, „ich bin gezwungen, mein Hausor chester aufzulösen, dem Sie nun fast drei Jahrzehnte ein vorbildlicher Leiter sind-' Haydn traf es wie Donnerschlag. „Die Kapelle soll nicht mehr jein?' fragte er verwundert, „um Himmelswillen, warum denn nicht, Durchlaucht?' „Weil ich sie mir nicht mehr leisten kann, mein lieber Freund. Ich habe schwere Fehlschläge erlitten, es ist mir mit solcher Teufelsgewalt aufs Dach gehagelt, daß ich große Abstriche von meiner alten, mir lieb gewordenen Lebensführung ma chen muß
. Diese unheilvoll veränoeiten Verhältnisse zwingen mich auch, mein ge liebtes Hausorchester preiszugchen. Es ist unter Ihrer Führung die beste Kapelle von ganz Wien geworden, vielleicht von ganz Europa, und mein Herz hängt da ran. Ich habe gerechnet und gerechnet — umsonst, es geht nicht länger. Ich muß von Ihnen allen Abschied nehmen.' Haydn atmete tief. „Das hatte ich frei lich nicht erwartet', sagte er erschüttert. „Ja', begann der Fürst wieder, „noch vor einem Monat hätte ich es selber nicht geglaubt. Heute
nichts Besonderes geschehen. Man plauderte eine Weile wie immer, dann setzte man sich. Haydn trat an das Pult, verneigte sich, und das Kon zert begann. Die Kapelle spielte hinrei ßend: man fühlte, jeder Spieler holte das letzte aus sich heraus, man wollte noch einmal zeigen, welcher glanzvollen Lei stung man fähig war. Die Pause tam, und nun plauderte man leise, zögernd, in sehr gedrückter Stimmung, im vollen Bewußtsein des Unersetzlichen, das man verl eren sollte. Kein àhà wehr in den Gesichtern der festlich
;ö- gernd den Taktstock hin und verneigle sich tief. Erst wagte keine Hand sich zu rühren. Dann aber, nach kurzer, beängstigender Stille, rauschte plötzlich ein BeisaU aui, wie ihn dieser Saal noch nicht gehört Hai- te. Fürst Esterhazy erhob sich, trat zu sei nem Kapellmeister und umarmte ihn. „Ihr bleibt alle', sagte er ergrissen. „Sie und meine gan;e Kapelle! Ich werde die Mittel zu finden wissen.' Haydn stürzte zur Tür und rief hinaus: „Kinder, wir bleiben alle! Kommts her ein!' Die Musiker strömten