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Bozner Nachrichten
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Seite 17 von 42
Datum: 25.09.1910
Umfang: 42
inniger Mutterliebe und Freude streifte das liebliche junge Mädchen, das, in Weiße, duftende Stoffe gehiM, die von Hellrosa Rasen graziös ge halten wurden, in ihrer strahlenden Freude selbst einer Rose glich., ^, Auch Gustav hatte sich eingefunden und ließ sich von den Seinigen bewundern, denn er hatte sich so hochfein her gerichtet, als es seine Mittel und die im Grunde recht mono- ! tone Herrenmode gestatteten. j „Wo steckt denn deine Lucie?' wandte er sich an seine Schwester. „Die durfte

doch -auch jetzt fertig sein!' „Sie ist längst bereit und kommt auch gleich,' entgeg nete Helene, „sie meinte, zum ersten Empfang der Gäste sollte nur die F^ilie beisammen sein!' „Lächerlich,' rief Gustav,. „dahat sie ihre Tanzkarte nachher gleich voll und ich Hai das Nachsehen!' ' „Nein^ gar nicht lächerlich, sondern sehr taktvoll,' meinte der Minister. „Übrigens,' Nmndete er sich an seine Frau, während Helene ihren Bruder mit der Bemerkung tröstete, der Kotillon fei ihm ja gewiß, „übrigens ist diese Lucie ein Miz

erschien auch Lucie und wurde sofort von Gustav in Anspruch genommen, der seiner Be wunderung durch Blick und Worte unverhohlenen Ausdruck gab. . ..Sie bot aber auch einen herzerfreuenden Anblick in ihrer frischen, strahlenden Jugendschönheit. Auch sie hatte ein Eitzes, duftiges Gewand angelegt wie Helene, und bildeten dei der Blondine zart angehauchte Rosen den Blumen schmuck, so war das bei der dunkeläugigen Schönheit durch Mhende Granatblüten ersetzt. Und wie sie zu ihr paßten, diese Blumen

druckte und sich ihr durch den Sohn des Muses vorfallen ließ! Mre TanFarte war wie im Fluge ausgefüllt. Einen Tanz jedoch hielt sie sich frei, einen Wal zer, obgleich sie Gustav, der sie soeben gebeten, einen Tanz für seinen Freund zurückzubehalten, versichert hatte: Für so spät kommende Tänzer könnte sie nichts mehr aufheben. ^ Die Musik intonierte Weber's: Aufforderung zum Tanz und gab damit das Zeichen für die Tänzer, mit ihren Damen in Reih und Glied zu treten. Die Polonaise nahm ihren Anfang

an ihren Platz zurück, den Helene und Lucie sich neben einander ausgesucht hatten, und wahrend erstere von einem jungen Offizier zum nächsten Tanz abgeholt Wurde, trat de ren erster Tanger auf Äs Paar zu, schüttelte Gustav die Hand und verbeugte sich Vor Lucie. „Warum kommst du denn so spät, lieber Freund?' rief Gustav vorwurfsvoll. „So bekommst du ja kaum noch et- ^ was zu tanzen. Die Damen haben ihre Ämzkarten bereits vollgeschrieben!' ^ „Mein Zug hatte Verspätung!' erwiderte der Ange redete

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 6 von 22
Datum: 13.12.1912
Umfang: 22
„Dein Gustav, Lina? Was ist dir der Bräutigam deiner Freundin?' Hoch erhobenen Hauptes stand sie vor ihrem Vater, furchtlos blickte sie ihm ins Gesicht. „Mach' mit mir, was du willst, ich schweige nicht länger. Gustav ist mein Leben, mein ! Glück, mein Alles! Was ihm zustößt, trifft mich mit hundertfältiger Gewalt. Und doch haben wir einander entsagt, um Mathilde zu retten, die Seinen reich und glüMch zu machen, hat er sich, hat er sein und mein Glück aufgeopfert. Und ihn beschuldigt

sich in 'r einen Strom von Tränen löste. Er liebkoste ß sie ivie ein kleines Kind, und seine Stimme 5 klang so sanft und zärtlich, wie sie. Lina v noch nie gehört hatte. H „Mein Einziges — komm', Hab' Ver- trauen zu mir — sag' mir alles —' Sie glitt vor ihm auf die Kniee. „Vater, o Vater, verzeih'!' Er zog sie empör und küßte sie auf's neue. „Du liebst Gustav? Warum verschwiegt ihr das?' Wie weich und mitleidig seine Stimm!« flüsterte! „Um Mathildes willen- entsagten wir — ich selbst drängte ihn zu diesem Opfer

ihr, was ihr nie hätte verschwiegen wer den sollen. Leb' wohl, mein Einziges — morgen wird Gustav wieder bei dir sein —' Er drückte seine Lippen auf ihre Augen, ihre Stirne, ihren Mund und verließ, rück wärts schreitend, als könne er sich von jhrem Anblick nicht losreißen, das Gemach. Als er die Türe geschlossen hatte, hörte er lautes Schluchzen. Gustavs Mutter saß weinend und gebrochen auf der obersten Treppenstufe, und Herr Löhner stand vor ihr, hielt die zitternden Hände der trostlosen Frau

Hainbach! Ich verbürge Ihnen mit meinem nie gebrochenen Manneswort, daH Ihnen Gustav morgen schon zurückgegeben sein. wird. Sie aber, werden Sie meiner Lina vergeben können? Vergeben können, daß iNustav' ihretwegen sein Erbe verliert? Wenn deshalb Bitterkeit in Ihnen aufsteigen will, dann erinnern Sie sich an die bange Frage, die sie in der letzten Zeit so oft gequält hat, ob der Reichtum wohl ein genügender Ersatz sei für mangelndes häusliches Glück. Und wenn auch jetzt alles anders kommt

, als es geplant war, das unbedingt Notwendige soll darum doch geschehen. Mathilde soll nach dem Süden gehen, von Ihnen und Lina be gleitet. Ihre Knaben bringen Sie während dieser Zeit in einer Familie unter, Gustav aber muß, während Sie fort sind, mit ver vielfachten Fleiß wieder gut machen, was er im Hinblick aus die unselige Erbschaft ver säumt hat. Um die Mittel zu dem allen sorgen Sie sich nicht, was ich für Linas Ans-, steuer zusammengespart habe, reicht dazu aus, sie darf die Schuld

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Seite 5 von 8
Datum: 24.08.1911
Umfang: 8
. Nun ist der Schluß gelesen. Langsam, mit zitternden Händen faltet sie den Brief zusam men. Sie lehnt an dem alten Gemäuer der Mühle und starrt nach dem Ruhenden hinüber. „Gustav!' Der Name kommt halblaut über die bebenden Lippen und zwei große Tränen fließen über die gefurchten Wangen hinab auf den dunklen Erd boden. Ein tiefer Atemzug hebt die Brust. Es ist ein Seufzer, ein erstickter Rnf. O, wie die Bilder ver gangener Tage herauf steigen aus dem Grabe der alten Zeit. Die zusammengepreßten Lippen öffneten

sich. „O. Gustav, war das deine Liebe zu mir? Kann sich Liebe so in Haß verwandeln? O Gott, wie ties kann der Mensch doch sinken, wenn er deinen Weg verläßt!' Frau Selmer wischt die Tränen aus den Angen und geht, mit dem Briefe in der Hand, aus den Ru henden zu. Nun steht sie dicht vor ihm. Sein Gesicht ist noch mit den Händen bedeckt. Die Atemzüge gehen ruhig. „Gustav!' sagte sie leise. Keine Antwort. Da legte sie die recht Hand auf die Schulter des Schlummernden. In der andern hält sie den ver hängnisvollen

Brief. Die Berührung weckt den Ru henden. Er schaut auf, um sich. Wo war er denn? Hatte er geträumt? Vielleicht, doch nun wachte er und vor ihm stand eine Person, die er kannte und die auch gealtert war wie er und die ihn jetzt vorwurfs voll und doch auch traurig anblickte. Nun hörte er eine schwache Frauenstimme, die zu ihm sagte: „Hier ist dein Brief, Gustav, dort am Wege lag er, ich habe ihn gefunden.' Hastig griff der Eichbauer nach dem Briefe, und blickte ängstlich in das ruhige, bleiche

Frauenantlitz. „Hast du ihn gelesen, Lisa?' „Ja, Gustav, ich kenne seinen Inhalt. Verschließe das Schreiben sorgfältig. Kein anderes Auge darf erfahren, was darin geschrieben steht. Und hier meine Hand, Gustav, ich gelobe dir tieses Schweigen.' Fran Selmer schwieg. Der Eichbauer seufzte tief auf. Wo waren Ruhe und Freude hin? Sein tiefstes und traurigstes Geheimnis war enthüllt. Sein Mit genosse jenseits des Meeres schwieg, dem hatte wohl gar der Tod den Mund verschlossen. Aber die Frau, die neben ihm stand

mit dem Oelzweig des Friedens. Die Himmels gabe des Friedens senkt sich nieder in das trostbedürf tige Herz des armen ManneS, der jetzt das Trost wort hörte: „Gustav, größer als unsere Schuld ist Gottes Barmherzigkeit. Komm mit mir in mein Hans, dort laß uns ruhig mit einander reden, komm!' Frau Selmer wandte sich zum Gehen und willen los wie ein Kind folgte der gebrochene Mann seiner Trösterin. 8. Kapitel. Auf der sonnigen Landstraße angekommen, blieb der Eichbauer stehen. Er war müde und wischte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 7 von 22
Datum: 13.12.1912
Umfang: 22
Augen und seine Gestalt richtete sich straff empor. Er hatte also doch richtig gesehen, sein Blick hatte sich durch die gegen Gustav zeugenden Verdachtsmomente nicht irreführen lassen. Er durfte wieder einmal stolz auf seine Meuschen- ! kenntnis sein! Eilig griff er aber jetzt nach Hut und Stock und machte sich auf den Weg ! nach dem alten Stollen. . In der heftigsten Erregung umstand eine ' große Menschenmenge, welche die Kunde von l dem Geschehenen herbeigelockt hatte, die Un glücksstätte. Soeben

, daß dieser' sich auch noch mit Anderen Dingen als mit seiner offiziellen Mission beschäftigt 'hatte. Das mußte die Erfüllung von Klausners letzter Bitte wirksam unterstützen! Die versammelte Menge war auf's höchste bestürzt. Man hatte also Gustav Hainbach ungerechterweise verdächtigt! Und als sich auch noch wie ein Lauffeuer die Kunde verbreitete, daß Mathilde eine Stunde vor ihrer Trauung einem Herzschlag erlegen sei, da floß jeder Mund über von Teilnahme und Wohlwollen für den vorher so hestig angeklagten jungen Mann, denn niemand

bezweifelte jetzt mehr, daß Breont durch eigene Schuld verunglückt sei. Es war ganz klar, daß er in seinem Rausch in die nur von den morschen Brettern da verhüllte Tiefe abgestürzt sei. Löhner lauschte mit heimlicher Befriedigung auf diese Aeußerungen. Sobald er in die Stadt zurück kam, ordnete er Gustavs Ent lassung- an. Seine Verhaftung blieb aller Welt verschwiegen — das anbefohlene Amts- geheiinnis war streng gewahrt worden. Auch das Entstehen der Gustav so schwer belasten den Blutflecken

Leichen- » beschau, fuhr Löhner zu seinem unmittel- r baren Vorgesetzten, denen er über das Vor- > gefallene Bericht erstattete. Er befürwortete in der wärmsten Weise die Bitte des unglück lichen Klausner. Sie würde erhört — man erachtete es an maßgebender Stelle aus ver schiedenen Gründen für besser, wenn die ver übte Bluttat ein Geheimnis der Gerichtsbe hörden blieb und die öffentliche Meinung an einen Unglücksfall glaubte. Linas tiefe Trauer um den Vater wurde ihr nicht verbittert. Was Gustav

mutmaßte, verbarg er in tiefster Brust, um Linas Ruhe l nicht zu stören. Er redete ihr und seiner ) Mntter ein, Klausner habe offenbar konv- t biniert, wie Breont verunglückt. sein könne, j und bei dem Versuch dies darzutun, seri^ Leben eingebüßt. Damit erklärte er Klaus ners Beschwichtigungsversuche gegenüber der Verzweiflung Linas und Frau Hainbachs, die diese Gustav mitgeteilt hatten. Sie ahnten nie etwas von dem Geschehenen. Durch Mathildens Ableben gelangte Gustav in den alleinigen Besitz

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 3 von 8
Datum: 29.11.1912
Umfang: 8
Menschen. Manch- s mal taumelnd, kam er langsam, gesenkten K Hauptes daher. e Jetzt warm die Beiden Seite an Seite — » Gustav Hainbach blickte verstört in das bleiche, ^ entstellte Gesicht des Obersteigers. Das Un- . erwartete ihrer Begegmmg ließ beide stumme > bleiben. Fürchtete sich jeder vor der Frage - des anderen: „Was tust du hier?' Nur ihre » Augm sprechen diese Frage aus — das, was jeder von ihnm zu verbergen hatte, schloß ihre Lippen. Ohne Klausner anzurcken, schritt Gustav schwankend

an ihm vorüber. Mit arg schmerzenden Kopf war Gustav gegen Morgen aus seiner Betäubung erwacht. Nur langsam besann er sich auf das Vorge fallene. Wo nur !var Breont? Gustav schrie nach ihm so laut er konnte — nichts ant- wortete. Und er konnte doch nicht fort sein, » ihn nicht in einer solchen Lage verlassen haben, s das war unmöglich. Gewiß war er ins » Löwenwirtshaus zurückgeeilt, um von dort s Hilfe zu Haben. Wie lange hatte denn seine Bewußtlosigkeit gedauert? Gustav entzündete ein Streichholz und sah

nach der Uhr. Daß sie bei seinem Sturz stehen geblieben war, ent ging ihm. Mit Befriedigung sah er, daß es erst wenige Minuten über zwölf war. Er war also kaum eine Viertelstunde ohnmächtig ge wesen. Jetzt hieß es Breont nachzueilen, da mit der nicht unnötig Alarm schlage. Gustav versuchte aufzustehen — nur mit Mühe kam er auf die Füße. Breont hatte ihn ordent-

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Bozner Nachrichten
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Seite 14 von 48
Datum: 03.12.1911
Umfang: 48
keine Person ungeeigneter sein mochte. Eichenmann zu empfangen, als gerade Marie. Mün, 'eS war geschehen und führte zum Guten. Aber seN erinnerte Marie sich ihres .Müdes und im Vorübergehen an der Miche fragte sie nach ihni. Aber keiner hatte Gustav gesehen. Er würde sich im Garten beschäftigen, meinten sie. da'er so gern mit einem Spaten den Kies zusammenscharrte und mit dem Holzeimerchen tveitertrüg. Spielgeräte, die von Mannas Kindern einst vergesseil worden waren und nun bei Gustav ihren Zweck

erfüllten. ! - . 'Frau Marie legte das Geschmeide in Frau von Roden bachs Hände und begab sich in den Garten. Doch auch da war keine Spur von dem Kinde. Wohl fand sie das Spiel zeug. auch einen Berg Kies und Sand, den er aufgetragen hatte, aber Gustav war nirgends zu entdecken. Nun lvard Marie unruhige In fieberhafter Haft und Unruhe suchte sie den Garten ab, ließ keinen Winkel unbeachtet, kein Ge sträuch. das sie nicht mit den Händen geteilt und hinein gespäht hätte, ob sich der kleine Schelm darin

aus. ' „Erinnern Sie sich denn nicht, wo Sie Gustav gelassen haben?' forschte die alte Dame. „Im Garten.' versetzte Marie, „dorthin schickte ich ihi:, damit er nicht störe. Ach, ich werde mein Kind, meinen süßen Jungen nicht wiedersehen!' „Unsinn, liebe Frau, heutzutage raubt man ungestras'. kein« Kinder mehr!' antwortete Frau von Rodenbach. „Rauben?' wiederholte Marie. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich nahm nur an, er sei weggelaufen. Aber wer sollte mein Kind rauben? Wer hätte

!' verwies die alte Dame sie. „Fragen Sie Ihren Diener, ob ich nicht die Wahrheit spreche!' sagte Marie. „Ach Gott, was soll ich tun. welcl, ' Schritte unternehmen, damit ich mein Kind wiedererlange / Wer weiß, was er init demselben anstellt! Gustav. Gustav, wo magst du weilen?' -„Seien Sie nicht kindisch, Frau Marie,' tadelte die alt.' Dame ungeduldig, „machen Sie sich vielmehr klar, welch eim' Last ein Herr mit einenr derartigen Kinde sich ausladen ivürde!' Aber Marie ließ sich nicht beirren. „Warum

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Bozner Nachrichten
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Seite 13 von 36
Datum: 07.12.1911
Umfang: 36
3. Beilage zu Nr. 281 der „Bozner Nachrichten' vom 7. Dezember 1911 M seines Wortes willen. Asman von H. Walbem«r. Fortsetzn^g. Gustavstandgehorsam auf, sahsich aber furchtsam um. „Wo - ist der Storch, du?' ' „Fortgeflogen.' > „Ach, dann hat er mich nicht holen wollen?' ' „Wieso?' - ^ '7 ' v. ' '^ ' „Der Frenz hat gesagt, unartige Kinder holt der Storch wieder und -bringt sie wieder dorthin, wo er sie geholt hat. Und Gustav tvar unartig —nicht folgsam. Wird er mich holen?' Hirte lächelte

.' . Sollte dieser Franz ein Militär sein, ein Offiziersbursche vielleicht? fragte Hirte sich» Merkwürdig nur waren des Kindes Namen: Gustav-Adolf. War es Zufall, daß, in einer Person vereinigt, gerade diese beiden Namen zusam mentrafen^ deren Träger sich feindselig gegenüberstanden? Doch es gab sicher viele Kinder, die den Namen Gustav oder Adolf führten. Trotzdem' mußte er einen Versuch machen, mußte noch einmal dorthin zurückkehren, wo er eine so schmerzliche Wunde empfangen hatte. Galt es doch, ein gutes Werk

- - menden Tränen an ihre Brust Preßte und in das Zimmer i trug. Nachdem der erste Glücksrausch sich gelegt hatte, ge- ! dachte sie dessen, der ihr Gustav wiedergebracht hatte und ! ihr gefolgt war. Sie trat vor, um ihm zu dauken. Da l begegneten ihre Blicke sich und: „Gustav, du?' schrie das ! arme Weib niedergeschmettert. ..„Du bri natt m ir^das.Kind. 'das—' ' -- < „Das ich draußen am Flusse fand, nach feiner Mutter rufend und sich fürchtend,' vollendete er, „ja! Eine gewisse Ähnlichkeit

, dann sein Name ließen mich auf die Vermutung kommen, daß es hierher gehöre, und so brachte ich es hierher. Ich sehe, daß ich mich nicht irrte; so kann ich mich zurück ziehen!' ' ' „Und verschmähst meinen Dank?' fragte sie schmerzlich. „Ich tat nicht mehr,, als ein anderer an meiner Stelle getan haben würde,' lehnte Hirte in ernstem Tone ab. „Dennoch darfst du meinen Dank nicht zurücklveisen, Gustav,' erwiderte, sie, „es ist eine Mutter, die ihn dir bie tet. Kannst du nicht wenigstens auf Augenblicke

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Bozner Nachrichten
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Seite 23 von 36
Datum: 04.09.1910
Umfang: 36
und es sollten nun die Partien geordnet werden. „Lucie und Helene gehören zu uns,' rief der junge Gu stav Niederdörfer, „und die beiden Sitorius und Paul Streicher, während Arnold Symonski mit den anderen Mäd chen und Jungen sein muß, denn diese können aar nichts und wir können doch nicht gegen einen so schwachen Gegner ankämpfen!' „Nein,' rief Lucie, „der Symonski gehört zu uns, so war es ausgemacht, du kannst ja der anderen Partie helfen!' „Du mit deinem Symonski.' bemerkte Gustav und zog ärgerlich

die Stirn kraus, „du hast förmlich deinen Narren an ihm gefressen!' „Er ist doch aber auch ein sehr netter Mensch,' fiel He lene ein, „viel artiger und zuvorkommender als du!' „Ach, dir gilt ja seine Aufmerksamkeit gar nicht,' meinte Gustav, „du ereiferst dich ganz unnötig. Den Sack schlägt man und den Esel meint man!' „Wie artig,' rief Lucie, „der echte Gustav Niederdörser!' „Nun, so gebildet wie euer Symonski bin ich schon noch!' eiferte Gustav. „Der ist ja gar nicht von Familie! Sein Va ter kommt

kochte es. Wie kam das sonst immer 10 freundliche Mädchen dazu, sick so ungezogen gegen ihn zu benehmen? Da kam ihm ein Gedanke: Gustav war schuld daran, der batte die Mädchen gegen ihn aufgehetzt, weil er der bessere Svieler war und von den Freundinnen bevor- ^uat ward. Ack. das war nur eine momentane Verstimmung, tröstete er sick selbst, das konnte nickt lanae anhalten, er hatte 5a kein Unrecht getan. Und da ihn das Sviel zu interessieren amina. so trat er immer näher. Es fiel ihm auf, wie un ruhig

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Lienzer Zeitung
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Seite 25 von 30
Datum: 14.05.1910
Umfang: 30
Sachsenwald rauschte wehmütige Abschiedsweisen, und Tränen, gelbe, rötliche und braune T .änen rinnen an den alten Rieseneichen herab und decken nun die knorrigen Wurzeln. Am Ausgange der Waldstraße, die zwischen Mausoleum und Hirschgruppe nach dem Schlosse führt, stand Feodora von Braun. Sie trug ein enges, graues Kleid von vornehmstem Stil. Den aroßen Florentinerhut hielt sie in der linken Hand an einem Band von rosa Farbe wie ein Körbchen, und darin lagen bunt durcheinander Blätterbüschel

und einige Herbstblumen. Sie stützte sich leicht auf einen braunseidenen Sonnenschirm und blickte über die weiten, weiten Wälder. Bon der Sägmühle oberhalb des Bahnhofes erklang ein töniges, schwaches Surren. Das einzige Geräusch in diesem tiefen Gottesfrieden. Feodora von Braun wandte sich jetzt seitswärts zu einer Dame, die am Raine saß und in ihrem Schöße Blumen und Blätter zu einem Kranz wand. . Frau von Braun sagte: „Mir tut es leid, Jeanette, daß ich wieder fort muß, fort von diesem wunderherrlichen

jetzt so viele Kranke gab, die ihn in Anspruch nahmen, der Herr Doktor wäre sonst wohl imstande, auch eine Tour nach Luisental zu machen. Nun, was der wohl sagen würde, wenn er erfuhr, daß Else sich dort mit dem Ober lehrer Braun aus Waltershausen verlobt hatte! Ja, ja, Herr Doktor, wenn man einen Neffen hat, wie wir, für den man seit Jahren so ein Goldfischlein gehütet, so läßt man ihn nicht vom ersten besten wegschnappen. — Daß aber die Else mit beiden Händen zugreift, daran ist ja kein Zweifel

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