innsbruche* Bettung -- J Z Nr. SS Samstag. 88. «prv 193« 9 Ein Tischtuch als Gästebuch Roch vor einigen Jahren bestand die Gefahr, daß ^ © t c n das Hotel Sacher für immer die Tore schließt. Man trauerte um den bevorstehenden Verlust und bezeichnete „Sacher" schlechtweg ohne jedes Bei ert als einen Wiener Begriff, ein Wahrzeichen und gittert Wiener Besitz, etwa wie den Stephansturm, den Prater und die Burg. Selbst über dem Wasser er innerte sich der Newyorker Herald des berühmt ge wordenen
Ausspruches des indischen Maharadscha, der so schön sagte: „Um das herrliche Men zu verstehen, wuß man den Stephansturm und Schönbrunn ge sehen, im Hotel Sacher aber gespeist haben". Das Ho tel Sacher ist Wien und Oesterreich erhalten geblieben. Das soeben erschienene und seinen Gästen und Freun den gewidmete geschmackvolle weiß-goldene „Hotel- Sacher-Buch" erzählt, wie es dazu kam. Im Jahre 1934 erwarb der Wiener Cafetier Kom merzialrat Josef Siller gemeinsam mit dem Wiener Rechtsanwalt Dr. Hans Gürtler
die beiden Häuser in der Augusrinerstraße und Maysedergasse. Sie grün deten eine Familiengesellschaft, welche die Firma „Ho tel Sacher, Eduard Sacher" mit allen bisherigen Be rechtigungen unter der fachmännischen Leitung von Kommerzialrat Siller übernahm. Die neue Gesellschaft ging alsbald daran, die feudale Tradition des Hotels Sacher mit den Erfordernissen der Neuzeit in Ein klang zu bringen. Der Umbau des Hotels Sacher wurde beschlossen und durchgeführt. Der Umbau des Hotels ist beendet. Das „Hotel
-Sacher-Buch" mit fei nen vielen und schönen Bildern beweist, daß es gelang, was die neue Leitring wollte: Unter Pflege edelster Tradition das Hotel Sacher in alter Güte zu erneuern. Die kleine Broschüre veröffentlicht erstmalig Sehenswürdigkeiten des Hauses, die bisher auch man chem Wiener unbekannt blieben. Da gibt es z. B. das berühmte „Sacher-Ttfch- tu ch", eine Sehenswürdigkeit, die bei seinem vorjäh rigen Herbstbesuche auch das Interesse König Eduards VIII. von England erregte. Ein weißes
Tischtuch ist es, wohl etwas feiner gewebt als manches andere, aber darin liegt noch nicht seine Bedeutung. Auch nicht in dem Umstand, daß es im „Hotel Sacher" in Wien forgsamst aufbewahrt wird. Sondern sie besteht in der Originalität, in der Einmaligkeit, die diesem Tuch durch die verstorbene weltbekannte Besitzerin des Sa cher, wie es die Wiener kurz nennen, gegeben wurde. Dieses Tischtuch, heute fein säuberlich gerahmt, ist im Salon des Hotels den Gästen frei zugänglich und in seiner ganzen Größe