die Wirklichkest gegen die Vorstellung, die man sich vorher von einer Land schaft und ihren Menschen macht. Dann erst treten die Überraschungen aus der Erinnerung, von denen ich hier einige wiedergeben will. In Cannes. Sprich Kan! Eines Samstags abends im Mai kam ich in dieses schöne Lurusbad an der französischen Riviera und ich fand gerade noch in einem kleinen alten Hotel in der Innenstadt Unterkunft. Nach dem Essen, es ivar gegen 8 Uhr und die Sonne war schon untergegangen, schleu derte
sich in .uns gegeneinander beim Klang dieses Wortes: Sonnige, paradiesische Landschaft! Und: Doch das ist nicht für uns. das ist für die Reichen, die dorthin fahren. Ich bin zu Fuß mit RnMack die ganze Riviera entlang gewandert, ohne viel Geld und habe ge funden, daß dort unten viel mehr Arme als Reiche leben und daß die Sonne ebenso herrlich den Armen wie den Reichen scheint. Und wenn ich heute meine Karten und Aufzeichnungen von dieser Wanderung nachsehe, muß ,ch lächeln: Wie sehr verschieden ist immer
ich durch die Strandpromenade mit ihren prächtigen, riesigen Platanen. Die breiten Alleen im elektrischen Licht waren erfüllt von starkem Blumengeruch und eine bunt gekleidete Menschenmenge flutete aus und ab. Am Ende des westlichen Kais steht ein neuer Hotel-Koloß, plump, vielstöckig, protzige Empfangshalle, der Portier läßt hier gewiß keinen Gast s mit Rucksack hinein! Vor diesem Hotelpälast liegt ein öder, unbebauter Platz bis zur Halen- mauer, an der sich die Wellen des Meeres brachen. Das Meer zeigte in dieser Stunde
, der vor gab. deutsch zu sprechen. Er war zugleich Besitzer, Stiefel putzer. Kellner, Portier, alles in einer Person in seinem Hause. Das trifft man im Süden öfters. Ich kenne einen Italiener, der es in Lugano seit 1922 zu drei Häusern ge bracht hat und der heute noch in einem dortigen kleineren Hotel alle diese verschiedenen Posten persönlich ausfüllt. Beim Abendtisch war ich der einzige Gast und bei jedem Gang gah es eine gemischt deutsch-französische Unter haltung. Es sei ihm eine große Ehre
das auch ganz'egal . . . Da stand dieses Männe- kcn mit seinem struppeligen Bart und grinste und ich grinste mit. Wir verstauten meinen Rucksack unter seinem Vocksitz und ich sprang in die alte Kutsche — sie war so schmal, daß gerade ein Mensch drin sitzen konnte. Es waren etwa neun Kilometer, aber es dauerte über drei Stunden und -die Sonne brannte mir gehörig auf den Buckel. In, zwei Wegekncipcn sind wir eingekehrt und haben die Weine. Probiert. Als wir die letzte Anhöhe nah men. • stieg ich neben dem Wagen