in der Hand. Achatius kam oft mit der Seph in die Kapelle; mit sinnendem Auge be schaute er diese Bilder. Von selbst kam ihm der Gedanke, daß es so auch im Himmel und unter den Heiligen Sol daten geben müsie, die auf dem Roste reiten, das Schwert führen. Da mochte denn die Seph ihren Scharfsinn auf bieten, ihm die Sache zu erklären. Alljährlich um die bestimmte Zeit kam die Franze in die Stadt nach Innsbruck, um dort bei jener Dame, von welcher sie den Knaben im Schwan zu Silz übernommen hatte, das Kost
' ich dich auch mit, wir haben ein großes Haus und viele schöne Stuben darin.' „Ich gehe nicht fort von hier,' entgegnete die Seph, „wenn du fort willst, mußt du allein gehen, ich will hier leben und sterben. Drunten in der großen Stadt wußt' ich nicht zu arbeiten und nicht zu beten und könnt' ich den Weg zum Himmel nicht antreffen, und du, Achaz, wenn du hinab willst, dort vergißt du Gott und den Himmel und gib Acht, wie's dir geht!' „Bleibe da bei mir und folge mir,' sagte sie wieder, „laß die Franze reden. Du mußt
nicht Alles glauben, was dir die Leute vorsagen. Schau hinauf zum blauen Himmel, dort droben ist das schönste Haus und die beste Heimath, dort glänzt Alles von Gold und Edelstein. Kommst du weg von hier und unter die schlimmen Menschen, dann gib Acht, ob du noch hinaufkommst in den Himmel; dann gib Acht, wie es mit dem weißen Kleide deiner Unschuld geht. O Achaz! denke nicht weiter, arbeite da, und werde ein Bauer, das wird dich in Ewigkeit nicht gereuen.' So sprach die Seph dem Knaben zu, und der Achaz nahm
sie bei der Hand und drückte dieselbe mit seinen beiden Händchen, als wollte er ihr geloben, ein Bauer zu werden und nimmer an die Stadt und an's schöne Haus darin zu denken und als fürchtete er, daß sie den Weg zum schönen Himmel allein gehe, er aber zurückbleiben möchte. So oft sich Gelegenheit bot, wandte jetzt Seph alle Kraft ihrer Beredsamkeit an, um dem Achaz recht Furcht und Abscheu einzuflößen vor jedem Gedanken und Wunsch an's Fortgehen und ihn aufs Innigste an das stille Thal und seine gegenwärtigen
Lebcnsverhältniffe zu fesseln. Sie war der festen Meinung, daß Achaz unwiederbringlich ewig ver loren sei, so wie er einen andern Lebensgang einschlage, und meinte, nur in der Einsiedelei dieser Thaleinsamkeit, nimmer aber im Geräusche und Getriebe der Welt lasse sich der Weg zum Himmel finden. Im Laufe des Sommers pflegte Seph öfters eine kleine Wallfahrt anzustellen aus den hochgelegenen Alpenthale hinaus zu einem Küchlein, das einsam und abgelegen mitten in einem dichten Föhrenwalde stand. Der Weg führte