gutsherr empölt auf. „Bedenkt Euch noch einmal, was Ihr thut! Ihr seid verloren, wenn Ihr morgen den Gendarmen übergeben werdet!' „Ich wiUS daraushin wagen', versetzte Lechner, die Brieftasche dem Lchensherrn vor die Füße fchlendernd. „Da in meiner Brust hab ich das Bewusstsein der Unschuld uud daS können Sie wohl nicht so von sich sagen!' „WaS — meint Ihr damit?' stieß Hartstein betroffen hervor. „Ich denke

an meine Schwester!' cntgegnete Lechner finster. Der Gutsherr suhr sich mit der Hand über die Stirne. „Ich — wollte auch davon zu Euch sprechen', sagte er, sich zur Ruhe zwingend. „Nehmt Vernunft an, Mann! Ich meine es nur gut mit Euch!' Ein Lachen war die Autwort darauf. „So gut wie der Förster Waldner, der uns Fuchsbergern sogar die Brunnen zuschüttet, damit wir nmfallen wie die Fliegen im Herbste!' „Hört erst, was ich von Euch verlange!' „Ich höre schon, Herr von Hartstein, und werde auch meine Antwort daranf

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 14
Datum: 14.07.1897
Umfang: 14
der Achselhöhle ein. Ninzenz Lechner stieß einen dumpfen aber weithin vernehmbaren Schrei aus. „Jetzt — ist's — aus!' kam dann noch gebrochen über seine Lippen. Franz sprang mit dem Gewehr zurück. Vielleicht kam er erst jetzt in diesem Augenblicke so eigentlich recht zum vollen Bewußtsein, was er that. Er warf einen stieren Blick auf den am Boden Liegenden. Aber schon im nächsten Moment stürzte er wie besessen davon, denn aus dem Gebüsch war Marei Lechner gebrochen und stieß nun, da sie den sterbenden Vater

erblickte, einen gräßlichen Schrei aus. Endlich war die Waldschlacht von Fuchsberg zu Ende. Zahlreich waren die Verwundungen und, was sich nicht wegdisputieren läßt, fast alle Stiche saßen im Rücken. Einer der Bauern hatte allein deren siebzehn aufzu weisen. Drei Mann waren todt, nämlich Vinzenz Lechner, dem von dem alten Pfarrer noch am Wegrand die letzte Oelung gespendet wurde, der Franzosenhies und ein weiterer Fuchsberger. Der Letztere hatte schlecht gehört, er wußte gar nicht, was der Amtmann

Burgen'S Stutzen war in Waldner's Hand zurückgeblieben. Der Leser weiß bereits, daß Waldner anf die Forst- lichtung zurückkehrte und sich über den gefallenen Burger beugte. Der abgeschossene Stutzen blieb dabei im Grase liegen. Vinzenz Lechner kam dazu und hörte den Förster auflachen, denn Waldner hatte ja in dem Gefallenen den Rivalen um' Katharina's Liebe erkannt. Daß Waldner später die Einzelheiten dieses nächt lichen Vorfalles verschwieg, lag an dem Uinstande, daß er sich schämte

anders kommen! Der sterbende Fmnzosen-Hies erklärte auch den Um stehenden mit deutlich« Stimme, daß nicht Vinzenz Lechner, sondern er nnd Breitmeier den Anschlag auf das Leben des Försters ausführten, daß Johannes Breit meier von ihm in einem Siechenhaus bei Leipzig zurück gelassen wurde und dort vernommen werden könne. Der Franzosen-Hies schilderte alle Einzelheiten, weiche der Leser ja kennt. Den zerrissenen Rock hatte er noch in der Nacht im Brunnenrohr des Lechnerhofes versteckt. Von der Affaire

mit Marei Lechner und Baron Thüngen schwieg er. Vielleicht verließ ihn auch die mühsam aufrecht erhaltene Kraft. Wir selbst wollen dem Leser nur yier noch an fügen, daß Hies damals im Steinbruche Robert anfiel um ihn aufzuhalten. Aber der junge Mann warf ihn Zu Boden und wollte ihn fesseln. Dem entging Hies zwar, indem er wieder aufsprang und entfloh. Aber jetzt schickte ihm Robert einen Schuß nach. Im Begriff dem Getroffenen zu folgen, ertönte der Hilfeschrei Mareis und Robert eilte dorthin

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 10.11.1896
Umfang: 8
noch, dass Katharina Burger dabei blieb, sie habe in dem nächtlichen Gast den Lechner'zu ei kennen geglaubt. Beschwören wollte sie es nicht/'aber sie wisse auch nicht, wer außer dem Angeklagten vom Dorfe bei ihr eingedrungen sei. Natürlich war es der Lechner, wie käme denn der abgerissene Rock kragen im die Hand Katharinas und der dazu passende Rock in den Brunnen trog im Lechnerhofe> ' > Niemand zweifelte an Vincenz Lechners Schuld, nicht einmal feine eigene Tochter Marie, auch nicht der Förster Waldner

oder der inzwischen wieder hergestellte Gutsherr von FuchSberg. Waldner that aber nicht das Geringste, um Lechners Lage zu ver schlimmern. Er bewahrte ein kaltes Schweigen. Lechner vertheidigte sich gegen die Anklage mit dem Muthe eines Ver zweifelten.' Er konnte''und wollte es nicht glauben, dass die Richter einen völlig >Unfchuldigen verurtheile« durften. Aber er vermochte auch nichts an zugeben, was seine Lage gebessert hätte. i'.'^Der Staat?anwalt beantragte das Schuldig und Lechners Vertheidiger hatt

: einen schweren Stand. ' Seine Sache »vär verloren. Nach kurzer Berathung kehrten die Geschworen in den Saal zurück und das Urtheil lautete: Schuldig des Mordversuches an Waldner, acht Jahre Zuchthaus. Es war eiu strenges Urtheil, das wusste jeder, aber nach der allge meinen Ansicht traf es ja einen Schuldigen Und es musste ein Exempel statuiert werden, die Fuchsberger sollten einsehen lernen, das? ein Vergreifen an ihrer Gutsherrschaft die strengsten Strafen nach sich zog. Vincenz Lechner glaubte erst, dass

er sich verhört habe, dann aber, als alles um ihn her unheimlich ruhig blieb, als aller Augen sich auf ihn richteten und'der Vorsitzende in die Stille hinein fragte: „Angeklagter, haben Sie noch etwas zu sagen?' Lechner jäh auf. ^>'„Jch'-— ^bin nnschuldig!' und rollendes Augttt. fuhr Vincenz schrie er mit einer kreischenden Stimme — 175 — „Sie haben das Urtheil gehört!' lautete die kalte Erwiderung des Vorsitzenden. Da griff sich Lechner nach der Stirne und fiel dann um, schwer wie ein Baumstamm

, die im Todten«. w'D«x'erMöU.''''Uiiifonft.l^ Vmcenz Lechner, hat dem Hindx semxn Hass M die Seele' 'gelegt' und' dieses alte Weib hetzt noch jetzt an Marie.. . Was, kann ich noch thun? . Wie die.,Pest. fürchtet mich,i^ein, Kind.! Uni), ich habe doch keine Äiuhe mehr, seitdem ich tveH, dM.MvM^mHpMeM,.verzHeiUte,. dass unser Kind arm und elend ist. Ich muss eS jü mir bekommen!

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 14
Datum: 16.07.1897
Umfang: 14
Nr. 85 Zettmtg. Seite S Die HMcilitltr, Lensati-uI-R-maa -u« dem Zichtelgebirge «°n Tchäql«r>P«rasInt. <Nochdvuls »erboten.) Der Franzosen-Hies verfiel nach seinen letzten Worten in die Agonie des Todes. Wenige Minuten darauf hatte er geendet. Mit bleichen Gesichtern liefen die Bauern auseinander. Was an diesem Tage Alles auf sie einstürmte, hätten sie nicht für möglich gehalten. Vinzenz Lechner lag todt im Lechiierhofe und Marei rang die Hände zum Himmel. Ihr Schmerz war ein so gewaltiger

, denn sie war es, sagen ließ, daß sie dem Schloßherrn wichtige Mittheilungen über Marei Lechner zu machen habe. Da kam sie vor! Und nun erzählte ihm die Alte, welche nach dem Verlust ihres Sohnes nur noch eine Last am Leben trug, daß sie, als die einzige Person, welche Ausschluß geben konnte, nicht mit einem Geheimniß sterben wolle, nachdem die andern Betheiligten bereits mit T«d abgingen. „Marei Lechner ist die Tochter der Monika, ist Ihr Kind, Herr von Hartstein und nicht dasjenige Rechners?' rief Walburg

. Ich ahnte es, ja ich wußte es fast mit Bestimmtheit, aber ich hatte keinen Beweis', versetzte der Lehensherr. „Wie war es möglich, daß Marei so lange für Lechner-- Tochter gelten konnte?' Die Alte erzählte ihm nun, daß damals, als Monika mit ihrem neugeborenen Kinde in's Dorf zurückkehrte, das Weib LechnerS in den Wochen lag und ein Kind zur Welt brachte, das bald darauf starb. Gerade um diese Zeit sprach Monika im Hofe vor und wurde von dem rasenden Bruder mißhandelt. Sie stürzte mit ihren? Kinde

. Schneller wie er eilte Walburg in das HauS und als Lechner wieder kam, kaum mehr zu erkennen, sagte sie ihm auf den Kopf hin, was er that. Er beschwor sie, zu schweigen, zu bedenken, daß er an dem mutterlosen Kinde ja nur ein gutes Werk thun und seine schwerkranke Frau sicher sterbe, wenn sie, aus ihrer Lhnmacht erwachend, ihr Kind todt finde. Walburg versprach zu schweigen, aber sie hatte von da an den Lechner in der Hand, wie ihn auch der Förster hatte, da er gesehen, wie der Bauer ein Kind

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 16.04.1897
Umfang: 16
an ihrer Kette, das Fenster war geschlossen. Neben dem Todten lag ein Revolver. „Vater und Sohn!' ächzte der alte Mann. „Sie konnten Beide die Schmach und Schande nicht mehr ertragen und suchten freiwillig den Tod. ArmeS, armeS Kind!' 13. Kapitel. Festgenommen! Unter den Fäusten seiner Angreifer wand sich Vinzenz Lechner. „Was wollt Ihr von mir, was soll ich gethan haben?' schrie er. „Den Förster erschossen!' lautete die Antwort. „Waldner?' entfuhr es Lechner. Er ist todt?' „Seht

nur, wie er sich noch darüber freut!' hieß es. „Vorwärts. Weiter mit ihm nach dem Schloß!' Aber Vinzenz Lechner freute sich keineswegs über die Nachricht, welche er soeben erhalten hatte. Nur einen Moment war es jäh in seinen Blicken aufgeflammt, dann aber entsetzte er sich selbst bei dem Gedanken, daß Waldner erschossen worden war. Der Förster war sein Feind, der Feind des ganzen Dorfes, das ohne diesen Menschen eine friedsame Ge meinde dargestellt hätte! Er war todt, erschossen! Deß halb flammte es einen Moment

in seinen Augen auf. FuchSberg war erlöst von seinem Peiniger! Dann aber klangen die Worte der Leute ihm in's Ohr, welche ihn festhielten: er, Vinzenz Lechner, sollte den Förster erschossen haben! Unsinn war es, aber wie wollte er dies beweisen? Hatte man ihn nicht festgenommen, kurz nach dem Schusse den abgebrannten Stutzen in der Hand? Man wußte überall, daß er den Förster haßte, wie Alles im Schlosse, gerade der heutige Tag hatte es ja Allen wieder gezeigt. Und der Stutzen war Jakob Burger'S Gewehr

, mit dem der Arme selbst den Tod fand! Der eine Laus war noch geladen gewesen und nun brannten in Vinzenz Lechner's Erinnerung >>'' .^uch wieder einige Worte, welche er selbst einstma'. im Haß ge sprochen hatte: „Der Schuß im zweiten Rohr wär' gut für den Anton Waldner!' Rasch wie ein Lauffeuer war diese Aeußerung damals im Dorf umhergegangen und wäre zu jener Zeit dem Waldner etwas zugestoßen, man hätte ohne jeden weitem Grund Lechner dafür verantwortlich gemacht. Aber nichts dergleichen geschah und so vergaß

man darauf. Jetzt aber, nachdem das Schicksal eine solch schreckliche Fügung herbeiführte, mußten jene Worte auch wieder in Aller Erinnerung kommen. Vinzenz Lechner ließ den Kopf sinken. Er dachte gar nicht mehr im Augenblick daran, den Leuten zu sagen, daß nicht er, sondern ein Anderer den Schuß abgab, daß er diesem Andern das Gewehr entriß und derselbe nun entkam, während er selber festgehalten wurde. „Unsinn ist's, was Ihr sagt!' lachte er nur wild auf. Er wollte vielleicht doch noch einige Worte

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Meraner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 05.04.1895
Umfang: 8
: Josef Franz Leopold Anton Jgnatiu» Mario. Um halb 1 Uhr fand ein Familien-Dejeuner statt; um K Uhr erfolgte die Rückreise de« Kaiser? nach Wie». Meter Lechner s.s Der langjährige Beobachter auf dem hohen Sonnenblick, Peter Lechuer. ist dieser Tage den Folgt» schwerer Verletzungen, vii er in eine« Raushandel erlitten hatte krltgtn. Lechner wurde alS der erste Beobachter sür die höchste meteo rologische Station in de» österreichische» und deutscht» Alpen bestellt; er versah als.Einsiedler' feinen

namentlich iu der langen, überaus strengen Winterszeit schweren Dienst mit großer Gewissen- hastigkett und Ausdauer. Ost war er wochenlang von allem menschlichen Verkehr abgeschlossen. Bor Mehrere» Jahren kamen Lechner plötzlich HeirathSgedaMn, ir suchte durch Wiener TageSbiStter eine Krau zu finden, die seine Einsamkeit zu theilen bereit Wäre. E« fand sich jedoch keine possende Partie, die .Stellung' LechnerS scheint ollen Heiraths Candidatinnen eine zü .hohe' gewesen zu sein. Endlich schenkte

doch Eine aus Heiligenblut dem höchste» .Kreier' der Monarchie Herz und Hand. DaS Ehepaar verblieb durch einige Zeit noch im WetterhauS. Bor ungefähr zwei Jahren gab Lechner seine» Posten auf und zog sich aus daS Landgreithgütl bei RaZriS zurvä. Ueber den Hergang jene» RaufhandrlS hat Peter Lechner selbst am 21. März einen Bericht an den Obeist von Obermoher, den Piäsidente» deS Sonnenbltck-BereinS, gesendet. fikaprun-Moserbodenstraße.j Die Sektion Zell am See deS D. u. Oe. AlpenvereinS ist in der höchsterfreulichen

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 24.11.1896
Umfang: 8
sie weitertrieben und wie die Holzrechtler, Männer und Frauen, über Baum stämme und Wurzelgestrüpp stürzten und selbst iu dieser Lage noch „ge stupst' wurden. Sehen wir uns nach Vincenz Lechner um. Als der allgemeine Angriff erfolgte und von allen Seiten wirres Geschrei ertönte, war er zunächst zu rückgewichen, dann aber blieb er trotzig steh«. „Was können sie mir anhaben?' Ich habc den Krieg mitgemacht — l!»9 — Sechsundsechzig und Siebzig! Die Bayern werden nicht ihre eigcncn Lands- lcute uicdcrstechcn

auf. Da stürzte Viuceuz Lechner hinzu und rief: „Dn selber bist ein ehrvergessener Lump, lass den Burschen los!' Er hatte iu dem Soldaten den Franz erkannt. Dieser bemerkte erst jetzt den Lechner. Sofort ließ er von dem jün geren Holzrechtler ab, welcher sich eiligst in Sicherheit brachte, und wendete sich Lechner zn. „Dich habe ich schyn die ganze Zeit her gesucht!' keuchte er mit ver zerrtem Geficht. „Jetzt ist cs Zcit, dass wir abrechnen!' „Was willst Dn von mir. Du Schuft!' antwortete ihm dcr Bauer

den Arm. In demselben Augenblicke drang ihm das spitze Eisen unterhalb dcr Achselhöhle cin. Vincenz Lechner stieß einen dumpfen, aber weithin vernehmbaren Schrei aus. „Jetzt — ist es — aus!' kam es dann nnr noch gebrochen über seine Lippen. Franz sprang mit den, Gewehr zurück. Vielleicht kam er erst jetzt in diesem Augenblicke so eigentlich recht zum vollen Bewusstsein, was er gethan hatte. Er warf einen stieren Blick auf den am Boden Liegenden. Aber schon

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 10
Datum: 26.09.1896
Umfang: 10
geschehen? Wo ist sie? Ich will sie suchen, wo es auch sei!' Vineenz Lechner trat schwankenden Schrittes an den erschütterten Schlossherrn heran und stieß i»it unheimlicher Stimme hervor: „Hinter meinem Gehöft ist ein tiefes, schwarzes Wasserloch; den Todtenweiher heißen es die Leute. Da unten in dem Snmpf nnd Schlamm hat Monika geendet!' Ein dumpfer Aufschrei tam von deu Lippen des Schlosöherrn. Er sasste den Bauern mit beiden Händen vor der Brust und ries: „Ihr lügt Lechner, gesteht es ein! Ihr lügt

! Es ist nicht möglich! Meine Waldsee mit den blauen Kinderaugen kann kein solch elendes Ende gesunden haben!' „Ich lüge nicht!' beharrte Mneenz Lechner mit uuerschntterlicherGrau samkeit. „Im Todtenweiher ist Monika erstickt!' Einen Moment starrte Herr von Hartstein den Sprecher an, dann blitzte es in seinem Auge auf. „Wenn dem so ist, so mög Euch Gott die Mordthat vergeben, denn Ihr habt Monika in das Wasser gestoßen —!' rief er. Lechner rang eine Secunde nach Worten. „sie — sagten es', sprach er rauh

, „alle im Tors! Und dann kamen die Gerichtsherren sogar her in meinen Hos. Es war nichts; sie mussten wieder gehen. Monika Lechner hat sich selbst ertränkt!' „Eine Selbstmörderin!' „Jawohl — und eingescharrt in der Kirchhosecke draußen. Wilde Rosen wachsen ans der Stelle, aber die Erde ist sestgestampst und es steht kein Kreuz darauf.' „O über die mitleidslosen Menschen!' flüsterte Hartstein, auf die Bank sinkend. „Aber ich glaube nicht an den Selbstmord, so wenig wi es

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 22.09.1896
Umfang: 8
mich ins Criminal, ich kann nicht anders sagen, als: ich bin unschuldig,' Herr von Hartstein wnrde einen Augenblick stutzig. Er ließ sich von den Leuten, welche Lechner festhielten, die Umstände schildern, unter denen dieser in ihre Hände siel. „Hat man nichts gehört oder gesehen von eiuein zweiten Manne, der in die Nacht eutsloh!' fragte Hartsteiu. „Nein, gnädiger Herr', lautete die Antwort. „Weit und breit war nichts zu bemerken. Nur Vinccnz Lechner stand mitten auf dem Weg und schrie laut aus, die Büchse

in der Hand, als er sah, dass er nicht mehr entkommen konnte.' „Waö sagt Ihr dazu?' wendete sich der Gutsherr noch einmal an den Lechner. „Ich habe nichts mehr zu sagen! Fragt die Bürgerin, wer das Ge wehr von ihr erhalten hat, dann wird es sich ja herausstellen, wer den Schnss abgab', .erwiderte dieser. Herr von Hartstein trat znrück. Er vernahm um sich her scharse Bemerkungen über den Trotz und die Verstocktheit des Bauern. „Gendarmen!' hieß es. Hartstein hatte einige Secunden in starrem Brüten

vor sich niederge bückt. Ein schwerer Entschlnss schieu in ihm zu reisen nnd deutlich spiegelte sich der Kamps in seinen Mienen ab. Dann hob er mit einer raschen Bewegung den Kops. „Die Gcndarmcriestation liegt zu eutserut', sagte er. „Der Mauu kann bis morgen früh in der keeren Sattclkainmcr festgehalten werden. Bringt ihn dort hinein, nehmt ihm sein Messer ab nnd gebt ihm eine Bank. Die Schlüssel bringt Ihr dann mir.' Diesem Befehle wurde sogleich Folge geleistet uud Vinccnz Lechner in die festgebaute

die aufregenden Vorfälle des Tages im Schlafe zu vergessen. Nur Herr von Hartstein schritt unruhig in seinem Zimmer auf und nieder. Es mussten tiefernste Dinge fein, welche ihn bewegten, denn er stöhnte mehr als einmal leise und wischte sich mit einem Seidentuche den schweiß von der Stirne. „Der Tag meines Einzuges!' ächzte er in einen Fauteuil sinkend. „Ich dachte ihn mir anders! Fällt der Schatten von Monika Lechner aus meinen Weg? Ich muss Gewissheit haben, denn das ertrage ich so nicht länger mehr

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 10
Datum: 14.08.1896
Umfang: 10
er. Nur aus seinen Blicken schoss hin und wieder ein sonderbares Leuchten. „Du hast Dich ja l>cut schon in das weiße Kleid geworfen, das ich Dir für den Empfang habe machen lassen', sagte er. „Kannst es wohl kaum erwarten, die Festlichkeit?' Marei nickte, ganz roth im Gesicht. „Berzeiht mirs, Vater', sagte sie noch einmal. Lechner machte eine Bewegung mit der Hand. Dann stand er auf. „Lege Dich schlafen jetzt; ich will eö gut sein lassen. Aber merk Dir es ein- sür allemal, ich will nicht, dass Dn Dich mit dem Franzl

, leicht gekräuselt und in« Licht wie Edelmetall erglänzend. Unter sanft geschwungenen Augen brauen schauten ein paar blaue Sterne wie VergisSmeinicht, schuldlos nnd ahnungslos in die Welt. Diese Augen! Lechner krampste verstohlen die Hand zur Faust zu sammen. Er hatte dieselben Augeu, dasselbe Antlitz einst gekannt, geliebt — und dann gesehen, in namenloser Qual ganz entstellt, halb gebrochen. . . — 25 — „Unsinn, was Du da redest! Du warst ja iu der Stube, wo mein Weib im Sterben lag.' „Freilich

; aber nicht immer', kicherte das Weib. „Wie Du herein bist, kreideweiß im Gesicht, wie der Tod, da habe ich mich fortgeschlichen, hinaus nach dem Sumpf. Habe mir gleich gedacht, dass es dort was gibt und richtig, ich habe so mancherlei erspäht.' „So mancherlei?' presste der Bauer mühsam hervor. „Wie ich sag!' nickte Walburg, „hinter eiuer Stauden stehend, habe ich grad noch gesehen — wie Deine Schwester, die Monika, gestorben ist!' Bincenz Lechner that einen hörbaren Athemzug. „Dann -- weißt Dn ja auch, dass

', sprach sie, „aber dafür bist Du um so schuldiger — an dem anderen!' Lechner erfasste sie, zusammenfahrend, am Handgelenk. „Was — weißt Du davon?' „Alles!' nickte die Alte. „Wie Du das Kind in den Ä-umps ge schleudert —' Ein heiserer Ton, der aus LechnerS Mnnd kam, unterbrach sie. „Schweig!' keuchte er. „Nannt es da nicht im Gebüsch? Wenn wieder Zeuge» in der Nähe wären, wie damals, immer mehr Zeugen?!' „Der Wind ist es, der Dich erschreckt, Bauer, sonst nichts. Soll ich Dir noch mehr erzählen

vo» der damaligen Nacht?' „Nein, ich mag nichts mehr wissen; behalt es bei Dir!' fuhr er heftig auf. „Gut, Bauer, ich werde schweigen, wenn ich auch den Bauern iiiorgcn erzählen könnt, warum der Vincenz Lcch»er sich trotz seines Hasses auf die SchlosSherre» zum Empfang drängt! Ich schweig schon! Du aber vergiss nicht, dass mein Franzl seinerzeit die Marie heimführt. Lechner gab keine Antwort mehr darauf. Er schritt in dumpfcm Brüten dem Gehöft zu. Tie Holzrechlltr. 7

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