266 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Haller Lokalanzeiger
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062661-4/1926/21_08_1926/ZDB-3062661-4_1926_08_21_2_object_8234690.png
Seite 2 von 4
Datum: 21.08.1926
Umfang: 4
besonders auf dem Gebiete der Frauenmedizin und der Heilung von Geschlechtskrankheiten eine große Praxis be saß. Der Mann war nie im Leben Arzt gewesen. Der verhaftete Julius Foedisch ist 28 Jahre. Er sagte bei seiner ersten Einvernahme aus, daß er in Hall in Tirol als der Sohn eines mittleren Beamten geboren wurde, sich aber bald durch leichtsinnige Streiche den Weg zum Besuch einer Mittelschule verrammelte. In Innsbruck hat er das Friseurgewerbe erlernt, im vorletzten Jahre des Weltkrieges

, sondern von einem Raffiermesser herrührten. Julius Födisch erzählte im Zusammenhang mit diesen Schmissen, daß er trotz seiner Frieseurtätigkeit schon längst im geheimen Medizin studiert habe, daß er vor dem Abschlüsse seiner Studien stehe und daß die Schmisse die Folgen eines studentischen Ehrenhandels seien, dem man sich nicht immer entziehen könne. Da Födisch nach Medizinerart gerne mit lateinischen Fachausdrücken jonglierte, er hat sie durch einen Lateinkurs in der Berlizschule erlernt, im übrigen ein forsches Auftreten

an den Tag legte und sich als Stammgast des Gasthofes, zur „goldenen Kanone" etablierte, hatte man in seinem Bekanntenkreise kein Be denken, an sein plötzliches Medizinertum zu glauben und den Eifer und die Begabung des weiland Friseurgehilfen zu bewundern, um so mehr, als es bald kein Geheimnis war, daß sich zwischen ihm und seiner um sieben Jahre älteren Quartierfrau zarte Beziehungen angesponnen hatten, die vor etwa zwei Jahren auch zur Ehe führten. Bei der Polizei war zwar noch immer ein Julius

Foedisch als Friseurgehilfe gemeldet, in den Apotheken von Linz tauchten jedoch Rezepte auf, die eine Stampiglie trugen: Med. Dr. Julius Foedisch, Assistent der Klinik in Inns bruck. Die Rezepte, die sich wesentlich von denen wirk licher Aerzte unterschieden, wurden akzeptiert. Foedisch hatte es vermieden, an seinem Wohnhause eine Aerztetafel anbringen zu lassen, und auch an seiner Wohnungstür prangte nur die schlichte Aufschrift: „Julius Foedisch", ohne jeden Zusatz. Wer weiß, wie lange der „Assistent

Julius Foedisch. Ein Amtsorgan wurde in die angegebene Wohnung in die Herrengasse entsendet und traf die avi sierte Bäuerin gerade in der Behandlung an. Der Herr Doktor wurde aufgefordert, sich unverweilt zur Polizei zu begeben, worauf er einen Revolver ergriff und sich dem Kriminalorgan drohend entgegenstellte, der zu seinem Schutze auch den Dienstrevolver zog. Angesichts dieser Situation ließ Foedisch seine Pistole sinken, wurde ab geführt, und befindet sich seither in Haft. Die eingelciteten

1