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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 178 von 414
Datum: 29.12.1911
Umfang: 414
französischer Adler stand. Da war denn alles gedrückt voll und die offenen Fenster ließen die Stube aanz gut übersehen. Da ging's lustig zu und die sonst strengen Polizeisoldaten waren taub und blind. Jakob war auch auf Hem Weg dahin, aber unter den jubelnden Gesellen war er nicht. Auch sein Vater war hin gegangen. Seit den letzten Tagen war er ganz verstummt. Zu Jakob mochte er nicht gehen, weil Ludwig mit ihm ging. Es war auch gut, daß er sich zurückhielt; denn leicht hätten sie auf das kommen

, steht ein Eckhaus, von dem aus, da die Straße dort anzusteigen beginnt, man fast den ganzen Markt überschauen kann. Dort lehnte Ludwig wider des Hauses scharfer Ecke. Wenn es auch aussah, als nähme er keinen sonderlichen Anteil an dem, was um ihn verging, so war das nur äußerlich so. Innerlich war er von Sorge und Angst um Jakob bewegt, und ihn und seinen Vater hielt er scharf im Auge. Bis jetzt hatte Stoffel stille neben Jakob gestanden. Jetzt rief der Schöffe den Namen des Dorfs und nun kam Leben

in Stoffels Gestalt.^ Er faßte weinend seines Sohnes Hand und sagte: „Gott leite deine Hand zu dem, was uns frommt!' Jakob drückte seines Vaters Hand und sagte: „Wie Gott will!' Er ging zum Rathause hin und Stoffel drängte sich ihm nach, damit er sogleich sähe, wie es gegangen. Jetzt verließ Ludwig seine Stelle, drückte mit kräftigem Arme die Leute auseinander und war bald an Iakob's Seite. Fast eine Viertelstunde dauerte es, bis Jakob an die Reihe kam. Sein Geschlechtsname lag weit im ABC zurück. Endlich

wurde er aufgerufen, trat zum Tische, griff in den Topf und reichte das Papier, welches er herauszog, dem Beamten. „Nr. 11,' sagte dieser. „Soldat!' rief der Präfekt, und nun wurde er von den Offi zieren betrachtet, die endlich dahin entschieden, daß er zum Kanonier tauglich sei. Jakob hielt sich männlich. Sein Gesicht hatte zwar eine fahle Totenfarbe, aber er ging fest einher und das Gesicht zeigte keine weinerliche Stimmung. Er reichte Ludwig die Hand und sagte: „Meine Vorahnung

hat mich nicht betrogen!' Dann neigte er sich zu seinem Ohr und sagte leise: „Nimm dich meines Bärbelchen's an, wenn es ihm übel gehen sollte. Das ist mein Vermächtnis.' Ludwig drückte die Hand des Freundes und sagte: „Sei gutes Muts; es ist noch Hilfe da!' Jakob aber beachtete das Wort nicht. Er hielt es für eins jener leeren Trostworte, die die Leute sagen, um doch etwas zu sagen. Sie gingen langsam die Stiege hinab. Als sie aus der Türe traten, stand Stoffel vor ihnen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 179 von 414
Datum: 29.12.1911
Umfang: 414
schon in Stoffel's Wohnung gewesen, ihn innerlich so tief bewegte, in den Gedanken zu ordnen und Er hatte das Leid nicht mehr ansehen können und war fort- zurcchtzulegen. Als er an Stoffel's Hause vorüberging, konnte gegangen. Als er eintrat, war niemand mehr da außer der er sich nicht enthalten, einen Blick durch das klare Fenster zu Familie. Nur Jakob fehlte; er saß beim trostlosen Bärbelchen, werfen. Da lehnte Ammichen das Haupt an die Wand und Alle sahen auf, als Bender eintrat mit freundlichem

Gruß, ihre Tränen rannen stromweise; die Mutter saß da, bleich wie „Ei, da find' ich euch ja noch Alle!' sagte Bender, eines jener Bilder, welche wandernde Italiener zum Verkaufe „Wohl findet Ihr uns, Bendersvetter, „sprach Eva.' Es herumtragen; Stoffel saß im Sessel und stützte das Haupt auf kommt vor. Leid kein Schlaf in unsere Augen und doch sind dm Arm und man sah, daß er ganz trostlos war. Jakob er- unsere Glieder, wie unsere Gedanken, gelähmt. Die Zeit des blickte er nicht; aber teilnehmende

sein Jakob wert „Was bringst du noch so spät?' fragte Bender, als Ludwig ist, oder ob er in die Forderung des Einstehers eingehen will.' den guten Abend geboten hatte. „Hast du im Vorübergehen „Was fordert er denn,' fragte Stoffel gespannt, in das Haus des Jammers geblickt, Ludwig? —' „20'u0 Gulden!' sagte Bender. „Ja,' sagte Ludwig fest,' „und grade deswegen komm' ich „Und eine Uhr, Kleider und all' die langsame Auszehrung, heute noch zu euch.' die die Kerle einem antun?' fragte Stoffel wieder. „Setz

Ihr, daß er zu Jakob's Heirat mit Spieladam's „Ja, Ihr habt Recht, Bendersvetter,' sagte Eva und rang Värbelchen „Ja' sage?' die Hände. „Ebenso wenig, so lange das Mädchen nicht Geld hat und „Und wenn einem so ein Tagedieb durchginge, so wäre dazu ist wenig Aussicht,' versetzte Bender. das Geld fort und Jakob müßte doch Soldat werden!' sagte „Es ist genug,' sagte Ludwig; „glaubt Ihr aber, daß Stoffel Stoffel mehr zu sich, als zu den änderen. „Wer leistet mir einen Einsteher kaufe?' » Bürgschaft für das Geld

, daß, wenn er desertiere und wch eine Kugel in den Sand, und dazu ist gute Aussicht. Jakob Gefahr dadurch liefe, das Geld zurückbezahlt werden solle.' Überdies weiß ich, was ich Eva schulde, die meine Mutter Eva und Ammichen blickten mit ängstlich pochendem Herzen gewesen ist. Ich habe den Jammer gesehen und er ist mir wie den Nachbar an; denn ihnen kam drr Gedanke, es könne Lud- zweischneidig Schwert durch die Seele gegangen! So komm' wig sein, den Bender meine. 'H aus dem Weg und trag' eine schwere Schuld der Dank

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