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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 01.10.1873
Umfang: 4
in Europa- auf dem Ge biete der Politik daheim auszunützen begonnen hat, „Ich denke, ich kann diesen Schimpf ertragen,' ver- setzte Hugo kalt. „Ich wüßte nicht, daß eS viel schlimmer wäre, einen Onkel im Gefängniß zu haben als einen, der darin zu sein verdiente! Evremond stöhnte in seiner Angst. „Es ist ihm wirklich ernst, wie schrecklich!' jam- Mehl er. ,,O, Gertrud Deane,' fügte er hinzu, sein Gesicht zu der Dame wendend, «sprechen Sie für wich Z Haben Sie kein Mitleid, kein Erbarmen?' »Miß Deane sah

ihn mit Verachtung an. „Hatten Sie Mitleid mit mir, als Sie mich mei nes KindeS beraubten? fragte sie. „Hatten Sie Mitleid mit mir, als Sie mich um den.ehrlichen Na men einer Frau und Wittwe brachten? Hatten Sie Mitleid mit mir, als Sie meinen Sohn erschießen wollten, bevor ich ihn jemals in meine Arme ge schlossen? Hatten Sie Mitleid mit mir, als Sie sich in dieses Zimmer schlichen, um meine« wieder gefundenen Sohn zu tödteu? Erbitten Sie also Mitleid von Hugo, Lord Leonhard, und nicht von mir.' Evremond

seufzte wieder. DaS ihm bevorstehende Unglück, jetzt unvermeidlich scheinend, machte ihn fast wahnsinnig. »O, Gnade. Gnade!' rief er aufgeregt. „Ich will Alles thun,' um dieser Schande zu entgehen, Alles! Ich will Ihnen ein glänzendes Vermögen aussetzen, ich will Ihnen eine hervorragende Stellung im Staate verschaffen, nur ersparen Sie mir den Schimpf der Gefangenschaft! Hugo blickte gedankenvoll vor sich hin. Hiedurch ermnthigt, richtete sich Evremond mit Mühe ein wenig auf und bat kleinlaut

, wie ein Feig- lind um sein Leben bittet. Er weinte und flehte, sich bis in den Staub demüthigend. „Gut,' sagte Hugo, als Evremond vor Erschöpf ung ruhig geworden, „ich will Ihnen Ihre Freiheit geben, aber unter einer Bedingung.' „Und diese wäre?' fragte Evremond, in dem neue Hoffnung aufstieg, rasch. „Nennen Sie dieselbe.' „Sie muffen eine Schrift unterzeichen, die mich, gemäß Ihrer aufrichtigen Ueberzeugung, für den recht mäßigen Sohn Ihres Bruders Paget erklärt, und welche serner ausspricht

, daß Sie meine Mutter für die rechtmäßige Wittwe Lord Paget EvremondS hal ten. Auch müssen Sie die Erklärung unterschreiben, daß Sie mich zwei Mal zu ermorden versucht haben.' „Niemals!' schrie Evremond. „Ich werde derartige Erklärungen nie und nimmer unterschreiben! „Wie Sie wollen versetzte Hugo. „Heda! Bursche!« „Ja, Sir!' antwortete dieser schnell. „Halt!' schrie Evremond heiser. „Wie können Sie verlangen, daß ich Sie für meinen Neffen erkläre, Mr. Hugo? Dies gerade ist es, wa« ich zu um gehen suchte

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 28.08.1873
Umfang: 4
, daß sie noch lebe. „Ist sie in England?' fragte Hugo gespannt. „Ich hörte, daß sie nach Amerika gegangen sei.' „Da sind Sie falsch berichtet worden,' versicherte der Pfarrer. „Sie lebt in Schottland auf einer Farm, die ihr Vater ihr hinterlassen hat; wenigstens lebte sie dort vor zehn Jahren.' „Ist daö gewiß?' fragte Hugo begierig. „Ja, Sir! Miß Deane's alte Amme war bis vor zehn Jahren in meinem Hause. Zu dieser Zeit empfing sie einen Brief von ihr, in welchem sie ge beten wurde, zu ihr zu kommen und den Rest

ihrer Tage bei ihr zu verleben. Die alte Frau war bei dieser Nachricht außer sich vor Freude und nahm das Anerbieten an.' Hugo zitterte vor innerer Aufregung und fragte weiter: «Können Sie mir sagen wo in Schottland Miß Deane's Farm belegen ist?' „ES thut mir leid, daö kann ich nicht mit Be stimmtheit sagen; eS ist mir aber, als ob siezwischen den Lammermoor-Bergen liegt. Wenn Sie übrigens Miß Deal aussuchen wollen, so können Sie nur nach CorburuSpath gehen und dort weiter nach fragen.' Dieser Vorschlag

schien leicht ausführbar, und Hugo dankte mit warmen Worten für diese Zurechtweisung und verließ bald darauf deu Pfarrer. Endlich bin ich auf der rechten Spur, dachte er frohlockend, als er nach Wilchester zurückfuhr. Ich werde sie bald sehen, wenn sic noch lebt, meine arme Hintergangene Mutter. Doch erst muß ich zurück kehren nach London und mir von Margarethe Kroß all' die Ueberbleibsel meiner Kleider geben lassen, die ich trug, als ich ihrer Pflege übergeben wurde; eben so muß

sie mir alle Einzelheiten über meine« Vater« Aussehen und seine Hanölungen, sowie die Unterre dung, die sie mit ihm hatte, schriftlich geben. Wenn ich so ausgerüstet bin, werde ich zu meiner Mutter gehen und Anspruch erheben auf einen Platz in ihrem Herzen uud in ihrem Hause. Aus der Station Wilchester angekommen, verließ er den Zug und eilte dem Wirthshause zu, wo er fich sofort auf sein Zimmer begab. Martiu Kroß schürte eben da« Feuer im Kamin von Neuem an, al« Hugo eintrat, sprang diesem je doch, sobald

er seiner ansichtig wurde, rasch entgegen uud machte dabei ein Zeichen mit der Hand, welche« Hedeuten sollte, Hugo möchte sich ruhig verhalten. Iu demselben Augenblick, noch ehe Hugo ein Wort sprechen konnte, erhob sich in dem hintern Theile des Zimmers au« dem Lehnstuhle eine Gestalt — die Ge stalt Lord Leonard Evremond'S. Der junge Künstler unterdrückte nur mit Mühe einen Ausruf der Ueberraschung. „Derselbe — zu dienen,' entgegnete jener sich ver« beugend. „Ich kam, Mr. ChandoS, um Ihnen einen Auftrag

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