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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 16
Datum: 07.12.1935
Umfang: 16
schließen sich diese Ausgestoßenen der Menschheit eng aneinander; alle Klassenunterschiede verwischen sich vor dem drohenden Schicksal. „Rimrn's nicht tragisch!" Als Bruno Richard Hauptmann inr Februar nach sei ner Verurteilung in das Gefängnis von Trenton gebracht wurde, empfingen ihn seine Leidensgenossen mit einer Mi schung von Sympathie und Neugier: „Nimm's nicht tra gisch" . . . „Uns geht es genau so" . . . Diese Wohlwollen- den Aeußerungen beantwortete Hauptmann mit Still- schweigen, das sofort

einen Abgrund zwischen ihm und sei nen Kameraden schuf. Er gab sofort seiner Verachtung für seine Mitgefangenen Ausdruck. Der von der ganzen Welt Verachtete dünkt sich zu vornehm für diese Umgebung. Hauptmanns Anwälte und seine Frau versuchten, so weit es m ihren Kräften stand, ihm sein Leben so angenehm wie möglich zu machen. Eine Summe von 500 Dollars wurde zu seiner Verfügung gestellt, damit er sich Bücher. Zigaretten und andere Dinge, die das Leben verschönern, verschaffen könne. Doch hat Hauptmann

bis zum heutigen Tage seinen weniger begüterten Kameraden davon nicht das Gerrnste angeboten. eine Tatsache, die mit den Ge pflogenheiten unter den Gefangenen in krassem Widerspruch steht, und die auch die Gefangenenwärter in Erstaunen ver setzte. Er will nur Menschen der „guten Gesellschaft" empfangen Seinen Leidensgenossen gegenüber hat Hauptmann eine gleichgültige, Distanz schaffende Haltung angenommen. Dafür ist er den Wächtern gegenüber.sehr zuvorkommend, denn diese sind die Aristokraten des Gefängnisses

, die die Macht in den Händen halten. Es sieht so aus. als hätte Hauptmann hinter seinen Gittern kein anderes Ziel, als auf sie einen guten Eindruck zu machen. Er erklärt ihnen, daß er eine militärische Disziplin für erforderlich hält und daß die Gefängnisvorschriften nicht zu streng find. Ein lutherischer Pfarrere. um dessen Besuch Hauptmann gebeten hatte, war über die Art der Sorgen, die Hauptmann sich macht, erstaunt; denn der Verurteilte wollte unbedingt die Frage klären, ob der in Deutschland

hergestellte Pfeifen tabak dem amerikanischen wirklich überlegen sei. Im übri gen will Hauptmann nur Menschen der guten Gesellschaft um sich sehen. Anläßlich ks Flemington-Prozefses hatte er zwei Nächte schlecht geschlafen und fiel nach der Urteilsverlesung in Ohnmacht. Seit dieser Zeit hat er sich aber wieder erholt; er schläft und ißt gut, trinkt viel Tee, um die Zeit zu ver treiben. und hört Radio. An die Wand seiner Zelle hat er fünfzehn Photogra phien seiner Angehörigen gehängt

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Tiroler Wastl
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Seite 9 von 16
Datum: 30.12.1931
Umfang: 16
, dem der Hauptmann vor C. als Kompagnie.ommandant angehvrte, stand als „Divi sionsreserve" bei Kolonie Breszcza, also ungefähr am halben Wege zwischen Luck und Dubno, und hatte in einem dichten Walde beiderseits der Straße in solid gebauten Baracken, zu deren Herstellung die herrlichen Eichen- und Buchenwälder ringsum in vandalischester Weise geplündert worden waren, recht gute Unterkünfte bezogen. Da in jener Zeit des Tauer stellungskrieges der Nachschub noch ganz vortrefflich funktionierte, befand

mit Rum und Zucker versetzt, zur Hebung der Stimmung natürlich ganz wesentlich beitrug. Zumeist wurde dabei „Halma", „Dame", Schach oder Tarock gespielt, mehr oder weniges schlüpfrige Gschichtln erzählt, gesungen, gelacht und dgl. mehr. Nur der junge Hauptmann Karl von C. beteiligte sich, und der Grund war allbekannt, höchst selten an diesen abendlichen Unterhaltungen: er hatte sich ernstlich und erfolgreich in die schöne polnische Witwe Marya verliebt. Eines Tages ge schah aber das Unglaubliche

Polin losgesagt. * Er konnte sie aber nicht vergessen und ihr, der Ungetreuen, schien es ähnlich zu ergehen. Man sah nämlich die schöne Schloßherrin Marya tagtäglich in Kolonie Breszcza herumstrei chen und der Hauptmann von C. hatte daher schwer mit sich zu kämpfen, um den Lockungen jener polnischen Sirene nicht neuerdings zu erliegen. Schließlich machte sich die lüsterne Witwe — der Bataillonsadjutant, Oberleutnant T., sah in ihr, da es von Russenspionen förmlich wimmelte, eine solche — Vorliebe

für die ärarischen Pferde des Regiments heuchelnd, an den Pferdewärter des Hauptmanns von C. heran, um diesen zu bestechen. Als gefinkelter Bursche und seines Zei chens Agramer Droschkenkutscher, flunkerte der nicht lange, lockte die schöne Polin eines Abends unter der listigen Vorgabe, sie zu einem Stelldichein mit seinem Herrn, dem Hauptmann von C., geleiten zu wollen in den Wald hinaus, wo er sie in brutalster Weise vergewaltigte. Das war der Tatbestand, und der Zufall wollte es, daß ein des Weges

längst wieder in Kampfstellung, als dieser gegen! Ende Mai des Jahres 1916 plötzlich eine Vorladung zum Divi ionsgericht erhielt: Er ward des Verbrechens der Notzucht, begarrgeu an der Schloß herrin Marya von Malewanka angellagt und hatte sich darob zu verantworten. Sie die einstige Geliebte, die angab, durch ihn geschwängert worderr zu sein, hatte ihn angeklagt. Die Sache stand also recht schlimm für den ob solcher Niedertracht gänzlich niedergeschmetierten jungen Hauptmann, denn Marya

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 14.09.1932
Umfang: 8
Familie Europas sein können!" „Wir Wrrer haben uns wie Bluthunde betragen!" Kn Priester über die Rolle der Geistlichkeit im Weltkriege Geschichte» um Gerhart Hauvtmann Schreiberhau Das Bauernhaus in Schreiberhau, wo Hauptmann „Die Weber", „College Crampton", den „Biberpelz", „Han neles Himmelfahrt", „Elga", „Die versunkene Glocke" und „Fuhrmann Hentschel" geschrieben hat,' kam aus eine ganz eigenartige Weise in seinen Besitz. Eines Tages machte Va ter Hauptmann mit Gerhart und Karl von Warmbrunn

ein^ Wagenfahrt ins Gebirge. In Mittelschreiberhau, am Gasthvf „Zur Sonne", machten sie halt. Gerhart schwelgte in der Aussicht und meinte: „Hier laßt uns Hütten bauen." — .Run ja, warum nicht?" antwortete Vater Hauptmann. „Eine Hütte wäre wohl zu haben. Seht, gerade hier, wo sich der großartige Blick aufs Gebirge bietet, steht ja ein recht gediegenes Landhaus mit herrlichem Wiesen- und Waldgelände." Dann wandte er sich an eine Frau, die das ganze Ge- Iprach mitanhörte: „Ist das Ihr Haus? Und wär's

viel leicht zu kaufen?" Unschlüssig antwortete dW>»rau: „Nu ju, ju! Nu nee, nee!" Dann rief sie ihren Mann herbei, der nannte den Preis, und eine halbe Stunde später konnte ^^art^begeistert ausrufen: „Nun bin ich Hausbesitzer ge- „Hanneles Himmelfahrt" ~ ,. ^^sTages saß Hauptmann mit Georg Hirschfeld, Felrx Holländer und Max Marschalk in seinem Garten. r* to ? r .„ e ? cn f e * ner Traumdichtung „Hanneles Him melfahrt ' fertig geworden. Plötzlich sprang der Dichter aus und rres: „Na, Hirschfeld! Möchtest

du's hören?" Dre kleine Gesellschaft begab sich in das Arbeitszimmer des Dichters und Hauptmann las nun die Traumdichtung vor. Als Hauptmann geendet hatte, stellte er sein Werk zur Diskussion. Die Kritik von Felix Holländer lautete folgen dermaßen: „Ich habe während des Anhörens den Eindruck gehabt, daß das Werk mit dem zweiten Akt vollendet sei und daß der ganze Schlußakt, der im Himmel spielt, so schön er in allen seinen Einzelheiten sein möge, aus keiner inneren Notwendigkeit geschaffen wurde

!" Hauptmann hörte sich das Urteil mit einer großartigen Gelassenheit an und erklärte nach einer kurzen Pause, daß er Holländers Meinung vollkommen teile. „Hanneles Traum ist eben mit dem zweiten Akt ausgeträumt ge wesen ..." Am 14. November 1893 wurde das Stück in Berlin in der neuen zweiaktigen F..ssung uraufgeführt. Allerdings hieß die Dichtung damals nicht „Hanneles Him melfahrt", sondern einfach „Hannele". Rose Bernd Im April 1903 wurde Hauptmann vom Schwurgericht beim Landgericht Hirschberg

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 11 von 14
Datum: 29.07.1933
Umfang: 14
ZKöpenifc in Qi. S. Die im Folgenden erzählte Anekdote ist eigentlich zeitlos. Schon in ' alten Chroniken begegnet sie uns und wird mit geringen Variationen immer wieder auf- tauchen, so lange die Dummheit unter den Menschen eine Stätte findet. Nur der Hintergrund wechselt, der Verlauf selbst ist mehr oder weniger immer wieder! derselbe. Und jedes Volk kommt früher oder später zu seinen! Hauptmann von Köpenik; jede Nation be- kommt den Schuster Voigt, den sie verdient, der ihr sozusagen

2O Ich bestimme am zweiten Tag alle meine Leute zur Marodenvifite, die in der Nähe des Montuven- magazins in der Brigadesanitätsanstalt abgehaltcn wird. Wir haben keine Beanstandung; fünf Mann werden zur Abgabe an ein Spital zurückbehalten, fünf an dere, unter denen auch' ich bin, erhialten eine Beschei nigung zu leichtem Dienst ohne Waffe. — Diese Ge schichte, die mir etwas Sorge gemacht hatte, ist also in Butter. Es kann uns nichts mehr passieren. Am dritten Tag treffe ich einen Hauptmann, bm ich von früher

her kenne, und bitte ihn um Rat, da ich nicht weiß, wo ich mich anstellig machen kann. Der Hauptmann sagt, er brauche Leute für den Nachschub, ich! möchte mit meinen Leuten bet ihm eintreten. Ietzts haut die Sache, d-enke ich, jetzt sind wir vollends aus dem Wasser. Wir treten bert Dienst an. Die Arbeit ist nicht anstrengend, die Verpflegung ausgezeichnet, denn wir sitzen an der Quelle. Nur d-as ewige heidi, heidi, die Pferdeschiinderei, geht mir auf die Nerven. Der Hauptmann

, ist ein ausgezeichneter, verständiger Mensch. Er kommandiert -eine bunte Gesellschaft; Sol daten verschiedener Nationen finb vertreten!, nur keine Deutschen. Der Hauptmann hat die Aufgabe, für eine gewisse Strecke, mit seinen Leuten den Trainfuhrwer- ken weiterzuhelfen, die auf den grundlosen Wegen! fort während stecken bleiben. Er überträgt mir die Füh rung des ersten Zuges, da, ihm der Zugsführer, ein Bosniak, gerade desertiert ist. Abends ruft er mich immer zu sich, zu seinem persönlichen Schutze

. Er hat anscheinend auf die fremdsprachigen Soldaten we nig Vertrauen. Mit dem Revolver in der fymb mu stere ist die serbischen Hütten, nach einem Nachtla ger forschend für den Hauptmann. Habe ich eine pas sende Unterkun!ft gefunden, ri.chten> wir uns häuslich ein. Ich muß selbstverständlich immer bei den Ge lagen mithalten; ich bin Koch und Gast zugleich!. Auß!er dem Hauptmann ist Noch ein Kadett anwesend- ein lieber, junger Mensch'. Das Gespräch dreht sich meistens um die Kriegsaus sichten und Verhältnisse

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Wörgler Nachrichten
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Seite 5 von 8
Datum: 29.07.1933
Umfang: 8
tKöpenifc in 2 /. S. Die im Folgenden erzählte Anekdote ist eigentlich zeitlos. Schon in alten Chroniken begegnet sie uns und wird mit geringen Variationen immer Mieder auf tauchen, so lange die Dummheit unter den Menschen eine Stätte findet. Nur der Hintergrund wechselt, der Verlauf selbst ist mehr oder weniger immer wieder! derselbe. Und jedes Volk kommt früher oder später zu seinem Hauptmann von Köpenik; jede Nation be kommt den Schuster Voigt, den sie verdient, der ihr sozusagen

20 Ich bestimme am zweiten Tag alle meine Leute zur Marodenvifite, die in der Nähe des Monturen magazins in der Brigadesanitätsanstalt abgehaltcn wird. Wir haben keine Beanstandung; fünf Mann werden zur Abgabe an ein Spital zurückbehalten, fünf an dere, unter denen auch ich bin, erhalten eine Beschei nigung zu leichtem Dienst ohne Waffe. — Diese Ge schichte, die mir etwas Sorge gemacht hatte, ist also in Butter. Es kann uns nichts mehr passieren. Am dritten Tag treffe ich einen Hauptmann, den ich von früher

her kenne, und bitte ihn um Rat, da ich nicht weiß, wo ich mich anstellig machen kann. Der Hauptmann sagt, er brauche, Leute für den Nachschub, ich, möch,te mit meinen Leuten bet chm eintreten. Jetzts haut die Sache, denke ich, jetzt sind wir vollends aus dem Wasser. Wir treten den Dienst an. Die Arbeit ist nicht anstrengend, die Verpflegung ausgezeichnet, denn wir sitzen an der Quelle. Nur das ewige heidi, Heidt, die Pferdeschinderei, geht mir auf die Nerven. Der Hauptmann ist ein ausgezeichneter

, verständiger Mensch. Er kommandiert -eine bunte Gesellschaft; Sol datm verschiedener Nationen sind vertreten, nur keine Deutschen. Der Hauptmann hat die Aufgabe, für eine gewisse Strecke, mit seinen Leuten den Train fuhrwer ken weiterzuhelfen, die auf den grundlosen Wegen fort während stecken bleibew Er überträgt mir die Füh rung des ersten Zuges, da ihm der Zugsführer, ein Bosniak, gerade desertiert ist. Abends ruft er mich immer zu sich!, zu seinem persönlichen Schutze. Er hat anscheinend

auf die fremdsprachigen Soldaten we nig Vertrauen. Mit dem Revolver in der Hand- mu stere ist die serbischen Hütten, nach einem Nachtla ger forschend für den Hauptmann. Habe ich eine pas sende Unterkunft gefunden, richten! wir uns häuslich ein. Ich muß selbstverständlich immer bei den Ge lagen mithalten; ich bin Koch und Gast zugleich. Außer dem Hauptmann ist noch ein Küdett anwesend, ein lieber, junger Mensch. Das Gespräch dreht sich meistens um die Kriegsaus sichten und Verhältnisse. Eines Abends, der Hauptmann

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Lienzer Nachrichten
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Seite 13 von 14
Datum: 13.12.1935
Umfang: 14
, wie unberührt Hanna bleibt, und das beruhigt ihn wieder. „Dolle Geschichte, Arve, die mir der Hauptmann erzählt! Die Lappen hatten es auf dich abgesehen! Törichtes Volk, in dir einen Werwolf zu sehen!" Mit diesen Worten be grüßt Markollen Olstenna und wendet sich dann an den Hauptmann. „Was sagen Sie zu der unangenehmen Geschichte, lieber Hauptmann?" „Ich bin herzlich froh, daß sie so friedlich ausgelaufen ist!" entgegnet der Hauptmann ruhig. „Immerhin erkenne ich an, daß das Ereignis unsere gute Stadt

Karskulla wieder einmal für ein paar Wochen -oder Monate vor dem Einschlafen gerettet hat." Alle lachen zu den trockenen Worten Stifsä- tens. Die Gäste nehmen Platz. Hanna ergreift das Wort und sagt mit einem Lächeln, das ihr reizend steht: „Aber, Herr Hauptmann, so schlimm ist es denn doch nicht. Ich. finde Sie Menschen hier doch sehr lebendig und munter, durchaus nicht verschla fen." „Das scheint nur so, mein Fräulein,," ent gegnet der Hauptmann. „Das ist gewaltsam. Wir leiden in Wirklichkeit

alle unter der so großen Stille, die uns hier einschließt. Das bißchen Grenzverkehr ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Zudem find die Menschen hier sehr seßhaft, sie lieben ihre Heimat und blei ben hier. Neue Gesichter gibt es wenige, und damit sind die Ereignisse auch klein, die uns beleben. Es ist für uns alle eine Freude, daß Sie nach Karskulla gekommen sind. Wir sehen nicht nur einmal ein neues, sondern auch ein schönes Gesicht." „Ei, Herr Hauptmann, wenn man noch Komplimente

machen kann, dann ist das Ein schlafen Wohl noch nicht zu befürchten." „Zur Zeit bestimmt nicht, mein Fräulein!" nickt der Hauptmann ihr lustig zu. „Ich hoffe. Sie bleiben recht lange hier und zaubern un sere rauhe, aber doch schöne Heimat auf recht viel Leinwand." „Ihre Heimat ist schön, Herr Hauptmann!" spricht Hanna mit Aachdruck. „Sie werden beschämt seiv, wenn Sie einmal fehlen, was ich ihr alles an Schönheit in meinen Bildern ablausche." Arve stimmt ihr zu. Mit warmem Blick sieht er sie an und nickt. „So ist es, Hanna. Ansere

zu haben, sagt sein Blick. Der Hauptmann hat nicht ganz unrecht. Markollen ist -oft still und in sich gekehrt, aber er kann, wenn er in Laune ist, der beste, lustigste Gesellschafter sein. Seiner Lustigkeit fehlt allerdings das Beschwingte, Herzliche, ober er ist ein Plauderer, der, wenn er will, al les in den Schatten stellt. So fährt man nach Schloß Markollen. * Markollen liegt an der Grenze, nur eine halbe Meile von ihr !entfernt, im dichtesten Walde, verborgen wie ein verzaubertes Schloß

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 7 von 8
Datum: 10.08.1935
Umfang: 8
Vorkommnisse vorüber. In diese Zeit fällt die Beförderung des Stabs oberjägers Georg Foidl zum Leutnant bzw. Oberleut- nantL. Der Gesundheitszustand der ganzen Mannschaft der Standschützengruppe eins verschlechterte sich täglich zu sehends. Auch Hauptmann Beider erkrankte schwer und wurde nach ordnungsmäßiger Uebergabe der Kompag nie an den neuernannten Oberleutnant Georg Foidl ins Spital nach Volano abtransporitert. Die Mannschaft mußte noch mit 38 bis 39 Grad Fieber die Posten und Feldwachen bestreiten

und nur Verwundete wurden zurück beordert. Die Kompagnie Kitzbühel hatte in dieser Zeit auch mehrmals Leicht- und Schwerverwundete zu beklagen. Alle diese Umstände veranlaßten Hauptmann Beider, vor seinem Abgang, den Versuch zu unternehmen, für die Kompagnie eine Ablösung zu erbitten. Er begab sich zum Gruppenkommandant, Hauptmann Hibler, einem ausgezeichneten Offizier, und trug! ihm das Ansuchen auf Ablösung unter Berufung auf die Erschöpfung der Mannschaft vor. Hauptmann Hibler meinte, die Ablösung

einer ein zelnen Kompagnie sei gänzlich ausgeschlossen, eher könnte eine Ablösung der ganzen Gruppe 1 möglich sein, je doch sei auch das mehr als zweifelhaft, da er sich nicht denken könne, woher ein Ersatz genommen wer den könne. Auf die weitere Frage, ob nicht doch der Versuch gemacht werden könne, erwiderte Hauptmann Hibler: Ja, versuchen kann man es schon, nützen wird es jedoch nichts. Daraufhin besprach sich Hauptmann Beider mit den weiteren vier Kompagnlekommandanten, worauf die selben gemeinsam

zum Gruppenkommandanten Haupt mann Hibler gingen und die 'Bitte auf Ablösung der ganzen Gruppe 1 N.O.T. vortrugen. Hauptmann Hibler nahm hierüber ein Protokoll auf und schilderte darin wahrheitsgetreu die Lage und den Zustand der Gruppe. Das Protokoll wurde von al len Kompagniekommandanten unterfertigt und über das Brigade zum Armeekommando geleitet. Einige Tage später wurden alle Kompagmekommandanten telefonisch zum Rapport vor dem erschienenen Brigadegeneral nach Marko bestimmt. Bei dickem Hals Blähhals, Satthals

, und weil sie ihre An sichten geläufiger und klarer auszusprechen imstande sind. Beim Rapport wurden die Kompagniekömmandanten zuerst nicht gerade freundlich empfangen. Jedoch än derte der Brigadier die Tonart rasch und verlegte sich mehr auf die bittende Form. Hauptmann Beider, der sich in seinem leidenden Z!ustand kaum auftecht halten konnte, schliderte in beredten Worten den Zu stand, der durch den ununterbrochenen, aufreibenden Dienst gänzliche heruntergekommenen Mannschaft und schloß mit den Worten: „Herr General

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 3 von 12
Datum: 29.09.1934
Umfang: 12
ein Machtbekenntnis für Glaube und Heimat abgegeben haben. An dieser Stelle seien besonders erwähnt: Die Ab ordnungen der vier Kaiserjägerregimenter und der drei Tiroler Kaiserschützenregimenter, welche mit ihren ruhmbedeckten Fahnen an diesen erhebenden Feierlich keiten teilgenommen hatten. Besonderer Dank gebührt auch der Schützenkom pagnie von Wilten mit Hauptmann Gaim, der Speck- Ein ehrendes Andenken an die großen Staats männer Oesterreichs dt. Seiftet — dt. dettQuf Sondsr-Ausgabe „ in über 60 Bildern

Anzeiger", Innsbruck, flaximilianstr. 9, e'r’zusenaen Der Betrag von 50 Groschen ist in Briefmarken beizuiegen. Die Verwaltung des „Tiroler Anzeiger“ Innsbruck, Maximilianstrafie 9. bacher-Schützenkompagnie aus Abfam mit Hauptmann Cocazza, der Schützenkompagnie mit Hauptmann Schallec, dem Kriegerverein aus Telfs mit Hauptmann Gapp, welche, wie im Vorjahre beim Katholikentag, mit ihren Musikkapellen nach uralter Ueberlieferung die Burghauptwache bezogen und auch die Ehrenwache beim Heldendenkmal hielten

, Oberleutnant Baron Wohlfahrt, Schützenhauptmann Gaim, Schützen hauptmann Schaller, Schützenhauptmann Corazza, Hauptmann Gapp, Oberleutnant Ruth, Oberleutnant Stuffer und Titze. Liollidiermlg der Februarereigklsfe Wien, 27. September. Nach der Niederwerfung des Februaraufstandes des Republikanischen Schutzbundes waren den Wiener Straflandesgerichten und dessen Filialen bekannter maßen rund 2400 Schutzbündler eingeliefert worden. Die Rädelsführer wurden in Hunderten

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 23.08.1937
Umfang: 6
Line Fahrt an clie ehemalige Dolomitensront. Text und Aufnahmen von Karl Paulin. Herbstliches Leuchten um den Col di Lana! Wer von den Teilnehmern an der Fahrt zum blutgeweihten Eckpfeiler der einstigen heißumkämpften Dolomitensront unter Führung des letzten österreichischen Kommandanten der Gipfelbesatzung, Hauptmann Anton von Tschurtschenthaler, trägt nicht noch den Glanz jenes Herbsttages 1935 und seiner unvergeß lichen Eindrücke im Herzen. Bestärkt durch den Erfolg

C a n t o r e, der bei einem mißglückten Durchbruchsversuch an der Tofanafront am 20. Juli 1915 durch eine österreichische Kugel siel, unsere Aufmerksamkeit auf das nahe Kampfgebiet lenkt. Nach kurzer Rast erklimmt unser Postauto die Kehren der Dolomitenstraße und hält unterhalb des Falzaregopasses ge rade gegenüber dem mächtigen Felsenmassiv der Tofana I. Hauptmann v. Raschin erhebt sich und erzählt die Geschichte des kampfumtobten Berges, von dessen Gipfel aus die Italiener die österreichische Besatzung des „Castelletto

der Gletscher thron der Marmolata auf. Hauptmann v. Raschin steigt nun mit einer Gruppe, vorbei an der Oellacherstellung, die der Heldentat des jungen Inns brucker Fähnrichs Hermann O e l l a ch e r ihren Namen verdankt, in die Felsen des Kleinen Lagazuoi ein, um durch einen Stollen den die Italiener einst durch den Berg gebohrt, auf die Höhe der Lagazuoischarte zu kommen. Wir wählen einen anderen Aufstieg, überqueren nach rechts die steilen Felsabstürze und erreichen über mächtige Geröllhalden den Sattel

der Lagazuoi scharte. 9 Einem von uns geht angesichts der von riefenhaften Blöcken und Granattrichtern erfüllten Felswüste das Herz auf: Notar Hans Höpperger war einst im Juli 1915 als Ober leutnant und Kompagniekommandant des Landsturmbatail lons Nr. 165 im Verein mit dem Kommandanten einer bayri schen Jägerkompagnie, Hauptmann Weiß vom Deutschen Alpenkorps, der erste Verteidiger der Lagazuoischarte. Nun sieht er nach 22 Jahren zum erstenmal wieder die erinnerungsreichen Stätten und führt

uns nach gemütlicher Rast hinunter zu dem mächtigen Felsblock, unter dessen deckendem Schutz damals die Baracke des Kampfabschnittskommandos Lagazuoischarte ent stand, die später auch Hauptmann Raschin besiedelte. Die Ge mütskraft des Erlebten erfüllt diese Stunde des Wiedersehens; obwohl heute von der vor kurzem abgebrannten Baracke nur mehr verkohlte Reste stehen, so beleben sie sich bei Höpper- gers Schilderung mit Bildern treuester Kriegskameradschaft. Zahnarzt Alber aus Bozen, der bei der Sprengung

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Wörgler Nachrichten
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Seite 4 von 8
Datum: 07.10.1933
Umfang: 8
ist, ohne daß es dem Gewerbeinhaber nach den Umständen bekannt sein mußte oder konnte, daß er durch seine Handlungsweise den verpönten Erfolg herbeiführe. Das Handelsmini- Tiroler LMftllrln-3ns.-Reg.Nr.l Abenteuer und Erlebnisse eines Landsturm- Korporals. — Von Ernst Frank 31 „Heute muß noch marschiert werden", kommt der Befehl. „Alles bereithalten!" — Hauptmann Bauernschreck mustert uns. „Haben Sie alles beisammen?" wendet er sich an uns. „Heute wird es kritisch", höre ich ihn zu Leut nant Sorgenlos sagen. Er steigt zu Pferd

, wobei ihm der Leutnant behilflich ist. „Sind Sie orientiert?" wendet er sich wieder an den Leutnant, der nun emsig die Karte studiert und sich seinen Vollbart streicht. „Ich glaube, meiner Sache sicher zu sein, Herr Hauptmann", gibt dieser zur Antwort. „Peter sind sie da?" ruft der Hauptmann fernem Burschen zu, als er ihn nicht gleich bemerkt, „passen Sie ja auf und bleiben Sie immer in meiner Nähe!. Verstanden!" „Leutnant Somenloö. ich bitte! — Wir werde«! heute nacht in unserer rechten Flanke

Patrouillen ausschicken, aber ja Verbindung halten. — Ich bitte, sagen Sie den Leuten, falls sie angegriffen werden, sotten sie ein gewaltiges Geschrei erheben, damit diese verdamm ten Serben gleich auf den „Hintern" fallen. Verstehen Sie, Herr Leutnant, Kriegslist." „Ich verstehe", erwidert der Leutnant, Ähnlich wie die Juden vor Jericho. — Schade, daß wir der Sonne nicht gebieten können. Auch die Türme fallen uns nicht mehr zusammen." „Ja", meint der Hauptmann, „wenn wir nur den Mond hervorzaubern

könnten; die Nacht wird raben schwarz." „Peter — wo s ind Sie?" „Hier, Herr Hauptmann!" „Gut ists. — Bleiben Sie nur immer in memjer Nähe. Verstanden!" „Jawohl, Herr Hauptmann!" Es geht vorwärts. Zuerst nur ruckweise. Ordonnan zen kommen und gehen, Meldungen, Befehle über bringend. Geräuschlos geht attes. Wie Gespenster um Mitternacht huschen Gestalten hin und her. Die Chinabatterie wird in die Mitte genommen. Vor wärts, dann wieder Stockung. Studenlang durch Dun kel und Morast! — Plötzlich

wird es zum Rennen. „Anschließen — anschließen!" lautet der halbunter drückte Befehl. Rechts tauchen einige Häuser und Hütten aus der Dunkelheit. Wir passieren eine Ortschaft. Hie und da ein Lichtschein. „Ruhe!" heißt es. Ich habe die Menageschale im Brotsack und will eine kleine Stärkung hineinlangen. Kaffeekonserven habe ich noch. Der Deckel klappert. Ich! bin dicht hinter dem Hauptmann. Er ist vom Pferde gestiegen. Zwischen uns ist nur ein Mulli, der Kompagniegepäck aufgela den hat. Der Hauptmann! kreischt

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 4 von 8
Datum: 16.09.1933
Umfang: 8
. Tiroler LalldstllrM-3ns.-Reg.Rr.i Abenteuer und Erlebnisse eines Landsturm- Korporals. — Von Ernst Frank 28 Wir wenden keinen Blick von der Kiste. Wenn halt doch etwas übrigbliebe. Aus unsere Kochkiste, die Nach kommen soll, haben wir wenig Vertrauen. Diese „Re derei" kennen wir zur Genüge. Plötzlich hält Hauptmann Bauernschreck im Löffeln inne, stellt die Menageschale neben sich auf den Bo den, steht auf und ruft seinem Burschen: „Peter, kommen Sie her, nehmen Sie diese Sup pe und geben

Sie mir Ihre Menageschale." Peter reicht dem Hauptmann seine Menageschale. Dieser begibt sich wieder zur Kochkiste und schaut hinein. „Geben Sie mir noch ein wenig Suppe, Herr Koch," spricht er sehr artig. „Bedaure, Herr Hauptmann, es sind noch einige Herren ausständig. Bedaure sehr." „Schade, schade" jammert Hauptmann Bauernschreck, zieht dann, nicht ohne einen schmerzhaften Blick auf die .Kiste zu werfen. Er geht wieder zum Abhang zu rück und ruft feinen Burschen. „Peter, haben Sie die Suppe schon! gegessen?" „Nein

, Herr Hauptmann." „Gut, dann geben Sie die Suppe wieder her. — Schneiden Sie sich dafür ein Stück Brot und Käse ab. Das haben wir ja noch?" „Jawohl, Herr Hauptmann." Der Herr Hauptmann löffelt weiter. Peter erscheint mit einem Kommißwecken und einem Viertellaib Käse. Da tritt ganz unvermittelt ein Landstürmer vor den Hauptmann hin, salutiert stramm und sagt: „Herr Hauptmann, ich bitte gehorsamst, geben Sie mir für zehn Kreuzer Käse zu kaufen." Den Menagehauptmann reißt es vom Boden

auf. Eine solche Frechheit. Er donnert den Mann an: „Sie wollen mich frozzeln. Sie gemeiner Kerl, — eine solche Frechheit!" „Nein, Herr Hauptmann, ich habe Hunger." „Von welcher Kompagnie sind Sie?" „Von der Elften." „Oberleutnant von der Elften, kommen Sie her! Ich habe Anstände mit diesem Mann." Jn diesem Moment fällt eine serbische Granate auf dem Grat der Anhöhe ein und erzeugt einen schveren Steinhagel. Der Hauptmann wird von einem Stein am Kopf getroffen. — Ein Brixentnler schreibt von seiner Heimat

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Neueste Zeitung
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Seite 8 von 10
Datum: 02.01.1937
Umfang: 10
Hauptmann Falconers Rache. Diese Geschichte ist nicht erfunden; sie ist einer wahren Begebenheit nacherzählt von Rosemarie von Iankö. Der Hauptmann R. C. Falconer war ein Sonderling; das wußte jedes Kind in der schönen englischen Grafschaft Hert- fordshire, in der sich sein Landgut befand. Ein paar Jahre war es nun her, da entstieg dem Lokalzug des verschlafenen Oertchens B. der genannten Grafschaft ein etwa 55jahriger Herr mit energischer Miene, dem man den Kolomaloffizier so- gleich ansah

: die zu braunem Leder gegerbte Gesichtshaut sprach von der jahrelangen Einwirkung einer unbarmherzigen Tropensonne, ein steifes Bein, von dem manche wissen woll ten, es sei sogar eine Prothese, machte die vorzeitige Pensio nierung des ansonsten kräftigen Mannes erklärlich, der stahl- harte Blick, gepaart mit scharfer Kommandostimme, verriet jahrelange Befehlsgewohnheit und keinen allzu sanften Cha- rakter, der Neugierigen jede Fragestellung und gar jede An näherung von vornherein verwehrte. Hauptmann Falconer

zu werden, sondern kostenlos alles zugestanden zu erhalten, wonach an Reparaturen und Abänderungen ihm der Sinn stand. Ehe Falconer den Kauf abschloß, stellte er an den Agenten noch eine knappe Frage. „Nachbarn?" erkundigte er sich im Kom mandoton. Der Agent sprudelte über von begeisterten Ver sicherungen der überdimensionalen nachbarlichen Vorzüge. „Es wird Ihnen nicht schwer fallen, zu verbreiten," schnarrte der Hauptmann, „daß ich allein gelassen werden will!" Das wurde er denn auch. Denn wer den Schauermären

Hauptmann Falconer nichts. Er hielt keine Zeitung, er sah keine Menschen, sein Landgut lag ent legen und wohlumfriedet in sommerlicher Pracht. In einer Sternennacht indes, da er pfeiferauchend auf seiner Veranda saß, schrillten seltsame Klänge von nicht allzu ferne an sein Ohr: ein uralter Gassenhauer, von einer schrillen Frauenstimme gesungen, verpestete die schweigende Nacht, Lachen und Gröhlen junger, ausgelassener Stimmen gellte zwischen die Rhythmen des Grammophons. Der Hauptman erstarrte

— was ging da vor? Er konnte sich's nicht erklären und rief dem Diener. Der brauchte gar nicht auf Erkundung zu gehen: „Ferienlager, Herr," brummte er, „Urlauber in Zelten . . ." „Jag sie davon!" brüllte der Hauptmann, „dies ist mein Gut! Steht es nicht deutlich genug an den Toren? Jag sie davon!" Der Diener ging und kam wieder. „Sie sagen," meldete er, „es gefalle ihnen hier und Ihr mögt ruhig den Sheriff rufen. Im übrigen seien sie höfliche Leute, die Euren Gegenbesuch zu schätzen wüßten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 7 von 8
Datum: 04.01.1935
Umfang: 8
ihre Muslieferung wegen des Schmuckdiebstahls, aber auch 'Brüssel und Warschau wollen die drei vor Gericht ziehen. Me Angeklagten wurden zu je vier Monaten schweren Ker kers verurteilt. Kierszenkberg hat die Strafe durch die Unter suchungshaft bereits verbüßt. Der Prozeß um das Lindbergh-Babh In Fleming ton begann der in ganz Amerika mit un geheurer Spannung erwartete Sensationsprozeß gegen den Entführer und Mörder des Lindbergh°Babhs, gegen Bruno Richard Hauptmann aus Kamenz (Sachsen). Das Gerichtsgebäude

war im weiten Umfng durch ein starkes Polizeiaufgebot ckbgefperrt. das nur die Befugten in den Gerichtssaal einließ. Außer 200 Pressevertretern hatten nur 50 Personen Eintrittskarten erhalten. Der Gerichtshof nahm Schlag 10 Uhr (16 Uhr mitteleuropäische Zeit) seinen Platz ein, ebenso die Preffevertreter, die von ihren Plätzen aus durch fast lautlos arbeitende Fernschreiber ihre Zei tungszentralen direkt bedienen. Unter atemlosen Schweigen des Auditoriums betrat um 10.09 Uhr der augeklagte Hauptmann

in Begleitung seiner vier Verteidiger den Ge- rrchtssaal. Er war totenbleich, doch machte er einen gefaß- ten, ja trotzigen Eindruck. Auch Oberst Lindbergh, neben Hauptmann die Haupt figur des Prozeßes, erschien im Saal und nahm nur wenige Schritte von dem Angeklagten entfernt Platz. Der Vor sitzende begann dann mit der Auslosung der Geschworenen. Die erste Person, die für den Geschworenendienst ausgelost wurde, war eine ältere Frau, die die Anklagebehörde jedoch ablehnte, als sie erklärte, sie sei

eine Gegnerin der Todes strafe. Gleich zu Beginn der Verhandlung kündigte die Ver teidigung an, Hauptmann werde eine sensationelle Erklä rung abgeben. Er wolle Anklagen gegen eine andere Person erheben, die noch nicht verhaftet werden konnte, die aber schwer belastet sein soll. Hauptmann erklärte, er hoffe auf nichts anderes als auf Gerechtigkeit. Die Dauer des Prozesses wird auf vier bis sechs Wochen geschätzt. Flemington, 3. Jänner. (Reuter.) Frau Lindbergh wohnte heute der Gerichtssitzung bei und sah

so zum ersten- »nal den Angeklagten Hauptmann. Die Geschworenenbank ist jetzt vollständig und setzt sich aus acht Männern und vier Frauen zusammen. Flemington, 3. Jänner. (AN.) Der junge Klage anwalt Willentz begann sein Plädoyer, mit seiner Hand auf Hauptmann zeigend, mit den Worten: Wir werden beweisen, daß der Mann, der das Verbrechen begangen hat, hier in diesem Saale selbst sitzt. Während der Anklagerede blieb Hauptmann unbeweglich, seine Augen geradeaus gerichtet, ohne mit der Wimper zu zucken

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Neueste Zeitung
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Seite 2 von 10
Datum: 05.04.1936
Umfang: 10
Richard Hauptmann hingerichtet. | Trenlon, 4. April. ,(A. N.) Richard Hauptniann ist heute nachts hingerichtet ■ worden. Im letzten Augenblick hatte Frau Hauptmann eine i Klage eingebracht, in der Paul Wendel der Entführung ! des Lindberghkindes bezichtigt wird. .Auf Grund dieser Klage ! haben die Behörden einen Haftbefehl gegen Wendel erlassen, j doch konnte diese Maßnahme Hauptmann nicht mehr retten. ! Hauptmann wurde um 1.47 Uhr in Gegenwart von 55 Zeu- ! gen hingerichtet. Der Delinquent

hat, bevor er seine Zelle - verließ, die Bibel gelesen und dann raschen Schrittes i die Todeszelle betreten. Er war sehr bleich und ein wenig verwirrt. Zwei Aussetzer und zwei Geistliche begleiteten ihn auf diesem letzten Gang. Als man in Hauptmann drang, er möge noch im letzten Augenblick ein Geständnis oblegen, sagte er, daß alles, was er noch hinzufügen könnte, unwahr wäre. Hauptmanns letzte Stunden. h. Trenlon» 4. April. Hauptmann starb ohne weitere Erklä rungen darüber, wie er in den Besitz

des Staatsgefängnisses, K i m b e r l i n g, der die Hinrichtung leitete, teilte darüber mit: Hauptmann sandte mir Nachricht für seine Gattin und verbrachte den letzten Tag in anscheinend guter Stimmung, bei seiner letzten Mahlzeit zeigte er guten App etit. Reverend Wer ner, der Hauptmann auf seinem letzten Gang begleitete, erzählte, Hauptmanns größte Sorge sei das Los seiner G at- t i n und seines Kindes gewesen. Im übrigen habe Haupt- nrann erklärt, sich nicht vor dem Tode zu fürchten, weil er sein Vertrauen

in Gott begründet habe. Der Rechtsanwalt Hauptmanns erklärte: „Dieser Fall war die größte Tragödie in der Geschichte dieses Staates, die Zeit wird sie nicht weg wischen können." Als Frau Hauptmann die Nachricht von der Hinrichtung ihres Gatten überbracht wurde, fiel sie in O h am a ch t. Nach dem sie sich wieder einigermaßen erholt hatte, sagte sie: „Mein Gott, warum haben sie das getan, sie haben ihn ermordet." In der Umgebung des Staatsgefängnisses kämpfte in den Abendstunden eine großeMenge

gegen einen starken Po lizeiring, um näher an das Gefängnis heranzukommen. Berit tene Polizeitruppen standen zum Eingreifen bereit, die Ge fängniswache patrouillierte, mit leichten Maschinengewehren ausgerüstet, längs der Gefängnismauern. Schmerzloser Tod. Medizinische Fachleute erklären, daß der Tod Hauptmanns j schmerzlos gewesen sein muß. Der elektrische Stoß, der j Hauptmann tötete, habe die gleiche Wirkung, wie wenn Herz ! und Hirn plötzlich erfrieren würden. Der starke elektrische Strom lähmt Herz und Hirn

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 4 von 10
Datum: 07.10.1933
Umfang: 10
: Da! es, wie die deutsche Tiroler Lmdst«m-3vf.-Reg.Rr.1 Abenteuer und Erlebnisse eines Landsturm- Korporals. — Von Ernst Frank 31 „Heute muß noch marschiert werden", kommt der Befehl. „Alles bereithallen!" — Hauptmann Bauerttschreck mustert uns. „Haben Sie alles beisammen?" wendet er sich an uns. „Heute wird es kritisch", höre ich ihn zu Leut nant Sorgenlos sagen. Er steigt zu Pferd, wobei ihm der Leutnant behilflich ist. „Sind Sie orientiert?" wendet er sich wieder an den Leutnant, dev nun emsig die Karte studiert

und sich seinen Vollbart streicht. „Ich glaube, meiner Sache sicher zu sein, Herr Hauptmann", gibt dieser zur Antwort. „Peter sind sie da?" ruft der Hauptmann seinem Burschen zu, als er ihn nicht gleich bemerkt, „passen Sie ja auf und bleiben Sie immer in meiner Nähiel Verstanden!" „Leutnant Sorgenlos. ich bitte! — Wir werden heute nacht in unserer rechten Flanke Patrouillen ausschicken, aber ja Verbindung halten. — Ich bitte, sagen Sie den Leuten, falls sie angegriffm werden, sollen sie ein gewaltiges Geschrei

erheben, damit diese verdamm ten Serben gleich auf den „Hintern" fallen. Verstehen Sie, Herr Leutnant, Kriegslist." „Ich verstehe", erwidert der Leutnant, „ähnlich wie die Juden vor Jericho. — Schade, daß wir der Sonne nicht gebieten können. Auch die Türme fallen uns nicht mehr zusammen." „Ja", meint der Hauplmann, „wenn wir nur den Mond hekvorzaubern könnten; die Nacht wird raben schwarz." „Peter — wo sind Sie?" „Hier, Herr Hauptmann!" „Gut ists. — Bleiben Sie nur immer in meiner Nähe. Verstanden

!" „Jawohl, Herr .Hauptmann!" Es geht vorwärts. Zuerst nur ruckweise. Ordonnan zen kommen und gehen, Meldungen, Befehle über bkingend. Geräuschlos geht alles. Wie Gespenster, um Mitternacht huschen Gestalten hin und her. Die Chinabatterie wird in die Mitte genommen. Vor wärts, dann wieder Stockung. Studenlang durch Dun kel und Morast! — Plötzlich wird es zum Rennen. >,Anschlüßen — anschließen!" lautet der halbunter drückte Befehl. Rundfunkgesellschaft mitteilt, wiederholt vorkommt, daß deutsche

hinter dem Hauptmann. Er ist vom Pferde gestiegen. Zwischen uns ist nur ein Mulli, der Kompagniegepäck aufgela den hat. Der Hauptmann kreischt: „Ruhe! — Sie verdamm ter Kerl, ich erschieße Sie!" Sofort nehme ich den Deckel heraus, daß er kein Geräusch mehr machen kann. Es dauert nicht lange, dann stolpett der Mulli. Mehrere Menageschalm kom men in Bewegung. 'Der Hauptmann Bauernschreck dreht sich ganz erbost um: „So, jetzt Hab ich Sie, Sie verfluchter Kerl!" Er erwischt den Mulli bei den „Löffeln". „Verdammt

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Neueste Zeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 15.11.1932
Umfang: 8
Gerhart Hauptmanns dramatisches Werk. Zum 70. Geburtstag des Dichters. Keiner unserer großen Dramatiker hatte eine so lange ununterbrochene dramatische Schaffens- und Erntezeit wie Gerhart Hauptmann, der Siebzigjährige, dem nun bald ein halbes Jahrhundert die Bühne Instrument und Echo seines künstlerischen Wirkens ist. Schillers Feuergeist verzehrte sich allzufrüh und beschloß schon mit 45 Jahren sein gigan tisches Werk, Goethes dramatische Epoche war mit Ausnahme des „Faust", dessen Bedeutung

ja weit über das Drama hinausreicht, schon Jahrzehnte vor des Dichters Tod abgeschlos sen, Hebbel und Anzengruber mußten schon als Fünfziger dem Wink des Todes folgen und Grillparzer, der Achtziger, war als Dramatiker längst verstummt, ehe seine letzte Stunde schlug. I Gerhart Hauptmann der einst in einer sterbenden Zeit das Banner einer neuen Kunst entfaltet hat, erlebte die größte Umwälzung des geistigen, des staatlichen und wirtschaftlichen Lebens, ohne sich selbst zu verlieren, er blieb

dramatischer Kraft durchdrungen, seine schönsten und dauerndsten schöpfte Hauptmann aus der Geschichte der menschlichen Seele und aus dem Volksleben und der Märchen- weit seiner deutschen Heimat. Seine Wirkung holt Hauptmann nicht nur aus der voll endeten Beherrschung der kunstvollen Sprache als dichterisch beseeltes Ausdrucksmittel, sondern aus einer wurzelstarken Vertrautheit mit dem schlesischen Volksleben md seiner Mund" art, der die echtesten seiner volkstümlichen Bühnenmenschen ihre Unsterblichkeit

, Herzens kälte und eine Gesellschaftsordnung, die den kategorischen Im perativ der L i e b e nicht mehr kennt, den Mitmenschen schlagen. So wird Hauptmann ein Anwall der Enterbten, Unterdrückten, jedoch nicht im Sinne parteimäßiger Doktrin, sondern im weitesten Sinne eines Menschenfreundes, der das Leid überall dort, wo es von liebeleeren Menschen verursacht wird, ergrei fend gestaltet und den Fluch der Ichsucht auf den Pranger der Bühne stellt. Die Passivität seiner Stoffe, das hilflos Duldende

mancher seiner Helden, raubt dem Dichter oft das Hinreißende, Bezwin gende einer starken und kräftig pulsierenden Handlung. Daher schwankte auch der Erfolg seiner Dichtungen seit jeher, ja zu Zeiten schien der Ruhm des Dramatikers verdunkelt, der stets die billigen Mittel äußerer Erfolge, wie sie sein Wider part Hermann Sudermann mit bühnenkundiger Meister schaft zu verwenden verstand, verschmäht hat. Man ehrte den Ethiker Hauptmann, hielt den literarischen Wert seiner Dich tungen hoch, doch die Gunst

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Seite 2 von 4
Datum: 08.10.1940
Umfang: 4
an den Häfen der iberischen Halbinsel vorbei. Kmivtmlmn Hellmuth Wick Berlin. 8. Okt. Hauptmann Hellmuth W i ck, dem der Führer nach dessen 40. Luftsieg das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen hat, wurde am 5. August 1915 zu Mannheim als Sohn eines technischen Direktors geboren. Er besuchte von 1926 bis 1929 das Realgymnasium zu D a n- z i g, von 1929 bis 1935 die Oberrealschule Königsberg und legte auf einer Berliner Oberrealschule im Dezem ber 1935 die Reifeprüfung ab. Im April 1936

trat er als Fah nenjunker bei der Fliegertruppe ein, wurde am 1. Juli 1937 zum Fähnrich und am 8. November 1938 zum Leutnant be fördert. Nach Kommandierungen zu einem Kampfgeschwader und zu einer Jagdfliegerschule wurde er einer Jagdgruppe als Flugzeugführer zugeteilt. Im Juni 1940 wurde er ins Jagdgeschwader Richthofen versetzt, am 19. Juli zum Oberleutnant und am 4. September zum Hauptmann beför dert. Am 5. September wurde bekanntgegeben, daß Wick nach seinem 20. Luftsieg das Ritterkreuz

Messerschmitt-Jäger. „Freie Jagd!" lautet der Befehl. Hauptmann Wick fliegt wie immer an der Spitze seiner Jagdgruppe! Unsere Jäger sagen: „So etwas war noch nie da!" Mit Adleraugen wird ausgespäht; ah, da sind sie schon! Tatsächlich, fast in gleicher Höhe mit unseren Jägern fliegt eine ganze Staffel eng lischer Hurricanmaschinen. Fast jeder der deutschen Flugzeug führer hat sie schon erblickt. Haben die Briten unsere Jäger noch nicht bemerkt? Es ist nicht ganz klar — oder warten sie etwa

auf eine verstärkende Hilfe? Ziemlich dicht aufgeschlossen nehmen sie ihren Kurs. Da greift Hauptmann Wick an: Unsere Jäger sind jetzt etwa 500 Meter nähergekommen. Mit einer einzigen Feuergarbe hat er den zuletzt fliegenden Briten zerschmettert. Eine starke Rauchfahne nach sich ziehend, geht er sofort in die Tiefe. Haupt mann Wick beobachtet seinen Gegner sehr genau und schießt sofort im Bruchteil von Sekunden den zweiten Hurrican- jäger aus der Mitte heraus. Mit brennender Maschine saust auch er der Erde

zu. Nun haben die Briten das Unheil bemerkt. Der erste Jäger, den Hauptmann Wick. ins Visier bekommt, macht im gleichen Augenblick einen Abschwung. Sofort stürzt er mit seiner Maschine nach und während des rasenden Ab schwunges trifft er den Briten mit seiner tödlichen Feuer garbe. Der Kampf mit der englischen Staffel ist damit in vollem Gange. Mit einer Riesenfahrt sind die anderen deutschen Jäger eiligst herangebraust. Für die Engländer besteht keine Möglichkeit einer Rettung mehr. Feldwebel T. allein befördert

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Wörgler Nachrichten
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Seite 4 von 8
Datum: 16.09.1933
Umfang: 8
die Menageschale neben sich auf den Bo den, steht auf und ruft seinem Burschen: „Peter, kommen Sie her, nehmen Sie diese Sup pe und geben Sie mir Ihre Menageschale." Peter reicht dem Hauptmann seine Menageschale. Dieser begibt sich wieder zur Kochkiste und schaut hinein. „Geben Sie mir noch ein wenig Suppe, Herr Koch," spricht er sehr artig. „Bedaure, Herr Hauptmann, es find noch einige Herren -ausständig. Bedaure sehr." „Schade, schade" jammert Hauptmann Bauernschreck, zieht

dann, nicht ohne einen schmerzhaften Blick auf die Kiste zu werfen. Er geht wieder zum Abhang zu rück und ruft feinen Burschen. „Peter, haben Sie die Suppe schon gegessen?" „Nein, Herr Hauptmann." „Gut, dann geben Sie die Suppe wieder her. — Schneiden Sie sich dafür ein Stück Brot und Käse ab. Das haben wir ja noch?" „Jawohl, Herr Hauptmann." Der Herr Hauptmann löffelt weiter. Peter erscheint mit einem Kommißwecken und einem Viertellaib Käse. Da tritt ganz unvermittelt ein Landstürmer vor den Hauptmann hin, salutiert stramm

und sagt: „Herr Hauptmann, ,ich bitte gehorsamst, geben Sie mir für zehn Kreuzer Käse zu kaufen." Den Menagehauptmann reißt es vom Boden auf. Eine solche Frechheit. Er donnert den Mann an: „Sie wollen mich frozzeltt, Sie gemeiner Kerl, — eine solche Frechheit!" „Nein, Herr Hauptmann, ich habe Hunger." „Von welcher Kompagnie sind Sie?" „Von der Elften." „Oberleutnant von der Elften, kommen Sie her! Ich habe Anstände mit diesem Mann." In diesem Moment fällt eine serbische Granate auf dem Grat der Anhöhe

ein und erzeugt einen schweren Steinhagel. Der Hauptmann «wird von einem Stein am Kopf getroffm. — „Diese verfluchten Hunde," schimpft er. „Peter, pak- ken Sie schnell alles zusammen!" Der Käsehandel hat ein schnelles Ende gefunden. Major von Putzker erhält eine Meldung. „Marschieren!" befiehlt er in gewohnter Ruhe. Unsere Kochkiste hat uns schön im Stich gelassen. III. Heimwärts (Der große Rückzug) Also heimwärts — endgültig! Mittag ist längst vorüber. Durch Täler, über Hö hen und wildes Waldterrain geht

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 13 von 16
Datum: 13.01.1936
Umfang: 16
die industrielle Ausfuhr nur 25 Prozent, | während der Rest auf die Ausfuhr von landwirtschaftlichen Produkten entfiel. Im Jahre 1928 betrug dieses Verhält nis bereits 50:50, während im Jahve 1935 die industrielle Ausfuhr bereits auf 74 Prozent des Gesamtexportes stieg. Was wird mit Hauptman«? Neuhork, 11. Jänner. Am Vorabend des auf Sonntag festgesetzten Zusammentrittes des Begnadigungsgerichtes im Gefängnis von Tventon in New Jersey, wo Hauptmann in der Todeszelle seine auf den 17. Jänner anberaumte

Hin richtung auf dem elektrischen Stuhl erwartet, haben sich eine ganze Reihe neuer Sensationen ereignet, die in ganz Amerika das größte Aufsehen erregen. Nachdem Lindbergh mit seiner Familie die Flucht nach Europa ergriffen hat aus Furcht vor Erpressungen und der angedrohten Entführung seines zweiten Kindes, ist gestern abends „Dr. Jassie" Condon, der Mittelsmann Lindberghs und Hauptbelastungszeuge gegen Hauptmann mit einem Dampfer nach Südamerika abgereist. Condon hatte vor Gericht wiederholt behauptet

, daß er Hauptmann als den Empfänger des Lösegeldes bestimmt wiedererkenne. Die Nachricht von der Abreise Condons hat besonders bei Gouverneur Hofsmann von New Jersey, in dessen Hän den das Schicksal Hauptmanns ruht, größte Ueberraschung ausgelöst. Hofsmann wollte Condon in Gewahrsam bringen lassen, um mit ihm ein neuerliches Verhör anzustellen. Die zweite Sensation bildet ein Interview, das Gou verneur Hossmann dem „Neuyork American" gewährte. In diesem Interview erklärte Hofsmann

, daß er nicht an die Alleinschuld Hauptmanns glaube. In dem Interview heißt es wörtlich: „Ich glaube nicht, daß Hauptmann der allei nige Täter bei der Entführung des Lindbergh-Babys war." Ferner deutete der Gouverneur an, daß er sich bemühen werde, Lei dem heutigen Begnadigungsgericht eine Begna digung für Hauptmann zu erlangen, obwohl er erfahren habe, daß das Begnadigungsgericht gegen eine Begnadi gung sei. Hofsmann äußerte dann weiter sein Befremden über gewisse Eigentümlichkeiten im Verfahren gegen Haupt mann und erklärte

wörtlich: „Ich bin geradezu konsterniert darüber, daß die Stelle, die sich für die Durchführung des Urteils gegen Hauptmann dauernd sehr energisch eingesetzt hat, jetzt keine Bemühungen macht, das Verbrechen endlich restlos aufzuklären. Wenn der Begnadigungsgerichtshof zu einer Begnadigung Hauptmanns gelangt, werde ich eine Untersuchung aller Einzelheiten des Falles vornehmen, der bisher überhaupt nicht aufgeklärt ist." Heber die Llbreise Condons drückte dann der Gouver neur das größte Erstaunen

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 03.08.1939
Umfang: 6
. Ein breitrandiger Hut be schattete sein bärtiges Gesicht. Doch seine jungen, hellen Augen hielten sie gebannt. Augen, die so gar nicht in sein vom dunklen Et überwuchertes Gesicht passen wollten. Augen, die ihr seltsam vertraut schienen; die sie ansprachen mit einem wohl bekannten Laut. „Sie sind ... sind ..", stammelte sie, den Namen suchend. Aber der Fremde kam ihr zuvor: „Hauptmann Szasz!" rief « lachend aus. „Adjutant des Generals Görgey!" Ilona taumelte. „Das... das ist eine Freude! Wie haben Sie das ver

", begann nun der Hauptmann — und er wurde plötzlich ganz ernst — „hat uns berichtet, daß Sie, teuerste Baronin, den Weg fanden, an höchster Stelle die Kriegspläne zu erfahren. Wir haben uns in den Glauben gewiegt, es sei noch Frieden im Krieg. Die Oesterreicher schlafen; der Schnee behagt ihnen nicht. Doch ist es dem General Görgey ebenso wie dem Hauptquartier wichtig, zu erfahren, wann etwa die Armeen des Kaisers ans Losschlagen denken." „Nach der Schneeschmelze", antwortete Ilona sofort. „Wann

sprachen Sie — Ihre Freunde?" Hauptmann Szasz hatte mit Takt vermieden, den Namen des Staatskanzl-ers zu nennen. Ilona aber machte kein Hehl daraus, daß er es war, Schwarzenberg selber, dem sie so nahestand. „Bor einigen Tagen schon. Aber der Fürst Schwarzenberg erwartet mich heute." ^2^er Hauptmann und der Gelehrte wechselten einen schnellen „Dürfen wir hier warten?" fragte Szasz dann. „Natürlich. Sie sind hier wohlgeborgen. Seitdem ich beim Staatskanzler aus- und eingehe, weiß man, daß ich unter sei

nem Schutz stehe. Mein Haus wird zwar bewacht, aber nie mand wagt es, es zu betreten." „Man sah mich kommen?" erkundigte sich Szasz. „Vielleicht!" „Deshalb muß man mich auch Weggehen sehen", lachte der Offizier. „Ich habe Uebung darin, heimlich zu entweichen." Ilona wandte sich zu ihm. „Was wünschen Sie zu er fahren?" „Alles!" erwiderte Görgeys Adjutant. „Ich werde Ihre Mühe lohnen — und Ihre Todesverach tung, Hauptmann Szasz!" Wie schön sie war! Der junge Offizier, der so unverhofft

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Seite 4 von 6
Datum: 12.07.1939
Umfang: 6
war durch das Land geeilt, durch alle Komitate, von Stadt zu Stadt. Und feine Rede hatte das Volk entflammt und zum Widerstand ge stählt. Von überall her sprengten die Haiducken heran, um dem Mmisterrat die Grüße der Komitate zu übermitteln und zu melden, daß Kossuth unter ihnen geweilt hatte, und welchen Weg er eingeschlagen habe. „Wir erwarten ihn heute zurück", erklärte der Generalstabsmajor dem Hauptmann Szäfz, wäh rend sie den Saal der königlichen Burg, in dem der Kriegsrat getagt hatte, verließen

Verbindung der Menschen dieser beiden Städte. Aber sie haben ihre Brücke noch nicht erhalten, die beiden König reiche. Ein Bruderkrieg", sagte er mit schmerzlichem Ausdruck, „aber — es muß fein." Hauptmann Szäfz nickte nur, er fühlte genau so wie der Kamerad: „Wir ziehen nicht im Uebermut in diesen Krieg, son dern aus harter Notwendigkeit." Die Offiziere des Generalstabes waren ihnen auf die Ter rasse gefolgt. Hauptmann Szäfz wollte sich für einige Stunden verabschieden, da bemerkte er, als sein Blick

der Präsentiermarsch der Ehrenwache vor dem Portal der königlichen Burg, die, wie die Kaiserburg in Wien, die ganze Pracht strahlenden Barocks majestätisch entfaltete. Eine freudige Erregung durchzitterte Görgeys jungen Abgesandten; in wenigen Augenblicken würde er Kossuth sehen, den Führer des Volkes, ihn, der ihnen allen den Glauben und die Kraft an die Größe der Nation wieder gegeben hatte. Hauptmann Szäfz fühlte eine seltsame Beklemmung, wie er sie niemals zuvor erfahren hatte, eine Art Furcht

ließ. Die wenigen Menschen, die im Ablauf der Geschichte zum Führertum berufen waren, hatten, wie der junge Hauptmann sich sagen mußte, bei aller Ver schiedenheit ihrer Herkunft und ihrer Wesensart, ihrer Er scheinung und ihres Auftrages, doch dieses gemeinsam: die überzeugende Ausdruckskraft des Antlitzes, die Fähigkeit, durch den stummen Blick wie durch die tönende Rede auch die Zögernden zu erfassen und die letzten eines Volkes mit allen Brüdern zur Einheit zu verschmelzen, in ihnen den Glauben

innerhalb der deutschen und österreichischen Malerei das male rische Schaffen des Dichters, das in weiteren Kreisen noch zu wenig bekannt ist, in einem historisch geschlossenen Zusammenhang zur Dar stellung. Der Major Klapka winkte Hauptmann Szäfz in den Saal; er würde bald des Kriegsrates Antwort an seinen Korpskom mandanten entgegennehmen können. Im hellen Rund des marmorweißen Kuppelsaales stand, umringt von den Offizieren in ihren bunten Uniformen, Kos suth im dunklen Rock, der Zivilist

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