an werben lassen. MiSeellen. (Selbstmord eines Liebespaares.) Gedrängt von Noth und Elend hat vor einigen Tagen -ip Wien, wie die „Pr.' erzählt, ein Liebespaar Hand Ml sich gelegt und sich mit Cyankali vergiftet. Julius Lechner und Marie Mirtl. beide ans Linz gebürtig, hatten sich hier in Wien vor lmhr als einem Jahre kennen gelernt und ein Liebeöbüuduiß geschlossen. Er war Laborant im hiesigen Thierarznei-Jnstitute. sie lebte von dem Ertrage ihrer Modistinarbeit. Vor «twa nenn Tagen verließ
aber Lechner den Dienst, iezog eine eigene Wohnung und suchte sich einen neuen Dienst. Seine Geliebte zog zu ihm, beide hatten aber kein Vermögen uud so geringen Erwerb, daß schließlich Alles, was sie am Leibe trugen, ihr ein ziger Besitz war. Alle Habseligkeiten und Kleidungs stücke waren versetzt und Schulden über Schulden von Beiden angehäuft, so daß sie immer tiefer ins Elend , oeriethen. In größter Hilflosigkeit verfiel das junge Paar auf den unseligen Gedanken, sich das Leben zu nehme
». Von seiner Thätigkeit im Laboratorium hatte Lechner Cyankali im Besitze und wie die vorge fundenen Briefe beweise», war seine Geliebte einver standen, mit ihm in den Tod zugehen. Nachdem das Haar seine Wohnung verlassen hatte, kam es vorge stern Früh 6 Uhr ins Gasthaus „zum schwarzen Bock' auf der Landstraße, erhielt hier ein Zimmer rückwärts im Hofe im ersten Stock und blieb in demselben den ganzen Tag. Mittag ließen sich die beiden Leute ein «infacheö Mal bereiten und begehrten Wein mit Soda wasser. In dem Wein
lösten sie Cyankali auf und tranken die Mischung. Zuvor hatten sie noch Briefe an ihre Verwandten und Freunde geschrieben. Gegen halb 6 Uhr kam der Kellnerjunge zum Zimmer, dessen - Thüre nicht verschlossen war, sah Lechner sich krüm mend am Äoden liegen und. rief deßhalb den Wirth Herbei, der den Polizei-BezirkSarzt Dr. Hagel holen ließ. Als dieser kam, fand er das Mädchen ange kleidet im Bette liegen — bereits todt, Lechner lag ^ auf dem Boden neben einem Divan und vor Schmerzen t W.windend
und krümmend. Lechner konnte nur mit Mühe sprechen und theilte dem Ärzte mit, er und Leine Gelichte hätten sich mittelst Cyankali vergiftet. ^ Dr. Hagel reichte ihm schleunigst' Gegenmittel und «endete olles Mögliche, an. um,dejl. Unglücklichen zu retten. , Mein dessen Znstand verschlimmerte siH immer mehr und mehr uud Abends verschied er rm Kran kenhause, wohin er tranSportirt worden war. (Die Jesuiten als Liebesdiplomaten.) Aus Rom schreibt der Korrespondent des N W. Tgb.: Der Fürst Alessandro Torlonia
