' Der Sommer war im Allgemeinen regnerisch. Die Berge hingen in Schleiern , die Vögel flogen ärgerlich zwi schen Len nassen Zweigen hin und her. An solchen Abhängen, von welchen sonst trockenes Geröll dell Sonnenbrand zurück warf, rieselten schaumige Wasserfäden. Auch von manchen Bergzinken flössen Wolkcnsäulcn herab, Wasserfällen ähnlich. Das grüne Getreide lag fast immer niedergebeugt da. Es war mitunter langweilig am Himmel nnd aus Erden, und einzig die Brennnesseln
, welche von den vorspringenden Dä chern der Hauser geschützt, an ihren Wänden wucherten, schienen ein lustiges Dasein zu führen. An den meisten Morgeiz erblickte ich den Himmel beim Aufwachen mit grauem Gewölk überzogen. Da versuchte ich es regelmäßig, weiter zu schlafen und dell großen Tropfen, die fortwährend voll der Dachtraufe in ein darunter stehendes Schäffel sielen, gelang cs iinmer, mich wieder emzulnllen. Die Folge davon war, daß ich stets mit abgestumpften Nerven an mein Tage werk ging. Der nicht selten
im Gespräche mit Felder ange regte Anfschwnng war erlahmt. Was mir nuter seiner Ein wirkung groß und lockend erschienen war, das hielt ich jetzt nicht inehr für werth, mit einem Aufwand von Gehirnstosf darüber nachzudenken. Nicht blos die Farben des Himmels waren an solchen abscheulichen Morgen kälter und bläßer als im Abendgelb, auch in den Sinnen machte sich jene dünnere Beleuchtung breit, welche man Nüchternheit nennt. Die Strecke vom Denken zum Thun hatte sich verlängert. Hatte der Himmel
