„Dein Gustav, Lina? Was ist dir der Bräutigam deiner Freundin?' Hoch erhobenen Hauptes stand sie vor ihrem Vater, furchtlos blickte sie ihm ins Gesicht. „Mach' mit mir, was du willst, ich schweige nicht länger. Gustav ist mein Leben, mein ! Glück, mein Alles! Was ihm zustößt, trifft mich mit hundertfältiger Gewalt. Und doch haben wir einander entsagt, um Mathilde zu retten, die Seinen reich und glüMch zu machen, hat er sich, hat er sein und mein Glück aufgeopfert. Und ihn beschuldigt
sich in 'r einen Strom von Tränen löste. Er liebkoste ß sie ivie ein kleines Kind, und seine Stimme 5 klang so sanft und zärtlich, wie sie. Lina v noch nie gehört hatte. H „Mein Einziges — komm', Hab' Ver- trauen zu mir — sag' mir alles —' Sie glitt vor ihm auf die Kniee. „Vater, o Vater, verzeih'!' Er zog sie empör und küßte sie auf's neue. „Du liebst Gustav? Warum verschwiegt ihr das?' Wie weich und mitleidig seine Stimm!« flüsterte! „Um Mathildes willen- entsagten wir — ich selbst drängte ihn zu diesem Opfer
ihr, was ihr nie hätte verschwiegen wer den sollen. Leb' wohl, mein Einziges — morgen wird Gustav wieder bei dir sein —' Er drückte seine Lippen auf ihre Augen, ihre Stirne, ihren Mund und verließ, rück wärts schreitend, als könne er sich von jhrem Anblick nicht losreißen, das Gemach. Als er die Türe geschlossen hatte, hörte er lautes Schluchzen. Gustavs Mutter saß weinend und gebrochen auf der obersten Treppenstufe, und Herr Löhner stand vor ihr, hielt die zitternden Hände der trostlosen Frau
Hainbach! Ich verbürge Ihnen mit meinem nie gebrochenen Manneswort, daH Ihnen Gustav morgen schon zurückgegeben sein. wird. Sie aber, werden Sie meiner Lina vergeben können? Vergeben können, daß iNustav' ihretwegen sein Erbe verliert? Wenn deshalb Bitterkeit in Ihnen aufsteigen will, dann erinnern Sie sich an die bange Frage, die sie in der letzten Zeit so oft gequält hat, ob der Reichtum wohl ein genügender Ersatz sei für mangelndes häusliches Glück. Und wenn auch jetzt alles anders kommt
, als es geplant war, das unbedingt Notwendige soll darum doch geschehen. Mathilde soll nach dem Süden gehen, von Ihnen und Lina be gleitet. Ihre Knaben bringen Sie während dieser Zeit in einer Familie unter, Gustav aber muß, während Sie fort sind, mit ver vielfachten Fleiß wieder gut machen, was er im Hinblick aus die unselige Erbschaft ver säumt hat. Um die Mittel zu dem allen sorgen Sie sich nicht, was ich für Linas Ans-, steuer zusammengespart habe, reicht dazu aus, sie darf die Schuld