Nr. 7 Seite 12 „Nnterinntaler Bote" Samstag, 19. Februar 1910 kann das Schreckliche nicht aufhalten. Es kommt kein Bote vom Kaiser; die Bauernheere sind aufgelöst. Laß dein Wüten, Sturm, du rettest Hofer nicht! Sie sind am Ort. Sie stehen auf der Bastei der Porta Carasa. Um ihn im Viereck die Grenadiere. Aug in Aug, der „Rebellen führer" und die Soldaten des „großen Kaisers". Er hat ihnen manch' Unheil zugefügt. „Du ver fluchter Barbone!" denkt wohl
der eine. Der andere aber: „Das soll ein Rebell sein?" Und der Leutnant: „Groß bist Du, Mann im Loden." Man mache ein Ende! Der Tambour reicht ihm ein weißes Tuch. Stumm weift es Hofer zurück. Dem Tod kann er ins Auge schau'n. Das hat er gelernt, das hat er geübt. Am Jselberg! Die Bäume hat es zerrissen zu seinen Seilen, seine Landsleute getötet, über seinem Haupt hat's dahingesaust und zu seinen Füßen gegellt. Er stand mitten drinn im Feuergerassel, aber es hat ihn verschont. Nun ist auch für ihn die Stunde gekommen. Das war das letzte
nimm die Grüße mit, nimm das letzte Wort auf Deine Flügel und trag es über die Berge „Tirol!" Bring es in's schöne Land, breit es über die schneeigen Massen wie einen Mantel der sie schützt, einen Ruf, der sie weckt, ein Zeichen zu ewigem Gedächtnis. Hofer liegt auf der Erde, aber noch ift er nicht tot. Röchelnd seufzt er: „Wie schießt ihr schlecht!" Und nochmal: Rrratt! das gellt, das brüllt, das pfeift. Sturm und Pulverknall tobt in eins zusammen. Armer, armer Mann. Er will sich noch erheben
. Da wird einer von den Knechten wild und weich. Es reißt ihn aus Reih' und Glied, er steht vor Hofer, hält sein Gewehr ihm vor die Stirne und drückt los. Nun äde, Du Mann vom Land Tirol! Groß wie im Leben, warst Du im Tod. Nun liegt der Löwe zu Felde, der Adler ist zu Fall gebracht. Soldaten, ihr habt euer grau sam Ding getan. Vergeßt eure Namen, sagt sie nicht, daß die Welt euch nicht verfluche. Leutnant, steck den Degen ein! Oder zerbrich ihn, wirf ihn weit von Dir, er ist besudelt; tm Kamps darfst Du ihn nicht mehr führen
. Von Kugeln durchbohrt, lebt noch Andreas Hofer. Die Treue stirbt nicht, die Freiheit er gibt sich nicht, gewalttätiger Korse! Ihr mögt das schwarze Tuch über den Erschossenen decken. Tragt ihn fort den gefallenen Mann. Euch mag er als tot gelten. Aber er lebt noch. Und in vielen tausend deutschen Männerherzen lebt sein Geist, glüht sein Blut, wogt sein tapferer Sinn. Und es wird der Tag kommen, da bricht die Flamme von Neuem durch, da führt Hofers Geist die Scharen gegen Tyrannenmacht