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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 6 von 16
Datum: 04.06.1911
Umfang: 16
, daß ich von meinem Gewissen gezwungen werde, dir beizustimmen. Sonst nimmst du ihn." Kaum war der Onkel fort, so stürzte Hermiue zu ihrem Bruder. „Ich bin in großer Verlegenheit, und du mußt mir helfen, Hermann." Sie erzählte ihm in ihrer drolligen Weise, was Onkel Tobias von ihr verlangte. Hermann aber war es nicht scherzhaft zumute. Tage lang hatte er wieder die Bücher vorgehabt, rechnend und vergleichend. Er hätte darauf schwören mögen, daß sie nicht in Nichtigkeit waren. Hundertmal meinte er, den Betrug zu fassen

, und immer wieder entschlüpfte er ihm. „Tu mir die Liebe und sage nichts mehr," äußerte er verstinunt. „Ich null dir ja natürlich beistehcn, aber du mußt warten. Im Notfall machen wir uns auf einen Krach mit Onkel Tobias gefaßt. Jedoch, das Gewitter wird vorüberzichen." * * * Am nächsten Morgen ging Hermann zwei Stunden früher ins Kontor. Es war ihm eingefallen, daß er gestern etwas beim Rechnen übersehen hatte. Er wollte die be treffenden Seiten noch cinnral durcharbciten. Das große Kontor war leer

ward bleich wie die Wand und seine Finger ließen die Scheine zu Boden fallen. Dadurch kam Hermann zu sich selber. Die ganze Sach lage war ihm mit einem Schlage klar. Er sprang vorwärts und umklammerte Börners Hände wie mit eisernen Klam mern. Börner wehrte sich verzweifelt, aber vergeblich. Cr war der überlegenen Stärke Hermann Burkards nicht gewachsen. Auch überlegte er blitzschnell, daß er seine Lage durch Widerstand nur verschlinnnerte. In ohn mächtigem Grimm gab er doher den Kampf auf. „Aha

, Sie wollen sich ergeben," sagte. Hermann. „Ich muß es," antwortete Börner verbissen. „DieStunde Ihres Triumphes ist gekommen. Sie gewinnen das Spiel." „Es scheint so," bemerkte Hermann kalt. „SctzenSie sich." „Warum? Was wollen Sie noch?" rief Börner miß- trauisch. „Einen Zeugen für meine Entdeckung," erwiderte Hermann gelassen. „Erdmanns Fall hat mich genügend belehrt, wie wichtig die Zeugenaussage ist. Sie belieben zu stehen? Auch gut." Sie standen nebeneinander und warteten, ohne ein Wort zn wechseln. Die Minuten

verrannen. In der Fabrik fing cs an, lebendig zu werden. Man hörte den gellenden Ton der Dampfmaschine, das Tor wurde geöffnet, und die Arbeiter strömten herein. Hermann wartete. Auch die jungen Kontorherren kamen. Man sah sie über den Hof gehen. Der eine zupfte noch an seiner Krawatte, der zweite fühlte nach seinen Papieren, der dritte verzehrte die Reste seines Frühstücks. Dann hörte man sie ins Kontor eintreten. Es gab ein lärmendes Hin und Her, ein Zeichen, daß noch die Aufsicht fehlte. Worte wurden

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Der Arbeiter
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Seite 5 von 16
Datum: 29.01.1911
Umfang: 16
auf weiß im amtlichen Protokolle über die Verhandlungen des Kongresses in Lugano. Der Richter versuchte bei Beginn der Verhandlung, einen Vergleich zu erzielen. Hermann glaubte jedoch nichts Un rechtes und nichts Unwahres gesagt zu haben und hiefür die Verantwortung ruhig übernehmen zu können. — Sticker-Sekre tär Michler stützte sich auf die Aussagen der Zeugen, da er die Beleidigung nicht persönlich gehört habe. Er verlange jedoch gerichtliche Klarstellung der Aussagen und eventuelle Sühne von Seite

Hermanns; er sei dies seiner Stellung als Vertrauensperson einer Organisation derselben schuldig. Nun wurde zur Verhandlung geschritten und der Zeuge Wächter- Dornbirn vorgeladen. Derselbe bestätigt zur Gänze die in der Anklageschrift gemachten Äußerungen Her manns im „Mohren" in Dornbirn. Auf die Frage des Richters, ob er sich durch diese Äußerung beleidigt fühlte, erklärte Wächter: -„Freilich, wir lassen unseren Sekretär nicht gern schimpfen!" — Zeuge Fisch er von Lustenau sagt, daß Hermann

diese Äuße rung auch in Lustenau brachte, und als die Mitglieder des Stickerbundes seine Behauptung bezweifelten, habe er erklärt, es stehe schwarz auf weiß im amtlichen Protokoll. Hermann habe sich auch über die anderen Kongreßteilnehmer ausgelassen, z. B. über Exzellenz Mataja, Dr. Drexel, Dr. Cronbach. Man habe Hermann in jener Versammlung genügend auseinander gesetzt, daß obgenannte Kongreßteilnehmer im Sinne der Vor arlberger Sticker handelten; auch die Handels- und Gewerbe kammer habe den gleichen

und er habe dies dann in einer späteren Versammlung dem Hermann vor geworfen. Zcuge Alfons Höllenstein- Lustenau wurde beeidet und stellte den Sachverhalt jener Versammlung dar, wie ihn die Anklageschrift schildert, und zwar mit einer Sicherheit, die allgemein Vertrauen erweckte. — Hermann fragte dann noch den Zeugen, ob er oder Sekretär Senn gesagt habe, „es stehe im amtlichen Protokoll". — Hollen stein wandte sich um zu Hermann und sagte: „Der Herr Hermann Hermann, wie er hier sitzt, hat es gesagt!" — Höllenstein wurde vom Richter

der Zwischenruf Spiegels von Schwarzach im „Mohren" in Dornbirn, welcher „Schuft!" rief; auch die Zeugen erklärten alle, daß sie von solchen Äußerungen nicht erbaut gewesen lvären. Auch habe Hermann mit dieser Äuße rung doch nicht in Versammlungen herumhausiert, um Michler loben zu wollen. Die dem Privatankläger in den Mund ge legten Äußerungen über die Vorarlberger Sticker bedeuten für ihn als Vertreter der Sticker tatsächlich eine Ehrenbeleidigung. Diese Beleidigung sei heute durch Zeugen mehr als genügend

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Sterne und Blumen
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Seite 2 von 8
Datum: 05.12.1915
Umfang: 8
. Dadurch kam Hermann zu sich selber. Die ganze Sach lage war ihm mit einem Schlage klar. Er sprang vorwärts und umklammerte Börners Hände wie mit eisernen Klam mern. Börner wehrte sich verzweifelt, aber vergeblich. Er war der überlegenen Stärke Hermann Vurkards nicht ge wachsen. Auch überlegte er blitzschnell, daß er seine Lage durch Widerstand nur verfchlimm,erte. In ohnmächtigem Grimm gab er daher den Kamps aus. „Aha, Sie wollen sich ergeben", sagte Hermann. „Zch muß es", antwortete Börner verbissen

. „Die Stunde Zhres Triumphes ist gekommen. Sie gewinnen das Spiel." „Es scheint so", bemerkte Hermann kalt. „Setzen Sie sich." „Warum? Was wollen Sie noch?" rief Börner miß trauisch. „Einen Zeugen für meine Entdeckung", erwiderte Her mann gelassen. „Erdmanns Fall hat mich genügend belehrt, wie wichtig die Zeugenaussage ist. Sie belieben zu stehen? Auch gut." Sie standen nebeneinander und warteten, ohne ein Wort zu wechseln. Die Minuten verrannen. Zn der Fabrik sing es an, lebendig

zu werden. Auch die jungen Kontorherren kamen. Hermann wartete. Börner schlotterten die Knie. Seine Gesichtsfarbe wurde aschgrau. „Bitte, setzen Sie sich", sagte Hermann. Er sck>ob dem Buchhalter einen Stuhl hin, auf den dieser halb ohnmächtig niedersank. Endlich Schritte. Hermann kannte sie, und Börner kannte sie auch. Er knirschte mit den Zähnen. Also aus den war ' gewartet worden. Sie hörten Mnkel Tobias sein heiteres „Guten Morgen, meine Herren", und die einstimmige Antwort: „Guten Morgen. Herr Burkard". Mnkel

Tobias stieß kräftig, wie immer, die Tür zu dem Rebenraum auf. „Donnerwetter", entfuhr es seinen Rippen. Der Anblick, der sich ihm bot, überwältigte ihn: Börner, leichenblaß, mit verstörter Miene, aber Wut und Trotz im Auge, saß aus einem Stuhle. Daneben stand aufrecht sein Resse. Mit der linken Hand hielt er Börners Arm fest umspannt. „Zch betras unseren ersten Buchhalter, Herrn Börner, eben dabei, Geldscheine aus dem Kassenschrank zu nehmen", sagte Hermann schneidend. „Der Kassenschrank

ist mit falschen Schlüsseln geöffnet worden. Da liegen die Scheine." Er deutete mit der freien Hand aus den Boden. Mnkel Tobias war fassungslos^ Sein Buchhalter, der fast zehn Zahre im Geschäft war, dem er volles Vertrauen schenkte, ja, dem er seine Richte zur Gattin geben wollte, der hatte ihn betrogen und bestohlen. „Zch bitte dich, sogleich an das Polizeiamt zu telepho nieren, damit uns ein paar Beamte zugsschickt werden", fuhr Hermann fort. „So lange weiche ich nicht von der Stelle

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Der Arbeiter
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Seite 5 von 10
Datum: 15.06.1932
Umfang: 10
„Den Rest kannst du dir denken", schloß Hermann seine erste und einzige Liebesgeschichte . . . Nach einer langen Pause fragte ich: „Und dann?" „Was dann?" „Ich meine den Bau des Luftfahrzeuges." „Ah so (wie aus einem Traum aufwachend), sehr ein fach. Am nächsten Tage erzählte ich meinem Chef, daß ich mich selbständig machen würde. Er gratulierte und teilte mir mit, daß sie wohl bald würden zumachen müssen. Der alte Mann hatte eine Träne im Auge als er es sagte. Ich erbot mich, eine Anzahl

Wochen später feierten wir Hochzeit. Bei der Gelegenheit übergab mir Herr Kersting eine zweite Million. Theas Mitgift!", war alles, was er sagte . . . * Lüneburger Heide, Ostern, 5. April. Endlich ein Tag für mich! Hermann und Thea sind gestern Abend nach Dortmund gefahren, um Ostern beim Vater zu feiern . . . Erst morgen nachmittags wollen sie mit dem alten Herrn zurückkommen, um am Dienstag hier den Namenstag von Hermann fest lich zu begehen. Ich freue mich, den Herrn Bankdirek tor kennen zu lernen

und bin gespannt, welchen Ein druck er auf mich machen wird. Aber ich will fortfahren, die Ereignisse dieser wahren Geschichte der Reihe nach zu erzählen. In Hannover erwartete uns Thea an der Sperre. Sie war in einem dunkelblauen Chauffeuranzug. Aus dem runden Gesicht, in das ein kleines Stirnlockchen sich kräuselte, schauten zwei dunkle Augen mich, wie ich meinte, erwartungsvoll an. Hermann stellte uns ge genseitig vor. „Meine Frau Thea — mein alter Freund und Kriegskamerad von der Fliegertruppe: Hauptmann

. Mein Gesichtsausdruck war hager — hatte ich doch wahrhaftig feit Wochen, heute zum ersten Mal mich satt essen können. Arbeitslos! Bitte zu bedenken! Meine Wirtin, Frau Schmitz, hatte auch nichts zu lachen mit einem fett zwei Jahren erwerbslosen Mann und drei unmündigen Kindern . . . Aber, wenn Thea vielleicht etwas enttäuscht war, wie ich vermute, so wußte sie es unter einem liebenswürdigen Lächeln zu verbergen. Die ses — ich meine das Lächeln — wurde sogar aufrich- ng, als Hermann beifügte: „Unser erfolgreichster

Kampfflieger. Ich glaube, er hat wohl 50 Gegner ab- geschonen und dafür den Orden „Pour le merite" erhal ten." Da sah ich ihre Augen aufleuchten. Ach suchte das Lob abzuschwächen, indem ich er widerte: „48 wurden mit Sicherheit nachgewiesen, aber vas war Glück, weiter nichts? Ihr Mann, gnädige Frau, war jedenfalls auf dem besten Wege, mich zu überholen, als ihn das Mißgeschick traf." '..Abgeschossen zu werden", fügte Hermann lachend bei. »Aber du gingst mit einem Gleitflug hinter den sanglichen Linien

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 18 von 20
Datum: 10.02.1912
Umfang: 20
?" keuchte Hermann, „willst du wohl loslassen!" „Wie kannst du mir eine solche Photo graphie schicken?" fuhr Gustav auf. „Wie kannst du dich unterstehen, so etwas an zufertigen?" „Was sagst du? Ich habe dir keine Photographie geschickt — welche Photo graphie meinst du?" 'Gustav riß zwei Knöpfe seines Uni formrockes auf, zog das Bild hervor und warf es Hermann vor die Füße. „Willst du leugnen, daß du das hier photogra phiert hast?" Hermann warf einen höchst verwunder ten Blick auf das Bild, dann spielte

einen photographischen Apparat. „Tu kennst ihn nicht?" „Nein." „Ha, ha, du kennst ihn sehr gut." „Nein." „Aber, lieber Freund, sieh dir den — Ehrlosen nur etwat genauer au." Der Gaekwar von Baroba erregte durch fein unhöfliches Benehmen beim Krönungsdurbar in Delhi großes Aufsehen. Hermann bückte sich, hob das Bild vom Boden auf und hielt cs unters Licht. „Nun?" „Ich kenne ihn nicht, sage ich dir, ich kenne keinen Menschen mit solch strohgelbem Haar, und die hiesigen Kameraden von diesem Regiment

sind mir alle frenid." „Ja, die gelben Haare mußt du dir freilich kastanienbraun denken", sagte Hermann lachend, „und die blauen Uniformaufschläge mußt du in rote verwandeln." „In rote?" „In solche wie du hast. Und daun — wenn du dir den ganzen Mann genau betrachtest — —" „Bin ich am Ende gar selbst der Ehrlose?" Hermann sah ihn lächelnd au. „Ja, Mensch, kennst du denn das Bild nicht?" " „Nein." „Hat dir's Betti denn nicht gesagt? Vom vergangenen Sommer ist's eine Momentausnahme vom Fenster des Gärtnerzimmers

. Was sie nur zu solch einer Spitzbüberei ver- anlaßte? Wollte sie mich eifersüchtig machen?" Hermann war plötzlich ernst geworden. „Was sie damit wollte? Ich meine, daß nichts in der Welt geheim bleibt, mein teurer, teurer Freund, daß also auch deine häufigen Besuche bei der Busch mann —" „Ah, ah, Hermann, was denkst du von mir?" „Nichts Böses, Gustav, aber ich möchte dich doch warnen."

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Unterinntaler Bote
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Seite 14 von 18
Datum: 24.03.1911
Umfang: 18
. Der Vater hatte gleich nach dem Tode der Mutter eine Wirtschafterin, ins Haus genommen: Tante Marion, eine große, starke Person, mit einer Habichtsnase und kalten, grauen Augen. Diese ließ das Kind durch hartherzige Behandlung fühlen, daß es im Wege war, nannte es verlogen und widerspenstig, und der Vater, der sich wenig um die Erziehung Hermanns gekümmert hatte, schwieg. Als Hermann zwölf Jahre alt gewesen, wurde Tante Marion seine Stiefmutter. Zwei Jahre später stand der Knabe an der Bahre

seines Vaters. Durch letzwillige Verfügung wanderte der — wenn auch geringfügige — Nachlaß in die Hände der Witwe, während für Hermann ein kleiner Barbetrag ausgesetzt bieb. Nach dem die würdige Matrone den armen Schlucker von Jungen der Gnade seines Vormundes empfohlen hatte, verließ sie auf Nimmer wiedersehen das Haus. seine Stelle zu gelangen, wenn der Tod ihm die Feder aus der Hand nehmen werde. Nun hatte er die Lehrzeit hinter sich. Drei Jahre hatte er zu lernen: vom dritten Jahre

ab sollte er monatlich fünfzig Mark als erstes Gehalt bekommen. Hermann zählte jede Stunde, jeden Tag in froher Erwartung dieser Zukunft, in der er sich als bezahlter Angestellter der renom mierten Firma betrachtete. Das stimmte ihn heiter und gab ihm Lust und Liebe zur Arbeit ... , Der Sonnabend war für Hermann Wächter der angenehmste Tag der Woche. An diesem Tage war um drei Uhr Schluß und Hermann von dieser Stunde an frei, konnte den Nachmittag wie einen halben Feiertag genießen. Dazu kam, daß er an diesem Tag

sich die Truppen in Marsch. Ein Mann aber, der Alles gesehen, ohne scheinbar Acht zu geben; der Alles gehört, ohne scheinbar zu lauschen; der mit seinen von Lappen umwickelten Füßen von Gruppe zu Gruppe Von diesem Zeitpunkt an war Hermann heimatlos. Mit stiller Ehrfurcht betrachtete er zum letzten Mal die Stätte, an der er seine Kindheit verlebt. Die Erinnerung an seine geliebte Mutter zitterte wie ein verschwundenes süßes Glück durch seine Seele. Mit jungen Jahren war Hermann Wächter in das Geschäft

des in der Stadt sehr angesehenen Kaufmanns Maximilian Korn, in Firma David Korn Söhne, einer Getreide- und Futterartikel- Engroshandlung, als Lehrling gekommen. Hier war er dem Prokuristen des Hauses, Fridolin Meise, unterstellt, einem alten, weißhaarigen Beamten, der schon dem Vater des jetzigen Inhabers treue Dienste geleistet und von Maximilian Korn als Vertrauensperson geehrt und behandelt wurde. Hermann sah zu dem alten Mann, der mit Unverdrossenheit, Schlichtheit und Schläue seine Pflichten tat

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Sterne und Blumen
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Seite 3 von 8
Datum: 28.11.1915
Umfang: 8
. „Der Mörder wird gefunden werden, Herr Börner, ver lassen Sie sich darauf", rief Lrdmann mit großem Lrnst. Der Ton der Keberzeugung, der durch Lrdmanns Worte klang, übte feine Wirkung auf sämtliche Anwesende. Sie alle sahen mit großen Augen ans den Arbeiter. Nur Börner versuchte zu lachen, aber es klang unnatürlich. Fünfzehntes Kapitel. „Du, Hermann, hast du einen Augenblick Zeit?" „Für meine kleine Schwester immer. Was ist los?" Hermine zog den Bruder mit sich in den blühenden Winter garten und bat

ihn, neben ihr auf der Bank Platz zu nehmen, die von einem roten Azaleenbaum überschattet war. Der Winter neigte sich dem Lude zu. Alan stand am Ausgang des Februar, und die Kälte fing schon an, nach zulassen. Hermann setzte- sich und sah seine Schwester erwartungs voll an. „Ls geht offenbar auf Tod und Leben, Kleine, wer will sich erschießen? Doch nicht etwa du?" „So schlimm ist es nicht, aber Börner hat mich um meine Hand gebeten." „Wahrhaftig? Der Halunke wagt es?" „Gestern abend

war es nach dem Schauspiel. Auf dem Rückweg schloß er sich mir an, und da kam's. Die ganze Art und weife war durchaus wie es sich gehört, selbst du hättest nichts dagegen einwenden können. Lr sagte, daß er seit Sahren eine Neigung zu mir habe, aber nicht gewagt hätte, mich zu fragen. Das Glück seines Lebens hänge von meiner Antwort ab nub so weiter — was man denn in solchem Augenblicke spricht." Hermann sprang auf und lief ungeduldig auf und nieder. „Hattest du mir nicht versprochen, mich um Bat zu fragen

, wenn du diesen Antrag erhalten würdest? Du weist doch, daß ich da ein Wort mitzureden habe." Hermine brach in ein Helles Gelächter aus. „Sch will ihn ja gar nicht, du großer dummer Sunge." „Warum sagtest du das nicht gleich?" „weil es mich kitzelte, deine Entrüstung zu sehen." Hermann setzte sich wieder. „warum willst du ihn nicht? Du hattest ihn doch früher gern?" — „wie man es nehmen will. Sch war mir nicht klar darüber. Aber feit den Gerichtsverhandlungen und seit Lrdmann fortmußte, und dann — seit

—" „Nun? was noch?" Hermine wurde dunkelrot. 9 „Weißt du, Helene Grüners sagte doch aus, daß Börner sich von ihr beleidigt glaubte, und sie hat mir später.erzählt, daß er zudringlich gegen sie war. Darauf hat sie ihn scharf zurechtgewiesen, und dadurch meinte er gekränkt zu sein." „Das kann ich mir denken", bemerkte Hermann trocken. „Was aber wird Gnkel Tobias sagen? Lr wird schwer von seiner Voreingenommenheit für Börner zu heilen sein." „Linstweilen schwebt die Sache noch. Sch habe mir Be denkzeit ausgebeten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 8 von 8
Datum: 27.02.1916
Umfang: 8
Seite 8 MW MW MM' Sonntag, 27. Feviuar 1916 VWWWHM ■■ Nr. 47 Ausklärrmg : Unter dem Titel „Aus der Geschäftswelt" wurde in den „Innsbrucker Nachrichten" vom 12. Februar 1916 der Austritt der gewesenen Gesellschafter und Geschäftsführer Hermann und Ernst "Epp aus der Firma Alois Epp. Gesellschaft tu. b. H., und das Er löschen der Vertretungsbefugnis derselben für diese Firma bekanntgegeben. Die gefertigte Firma bringt rnit Rücksicht auf Mehrfache Anfragen folgendes zur Kenntnis

: Die von den Herren Hermann und Ernst Epp, Söhnen des verstorbenen Herrn Alois Epp, des Gründers der alten Firma Alois Epp, mit 16. Juli 1914 neu gegründete Firnta Alois W's Söhne, Hermann uud SrB kpp, Seifen-, Fettwaren-, Wasserglas- und Parfumerie-Fabril in Innsbruck wurde mit 22. August 1914, Zl. 667/14, in 'das Handelsregister des Landesgerichtes in Inns bruck als offene Handelsgesellschaft mit dem Sitze in Innsbruck, eingetragen. Die gefertigte Firma befaßt sich mit der fabriksmäßigen Erzeugung

und dem Verkaufe von chemischen und technischen Arti keln, wie Speisefett, Seifen, Soda, Wasserglas und Parfümerien und dem Betriebe aller damit im Zu sammenhang stehenden Geschäfte. Die gesamten Haus- und Fabriksrealitäten in Innsbruck, Hu- noldstraße 10—12 sind alleiniges Privateigentum der Herren Hermann und Ernst Epp. In den ei gentlichen Fabriksräumen dieser Fabrik betreibt nur die gefertigte Firma der Herren Hermann und Ernst Epp die fabriksmäßige Erzeugung der erwähnten chemischen und technischen

, daß dem Ge schäftsführer der Firma Alois Epp, Gesellschaft m. b. H., Herrn Josef Ghery, für die gefertigte Firma Alois Epp's Söhn e, Hermann und Ernst Epp, in keiner Weise eine Vertretungsbefugnis zu- steht, sondern daß der langjährige treue Mitarbei- ter und Buchhalter Herr Dominik Binna während der Abwesenheit der Firmainhäber, die beide im * Felde stehen, das Geschäft leitet. Gefertigte Firma bittet nun ihre verehrte Kunde, besonders jene der Filiale Donauhof, ihr das bisher bewiesene Vertrauen auch weiterhin

zu wenden zu wollen. Hochachtungsvoll U 83 Alois EPP's Söhne, Hermann und Ernst EPP, Seifen-, Fettwaren-, Wasserglas- und Parfümerie Fabrik in Innsbruck. LaudesparteiverttetKW, GemMaftskommisfiou, Ausschuß des Arbeiter-KonfumMeiues und der Arbetterböüerei. Die Mitglieder dieser Korporationen werden dringend eingeladen zu einer am Mittwoch den 1. März um 7 Ahr abends im Arbeiterheim stattfindenden In dieser Sitzung soll hauptsächlich die Fettfrage beraten werden. Der Konsumverein ist gewillt, die Fette

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Zeitungen & Zeitschriften
Neueste Zeitung
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Seite 6 von 6
Datum: 27.02.1916
Umfang: 6
Seite 6 „Innsbrucker Ä,.e u este* 57 Unter dem Titel „Aus der Geschäftswelt“ wurde in den „Innsbrucker Nachrichten“ vom 12. Februar 1916 der Austritt der gewesenen Gesellschafter und Geschäftsführer Her mann und Ernst Epp aus der Firma Alois Epp, Gesellschaft m. b. H. und das Erlöschen der Vertretungsbefugnis derselben für diese Firma bekanntgegeben. Die gefertigte Firma bringt mit Rücksicht auf mehrfache Anfragen Folgendes zur Kenntnis: Die von den Herren Hermann und Ernst Epp, Söhnen

des verstorbenen Herrn Alois Epp, des Gründers der alten Firma Alois Epp, mit 15. Juli 1914, neu gegründete Firma Alois Epp's Söhne, Hermann und Ernst Epp, Seifen», pettuiapen», (Üassepglas* a. Papfümepiefabpü^ in Innsbpucl^ wurde mit 22. August 1914, ZI. 657114 in das Handelsregister des Landesgerichtes in Inns bruck als offene Handelsgesellschaft mit dem Sitze in Innsbruck eingetragen. Die gefertigte Firma befaßt sich mit der fabriksmäßigen Erzeugung und dem Verkaufe von chemischen und technischen Artikeln

, wie Speisefett, Seifen, Soda, Wasserglas und Parfümerien und dem Be triebe aller damit im Zusammenhänge stehenden Geschäfte. Die gesamten Haus- und Fabriks realitäten in Innsbruck, Hunoldstraße 10—12 sind alleiniges Privateigentum der Herren Hermann und Ernst Epp. In den eigentlichen Fabriksräumen dieser Fabrik betreibt nur die gefertigte Firma der Herren Hermann und Ernst Epp die fabriksmäßige Erzeugung der erwähnten chemischen und technischen Artikel; diese hat zwei Magazine und die Kanzleiräume im Hause

, für die gefertigte Firma Alois Epp’s Söhne Hermann nnd Ernst Epp, in keiner Weise eine Ver tretungsbefugnis zusteht, sondern daß der langjährige treue Mitarbeiter und Buchhalter, Herr Dominik Binna während der Abwesenheit der Firmainhaber, die beide im Felde stehen, das Geschäft leitet. Gefertigte Firma bittet nun ihre verehrte Kunde, besonders jene der Filiale Donauhof ihr das bisherige bewiesene Vertrauen auch weiterhin zuwenden zu wollen. Hochachtungsvoll Denmlsgsber mb vewntwsrMcher Schriftleiter EHef

-Redakteur a, 3X Hermann KrechtL — Muck ber eigenen Anstalt, Innsbruck,

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Unterinntaler Bote
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Seite 16 von 18
Datum: 24.03.1911
Umfang: 18
einzustecken vergessen! Er unterdrückte den aufsteigenden Hunger und eilte zurück. Nach dem er den Schlüssel zum Kontor aus der drei Treppen hoch ge legenen Wohnung geholt und das Kontor aufgeschlossen hatte, machte er eine unangenehme Wahrnehmung. Er fand den Fünfzigmarkschein, der auf dem Pult gelegen hatte, nicht mehr vor. Der Schein war verschwunden. Hermann überlegte einige Augenblicke und dachte darüber nach, was in der Zwischenzeit von ihm alles getan und erledigt worden war. Schließlich stellte

er fest, daß er das Pult wohl aufgeräumt, den Geldschein aber nicht in der Hand gehabt hatte. . . Vielleicht war er herabgefallen oder aus Versehen in den Papier korb gewandert . . . Hermann suchte, nach und nach in Aufregung geratend, die ganze Umgebung des Pultes ab, schloß seine Be hälter auf und ließ kein Blatt unberührt . . . vergebens! Nun suchte er auf dem Fußboden umher und sah in jeden Winkel . . . der Schein war nicht zu finden. Endlich durchsuchte er seine Kleidung, in der Meinung

, daß er den Geldschein — gedankenlos — in eine unpassende Versenkung gesteckt . . . immer das gleiche Resultat. Zum soundsovielten Male öffnete er sein Portemonnaie, seine Brieftasche . . . nichts. Unbegreiflich! Hermann Wächter hielt eine Weile inne und tvischte sich den Schweiß aus dem stark geröteten Gesicht. Da kam er auf den Gedanken, daß inzwischen sein Prinzipal hier gewesen sein, den Fünfzigmarkschein gefunden und an sich genommen haben könne. Ja . . . natürlich! Ganz sicher war dies der Fall

, denn wo in aller Welt sollte der verflixte Schein sonst stecken? Einigermaßen beruhigt, überlegte Hermann, ob er hinaufgehen und Herrn Korn um Rückgabe des Scheins bitten solle. Doch davon sah er schließlich ab. Jetzt hielt Maximilian Korn offenbar sein Mittagsschläfchen, und stören wollte und durfte er nicht. Und übrigens —> so eilig war die Bezahlung der Rechnung nicht. Wenigstens bis Montag konnte man damit warten, denn morgen werde er weiter suchen und Herrn Korn befragen. Warum sollte er sich da noch Unruhe

machen? Immerhin. Der Chef hatte es besohlen. Und Hermann Wächter war noch nie ungehorsam gewesen. So stand er eine Weile ratlos da. Sein weiches Gemüt litt entsetzlick unter dem Druck der Sorge. Endlich schloß er das Kontor wieder ab und wandte sich wieder seiner Wohnung zu. Von Unruhe gepeinigt ging Hermann Wächter am Sonntag zweinlal in die Wohnung Korns, um den Chef zu sprechen und ihm den Vorgang zu berichten. Allein Herr Korn war nicht zu erreichen. Mißmutig sah er sich gezwungen, die Angelegenheit

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Der Arbeiter
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Seite 5 von 10
Datum: 20.07.1932
Umfang: 10
„Was gibts denn hier?" wollte Hermann wissen. „Ist ein Polizist in dieser Siedlung!?" schrie der Dorfdienstmann. „Lieber Herr Oberpolizeikommissär", sagte Hermann ruhig, „ich bin alter Fliegeroffizier und hier erlaube ich mir vorzustellen: Mein Freund, Hauptmann Karl Förster E. K. I mit Strahlen. Wenn Sie im Kriege waren, werden Sie sich erinnern, daß sein Name mehr als einmal in den Berichten aus dem Großen Haupt quartier porkam." Das wirkte. Die vier Dorfgrößen wurden ganz still und zogen

sogar die Kappen ab. „Also", fuhr Hermann fort „hier in der Siedlung sor gen wir selbst für Ordnung. Nun erzählen Sie aber, was bei Ihnen vorgefallen ist." Nun nahm der eine Bauer, die Kappe in der Hand, das Wort: „Entschuldigen, Herr Hauptmann, aber meine Tochter ist von Arbeitern überfallen und miß handelt worden. Sie hatte gestern abend mit ihrem Bräutigam einen Spaziergang gemacht und auf de:n Rückwege fielen drei Kerle über sie her. Ihr Bräu tigam kam gegen 12 Uhr heute nacht zu mir gelaufen

. Wir liefen sofort hinaus und fanden sie bewußtlos auf dem Felde liegen. Die Kleider waren ihr größtenteils abgerissen." „Sind Sie sicher, daß es Leute aus der Siedlung waren?" fragte Hermann. „Wer könnte es sonst gewesen sein? Drei von euren Arbeitern hatten schon im Dorfe Radau gemacht, als der Wirt sie auf die Straße setzte." In der Tat stellte sich heraus, daß drei vonden neu ein gestellten Kräften nicht nach Hause zurückgekommen waren. Zwar hatte der Hausmeister ihnen schwer auf die Seele gebunden

. Sobald Hermann die Sachlage erfahren hatte, ging er zum Telephon und rief das Polizeipräsidium Hannover an. „Hier Fabriksbesitzer Ban den Kamp. In Dinkelshausen ist ein schweres Verbrechen begangen worden. Drei junge Burschen von unserem Werk stehen im Verdachte, die Täter zu sein. Bitte sofort eine tüch tige Kraft zu senden, um die Uebeltäter zu fassen. Sie treiben sich noch in der Gegend umher." Darauf griff er in die Tasche und gab dem Vater einen Fünfzigmarkschein. „Hier, lassen Sie sofort

einen tüchtigen Arzt kommen für das Mädchen. Hoffentlich erholt es sich bald wieder. Und Sie", damit wandte er sich an den Polizisten, „machen sich am besten möglichst bald auf die Suche nach den Halunken. Wenn Sie die Kerle fangen, so kann das für Sie viel bedeuten. Aber zuerst stärken Sie sich etwas, Herr Wachtmeister! Ho len Sie uns doch einen guten Steinhäger!" Damit hatte Hermann endgültig das Herz der einfachen Leute gewonnen. Wir gingen heim und legten uns noch ein Stündchen hin . . . Donnerstag

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Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 6 von 16
Datum: 09.04.1911
Umfang: 16
von einem zum andern. Im Ge schäft suchte Burkard sen. seinesgleichen. Da war ihm keiner an Gewandtheit und kluger Berechnung überlegen. Aber in dieser geheimnisvollen Sache fand er sich nicht aus. „Haben Sie denn niemand in Verdacht?" fragte der Gutsbesitzer weiter. „Niemand," antwortete Hermann. „Wenn wir unsere Arbeiter verdächtigen wollten, so kämen gleich mehrere in Betracht; denn Geld ist jedem von ihnen willkommen. Aber es wußte ja keiner, daß Nuhdorf Geld bei uns er hoben hatte." „Wirklich keiner?" „Der einzige

, mit dem ich darüber sprach, war Erd- mann," sagte Hermann halb zu Onkel Tobias gewendeti Dieser nickte, machte aber zugleich eine beschwichtigende Gebärde, als wollte er sagen: „Der durfte es natürlich wissen, das hat nichts weiter zu bedeuten." „Nannten Sie diesem Erdmann auch die Summe, die Ruhdorf bei Ihnen entnehmen würde?" fragte Hildegard. „Ich glaube wohl. Aber, bitte, gnädiges Fräulein, verfolgen Sie diesen Gedankengang nicht weiter. Ein Verdacht auf Erdmann ist völlig ausgeschlossen

Fräulein," versetzte Hermann lächelnd. „Begleiten Sie mich morgen durch die Fabrik. Sie äußerten bereits den Wunsch, den Betrieb einer Spinnerei zu sehen. Da können Sie die Arbeiter bei ihren verschiedenen Be schäftigungen beobachten und Fragen an sie stellen." „Das würde höchst interessant für mich sein," rief Hildegard lebhaft. „So wollen wir, wenn es Ihnen recht ist, morgen vormittag unfern Rundgang antreten." Am folgenden Morgen, während Herr von Wallrad und Frau Ruhdorf auf dem Gericht

waren, begaben sich Hildegard und Hermann in die Fabrik. Sie nahmen Dora mit, um sie zu zerstreuen. Im ersten Saal machten sie vor einer gewaltigen Maschine halt. „Dies ist der sogenannte Leviathan," erklärte Hermann seiner Begleiterin. „Er dient dazu, die Wolle zu, säubern, um ihr die unreinlichen Fetteile zu entziehen. Vorher schon ist mit der Wolle der Prozeß des Entstaubens vor genommen. Das geschieht in einem besonderen Raum; ich habe Sie der schlechten Luft wegen nicht dorthin geführt

." „Aber die Arbeiter sind den ganzen Tag in dieser Luft?" „Doch nicht. Sie wechseln oft. Auch wird ihr Ge sundheitszustand genau beobachtet. Wer nicht kerngesund ist, muß hinaus." Sie standen vor der gewaltigen Maschine, die Hermann „Leviathan" genannt hatte und beobachteten ihre Tätigkeit. „Wie merkwürdig sind diese Rechen, die die Wolle aufgabeln," bemerkte Hildegard. ' „Sie haben das richtige Wort gebraucht, Fräulein von Wallrad. Der technische Ausdruck für die Zapfen, die die Wolle aufgreifen und lockern

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 5 von 10
Datum: 14.01.1939
Umfang: 10
er die Zeitung nieder, geht zum Schreibtisch und taucht die Feder ein. „Liebe Mama! Ich bin sehr betroffen durch diesen raschen Um schwung der Dinge. Es wird aber doch zum besten von Annerl und uns Men sein. Ich komme in etwa vier Wochen nach Hause und hoffe, Layos mit- 'zubringen. Herzlichen Gruß Dein Karl." Das beigefarbene Auto legt ferne Gummiräder rnit einem seinen Knirschen an die unterste Stufe der Hotel terrasse urrd stoppt. Hermann springt vom Steuer, taucht mit dem Oberkörper in das Innere

des Wagens greift nach Mütze und Handschuhen. Dann schließt er greift nach Mütze und Handschuhen. Danrr schließ er den Wagen ab. Wie er in seinem elastischen Gang die Treppe hinaufsteigt, fliegt sein suchendes Auge über die, die da sitzen. Es ist ein wildes Durcheinander grell ster Farben urrd Stimmen. Aus den weitoffenerr Türen, die in eine kühle Dunkelheit führen, kommt Musik. Hermann windet sich durch die Tischreihen und arr Stühlen vorbei. Er hat schon sein Ziel — ganz dort, an: Ende der Terrasse

. Hermann hat den letzten Tisch erreicht. Er hat ein wenig Herzklopfen, das in seiner Stimme schwingt. „Lisa . . ." Sie erschrickt und legt die Illustrierte so rasch nieder, daß ein leeres Wasserglas umfällt und vom Tisch rollt. Hermann fängt es geschickt und lachend aus. „Es würde Scherben gegeben haben, und das soll mir . . . Glück bedeuten." Sie streicht, ganz benonunen, mit der Hand über Augen und Stirne. „Das kann nicht wahr sein —" flüstert sie. „Doch, doch. Warum nicht? Es gibt doch keine Ent

fernungen mehr." Da besinnt sie sich, noch immer halb betäubt. ^ „Hermann, wie — ich weiß nicht — wie kommen Sie — ? Sie müssen sich doch setzen. Sind Sie jetzt erst — ?" Ich bin seit Vormittag hier. Ich habe im Hotel ,-Ostsee" Wohnung genommen." Er sieht sich flüchtig um und beugt sich vor. „Zu viele Menschen! Ich habe meinen Wagen unten —" Da steht sie auf. Er legt den Schal um ihre Schul tern. Dann gehen sie nebeneinander die Treppen hin unter, steigen in den Wagen und fahren meerentlang

, bis der Abend kommt und die Bucht mit ihren Lich tern das Meer säumt. Sie hat ein unendlich erlöstes Gefühl. Ich könnte so mit ihm fahren Tag und Nacht... Und sieht auf seine energischen Hände, die so sicher auf dem Steuer liegen, mit restlos beherrschender Kraft. ,^isa ..." sagt Hermann mit gesenkter Stimme. „Hans... ist tot." Sie erschrickt. „Um Gottes Willen!" Da erzählt er alles, auch von dem mächtigen Ein druck dreser Beerdigung, von dem stummen Spalier der nach Tausenden zählenden Menge

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 8 von 16
Datum: 23.04.1911
Umfang: 16
„Wie meinst du das, mein Kleines?" fragte Onkel Tobias klopfte die blühende Wange seiner Nichte. „Das Wor „merkwürdig" ist mir nie bei Börner eingefallen. Dir etwa, Hermann? Auch nicht? Ein gescheiter Kerl ist er, „Meinst du?" lachte Hermine übermütig. „Was du meinst, darum handelt es sich," versetzte Onkel Tobias und kniff Hermine ins Ohr. „Magst du den Menschen überhaupt leiden?" 2 B d> P A ft tu v. f vi bi tc dieser „BezirkSkrankenkaffe" voraussetzend, wäre l auf 10.076 Kronen. Da- geringste

Gebot I Uom Sesuch des deutschen Kaiscrpaares in Wien: Der Empfang drs Kaisers Wilhelm (2) und seiner Gemahlin durch den Kaiser Franz Joseph (1) aut dem Kahnhof in Wien. und arbeiten kann er für zehn, aber merkwürdig — wieso denn?" „Ihr unterhieltet euch gestern abend im Konzert sehr lebhaft," sagte Hermann mit einem Blick aus die Schwester. „Ja, das eben weiß ich nicht, und darum nenne ich ihn gerade merkwürdig." „Fräulein von Wallrad hatte gar nichts für Börner übrig," warf Hermann ein. Hermine

lächelte schelmisch. „Das mußte eigentlich entscheidend für das Urteil über den armen Buch halter sein, nicht wahr?" „Du weißt, kleine Schwester, daß ich persönlich an ihm nichts weiter als seine kaufmännischen Eigenschaften geschätzt habe, lange', ehe ich Fräulein von Wallrad kannte," antwortete Hermann etwas verlegen. „Wenn ich auch lnchts -auf die Gerüchte über -sein .nicht ganz einwandfreies Leben geben will, so verursacht mir der Gedanke an nähere Beziehungen mit ihm Unbehagen," „Höre, Junge

Kaiserin Auguste Viktoria. von Hermines etwaigem Gatten." „Häb's doch geahnt," dachte Hermann „Ja, er besitzt Geist und Witz. Man ist immer angeregt ärgerlich. „Also solche Pläne trügt der Alte mit sich herum, in seiner Nähe." Hol's der Kuckuck." „Fast kommt es mir vor, als ob der Mann sich um „Na, was meinst du dazu, kleine Maus?" fragte Onkel dich bemühte, Kleine." sagte der Onkel neckend. Tobias neugierig.

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Tiroler Post
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Seite 9 von 20
Datum: 18.10.1912
Umfang: 20
sie bald kommen," M sie leise und schließt die Augen. Tritte Mmen die Treppe herauf, leise, vorsichtig. Jetzt °fN sich die Tür. Hermann und Betty treten Die Kranke schlägt die Augen auf. „Hermann!" „Mutter!" „Seid Ihr da, Kinder?" „Ja, Mutter, hier sind wir." r .diesen Worten führt Hermann die Ge- >"bk d-r Mutter zu. ,,Du bist Betty Hosstetter? Gott segne dich »»d deme Liebe, mein Kmd." - ^ity nimmt die Hand der Kranken und Bonden Kopf nieder. Frau Hellmger wV^ re au f den Mädchenkopf und Worte iie

von 32, 40, 50 und 70 Heller per Kilo mit Nachnahme ab Station Neumarkt „Mutter, bleibe noch bei uns," flüstert Betty ins Ohr der Kranken. „Wie Gott will, mein Kind, aber die Nacht kommt." Hermann hatte diese Worte verstanden. „Mutter, denkst du noch an unsere Unterredung am Weihnachtsabend?" „Ja, Hermann. Das Abendlicht meines Lebens verklärt meinen Lebensabend." Die Kranke schwieg und schloß ermüdet die Augen. Als Hermann nach einer Weile den Vor hang des Fensters zurückschob, drang noch ein letzter, matter

Lichtschimmer ins Zimmer und ließ das blasse Gesicht der Mutter verklärt erscheinen. „Wird sie uns noch erhalten bleiben oder kommt die Nacht," dachte er. Dann reichte er Betty die Hand und beide setzten sich in der Nähe des Krankenbettes nieder. Betty schaute unverwandt auf die bleichen Züge, als wollte sie das liebe Bild für immerdar sest- halten. Welche Gedanken zogen durch ihre Seele. Also das war die Frau, die einst ihr Vater geliebt hatte und die er nicht vergessen im Lärm des Lebens! So hatte Hermann

ihr mitgeteilt. „Ich will sie pflegen und lieben bis zu ihrem letzten Atemzuge." Dies Gelöbnis erfüllte in diesem Augenblicke ihre Seele. Ob Hermann die Gedanken der Geliebten ahnte? Er drückte sanft ihre Hand und küßte sie innig. Nach wenigen Minuten erwachte die Kranke wieder aus ihrem Halbschlummer und lächelte ihren Kindern zu. Kein tonte Vieh mehr!!!! durch schlechtes Fut ter, bei Verwendung eines Viehfutter schnelldämpfer Benzin-Motore, Futterschneide und Dreschmaschinen, Dausmühlen, Orig

?" fragte Hermann und nahm ihre Hand. „Ruhen? Ja, mein Hermann, und doch möchte ich noch lange mit Euch reden. Betty bleibt ja wohl hier. Kannst du einige Tage bei mir bleiben?" „Gewiß, Mutter, ich bleibe bei dir." Frau Hellinger lächelte und mit einem: „Ich danke dir, mein Kind," schlossen sich wieder ihre müden Augen. Da beugte sich Betty zu dem bleichen Gesicht nieder und drückte den ersten Kuß auf die heißen Lippen der Kranken. „Ich habe dich lieb," flüsterte sie ins Ohr der Schlum mernden

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Tiroler Post
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Seite 8 von 12
Datum: 03.02.1911
Umfang: 12
A. Wehr Witwe, Nachod-Plhov, gemacht. Liefere Brautausstattungen, alle Artikel in Weißwaren, Leinen, Chiffon, Damast, Taschentücher und Handtücher in allen Preislagen. Oxforde, Zephire, Grisette, Karte nasse in prima Qualität. Probesendung 40—45 m !< 1750, Satin-Reste für Blusen und Kleider. Billigste Preise, Ein Versuch macht sie zur ständigen Kunde. Schlafzimmers blieb sie stehen und horchte. Dann rief sie leise seinen Namen. Keine Antwort. Sie rief noch einmal: „Hermann!" — Da wurde die Türe leise

geöffnet und der Gerufene stand vor ihr, bleich und verstört. Eine rühelos durchwachte Nacht lag hinter ihm. „Hermann, bist du krank?" „Kann wohl sein, Mutter." Frau Bolz'er blickte in das bleiche Gesicht ihres Sohnes. Dann strich sie ihm das Haar aus dem Gesichte und legte ihre Hand auf die heiße Stirn. Da geschah, was die erstaunte Mutter noch nicht erlebt hatte. Ihr Sohn hob den Arm und umschloß anfschluchzend den Nacken der Mutter mit beiden Händen. Er atmete tief aus voller Brust. Die Augen

brannten ihm und feine Wangen wurden naß von großen, heißen Tränen. Still standen die beiden nebeneinander, nur das Schluchzen des Sohnes vernahm man, der da weinte, wie ein Kind. — Die Mutter ließ ihn ganz ruhig. Sie fragte nicht, sie tröstete nicht. Der Sturm in seinem Inneren sollte sich erst aus toben. Dann wird er mir wohl sein Herz aus- schütten, dachte das tieferregte Mutterherz. Jetzt ließ Hermann die Mutter los, ging ins Zimmer zurück nnd setzte sich auf den Rand des Bettes, die Mutter

erwartend. Diese schloß die Türe und setzte sich neben ihn. „Wie geht es heute dem Vater?" fragte end lich Hermann mit zitternder Stimme. „Wie immer, Hermann, nicht besser und nicht schlechter. Aber nun, mein Sohn, sage mir, was dir fehlt. Ein Kind darf seiner Mutter alles anvertrauen, was es auch sein mag. Rede es vom Herzen hinweg, Hermann." Diesen Ton der Mutterliebe hatte Hermann noch nicht gehört. Ihm wurde weich ums Herz. Der Druck, der seine Seele belastete, begann zu weichen und langsam kamen

die Worte: „Mutter, gestern war ich wieder in der Stadt." Hermann schwieg und atmete tief auf. Dann führ er fort: „Mein Geld reichte gerade noch für einen lustigen Abend hin. Und weißt du, was für Geld ich nun bis zum letzten Heller verjubelt habe? Es ist das Versicherungsgeld, welches mir der Vater vor län gerer Zeit zur Besorgung übergeben hatte, die Versicherungssumme für unsere Scheune. Diese ist also nicht versichert gewesen und der Schaden, der durch den Brand entstanden, ist ziemlich be deutend

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Sterne und Blumen
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Seite 3 von 8
Datum: 31.10.1915
Umfang: 8
. Es war ein Sextembertag, mehr als xin Jahr nach dem verschwinden Ruhdorss. „wie meinst du das, mein Kleines?" fragte Onkel Tobias und klopfte die blühende Wange seiner Nichte. „Das Wort „merkwürdig" ist mir nie bei Börner eingefallen. Dir etwa, Hermann?" Auch nicht? Ein gescheiter Kerl ist er, und arbeiten kann er für zehn, aber merkwürdig — wieso denn?" „Ihr unterhieltet euch gestern abend im Konzert sehr lebhaft", sagte Hermann mit einem Blick auf die Schwester. „Ja, er besitzt Geist und Witz. Ulan ist immer

angeregt in seiner Nähe." „Fast kommt es mir vor, als ob der Mann sich um dich bemühte, Kleine", sagte der Onkel neckend. „Meinst du?" lachte Hermine übermütig. „was du meinst, darum handelt es sich", versetzte Onkel Tobias und kniff Hermine ins Ohr. „Magst du den Menschen überhaupt leiden?" „Ja, das eben weiß ich nicht, und darum nenne ich ifyt gerade merkwürdig." „Fräulein von Wallrad hatte gar nichts für Börner übrig", warf Hermann ein. Hermine lächelte schelmisch. „Das mußte eigentlich entscheidend

für das Urteil über den armen Buchhalter sein, nicht wahr?" „Du weißt, kleine Schwester, daß ich persönlich an ihm nichts weiter als seine kaufmännischen Eigenschaften geschätzt habe, lange, ehe ich Fräulein von Wallrad kannte", antwortete Hermann etwas verlegen, „wenn ich auch nichts auf die Gerüchte über fein nicht ganz einwandfreies Leben geben will, so verursacht mir der Gedanke an nähere Beziehungen mit ibm Unbehagen." „Höre, Junge, das ist Torheit", sagte Onkel Tobias stirn runzelnd

. „wenn du weiter nichts Ungünstiges von ihm weißt, dann — Schwamm drüber, bis du Beweise hast. Man soll keinem Menschen unrecht tun, und mir wäre es, offen ge standen, lieb, wenn wir ihn zum Teilhaber im Geschäft machen könnten, wer weiß, wie bald ich die Augen schließe. Es wäre mir eine Beruhigung, die Firma in festen, tüchtigen Händen zu wissen, am liebsten in deinen, lieber Neffe, und in denen von Herminens etwaigen Gatten." Hab's doch geahnt", dachte Hermann ärgerlich. „Also solche Pläne trägt der Alte mit sich herum, Hol's

der Kuckuck." „Na, was meinst du dazu, kleine Maus?" fragte Onkel Tobias neugierig. „Ich? Hm! Einstweilen gar nichts", entgegnete Hermine und warf die Lippen auf. „Ich denke vorläufig nicht ans Heiraten." „wenn er aber ernste Absichten hat?" „Dann wird es unsere erste Pflicht sein, sein Privatleben zu prüfen", sagte Hermann. „Ach, damit wird es ziemlich in Ordnung sein", meinte Onkel cr,obias zuversichtlich. „Ein tüchtiger Mensch, wie der, wird immer angefeindet, zumal er unser Vertrauen besitzt

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Tiroler Grenzbote
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Seite 7 von 10
Datum: 23.12.1942
Umfang: 10
im Himmel, hoch über den dicken Schneewol ken. die nun immer die weißen Schnee flocken ausschütteten. Und da sollte er doch ein Bäumchen haben wie in allen Jahren, wo er unter dem Lichterglanz mit Klein- Inge gespielt hatte. Es wurde ein feines Päckchen. Wie stolz doch Klein-Inge war! „An meinen Onkel Hermann, im Himmel", stand als Anschrift darauf zu lesen. Nun würde er in all dem Wolkendunst da droben im Himmel so ein kleines Bäumchen haben und merken, daß da drunten auf der Erde Weihnachten

. Ber lin." Schon wollte er den großen Stempel aus das Päckchen drücken, der zu besagen hatte, daß die Anschrift unvollständig und die Sendung daher unbestellbar sei. Aber in diesem Augenblick mußte er an daheim und an seine eigenen Rangen denken. Und nun hatte er einen Einfall. „An einen un bekannten Soldaten", schrieb er auf das Päckchen. „An einen unbekannten Soldaten mit dem Vornamen Hermann." Er legte das Päckchen zu dem großen Stapel, und ab ging es direkt in den Himmel hinein • Obergefreiter

Hermann Möbius starrte in die weite Nacht hinaus. Weihnachten stand vor der Tür. Was bedeutete das schon? Der Obergefreite Hermann Möbius hatte sich nicht da- nach gerissen, um diese Zeit Urlaub zu bekommen. Wie viele Familienväter waren in der Kompanie. Sie bangten danach. Sollten sie nur fahren. Was lag ihm dar an? Kaum würde ihn hier draußen ein Gruß in diesen Tagen erreichen. Es war nicht das erste Weihnachtsfest, das er in einem Bun ker an der Front verbracht hatte. Da erhielt der Obergefretie

Hermann Möbius Post. Das beißt, es war keine direkte Post, darauf sein Name ge schrieben war. Nein, es war ein kleines Päckchen, darauf zu lesen stand, daß dieses Päckchen für einen Onkel Hermann bestimmt sei. der im Himmel wohnte. „Seben Sie, Möbius", hatte der Spieß freundlich gemeint, „nun sind Sie Onkel ge worden, und Post haben Sie noch dazu." Dies mit dem Onkel mochte nicht ganz stimmen. Aber gewiß stimmte dies mit dem Himmel. Denn wenn man die Nase aus dem Graben steckte, dann sah man mehr

vom Himmel, als daß man versucht war, an das Leben der Erde zu denken. Nun hätte vielleicht mancher doch, in seinen Erwartungen etwas enttäuscht, den Inhalt dieses sonderbaren Päckchens bei seitegeschoben. Allein. Hermann Möbius las lange die steilen Zeilen aus Kinder hand. bis etwas Eigenartiges in seinen Augen glänzte. „Lieber Onkel Hermann", las er. „Da Du nun im Himmel bist, dort, wo es keine Tannenbäumchen gibt, schicke ich dir eins. Ich warte so doll auf Dich. Die Mutti hat gesagt, daß Du nie

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Neueste Zeitung
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Seite 10 von 12
Datum: 13.04.1934
Umfang: 12
mal, wenn feine Leute heiraten, jehn se da in ’it Bratenrock oder mit 'n Frack uff's Standesamt?" fragte Hermann Kniephake und hatte ein pfiffiges Lächeln um den Mund, der immer ein wenig unrasiert wirkte, ob wohl, er ihn vor einer knappen Stunde erst mit dem Rasier messer ausgiebig bearbeitet hatte. Peter Stoll ließ die Zeitung sinken — und sah zu dem Gefährten hinüber, der in seinem Sessel sich breit machte, als säße er im siebenten Himmel. „Wie kommst du denn darauf?" fragte er lächelnd zurück

. „Na, ick meene man bloß! Unsereener macht sich doch ooch seine Iedanken über seine Mitmenschen. Und ick dachte mir, wenn du mal heiratest, nimmste mir als Trauzeujen . . . und denn muß ick doch mindestens 'n Frack bam!" „Erstens, mein Lieber, heirate ich nicht, weil dazu bekannt lich zwei gehören . . ." „Selbstverständlich gehören zwee dazu! Aber wat willste, is doch alles vertreten." „Wieso?" „Na, Mensch, denkste denn, ick bin blind? Die kleene Puppe is doch janz verrückt nach dir!" lachte Hermann

Kniephake. „Wenn ich nicht genau wüßte, daß du heute noch keinen Alkohol zu dir genommen hast, würde ich sagen: Du bist nicht ganz nüchtern! Wen meinst du denn eigentlich mit der kleinen Puppe?" „Stell dir man nich so doof an, Peter! Die . . . na, wie heeßt se doch jleich . . ." „Du meinst Fräulein Mareno?" Und als Hermann Kniephake begeistert nickte: „Mein Junge, ich bewundere deine blühende Phantasie!" „Iar keene Phantasie! Borjestern lernst de se kennen, abends jehste mit ihr uff 'n Bummel, kommst

erst um dreie nach Hause, jestern abends wart ihr ooch zusammen . . ." „Also ist Zeit zum Heiraten, meinst du?" „Aber feste! Du bist verknallt in sie, sie in dir . . . mehr is doch wahrhaftig nich nötig!" „Was mit mir los ist, geht dich ja eigentlich nichts an, Hermann . . . aber zu deiner Beruhigung will ich dir ver raten: Fräulein Mareno ist eine bildhübsche Frau . . ." „Det will ick meenen!" knurrte Hermann anerkennend. „Ick bin selber verschossen in se, aber leider . . ." „Sie gefällt

mir. Meine Frau jedoch, mein lieber Junge, muß ganz anders aussehen!" „Wat? Noch hübscher?" „Nee, hübscher nicht, aber weniger mondän!" „Mongdähn! Mongdähn! Irade der Mongdähne is ja det Schöne an ihr! Uebrijens, wat heeßt denn det eejentlich: mongdähn?" Peter Stoll lachte laut auf. „Jetzt halt die Klappe, Hermann! Geheiratet wird nicht, damit du's weißt! Ich habe hier bloß noch eine Sache zu erledigen und dann sausen wir ab — vielleicht nach Austra lien! Da kaufen wir uns eine Farm und werden Geflügel

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Der Arbeiter
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Seite 5 von 10
Datum: 06.07.1932
Umfang: 10
tde&nisse eines dleUsehecs / Jitunan wm £ocenz Stundet arte Rechte Vorbehalten. 6 Zu Hause angekommen, brachte mir Thea Muster von all den Werten, die in der Siedlung in Umlauf waren. Die kleinsten waren M D. S. A. Sie waren nur zweimal drei Zentimeter groß. Auf der einen Seite zeigten sie auf goldgelbem Untergrund die Worte: Gutschein der L. F.-^esellschaft. K fein Viertel) D. S. A. Hermann Van den Kamp. Auf der Rückseite sah man ein Sträußchen Vergißmeinnicht in Naturfarben

, das sich auf dem goldgelben Untergrund sehr hübsch ausnahm. Die höheren Werte, nämlich y 2 , 1, 3, 5 und 10 D. S. A. waren in ähnlicher Weise, aber in immer grö ßerem Format und mit anderen Symbolen auf der Rückseite hergestellt; ein Strauß roter Rosen, ein wo gendes Korn, ein Auto mit Thea als Chauffeur, ein Luftfahrzeug mit Hermann als Lenker. Da hätte ich nun noch eine ganze Reihe Fragen zu stellen gehabt; aber Thea war beim Essen und nachher nicht mehr in Stimmung, mir weitere Aufklärungen zu geben

, sondern vertröstete mich aus Hermann, der mir mit dem größten Vergnügen sein ganzes System aus führlich entwickeln würde. . . Sie wollte von nichts anderem reden als von mei nen Fliegererlebnissen im Weltkriege. Da saßen wir denn nach dem Essen, die feinste „Haus Neuerburg" passend, noch ein oder zwei Stunden in weichen Klub sesseln und erzählten, erzählten .... „Wie fühlten Sie sich bei der ersten Attacke?" fragte sie unter anderem. „Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, miserabel! Trotz der halben Flasche Cognac

, die ich in mich hin- eingeschüttet hatte. Haben Sie nicht das englische Kriegsbuch gelesen: „Die andere Seite"? Wie hieß der Held doch noch, der nur halb oder ganz betrunken seine Heldenstücke ausführen konnte? Es ist riesig viel Wah res an der Schilderung des Engländers. „Hat Hermann auch getrunken?", fragte sie mich plötzlich. „Nein, gnädige Frau (bitte Thea — wenigstens, wenn wir unter uns find, unterbrach sie mich), Hermann war auch in der Beziehung ein Ausnahmemensch. Er flog nüchtern in den Kugelregen hinein, ruhig

übernommen hatte, entschuldigte sich mit dem Ausbruch eines „wilden Streiks". Auch eine Sendung Kunstseide aus Köln blieb aus . . . Am Samstag mittags entschloß sich Hermann, noch an demselben Tage nach Berlin zu fliegen, um die Lei tung der Duraluminiumfirma persönlich zu sprechen. Von dort würde er, wenn möglich, am Sonntag nach Köln weiterfliegen, um sich wegen der Kunstseide zu erkundigen. . . So waren Thea und ich wieder allein. Sie freute sich, weil sie einige freie Zeit bekam, um ihre neue

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 4
Datum: 09.09.1943
Umfang: 4
das Tcaümg-ift C Nach einem Tatsachenbericht aus dem Fernen Osten v on Hermann Thimrnermann [ Oopr. Verlag Knorr & Hirth, Kommanditgeaellsch • ft. München 1941 — Nachdruck verboten! Schweigend betrachtete Alfonso das schöne, unbe wegliche Gesicht. Und eine ganz leise Trauer und ein immer stärker werdendes Mitleid mit ihm selbst wachte in ihm auf. Also war es wieder nichts mit einem herrlichen Abenteuer. Wieder stand er mit leeren Händen da. ein Narr, ein Tor. ein Blödian Er war ihr nicht böje

, immer ist es Lebensfreude, die auf dich eindringt. Meldeläufer Hermann Erzählung aus unseren Tagen von Hans Schomaker Es ist Krieg im brodelnden Revier der Grenz mark im Westen. Wenn über den dumpf orgeln den Städten aus Stein und Eisen die Gestirne hervortreten, kreuzen sich die fahlen Riesenfächer der Scheinwerfer und tasten mit ätherdünnen Fühlern in die Himmelsferne, die von zornigen Hornissen summt und im Gesprüh explodierender Geschosse wie schwarzblaues Glas zerspringt. Es sieht

aus, als ob glührote Sterne in tausend Schuppen verregnen. Die Wiese hinter den Häu sern. wo Hermann wohnt, brüllt aus vier Stahl schlünden, die nach den unsichtbaren Hornissen schnappen. Oft sind sie im Schnittpunkt der un endlichen Leuchtarme gefangen, dann sehen sie wie silberne Falter im tödlichen Fangnetz der breiten, lautlosen Lichtschneiden aus. In solchen Nächten steht Hermann an „seiner" Straßenecke, Er ist Meldeläufer. Die Mutter äng stigt sich um ihn, aber er wirft bloß den blonden Schopf empor: „Ach

könne. Hermann ist der unbeirrba ren Ansicht, daß er höchstens eine Beule davon tragen würde. Die Hauptsache ist. daß er sich unter der kühlen Stahlwölbung, die er mit Zei tungspapier ausgepolstert hat, sicherer als im tief sten Kellerbunker fühlt. Vorausgesetzt natürlich, daß er die Nase nicht allzu neugierig in die Luft steckt, wenn die Flaksplitter auf die Dächer trom meln und mit surrendem Pfeifen auf die Straße prellen. Einmal streifte ihn so ein unsichtbares Ding am> Aermel wie eine rauhe

Faust. Das war am Weih nachtsabend, als eine Maschine hoch über dem naheliegenden Stahlwerk kreiste und sämtliche Batterien jaulten, daß die Erde rollte und schlin gerte wie in einem kosmischen Sturm. Eine Fon täne von Brandbomben schlug aus dem Leib des dösen Vogels, schäumte über dem Kamm des Ge genwindes und sagte zischend und rauschend mit- ten in die beweglose Häuserherde. Es flammte auf. es knisterte von ersten Feuerstößen. Signal für Hermann! Er stob wie ein Windhund durch die dunklen Straßen

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