vom General, eines Schwagers von Nesmüller. Namens Hermann. Kur? vor Beginn des Aktes, fragte mich Hermann, ob das Glas Wasser besorgt sei. Zch besann mich, daß das Glas, wohl auf den Tisch gesetzt worden war, aber ohne Wasser. Rasch sendete ich daher meinen als mein Gehilfe mit hinter den Koulissen befindlichen jüngeren Bruder nach dem Wasser. In wenig Sekunden war er wieder da und somit Alles in Ordnung. Die Klingel ertönte, der Vor hang wurde emporgezogen und das Spiel begann. „Es ging
Alles vortrefflich bis zu dem Momente, als der blinde General das Glas leert, worauf der Vorhang fällt. Ich stand hinter den Koulissen und sah mit Schrecken, wie auf der halbdunkelen, spärlich erleuchteten Bühne — damals dachte man noch nicht an Petroleum, Gas und elektrisches Licht — der Darsteller des Generals sich beim Trinken schüttelte, als ob er Galle schluckte, dann die Au gen weit öffnete und wild im Kopfe umherrollen ließ. Als hierauf der Vorhang gefallen war, sprang Hermann auf und rief mit Geberden
des Räthsels aber war folgende. In dem Garten des Reisewitzer Parkes befand sich ein Springbrunnen, dessen Wasser aber längst nicht mehr sprang, sondern gleich einem stagnirenden Sumpfe dick wie Kleister und übelriechend war. Mit diesem Wasserbrei hatte mein Binder, dem ich höchste Eile empfohlen, das Glas rasch gefüllt und zurückgebracht und diesen Schlamm hatte Hermann als Schlaftrunk hinabwürgen müssen.' Der ganze Stammtisch lachte und nicht zum we nigsten der Rezensent, welcher erklärte
ich in Freiberg, wo Nesmüller da mals spielte. Gewitzigt durch das Erlebniß auf Reisewitzen hatte ich krystallklares Wasser besorgt und konnte daher auf Hermann's Frage im vor ausgehenden Zwischenakte: „Wie steht's heute mit dem Glas Wasser, Schirmer?' beruhigt antworten: „Alles in bester Ordnung, Herr Hermann!' Dieser nickt zufrieden und ich ging meinen weiteren Ge schäften nach. Da führt mich der Teufel der Frau Hermann's in den Weg, welche in Marianne die zweite treulose Gattiu darzustellen
hatte und sie bat mit ihrem süßesten Lächeln: „Ach lieber Schir mer. haben Sie denn nicht ein Flacon oder so was, ich muß doch für die Schlaftrnnkszene etwas der artiges in der Hand haben und habe meine Riech- fläschchen zu Hause gelassen!' „Bereitwilligst schieße ich — den Theaterdamen, insonderheit der Schwägerin des Direktors oder Bandenführers, gefällig zu sein, gehört zu der hei ligsten Pflicht des Inspizienten! — nach meinem Toilettekasten und entnehme ein Flacon aus dem selben, es Frau Hermann arglos