scheinlichen Beliebtheit erfreute. Hellmesberger hatte sich sein langes, reiches Leben lang mit Musik beschästig!: was Hellmesberger von der Musik nicht wußte, war nicht wert, gewußt zu wer den. Dvch dies barg die Gefahr in sich, daß er in säst jeder neuen Komposition Anklänge an schon Geschossenes zu fin- den meinte. Als ihm gelegentlich der be kannte Tondichter Fnchs eine eben ver sagte Serenade zeigte, orakelte Hellmes berger: „Fuchs, die hast du ganz gestoh len!' Auch seine besten Freunde blieben
, wie vor vier Wochen. Der Prosessor aß sechs Monate lang stets dasselbe Essen. Wenn ein hal bes Jahr uni war, verlangle er die Spei- sekar^ und wählte sorgsam und bedäch tig e, > neues Diner aus, das ihm wied.i sechs Mvna.'e lang Tag sür Tag serviert wurde. Dann stellte er abermals eine neue Speisesolge zusammen. Auf die Ari hatte der Professor seit dreißig Jahren, imm.r im gleichen Restaurant, pünktlich zur gleichen stunde, zu gleichbleibendem Preis gespeist. Er gestattete sich keine Ab weichung, lein
überslüssiges Stückchen Brot, leine unvorhergesehene Prise Salz. Alles mußt, immer genau das gleiche sein, ini Rahmen des jedesmal ein hal bes Jahr in Gültigkeit bleibenden Me nüs. Als der Kellner die Suppe brachte, erinnerte der Gast: „Von morgen an esse ich drüben am Fenster.' „Ich weiß, Herr Prosessor. Morgen ist der Erste', aniworteie der Kellner. Drei Monate lang hält der Prosessor seine Mahlzeit in der Ecke neben der Te lephonzelle, wo sogar bei Tag elektrisches Licht brannte, die nächsten drei Monate
haben Sie bemerkt, daß ich immer drei Monate lang hier in der dunklen Ecke esse und dann drei Mo nate dort am Fenster?' „Allerdings, das habe ich bemerkt.' „Also hören Sie: Nach dreißigjährigen, mit peinlicher Sorgfalt ausgeführten Be- obachttingen habe ich festgestellt, daß ich, wenn ich am Fenster esse — und zwar bei gleichem Menü wie hier in der Ecke, bitte zu beachten —, daß ich dann unfehl bar an Körpergewicht zunehme.' „Aha!' „Was beweist das? Das beweist, daß neben Licht- und Wärmestrahlen, neben
stunde. „Ich weiß alles, Madame', sagie die Fremde, „Ich kenne Ihren Namen, weiß, wo Sie wohnen und daß >sie hier Ihre Briefmarken kausen. Ich weiß, daß Sie meinem Mann zwei Jahre lang Briese geschrieben haben er Ihnen. Er isi ein Dichter, ein Phantast. Er hat sich an Sic verloren, er denkt nur an Sie, er liebt Sie nun einmal. Wenn ich ihm sagen würde, daß er uns verlassen sollte. Ihret wegen. würde er sehr erstaunt sein. Ein Dichter, nicht wahr? Aber er hat neben her noch einen Beruf, einen ernsten