176 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/VBS/1925/22_10_1925/VBS_1925_10_22_3_object_3120634.png
Seite 3 von 12
Datum: 22.10.1925
Umfang: 12
. Da drin sitzen sie beisammen beim Abendessen. Und er? — Sein Mädel! Das Kind mit dem svnnengelben Haar und dem Blick, der ihm durch seine Träume folgt. Seins! Sie! Hat sie nicht zuerst nach seiner Hand gegriffen? Sie hat ihn lieb . . .' Da er um die Ecke zum Hotel kommt, springen ihm die beiden schon entgegen. The- rese fragt unbefangen: „Julius, hast du sie?' Im erleuchteten Gang schauen sie einander an, . . . so an! Aber Leonie drängt: „Soll ich-sagen, daß du anfängst?' „Warte noch ein bißchen

. Irgendwo, wo es still ist. . . ich muß doch zuerst stim men . . * schauen, ob alle Saiten in Ordnung sind . . . nach so viel Monaten.' Sie tun auf gut Glück eine Nebentür auf — in ein kleines Gemach, wo ein armseliges Lichtlein brennt. Ein paar Lehnstühle sind da, zwei Sofas, einige Tischchen und ein Schreib- pull. Julius nimmt auf einer Tischecke die Geige aus dem Kasten. Leonie fliegt davon, um zu sagen, daß er gleich kommt, und The rese kniet auf einem der-hohen Stühle, hat die Arme

Junge!' Theresens Lippen bewegen sich. Sie stöhnt, sie schrickt auf und hat das Gesichtchen voll Tränen. Die Geige schweigt. Schritt« kommen näher, gedämpft« Stim men summen durcheinander. „Aber, Julius, was war das? Was hast du gespielt? Wo hast du das gelernt? — So schön, so schön!' Das Stübchen wird dunkel vor Menschen, Leonie kommt und Julius'- Mutter und noch viele andere, Franz Leekens und die Väschen aus der Stadt und der Klavierspieler. Und auch Luis und Tila. Und die sagt: „Danke

dir, Julius. Das war der Abschied. Und jetzt gehen wir.' Sie reicht ihm die Hand. Dann Luis, und er sagt: „Auf Wiedersehen, Ksmmt doch nächste Wock)e zu UNS Ritter unö spiel' uns das nach einmal, ja?' Die beiden winden sich wieder durch den Menschrnttiäuel, an Therese vorbei, doch ohne sie zu sehen, grüßen nach rechts und links und gerade so flüchtig auch Mutter Severiens, die nach Mas Wschiedskuß das tränenfeuchte Gesicht abwendet und allein dasteht. Therme tritt neben sie, drückt sie sanft auf sirrsn

Stuhl nieder und versucht sie zu trösten. „Ab« fte kpmmen ja zurück. In vier Tagen arniffift* St r. 43 — Seite 3 schon. Und dann bleiben sie dauernd in. Viele. und ihr könnt alles mit Tila mit- crlc! m und sie jeden Tag sehen.' Im Gang und im Saal geht die Unruhe tort. Julius' Mutter legt Ihre heiße Hand auf die von Therese. „Kind!' sagt sie statt jeder Antwort auf den wehmütigen Trost. „Ich weiß, für wen er so spielte. Jst's jetzt gut, sag'?' Therese schüttelt den Kopf mit einem ganz stillen Lachen

1
Zeitungen & Zeitschriften
Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/VBS/1925/10_09_1925/VBS_1925_09_10_3_object_3120489.png
Seite 3 von 12
Datum: 10.09.1925
Umfang: 12
ist, und aufschauen. „Wer war das? Sprich! Was für eM, Bursch war das?' Ein böses Leuchten bricht aus Was Augen und flammendes Rot steigt ihr auf die Stirn. „Gott im Himmel! Mutter, soll ich denn gar nichts haben? Darf ich nicht einmal ein wenig plaudern, wenn zufällig jemand des Weges kommt? Wenn ihr es wissen wollt: es war Luis Curvers, er fragte nach Julius.' „So? Der fragt« nach Julius?' Mutter Severiens schüttelt den Kopf ob Mas ver wegener Art. So kennt sie das Kind gar nicht. Sie kennt sie bloß

hinter dem großen» runden Tisch sitzt, ermahnt sie sich noch halblaut: „Es ist schon wieder vergessen, das mit Tila. Sie muß nur erst einmal zu sich selbst kommen da oben.' Sie hat den großen Laib zur Hand genom men und mit der Messerspitze ein Kreuzlein darauf gezeichnet. Dann schneidet sie dicke Schnitten ab. Che sie fertig ist, hört man droben ein Geräusch und gleich darauf Schritte auf der Treppe. Einig« leichte Be wegungen; sie kennt es am Krachen der Holzstufen: es ist Julius. Und wirklich tritt

er auch gleich in die Küche, die Hände in die Hosentaschen ver graben, noch ein rechter Junge. „Der Duft lockt mich,' lacht er und schiebt seinen Stuhl zum Tisch. In Mutter Severiens Augen wird es wie der hell, und all ihre Liebe und Güte leuchtet darin auf, wie sie so auf ihren Julius schaut. „Hab' ich nicht die Geige gehört?' fragt sie, und unter ihrem schelmischen Blick schiebt Ju lius Krqgen und Halsbinde zurecht und fährt mit den Fingern durch das wirre Haar. „Mutter, ich habe Hunger danach gehabt

,' sagt er abw ehrend. „So dunkel und fein und blaß wie sein Vater und ganz seine Augen,' denkt Mutter Severiens, und durch diese Erinnerung hin fährt blitzartig die Frage: „Und Tila? Wem gleicht Tila? Sie ist blond und licht und hochgewachsen, wie sie und Barbe waren. „Wo ist Tila?' fragt Julius verwundert» da er schon beim Esten ist und der Platz sei ner Schwester noch immer leer bleibt. „Laß sie nur! Gewitter und Sturm! Aber das vergeht wieder.' Julius hängt derweil schon seinen eigenen Gedanken

nach. Der Mutter liegt die Frag« auf den Lip pen: „Weißt du etwas von Julius Curvers? Was soll der mit unserer Tila?' Aber sie besinnt sich. Es ist bester, die Geschichte tot- züschweigen. Es ist ja schon alles vorbei. Damit war sie nun ruhiger. „Ich habe oben das Fenster weit offen,' erzählt Julius, „heute zum erstenmal. Cs wird Sommer, Mutter.' Und Mutter Severiens denkt wieder daran, wie sie so zwischen den Hecken dahinging. Und dann sagt sie plötzlich, und es klingt wie ein Jubelruf: „Julius, rat

2
Zeitungen & Zeitschriften
Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/VBS/1925/05_11_1925/VBS_1925_11_05_3_object_3120713.png
Seite 3 von 16
Datum: 05.11.1925
Umfang: 16
sich Mi freuen, daß das Anf>ehen ihrer Fbmilie in Blake so stieg. Sie mar liebens würdiger denn je. Luis hatte sie alle auf die Festwiese geführt, wo er der Mau des Tages war... sie glühte vor Genugbuung. Und sic? Nagte nur die Frage nicht immer an ihr: „Wie können die beiden nur so flott leben?' — Aber am Sonntag mar dann Therese da, nur bet Julius und ihr allein. Die zwei sind ihr Glück. Sie darf doch nicht immer noch mehr wünschen, da sie schon so viel hat. Mutter Severiens Gedanken zerfließen

in einen stmmgen Traum: Sie sieht Therese und Julius in einem Gärtchen zwischen Busch werk und Rosensträuchern. Jetzt lausen sie zum Zaun, um einem Hochzeitszug nachzu schauen, der vorboikommt. Da erschrickt sie auf. Es ist jemand da. „Dilia, du?' „Mer, Mutter, seit wann erschreckt ihr denn vor mir?' ,Llch, so sine Dummheit! Kannst du's glauben, daß mir jetzt das Herz klopft wie wild? Nun, Kind?' besinnt sie sich langsam. Tila läßt sich auf das Kundenbänkchen nieder und beugt den Kopf zur Seite

für uns selbst haben. Bis jetzt können otts wir nicht klagen. Die „Harmonie' ist unsere Kunde. Und überhaupt ganz Vlate. Und wenn die Fremden kommen, geht es dann erst an. Dann bekommen wir auch Sommer gäste, die drüben nicht Platz haben, und worden schon ordentliche Preise dafür ma chen. Aber doch... ist Julius nach der Stadt?' unterbricht sie sich selbst und schaut unruhig nach der geschlossenen Tür und durch den stillen Gang hinein. „Julius ist in 'feinen Kurs, wie jeden Mitt woch,' erwidert die Mutier. Beklemmend lastet die Stille

. Aber es macht nichts. Die Bagatelle wird er leicht auch anderswo auftreiben» wenn ihr zu knickerig:' seid, um eurer eigenen Tochter vorwärts- znhelsen.' „Ich zu knickerig, um. . .' .»Ja, wenn es Julius wäre!' „Der kommt nicht mit so etwas .... er gibt mir jeden Monat sein ganzes Ein kommen.' „Natürlich, der liebe, gute Julius nichts als Freude .erlebt er an ihm. Und devweil . . . .' „Was willst du da sagen, Tila?' „Ach, was, in ganz Wake weiß man's, daß er Leine Befähigung für seinen Bevuf

. Und doch wird sie auch diesmal. .. zum founÄsovi-eiten Mal wieder darüber hin- wegkommen müsien. Diese ihre Tochter ist nun einmal so und nicht anders und bleibt doch ihre Tochter. So ermahnt sie sich selbst und denkt an ihre Arbett. Sie sieht endlich, wie über dem Garten die Glut des Sonnen unterganges liegt und die Rosen sich tiefer färben. Der Schatten des Hauses ist über die Beete'gebreitet. Nun -blickt sie zu Julius Fenster hinaus. Sah sie ihn nicht da oben? Sie rust: „Julius!' Ihre Stimme klingt ihr selbst fremd

3
Zeitungen & Zeitschriften
Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/VBS/1925/22_10_1925/VBS_1925_10_22_2_object_3120632.png
Seite 2 von 12
Datum: 22.10.1925
Umfang: 12
vorgelegt werdm «wird. > Lei Geld- I Sendungen • den l» (Ort, Post, Strasse, Hausnummer, Hof- name, Beruf) anführen, damit keine Verwechslungen bei Namensgleiohheit Vorkommen. Die Mutter. Roman aus dem Mederländische» von Maria K o e n e n. (Nachdruck verboten.)' <7. Fortsetzung.) „Wenn man nichts anderes hat,' entgsg- nete sie, ein wenig betroffen von feiner Schroffheit. , Die zurückkehrenden Gäste drängen die drei in die Ecke. „Julius, hör' einmal; mir fAlt gerade ein: - Warum bist du eigentlich

am Johannistag nicht auf den Berghof gekommen?' „Jetzt fängst du wieder damit an?' „Du hattest es doch versprochen. Und die Geige wolltest du mitbringm. Aber es war kein Julius zu sehen.' „Ja,' bestätigt auch Therese und wartet auf Antwort. „Ich Hab« doch durch Dila die Botschaft ge- schckt. Cs war gerade am Tage vor mei nem Kurs.' „Ausflüchte! Rein, nein, JiÄus, wir fan den es alles eher denn nett mm dir, nicht wahr, Therese?' Die bleibt still. „Therese hat ihr Wort bester gehalten. Ge ist die drei Tage

dageblieben, wie es sich gehört.' „So?' ftagt Julius verwundert. „Und jeden Abend sind wir bis zum Kreuz auf der Anhöhe spazieren gegangen.' „Warum grad dorthin?' „Weil man von dort einm guten Ausblick hat über den ganzen Weg. Wir hieltm Aus lug, ob du dich nicht doch eines besterm be sonnen. Nur wegen der Geige, weißt du!' „Hält' ich ahnen könnml' Therese steht im Glanz seines Blickes. „Zu Tisch!' ruft der Sergeant in ihren Plauderwinkel hinüber. Das Fest schlägt wieder über den dreien zusammen. „Horch

, Julius! Wenn du es jetzt gut machen wolltest!' drängt Leoni«. „So biß uns endlich heute die Geig« hören.' „Hier? Das kann ich beim besten Willm nichtl' „Aber wenn nun der einzige, der uns etwas besseres bieten kann als dieses Tschin- tschin, bloß für sich allein . . . .' wM Therese der Freundin beipflichten. Aber sie bleibt stecken. „Ja,' gibt Julius kleinlaut zu, „aber ich spiele gegenwärtig auch für mich allein nicht. Ich sitze immer über den Büchern, Therese. Me Geige rühr' ich nicht an.' „Meso

denn?' „Ich fürchte mich vor ihr.' Leonie lacht laut; aber Therese schaut ihn erschrocken an und sagt: „Fürchtm?' „Er redet da so etwas daher, well er fest- sitzt,' erklärt Leonie. „Laß dich doch nicht bitten, Julius. Geh, hol' die GÄge — The rese zulieb.' „Tja'! Er zögert und sucht «inen Auswegs „Sie ziehen ja schon die Knallbonbons; im Augenblick werden sie papierene Schlafhau ben über den Ohren haben. Und das Kla vier ... Da soll einer Violine spielen!' „Was haben denn die da besonderes?' ruft Lisa herüber

4
Zeitungen & Zeitschriften
Der Burggräfler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRG/1924/26_04_1924/BRG_1924_04_26_7_object_814743.png
Seite 7 von 10
Datum: 26.04.1924
Umfang: 10
Julius Frh v Rirrabona f. Mttwoch wurde unser Land in Trauer ver senkt durch die Kunde vom Hinscheiden eines sei ner besten und edelsten Söhne, nicht bloß des älte sten, sondern eines der verdientesten Veteranen des öffentlichen Lebens, des Vaters der land wirtschaftlichen Berufsorganisationen und des landwirtschaftlichen Kreditwesens, des ersten Landeskulturrats-Präsidenten Julius Frei herrn v. Riccabona. Die Gestalt des von uns Geschiedenen ist uns ebenso ehrwürdig we gen des hohen Alters

und wegen seiner Ver dienste um Land und Volk, wie wegen des Edelmutes seiner Gesinmmg, worin er allen ein leuchtendes Vorbild war. Julius v. Riccabona zu Reichenfels war am 10. April 1835 in Innsbruck als Sohn des Guts besitzers Ernst v. Riccabona geboren. Er verlor seinen Vater in früher Jugend, so früh, daß der nunmehr Verstorbene bereits das 80jährige Jubiläum ms Besitzer des Familiengutes Me- lans in Wstrm feiern konnte. Nach Vollendung seiner Studien wandte er sich dem politischen Dienste

zu. Als Konzeptspraktikant im Alter von 25 Jahren stehend, vermählte er sich am 1. Mai 1860 mit Philomena Gräfin S p a u r. Die Bande der Liebe und die Ebenbürtigkeit der Gesinnung fundierten hier das Glück einer Mu sterehe, welches durch 65 Jahre andauerte, ver klärt durch das Gottesgeschenk ausgezeichneter Kinder, bis es gestern durch den Tod geschieden ward. Baron Julius v. Riccabona lebte in den letzten Jahren den Sommer auf seinem Ansitz in Melans und den Winter und Frühling in Gries bei Bozen bei seinem Sohn

. v. Riccabona, der aus Brixen herbeigeeilt war, die hl. Sterbesakramente; abends halb zehn Uhr ftat der Tod ein. ein ftiedsames. sanftes Hinscheiden ohne jeden Todeskamps, ein seliges Hinüberschlummern in die Ewigkeit, ein ruhiges Verlöschen des Lebenslämpchens, das so lange Jahre und Jahrzehnte Strahlen des Lichtes und der Wärme verbreitet hatte. Baron Julius verschied in den Armen seiner liebevollen Gattin unter Beistand seines geist lichen Sohnes, in Gegenwart des anderen Soh- ues, Appellationsrat Baron

Julius von Riccabona durch Einführung und Leitung der Raiffeisenkassen in Tirol solche Verdienste erworben, daß er mit Recht der Va ter der Raiffeisenkassenvereine des Landes ge nannt werden kann. Und nachdem er von der pontischen Arena zurückgefteten ist. fungierte er noch lange Jahre als Generalanwalt der Rmffeisenvereine und des Vorstandes der Zen tralkasse. Die Organisation der landwirtschast. Berufs- genossenschaften unter Ueberwindung der irr un serem Volke herrschenden gegen allen Neuerun gen

5
Zeitungen & Zeitschriften
Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/VBS/1925/03_12_1925/VBS_1925_12_03_4_object_3120843.png
Seite 4 von 16
Datum: 03.12.1925
Umfang: 16
? Ma hat jetzt zwei Kinder, wie Ihr wißt.' „Und wohnt bei euch? Und die Curvers- beute?' „Die find wieder in die Stadt.' „O so? Hast du nicht gewußt, wie unsicher di« Sache stand? Du hättest dich besser er- ku-Ndilgen sollen. Jetzt bist du mit ihnen in der Patsch«. Der . ganze junge Haushalt bot dir!' * „Das Haus war mir ohnehin zu leer.' „Du hast wirtlich viel durchgemächt mit deinen Kindem. Julius auch so mißraten!' „Julius? Aber, wenn du wüßtest, wir der sich durcharbeitet!' „Arbeitet? Das wird ein Arbeiten

die dreihundertfünsundzwanzig Gulden?' „Dreihundert für Tila, um bei Scheins die rückständige Mete zu zahlen. Und fünfund zwanzig für Julius, damit er zu Ostern kommen kann,' antwortet Mutter Severiens unbeirrt. „Ah fo! 'Bei Scheins habt ihr Schulden? Das ist recht angenehm für mich, müs sen die denken? .... Und Julius! Der soll nur von Blak« wegbleiben, wo er alles so schön liegen und stehen ließ.' Mutter Severiens sitzt noch immer bewe gungslos da. Nur die Augen röten sich und stehen voll Tränen. „Es ist für ’ die Kinder

zu Scheins c'nunter. Da will ich einmal fragen, wie es mit der Mete steht. Mm soll nicht in der ganzen Gegend herumreden können, daß die Berg hofbäuerin ruhig zuschaut, wie man ihre Schwester auf di« Straße fetzt. Das will ich auf keinen Fall. Dazu sind wir doch zu gut. Aber für DAS und Julius! Nein, fiir sie tue ich nichts. Solche ' Mutter Severiens stcht schweigend auf und entzieht sich den vielen Augen. „Gehst du denn schon?' fragt Barbe un ruhig. Die drei folgen ihr. Im Gang wagt Leonie das peinliche

- I täschchen in die Hand, das von ihrem festen Griff noch warm ist. „Für Julius', sagt sie schüchtern, „Mutter versteht nichts von euch Md Julius.' Che Mutter Severiens zum Bewußtsein kommt, daß das Täschchen von Münzen schwer ist. hat sich Leonie mit einem eiligen Kuß abgewendet. NM sie umschaut, winkt j ihr das junge Mädchen mit der Hand und , ruft: „Kommt gut heim!' ! Sie umschließt Leonies Deutelchen voll Reichstaler mit festem Griff und wandert gesenkten Hauptes weiter. Manchmal strau chelt sie fast

seiner und betet, und doch ist es ihr im Sinn, wie sie Tila sagen wird: „Ich bin echört worden' und sie gleich Julius schreiben muß. Denn selbst wird sie es nicht können, sie zittert so. Und der Brief muß vor Mei Uhr weg, daß der Junge ihn morgen vormittags hat und sich freuen kann. „Komm nur', wird sie Tila schreiben lassen, „schau, was wir dir schicken.' Leonies Geld liegt ihr nicht mehr so schwer auf dem Herzen und auch der Kummer nicht. (Fortsetzung folgt.) «wenn ich Wunder sehe' (Advenksgedanken

6
Zeitungen & Zeitschriften
Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/VBS/1925/26_11_1925/VBS_1925_11_26_3_object_3120809.png
Seite 3 von 16
Datum: 26.11.1925
Umfang: 16
und allem Getue ein Ende machen. Aber seine Ellern waren dagegen. Wiie's daraus ankam, zog er zurück. So ein Feigling! Aber mir ist's gerade recht. Jetzt soll er nur um den Vlakerhof herum- schwävmen.' „Um den Vlakerhof?' „Er bemüht sich furchtbar um Therele, seit es mit Julius aus ist. Aber die Mühe kann er sich ersparen. Therese geht doch ins Klo ster.' „Wer sagt das?' . „Aber das sieht man ihr ja an. Wie die in der Kirche kniet! Und ein bißchen men schenscheu ist sie, wie mir scheint, auch ge worden

Severiens hört ihre Stimme wie aus weiter'Ferne. „Wie ist's mrr möglich? An Thovefes Kum mer bin ich schuld... und an den Jammer mit Julius diesen Sommer... und an Tila? Nein, nein» gegen Tila hat sie sich nichts vor- zuwerfen. Aber alles andere. Und dann muß sie wieder an Dosts frühen Tod denken, wie damals am Morgen von Julius' Geständnis. O Gott, nur das nicht!' Sie sitzt über die Arbeit gebeugt und näht hastig fort. Die Augen brennen und das Herz tut ihr weh. Es benimmt i'fyr den Atem: aber sie muß

. . . vom kleinen Dols und wie chr Therese das Weihwasser geroichlt. 11 . Mit dem Büschel geweihter Palmkätzchen kommt Mutter Severiens aus dem Hochamt und geht schnurstracks die Treppe hinauf ins Stvitenstübchen. Julius' ehemaliges Schlas- kämmerchen, das nun ihres ist. Sie legt Hut und Mantel ab und bricht dann vorsichtig drei Zweiglein aus ihrem grünen Büschel. Das erste steckt sie hinter die Arme am Kruzi fix über ihrem Bett. Mit dem zweiten geht sie zum Woihwasserbecken neben der Tür; ehe sie's

. Ein Jahr und drei Monat« sind «s, daß Julius' Stübchen der «inzige Winkel auf Eiden ist, der ihr blieb. Aber wie am ersten Mend ist es noch jetzt, als habe es immer nur auf sie gewartet. Me hat sie sich irgendwo mehr daheim gefühlt. Nicht in der Küche früher, nicht in ihrer eigenen Schlafkammer, ja nicht eiitmajf im Küsterhaus an der Dalhoferstraße. Und 'das ist nur, sie weiß es recht wohl, weil hier etwas von Julius wottevlebt. , Hier fühlt sie sein Fernsein nicht gar so wie sonst überall

ihm schrieb, hat sie's ihm hier schon mtt viel innigeren Worten erzählt. Und auch ihre Sehnsucht nach ihm, von der sie nicht wußte, war es Leid oder Glück, bis sie schließlich aus der übergroßen Freude lernt, daß Schnsucht doch eigentlich Glück ist. Nach anderthalb Jahren soll nun Julius zu Ostern hoimkommen. Sie muß auspassen und sich nicht zu schr aus etwas Kommendes freuen. Sie meinte das schon verlernt zu haben. Aber ob sie will oder nicht, es ist Helle Freude in ihr. In ihrem Herzen ist's geradeso

7
Zeitungen & Zeitschriften
Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/VBS/1925/17_09_1925/VBS_1925_09_17_3_object_3120513.png
Seite 3 von 12
Datum: 17.09.1925
Umfang: 12
in dem großen Haus an der Straße nach Eldert, wo sie mit Luis wohnen wird, in dem großen, neuen 'Haüs Tila hat alle ihr« Gebet« verrichtet und doch nicht gebetet. Luis und Julius? Wo mochten sie jetzt fein? Bei Curvers vielleicht? Nun ist sie nicht allein, um zu gewinnen. Wer einen Mann wie Luis an seiner Seite hat und nann nicht erzielen würde, was er wollte . . . Seltsam, es ist, als fei die Kraft ihres Bru ders und Luis' Wagemut plötzlich auf sie übergegangen: Sie mußten eins werden, -üns für das ganze

Leben; fein Will« in ihrem und ihr Wille in seinem. Tila liegt mit den Armen über den Kopf in dm Kissen. Durch das Fenster sieht sie in weiter Ferne ein grünes Lichtlein an der Bahn aufleuchten. Das funkelt wie ein Stem und spinnt ein Netz von tanzmden grünen Strahlen vor ihre Augen. Bei der Rochuskapelle bleiben Luis und Julius stehm. „Komm mit hinein uNd trinke ein Glas Bier', drängt ßute gastfreundlich und wen det sich gegen das Haus, aus dessen Fenstern viel Licht strömt, das dm ganzen Platz

er hellt bis an die Rückseite des Blakerhofes. „Heute nicht.' »Dann aber ein anderes Mal. Und zur »Harmonie' gehm wir miteinander, nicht wahr, Severiens.' »Ach, nein', murmelt Julius, „wegen der kurzen Zeit, die ich in Blake bin ... . und dann überhaupt: ich tauge nicht zu so etwas'. „Du hast doch die Musik so gern.' „Woher weißt du das?' Cs lag dem andern auf den Lippen zu er widern: „Bon Tila.' Aber er besann sich, und mit einem vielsagenden Lächeln ant wortete er bloß: „Ich weiß von dir mehr

als du glaubst.' Julius schaut sich den Curvers-Sohn ein bißchm aufmerksamer an und merkt erst jetzt, was für ein strammer Bursch er ist, wmn er auch in dem Sportanzug noch recht jungenhaft aussieht. Unter dem breiten Schild der Mütze schaut das Gesicht hervor, ein bißchen derb wie seine ganze Gestalt und von Luft und Sonne gebräunt. Und über dem derben Mund steht der rotblonde Schnurrbart. Rur die Augen sind von gang anderer Art: lichtblau, groß und rund wie die eines Kindes, voll Güte, aber auch ein fältig

, was er sollte und könnte; und doch in der Blaker Schule blei ben, zwei seiner kostbarsten Jahre hier ver tun Julius ist von der Brück« ans Ufer hinab gestiegen. Da geht er langsam mit dem Wasier mit. Ruhig und klar fließt es dahin, an den Blaker Aeckern, Höfen und Helm wiesen vorbei, so daß sein« Hecken, die Bretterwände der Schuppen und der Ziegen ställe. ihre Schatten über den mattglänzen- den» vom Mond versilberten Wasserspiegel hinwerfen. Ach, nirgends ist die Geul so friedlich und fügsam wie hier in Blake. Es ist, als lege

8
Zeitungen & Zeitschriften
Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/VBS/1925/15_10_1925/VBS_1925_10_15_4_object_3120612.png
Seite 4 von 12
Datum: 15.10.1925
Umfang: 12
, die ganze Durfüllung voll und schaut sehn süchtig in den Fostsoal. Den Fackelträgern reicht man durchs Fenster das Bier in gro ßen Krügen. Der rufsige Rauch der Mam men zieht durch die Fettster herein und legt sich über den gräßlichen Wirrwarr. Julius hat sich in den leeren Festsaal ge flüchtet. Da sitzt er auf einem Stuhl neben der Tafel. Die Augen brennen ihn, und die Kehle ist ihm wie zugeschnürt. Ein« wehe Traurigkeit würgt ihn. Was er nur .hat? Seit heute früh, da er Tila an den Traualtar führen

sich hundertfacher Jubel, der das Haus durch- zittert und durch den Men Abend über ganz Make hinbraust. »Den Himmel sollen sie erben! Gloria, Viktoria!' »Aber Julius! Was ist mir dir! Bist du krank?' 1 Er blickt auf und steht mm erst die beiden Mädchen, die ihn beobachtet haben: Leonie und Dhsres«, eng aneinmcher,geschmiegt. »O, sagt Julius, mit einem matten Lächeln, »ihr seid da? Krank? Gott sei Dank. nein. Mer ich. bin nun einmal nicht für einen sol- ' chen Radau. Und der ganze Tag ist über haupt so ungewohnt

'. „Du hättest in unserem Winkelchen sitzen sollen', meint Leonie. »Kamm jetzt noch; wir haben Platz genug'. »Es ist ja schon vorüber» das Essen wenig stens', erwidert Julius zögernd. Er schaut aus Therese, die wie «ine Stütze suchend, an die viel stärkere und größer« Leonie gelehnt steht. Da sich ihre Blicke begegnen, läßt Julius den Kopf sinken und Therese errötet «in wenig. Nur mit Mühe kann sie dem - Derlongen widerstehen, ihre Arme um seinen Hals zu legen und ihre Stirn gegen die feine zu neigen

. Sw steht reglos, Freude und Leid in der Seele. »Es ist aus', sagt Julius endlich, sich schwerfällig «hebend. „Die Harmonie zieht ab. Me weckt Blake aus feinem Winter schlaf' . „Musik tut jedem gut', wehrt Therese ab, »and wenn man schon so lang« keinen Ton ' mehr hörte; es geht einem doch mitten durchs Herz, wieder einmal Musik'. „Aber doch nicht ei» solches Tschi-n-tschinl' Julius erschrickt aber, selbst über sein ärger liche«^ Reden. Ob er bei Therese wohl das Berständnis fände, das er sich erträumt

9
Zeitungen & Zeitschriften
Alpenzeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/AZ/1927/05_11_1927/AZ_1927_11_05_2_object_2649464.png
Seite 2 von 6
Datum: 05.11.1927
Umfang: 6
und ich werde mich ihrer freuen! Und jetzt, Herr Obrisi Prinz von Savoyen', fuhr der Herzog fort, als eben die Adjutanten und Ordonnanzen in sein Zelt eintraten, »jetzt begeben Sie sich zu Ihrem Bru der. Er hat schon die Ordre zum Aufbruch er halten, und Sie werden an seiner Seite bleiben'. Der Prinz verne gte sich schweigend und ehr furchtsvoll und verließ das Zelt, um sich zu sei nem Bruder, dem Prinzen Ludwig Julius zu begeben. Das ganze Lager war jetzt in Bewegung und Abmarsch. Ueberall vernahm man Lärmsignale

, Trompetenstöße und Trommelwirbel, überall hörte mail Flüche und Verwünschungen erschal len, nirgends ein heiteres Wort, einen aufmun ternden Zuruf. Die ganze Armee war verstimmt und ging freudlos und hoffnungslos dem Kampf mit einem überlegenen Feind entgegen, dessen Grausamkeit ihnen der von brennenden Städten und Dörfern gerötete Himmel bekundete. Auch das Dragonerregiment, dessen Chef der Prinz Ludwig Julius von Savoyen war, sah schon auf. und der Prinz empfing seinen gelieb ten Bruder Eugen mit lautem

'. „Wenn sie es will, ich bin es zufrieden', er widerte Prinz Julius lachend. »Aber ick sage Dir, meine schöne Urania ist eben nicht freigiebig mit ihren Küssen, und ich kann mich kauin rüh- Kuß von ihren wundervollen Lippen erhaUen zu Kuß von hren wundervollen Lippen erhalten zu haben. Doch ich darf jetzt nicht an sie denken.' sonst wird mir das Herz weich und sehnt sich nach dem herrlichen Weib und den zwei lieben Kindern, Die Liebe ist der Feind der Tapferkeit, und Du kannst von Glück sagen, daß Du noch niemals geliebt hast. Bleibe

in raschen Zü gen gen Hainsburg vor. Als der Morgan däm merte, hatte man das Lager schon weit hinter sich gelassen, und ohne Rast und Ruhe ging es vorwärts, immer vorwärts. Die beiden Prinzen von Savoyen, voraus dem Regiment, ritten dicht bei einander, schweigend in sich versunken. Zuweilen nur begegneten sich ihre Blicke in einem innigen Liebesgruß und ein sanftes Lächeln erhellte dann ihre Züge. „Ich möchte Dich wohl etwas fragen, Eugen', sagte Julius Ludwig nach einer Pause zögernd. „Willst

ich an Träume'. „Nun denn', sagte sein Bruder ernst, „so werde ich heute noch sterben'. „Sterben, Julius! das ist ein grausamer Scherz'. „Kein Scherz, mein Bruder, sondern ein schwerer Ernst. Ich sah mich vorige Nacht im Traume mit einer tiefen Wunde in der Brust, ich hörte mein Weib und meine Kinder so laut wehklagen, daß ich davon erwachte, und noch jetzt ist es mir, als zerschneide mir ihr Jammer- laut das Herz. Eugen, ich habe eine Bitte an Dich! Wenn ich falle, so nimm Dich meines Wei bes

10
Zeitungen & Zeitschriften
Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/VBS/1925/24_09_1925/VBS_1925_09_24_4_object_3120539.png
Seite 4 von 12
Datum: 24.09.1925
Umfang: 12
Seite 4 — Nr. -volk-rote- doppelt und dreifach verdimst.' Und zur Schwester gewmdet: „Es ist nicht nur das Lernen allein; aber Diolin spielen kann er, Barbe.' „Ja, rkchtigl' sagt die und schraubt die et was gestmkme Begeisterung wieder in die Höhe. „Laß uns eins hören, Julius!' „Ich kann nicht spielen, wmn jemand zu hört,' erwidert er verlegen. Indes kommt Tila mit der grpßen Kaffeekanne, und aller Aufmerksamkeit ist nun auf das Einschenken Md das Abschneiden der Kuchen gerichtet. Ehe

der Tortenteller herumgeht, kommt auch Desir« und begrüßt vor allem den Vetter laut und mit Ungestüm: „Servus, Junge; glüMch wieder heraußen, he?' Julius' Hand liegt wie zerquetscht in Desi- res derbem Griff. Und da sich der schließlich zwischen Martina und Tila zu Tisch setzt, be ginnt Julius sich von seinem Staunen Über den sonnenverbrannten Riesen zu erholen. Allerlei Erinnerungen erwachen, da er den um vierzehn Jahre Aslteren wiedersicht. Er beginnt ihn auszufragen: über den Berghof, über die Pferde

und die Kühe und über die Knechte, die er bis zu feinem fünfzehnten Le bensjahr alle gekannt hat. Nun ist das Gespräch mehr verteilt, und geht allmählich in ein Gemurmel über. Die Tassen werden wieder gefüllt, die'Teller im mer wtcher neu belegt. Tila ist vollauf be schäftigt. Sie geht mit den vollen Kannen und Platten hinter den Stühlen die Reihen ent lang, plaudert mit Tante Barbe und Martina und neckt Julius, daß er einen fo guten Platz habe, fragt Defire, ob er schon ein Mädchen gefunden, und stichelt

kann recht gut noch fünf, sechs Jahre warten. Sie weiß dann besser, was sie tut.' „Geh, Mathilde, ich liehe sie jetzt schon vor wärts machen, wenn sie eine gute Gelegen heit hat, die nach deinem Geschmack ist?' Tila ist schon wieder fort um frischen Kaf fee. Mutter Severiens fühlt, daß ihr lästige Fragen bevorstehen, und horcht darum mit Aufmerksamkeit nach dem jungen Volk hin. „Therese hat uns eingeladen,' plaudert Leonie. „Wir waren mit ihr im Institut,' fügt Martina, zu Julius gewendet, er klärend

bei. „Auf dem Blakerhof eingeladen? Und ihr seid doch hieher gekommen? Das rechne ich euch hoch an,' sagt Mutter Severiens wohl wollend. „Wir werden doch nicht an eurem Haus Vorbeigehen?' „Aber auf dem Blakerhof müssen sie sich auch ein wenig sehen lassen, nicht? Mathilde, was meinst du?' „Das wäre freilich schicklich; sie könnten alle miteinander hingehen und Therese hierher holen.' „Gut, gut,' rufen die Schwestern, „und Julius und Defire kommen auch mit?' „Und Tlla,' ergänzt Mutter Severiens. „Rein, ich bleib

11
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1924/17_05_1924/BZN_1924_05_17_7_object_2501617.png
Seite 7 von 10
Datum: 17.05.1924
Umfang: 10
der in Amerika reichge- ^wordene Bäckermeister Andreas Lachmann mit sei ner Familie nach Budapest zurück 'und kaufte sich in Rakos-Szent Mihaly an. Ihn begleiteten seine Hrau, deren Tochter, Frau Köves, und deren jugend licher Sohn Julius. Frau Köves lebte auf großem Fuße; sie suchte sich die Mittel hiezu durch Börsen spekulationen zu befchassen und knöpfte ihrem Stief- weter zu diesem Zwecke ansehnliche Beträge ab. Im Frühjahr 1922, als eben eine schwere Baisse die Budapester-Börse erschütterte, belauschte

ihre Mutter und ihr Sohn von Molnar unter verschiede inen Vorwänden fortgeschickt worden waren, durch emen Schuß in die Schläfe hinweggeräumt wurde. Hiebet leistete schon Kanozsay Hilse, indem er die „Braut' Molnars festhielt und am Schreien hin derte. Noch lag ihre Leiche unbegraben. da began gen die beiden Mörder mit dem inzwischen heimge kehrten 15jährigen Julius in einem anderen Zim mer „Räuber und Gendarm' zu spielen und im „Spiele' erschoß der „Gendarm' Molnar den „Räu ber' Julius. Am Abend wurden

beide Leichen be graben, Julius wurde in einer Blechkiste, wie srüher der alte Lächmann, in der Portierwohnung ver scharrt, die Leiche der Frau Köves fand in einem Blumenbeet des Garten ihre Ruhe und wurde mit einer großen Blechplatte^ bedeckt. Und so wie im Mai den Nachbarn erzählt wurde, der alte Lach mann sei nach Amerika zurückgekehrt, so hieß es nun — es war November geworden — Frau Köves sei mit ihrem Sohn nach Rumänien ausgewandert. Molnar war schon nach der „Abreise' des alten Lachmann

. Ein Jahr nach dem ersten Morde, im Mai 1923, ließ der neue Besitzer der Villa, der Fabrikant Aladar Szantö, umfangreiche Renovie- r'mgsarbeiten vornehmen. Bei dieser Gelegenheit stießen die Arbeiter zunächst aus die Überreste des jungen Julius Aöves und durch die weiteren Nach forschungen wurden bald die anderen Leichen zutage gefö^ert. Man verhaftete nun Molnar und das Ehepaar Kanozsay und erkannte in ersterem den unter dem Namen Josef Toth schon wiederholt we gen Betrügereien und Diebstahles

12
Zeitungen & Zeitschriften
Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/VBS/1925/05_11_1925/VBS_1925_11_05_4_object_3120715.png
Seite 4 von 16
Datum: 05.11.1925
Umfang: 16
allein,' sogt Therese und -lohnt sich an den Tisch. Und da er noch lfchweigh bittet sie: „Was gibt's denn?' „Sie haben mir heute gesagt, ich werde wicht zur Prüfung zugelassen,' stößt er her aus. Cs ist ihm, als tue er bkndlbwgs einen Sprung in die Diese. Aber Therese Gesicht hellt sich auf: „Ist das so arg? Dann halt nächstes Jahr.' „Nächstes Jahr? Hör', Therese, das ist's eigentlich. Ich geb' das Gange auf. Ich tauge wicht fürs Studieren und noch viel weniger zum Lehrer.' „Ader was dann, Julius

?' „Ich habe Äir's ohnehin schon gesagt. Mu- fif bst das einzige für mich. Da kann ich es z»i etwas dringen. Alles andere wird ein Glend für das ganze Leben. Darum... ich komm' dir fügen, daß ich «nein Entlosftmgs- gefuch einreichen will.' „Dein Entlofsungsgesuch — von der Schule?' ©ie sehen einander mit brennenden Au gen an. „Findest du es arg?' fragte Julius end lich in das harte Schweigen hinein. „Ach, ich! Aber die Eltern. Ich muß dich jetzt schon immer verteidigen.' „Stehst im .. „Nein, das macht gar

nichts. Cs ist nur, weil sie dem Vater erzählen... ach, so Klatsch wogen der Schule, nicht der Mühe wert, daß man davon spricht. Sicher da und dort «ins, das eifersüchtig auf uns ist!' „Cs ist koin Klatsch Therese. Cs kaum recht wohl fein, daß sie mir den Abschied geben, wenn ich ihn nicht nehme.' „Wie kommst du daraus? Pfui, Julius! Was ist nur heute mit dir? Komm, wir reden von etwas anderem.' „Ich möchte es wohl auch lieber, aber es ist schrecklich — du und einer wie ich. Aber ich muß dir doch alles jagen. Mein« Zukunft

ist noch zu retten.' „Unsere Zukunft, Julius.' „Unsere? Wenn ich jetzt gleich altes deinem Pater erzähle!' „Das foM du. nicht, ich will es nicht haben.' „Was soll ny denn?' „Mein bleiben?' „Du fürchtest dich, daß dein Pater ein Ende Mit uns macht? Aber er hat ganz recht. Ich habe es noch immer nicht verstehen gelernt. daß du mich gut genug für dich fin dest.' „Hör', Julius, du stehst da, als fsi alles zwischen uns aus.' ©iie ergreift feine Hand und zieht ihn sachte an sich Wer er nimmt die Hand schroff zurück

13
Zeitungen & Zeitschriften
Volksblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SVB/1922/01_02_1922/SVB_1922_02_01_4_object_2531407.png
Seite 4 von 8
Datum: 01.02.1922
Umfang: 8
es, die Reform im Währungswesen durchzuführen und den Pro duktionsprozessen mit Hilfe von Leihkapitalien in der angedeuteten Art in Gang zu bringen, so kann bei einigem Optimismus auf ein Wieder auferstehen der ökonomischen Kräfte des alten Rußlands gerechnet werden. ZurgermMerwW in BMS. Dr. Julius Perathoner wiedergewählt. Freitag nachmittags fand im Rathaussaale die erste Sitzung des neugewählten Gemeinderates statt, der law Tagesordnung die Wahl des Bürgermeisters, der Ragi' strätsräte und der Ausschüsse

vorzunehmen hatte. Um jede Störung dieser Sitzung hinanzuhalten waren zum Schutze des Rathauses Carabinieri und städt. Polizei aus' geboten worden, ebenso war der Besuch der Galerie im Rathaussaalc nur gegen Eintrittskarte gestattet RaÄ halb K Uhr betraten die neugewählten Gemeinderäte »»oll' Häblig den Saal, worauf Dr. Julius Perathoner die «sitzung eröffnete und nach kurzen, herzlichen Worten der Begrüßung auf Artikel 81 des Wahlgesetzes verwies, der dahin laute, daß vor Beginn der Verhandlungen festge

Resultat: Zahl d«r abgegeben^» StiZv men: 82; davon entfielen auf Dr. Aulius PerschAtZe' ZK Stimmen. 8 Stimmzettel waren leer. Dr. Julius Perathoner. der somit zum Bürger' meister der Stadt Bozen gewählt erschien, gab hieraus seine Erklärung ab. die wir an der Spitze des Blattes veröffentlichen. ! Die Rede des Bürgermeisters wu?Qe von den meinderäten mit lautem Beifall aufgenommen. Ssoor Sur Bichl des Bizedürgermeistezs i geschritten wurde, gab namens der Volkspartei Herr t meinderat Alois Told

16
Zeitungen & Zeitschriften
Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/VBS/1925/10_09_1925/VBS_1925_09_10_2_object_3120487.png
Seite 2 von 12
Datum: 10.09.1925
Umfang: 12
in dieser stillen Abendstunde. Es ist ja, als fei sie, ganz ohne es zu wissen, plötzlich in die Seligkeit des Herrn ausgenommen wor den und wandle nun hier auf dem Wolken weg zu Gottes Thron. Ein Lächeln huscht über ihre Züge. „Ach, die Gedanken, wo ich doch-zwischen dürren Hecken gehe, wohl ausgerüstet mit Krug und Korb!' denkt sie. Und sie fühlt den Henkel und die Träger sicher in der Hand .... Sie träumt nicht. Alles ist wahr und wirklich. Aber ein übergroßes Glück ist ihr zutell ge worden. Julius

! — Ja, heute noch, jetzt gleich, wenn sie heimkommt, will sie es ihm sagen. Julius an der Blaker Schul«! Und das an der« kommt dann alles von selbst! Wie sie Therese Bormans nur angesehen, mit so flinken, forschenden Blicken! — O, es gibt so viel zu beten. Aber wenn Gott es geben wollte. . . nach allem auch noch das... Mutter Severiens ist auf die Dalhofer straße hinausgekammen. Und schon sieht sie ihr Häuschen vor sich. Durch das erste Fenster, das Ladenfenster, fällt ein schwacher Lichtschein

beunruhigt, die Schwelle überschreitet und in den kleinen Hausgang kommt, hört st« von oben volltönend unh klagend Julius' Geige. Warum tut ihr der wohlvertraute Klang heute weh? Die Ladentür steht offen und rückwärts auch die Küchentür. TUa räumt Hastig die Näharbeit vom Tisch. „Warum ist das Abendessen noch nicht ge richtet, wie sonst immer? Du bist doch nicht «iw« die ganze Zeit da draußen am Hag gestanden?' fragt die Mutter tadelnd.

17
Zeitungen & Zeitschriften
Der Tiroler / Der Landsmann
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIR/1920/13_05_1920/TIR_1920_05_13_2_object_1971032.png
Seite 2 von 8
Datum: 13.05.1920
Umfang: 8
anf;er dem Bürgermeil fier noch M -R. Anton Schniid und als Fachmann M i^ranz Kniiibergee. — Dem Gemei, d. dit'ner Julius -vlaw dorfer wurde das Definitivum bewilligt und dem früheren Wackiesührcr Friedrich Hannnerle die Nachzahlung rück ständiger V5rl>al!sgel>üliren zuerkannt. Die Nachzahlung solcher Gebühren bewilligte der Gemeinderat auch dem Wachrführer Franz Glira, dem ietzigen Leiter des Melde amtes dessen Gehaltsbezüge hinsichtlich seiner neuen Amts, stellung mit heutigem Beschlüsse

werden. Theater. Stadttheater. Heute, Mittwoch, zweite? Gastspiel de» Exlbühne in SchönherrS dreiakttger Komödie deS Leben! „Erde'. Morgen, Donnerstag, S Uhr nachmittags Rudolf HawelS dreiaktige.Komödie „Der reich« Aehnl', abenbt 8 Uhr Karl Ettlingers dreiaktige Komödie „DaS Beschwer» debuch'. Freitag SchönherrS ..Glaube und Heimat'. SamZ» tag als erster Auzengruber-Abend „Der Meineidbauer*, Sonntag abend? „Jägerblut', Posse in S Akten von Venns Ter Föhn. Ein Stück auS der Bergwelt i» 4 Akte» von Julius Pohl

, mit Jubel und Beifall emp fangen. ganz ausgezeichnet gespielt haben, versteht sich j« von selbst. Ich nenn« nur di« vorzüglichen schauspiel» rischen Leistungen der Frau Anna Erl, Ferd. ExlS mit Köcks. AuS JuliuS Pohl, zugleich Verfasser d«A Stückes hat sich sehr brav gehalten. —ßl. Sport. g. E. Rapid. Abfahrt nach Meran früh S Uhr, X Spiel gegen Meran um 10 Uhr stattfindet. Zweite Man« schuft fährt nicht. E. R. Pokalspiele. Donnerstag, de» U. Mal, spielt d«t Fußballklub „Rapid' gegen den Sporttlub Meran

18