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Meraner Zeitung
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Seite 17 von 24
Datum: 12.11.1911
Umfang: 24
begleiten. Er finde keine Ruhe, noch nie sei ihm um Julius so bange gewesen wie heute. — Ich sagte ihm, daß der Onkel in folge Unwohlseins längst schon zu Bette sei, — nur ich könnte nicht schlafen, ich müßte immer an die Wilderer denken, und an Julius, der sich im Forst befindet. — Erschrocken hielt ich inne. Ich hatte nun mein so lang ge hütetes Geheimnis in der Ausregung ver raten und stand nun verwirrt vor dem alten Mann. Der aber legte nur seine Hand auf meinen Kopf und mit fast erstickter Stimme

sagte er: „Komm', Erika, wir wollen ihn suchen. — Gebe Gott, es wäre noch nicht zu spät!'' „Ein Jägerbursche mit zwei Vorstehhunden begleitete uns auf der nächtlichen Wande rung. Drei Stunden mochten wir so gewan dert sein, ohne daß wir nur ein einziges 4653 Wort sprachen, denn uns beseelte ja doch nur der eine Gedanke — an Julius und sein Geschick. Plötzlich wurden beide Hunde un ruhig. Sie schnupperten am Boden hin und her, um dann in langen Sätzen vorwärts auf eine dichte Baumgruppe zuzustürzen

. Beim Schein der Laternen konnten wir schon von ferne einen dunklen Fleck am Boden be merken, vor dem die Hunde jämmerlich heu lend und winselnd stehen geblieben waren. Erbleichend klammerte ich mich an meinen Begleiter, denn meine Füße versagten den Dienst. Als wir herangetreten waren — lag vor uns mit durchschossener Brust — Julius!' Durch die Erinnerung an das Geschehene aufs neue von tiefem Schmerz ergriffen, hielt Erika inne und ein konvulsivisches Zittern rann durch ihren Körper. Tief

erschüttert erfaßte Leo Schönfeld ihre Hände und versuchte sie zu trösten. Erika aber schüttelte heftig den Kopf und mit fast versagender Stimme sprach sie weiter: „Es ist noch nicht zu Ende. Als ich Julius in seinem Blute vor mir liegen sah, sank ich mit einem lauten Wehruf besinnungslos über die Leiche des geliebten Toten. Als ich aus meiner Betäubung erwachte, lag ich auf meinem Bette und vor mir stand unsere alte Wirtschafterin. Ich erhob mich und fragte sie, was denn geschehen sei. — Da sah

zu einer sehr entfernt Verwandten, nachdem auch meines geliebten Julius? Vater als ge brochener Mann seinen Dienst als Forst beamter quittierte und zu seiner einzigen noch lebenden Schwester in die Stadt ge zogen war. — Und als die letzten Töne Ihres Liedes erklangen, da war mir's, als hörte ich Jnlios Stimme, als er mir unbewußt den letzten Gruß gesandt. Noch einmal durchlebte ich im Geiste jene furchtbare Nacht — es war mir plötzlich, als spränge etwas in meiner Brust entzwei — ich konnte weinen.' Nun hatte Erika

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