. „O daß eS nur ein Traum gewesen wäre!' murmelte das schöne Mädchen leise vor sich hin. Sie schellte nach der Zofe und begann sich anzukleiden. Da öffnete sie die Balkonthür und sah in den Garten hinab. Eine eigenthümliche Färbung lag in der Lust, eS mußte wohl von den bleigrauen Wolken kommen, die sich da oben am Himmel zusammengezogen hatten. Eine warme, fast schwüle Lust wehte ihr entgegen: „Sagten Sie nicht, Lina, die Mutter wäre im Garten?' fragte Aga. „Die gnädige Frau haben Besuch bekommen und sind im Salon
, ich will kein Hinderniß zu ihrem Glücke sein, . . . nein, niemals, niemals.' Sie preßte die kleinen Hände ineinander und ging wie traumverloren in den Gängen des Gartens umher, eS nicht beachtend, wie es dunkler und schwüler wurde, wie die Vögel niedrig, fast über ihrem Haupte herumflogen. „Ob es nicht wirklich das Bild sein kann? — Aber nein, sie hat eS mir ja stets verweigert, sie sei nicht jung genug — sie nicht jung genug? Gott im Himmel, sie ist ja nocy so schön, so liebenswürdig, anmuthiger als die Jüngsten
, die einst so frisch und grün waren, so möchte sie jeden Gedanken an den frem den, an den falschen .... ja an den falschen Mann, denn seine Augen haben gelogen, aus der Brust reißen. Wie lange weilt er nur bei der Mutter, es ist unerträg lich, dort durch das Pförtchen muß er hinaus, sie wird es schon im Auge behalten, sie mögen sich viel zu sagen habe» von Liebe und von der Zukunft. An sie, an das arme, ein same, verlassene Mädchen denkt ja Niemand, Niemand. Immer dunkler hatten sich die Wolken am Himmel
fernes Grollen ließ sich vernehmen. Aga merkte nichts davon. Sie stand an einem kleinen Beet und starrte auf etwas weißes hernieder, das im Grase schimmerte, sie bückte sich, es waren die ersten Schneeglöckchen. „Lieber pflück' ich Euch ab,' sagte sie wehmüthig, als daß noch einmal der Frost kommt und Euch erstarren läßt. Was ist das Leben ohne Sonne, ohne Liebe, o Gott im Himmel, wie unglücklich bin ich doch, wie elend.' Nnn brachen sie aus, die lang zurückgchaltenen heißen Thränen, nun konnte
das junge Menschenherz die Fülle von Leid und Weh nicht mehr ertragen. „Wie übrig bin ich doch in der Welt', schluchzte sie und schlug die Hände vor das Gesicht, wie einsam, wie liebeleer' — Sie lag an der Rasenbank und weinte herzzerbrechend, der Sturm hatte sich einen Augenblick beruhigt, gleichsam, um neue Kraft zu sammeln, die Wolken zogen in unheimlicher Eile. Da plötzlich ein Blitz — er zuckt hernieder, daß das erschreckte Mädchen, das eben zum Himmel schaut, fast er starrt; ein Donnerschlag folgt