Heilverfahren. Meran, IS. December. Professor Robert Koch und Professor Dr. Pfuhl sind nach der „Nordd. Allg. Ztg.' nicht nach Cannes gereist, haben überhaupt Berlin nicht verlassen. — Es ist somit nun wohl gewiß,.daß es Prof. Koch in seiner übergroßen Bescheidenheit nur darum zu thun war, allen Ovationen anläßlich seines Geburtstages aus dem Wege zu gehen. — Welch' .praktischer' Arjt Professor Dr. Koch war, daS lehrt ein von der .Königshütier Zeitung' mitgetheilter Fall, welcher dem genannten
oberschiesischem Blatte von einem Gerichts beamten erzählt wurde, der zur selben Zeit in Wollstein beamtet gewesen ist als Dr. Koch dort praktizirte. ,Mein jüngstes Töchterchen Helene, im Alter von zwei Jahren, hatte sich,' so erzählt dec Beamte, „aus dem Hausboden, wo verschiedene Sämereien und Garten erzeugnisse lagen, etwas in die Nase gestopft. Ver geblich bemühte sich meine Frau, mit einer Haarnadel den fremden Körper zu entfernen. Die Nase fing an zu bluten, ich ließ das Kind zum Arzte tragen und begab
mich ebenfalls dorthin. Dr. Koch nahm einea Haken und setzte sich das Kind auf den Schoß; dieses weinte heftig und sagte, mit den Fingern nach der Nase zeigend, fortwährend „xroek uos' (Bohne, Nase); (das Kind sprach zu jener Zeit meistens polnisch). Dr. Koch entfernte aus der Nase zwei kleine Bohnen, drehte dann die Kleine um und verabreichte derjenigen Körperstelle, welche als die zu Züchtigungen geeignetste angesehen wird, einige Schläge mit der flachen Hand. Die Patientin war über diese -ärztliche
Behandlung so erstaunt, daß sie zu weinen aufhörte, und als sie wieder aufgerichtet wurde, malte sich auf dem kleineu Gesichtchen eine einzige große Frage. Unwillkürlich, mußten wir lachen. Dr. Koch aber erhob drohevv^ den Finger und sagte: .Mach' nicht wieder: xrovd, uos.' War die Operation eine recht glückliche, so war das angewendete Präservativ ein äußerst nachhaltig^; das Kind hat nie mehr etwas in die Nase gestopft.' — Wie sich zu Kochs Heilverfahren die Thier schutzvereine verhalten, bezeugt