6 „Bozner Nachrichten', Dienstag, 29. Dezember 1914 Nr. 274 Die Weihnachtsfeiertage. Weihnachten des Kaisers. Infolge der Kriegslage verbrachte der Kaiser die Weih nachten Heuer nicht, wie es seit Jahren seine Gepflogenheit war, im Schloß Wallsee seiner Tochter, der Erzherzogin MarieVale- r i e, sondern die Erzherzogin weilt in Wien, und in ihren Appar tements im Hietzinger Trakt des Schönbrunner Schlosses feierte der greise Monarch den Christabend im engen Familienkreise; die Feier vereinte
außer dem Kaiser Erzherzog Franz Salvator und Erzherzogin Marie Valerie sowie ihre Kinder, die Erzherzoge Franz Karl Salvator, Hubert Salvator, Theodor Salvator und Klemens Salvator und die Erzherzoginnen Hedwig, Gertrude, Marie, Mathilde und Elisabeth, Gräfin von Waldburg-Zeil, dann den Obersthosmeister des Erzherzogs Franz Salvator, Baron Le derer, den Kammervorsteher der Crzhezogin Marie Valeie, Gra fen Rudolf Vellegarde, Generaladjutanten, Geheimen Rat, Grafen Paar und Leibarzt, Geheimen Rat
, Dr. Kerzl. Der Erzherzog und die Erzherzogin, die kleinen kaiserlichen Prinzen und Prinzessinnen und die Suite versammelten sich kurz nach 5 Uhr im großen Salon, wo der wundervolle, feierlich ge schmückte Christbaum prangte. Dann erschien der Kaiser, und die Bescheerung begann. Erzherzogin Marie Valerie verteilte die Geschenke und überreichte jedem und jeder der Anwesenden die in weißes Seidenpapier gehüllten Gaben. Auch der Kaiser er hielt einige solcher Päckchen. Es gab aber auch umsangreichere
Ge schenke, die eben nicht in Papier eingeschlagen werden konnten. Zum Beispiel wurde der einundzwanzigjährige Erzherzog Franz Karl, der derzeit die Pionierakademie in Hainburg besucht, vom Kaiser mit einem schönen, edlen Reitpserd beschenkt. Die Feier währte bis 6 Uhr abends. Darauf fand eine kleine Familien- tafel statt. Der Kaiser begab sich, wie täglich, um 8 Uhr zu Bett. Das Weihnachtsfest für die Kinder des Thronfolgerpaares war bereits am vorherigen Sonntag gefeiert worden. Um 6 Uhr abends
, .damit sie die Langeweile unterhaltend vertreiben können^ In der schmucken und heiteren Weggensteinschule, wo sich die Verwundeten wohl sühlen und wo die Firma Brüder Streiter für schönen gärtnerischen Schmuck sorgte, leitete Herr Chefarzt Dr. Köllensperger die Feier durch eine Ansprache ein, worauf Spi talskommandant Herr O. A. Dr. Seeberger an die Verwundeten eine Rede hielt, die in ein Hoch auf den Kaiser ausklang. So dann wurde die Kaiserhymne gesungen. Das weitereProgramm bestand aus Liedern des Frl. Berta