Meran : hundert Jahre Kurort 1836 - 1936 ; [Festschrift der alten Hauptstadt des Landes zum hundertjährigen Bestande als Kurort]
dürfte er Kußabgaben geleistet haben an schöne Rittersdamen, Bürger- und Bauernmädchen, die gewiß nicht „fad' waren einem Rit ter gegenüber, höchstens „a bissei gschamig' (verschämt). Eitel Lebensfreude herrschte hier bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts ; Bischöfe, Klöster und Adelige waren hier begütert, die schönen Ansitze erstanden hier nach und nach seit 1400. Der Herbst galt der Weinlese, der Winter der Jagd, und wohl auch vielfach der Flucht vor dem heimischen kalten Winter, besonders
bei den meist j,älteren Herren'. Drei Wochen länger Herbst — drei Wochen früher „Langes' (Frühling) — die Leute hatten es freilich gut! Wo .gab es dies sonst in deutschen Landen? Und so nahe! Kurzum, es war landläufig bekannt, daß ,,Maroon a xunds Orti' ist. Es ist nicht meine Aufgabe, den Werdegang des Kurortes Meran zu beschreiben, sondern auf die Tatsache hinzuweisen, daß die Brennerwand Europa in zwei Großgebiete teilt: Kühleuropa und Warmeuropa ! Und daß diese Scheide grenze nirgends so nördlich liegt