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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 18 von 20
Datum: 10.02.1912
Umfang: 20
22 dem Schwager, der beim Schein einer elektrischen Lampe in einem Skizzen buche blätterte. Erfreut sprang er auf. „Ah, Gustl, wie nett von dir, daß du - lieber einmal kommst — habe dir übri gens heute wieder meine Mappe voll loser Blätter geschickt, du warst wohl noch nicht daheinr und hast sie noch nicht ge sehen?" „Wenn ich sie nicht gesehen hätte, wäre ich nicht hier. „Du — du — —" Er packte ihn plötzlich an den Achseln und schüttelte ihn. „Halt, halt, Gustav, bist du toll ge worden

?" keuchte Hermann, „willst du wohl loslassen!" „Wie kannst du mir eine solche Photo graphie schicken?" fuhr Gustav auf. „Wie kannst du dich unterstehen, so etwas an zufertigen?" „Was sagst du? Ich habe dir keine Photographie geschickt — welche Photo graphie meinst du?" 'Gustav riß zwei Knöpfe seines Uni formrockes auf, zog das Bild hervor und warf es Hermann vor die Füße. „Willst du leugnen, daß du das hier photogra phiert hast?" Hermann warf einen höchst verwunder ten Blick auf das Bild, dann spielte

ein feines Lächeln um seine Lippen. „Willst du leugnen?" wiederholte Gu stav. „Nein, warum sollte ich? Es ist ganz richtig, das habe ich photographiert." Sprachlos starrte ihn Gustav eine Weile au. „Und das sagst du so ruhig? Denkst gar nicht an den Nus deiner Schwester und an meine Ehre?" „Hm — Ruf? Ehre? Wüßte nicht, was die beiden Tinge mit dem Bild hier zu tun hätten!" „Keine Ausflüchte!" rief Gustav. „Sage mir nur eines — wer ist dies, dieser Ehrlose?" - Araber von Biskra besehen

aus." „Aber warum hast du mir denn gelbe Haare und blaue Auf schläge angemalt?" „Ich Hab' das doch nicht gemalt! Mir solch eine Patzerei zu zumuten!!" „Na ja — aber wer zum Kuckuck hat's denn gemalt?" „Nun, das ist, denke ich, nicht schwer zu erraten." „Betti? Du meinst, Betti hat das gemalt? Aber wie kommt denn das Bild in deine Mappe?" „In meiner Mappe hast du's gefunden? Oh, da hat's die kleine Hexe in die Mappe geschmuggelt." Gustav lachte fröhlich auf. „Wie sie mich zugerichtet hat, gar nicht zu erkennen

. Was sie nur zu solch einer Spitzbüberei ver- anlaßte? Wollte sie mich eifersüchtig machen?" Hermann war plötzlich ernst geworden. „Was sie damit wollte? Ich meine, daß nichts in der Welt geheim bleibt, mein teurer, teurer Freund, daß also auch deine häufigen Besuche bei der Busch mann —" „Ah, ah, Hermann, was denkst du von mir?" „Nichts Böses, Gustav, aber ich möchte dich doch warnen."

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Tiroler Wastl
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Seite 4 von 8
Datum: 09.05.1915
Umfang: 8
Die Nase gefiel ihm nicht. (Eine Reminiszenz aus dem Künstlerleben.) Eines Tages erschien bei einem Münchener Journa listen, welcher damals Faktotum des Herrn Intendanten v. Possart war, ein junger Mann mit folgenden Wor ten: ten: „Mein Mme ist Gustav Mahler". „Gustav Mahler, der Kapellmeister?" „Sagen Sie lieber: der musikalische Zuchthausdi rektor in der Strafanstalt des Herrn Pollini zu Ham burg". „Ah, und was verschafft mir das Vergnügen?" „Ich habe einige Tage Urlaub, fuhr direkt

für unser Theater." „Ah! und wer isl« Das?" „Gustav Mahler — wer ist das?" „Gustav Mahler." Hier muh ich einschalten, das; Herr Intendant von Possart ganz gut den Namen Mahler kannte; aber es ist eine Eigenschaft des Herrn Intendanten, bei jeder Größe, die er für das Hoftheater gewinnen will, nur zum Zwecke, dah dieselbe nicht allzu große Gagean- ansprüche mache, zu tun, als hätte er den Namen nie gehört. Der Journalist, der die Gewohnheit des Herrn v. Possart ganz genau kannte, antwortete jovial: „Nun, Gustav

Mahler, der Kapellmeister des Hamburger Stadttheaters". — „Ach je, richtig, Gustav Mahler, der Kapellmeister; je, je, ich wundere mich, soll sehr gut sein; die Stütze des Herrn Pollini; alle Welt schwärmt von ihm. Ich dachte schon längst an Mahler." „Nun ja, dann wäre ja das Engagement perfekt." „Lieber Freund, das geht nicht, denn wissen Sie, lieber Freund, in musikalischen Sachen sind mir die Hände gebunden. Der Herr Generalintendant v. Per- sall hat in dergleichen Dingen das entscheidende Wort

. Genies sind <uns in München immer willkommen. And wer 'ift diese musikalische Kraft?" — Der Journalist zog die 'Photographie des Herrn Mahler aus der Brusttasche, hielt sie Sr. Exzellenz vor die Augen; dieser setzte seinen Kneifer auf, besah die Photographie und fragte: „Wer ist das?" „Gustav Mahler; zur Zeit -erster Kapellmeister am Stadttheater in Hamburg." „Ja, ja, habe von ihm gehört, soll sehr gut sein". Aber dabei wies Se. Exzellenz auf das Bild und deutete auf die Nase des Herrn Mahler

. „Ich für meinen Teil würde nichts dagegen haben, Herr Mahler auch mit dieser Nase und dem Zwicker am Dirigentenpult zu sehen, aber ich würde es nicht wagen, den Mann mit diesem Gesicht höhcrnorts vor zuschlagen." „Aber warum nicht?" „Wir haben Hermann Levi, nun dazu noch Gustav Mahler — das geht nicht; es sind beide, wie ich zu geben muh, ganz ausgezeichnete Dirigenten; aber cs geht nicht, ich bedauere lebhaft, es geht nicht." Da kein Zureden half, so entfernte sich der Journa list, um dem auf Antwort harrenden

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 09.05.1915
Umfang: 6
worden. Burg Kreuzenstein ist auch ein vielbesuchter Ausflugs ort der Wiener Bevölke rung. Die Nase gefiel ihm nicht. (Eine Reminiszenz aus dem Künstlerleben.) Eines Tages erschien bei einem Münchener Journa listen, welcher damals Faktotum des Herrn Intendanten v. Possart war, ein junger Mann mit folgenden Wor ten: „Mein Name ist Gustav Mahler". „Gustav Mahler, der Kapellmeister?" „Sagen Sie lieber: der musikalische Zuchthausdi rektor in der Strafanstalt des Herrn Pollini zu Ham burg

—" „Hier!" — „Herr Intendant, ich habe eine ausgezeichnete musi kalische Kraft für unser Theater." „Ah! und wer ist Das?" „Gustav Mahler — wer ist das?" „Gustav Mahler." Hier muß ich einschalten, daß Herr Intendant von Possart ganz gut den Namen Mahler kannte^ aber es ist eine Eigenschaft des Herrn Intendanten, bei jeder Größe, die er für das Hoftheater gewinnen will, nur zum Zwecke, Paß dieselbe nicht allzu große Gagean- ansprüche mache, zu tun, als hätte er den Namen nie gehört. Der Journalist

, der die Gewohnheit des Herrn v. Possart ganz genau kannte, antwortete jovial: „Nun, Gustav Mahler, der Kapellmeister des Hamburger Stadttheaters". — „Ach je, richtig, Gustav Mahler, der Kapellmeister; je, je, ich wundere mich, soll sehr gut sein; die Stütze des Herrn Pollini; alle Welt schwärmt von ihm. Ich dachte schon längst an Mahler." „Nun ja, dann wäre ja das Engagement perfekt." „Lieber Freund, das geht uicht, denn wissen Sie, lieber Freund, in musikalischen Sachen sind mir die Hände gebunden. Der Herr

für unsere Oper, ein Genie, von dem alle fWelt spricht." „Sehr angenehm. Genies sind mns in München immer willkommen. Und wer ist diese musikalische Kraft?" — Der Journalist zog die Photographie des Herrn Mahler aus der Brusttasche, hielt sie Sr. Exzellenz vor die Augen; dieser setzte -seinen Kneifer auf, besah die Photographie und fragte: ,,Wer ist das?" „Gustav Mahler; zur Zeit-erster Kapellmeister am Stadttheater in Hamburg." „Ja, ja, habe von ihm gehört, soll sehr gut sein". Aber dabei wies

haben wir bereits in Nr. 119 berichtet. Praktische Taschenapotheken Zur Hygiea Die Freunde unseres Blattes werden ersucht, dasselbe durch Berichte zu unterstützen. •gässx \ ZirbelhoUmitMarm 0 !' - I ss • „Wir haben Hermann Levi, nun dazu nioch Gustav Mahler — das geht nicht; es sind beide, wie ich zu geben muß, ganz ausgezeichnete Dirigenten; aber es. geht nicht, ich bedauere lebhaft, es geht nicht." Da kein Zureden half, so entfernte sich der Journa list, um dem auf Antwort harrenden Mahler die Mitteilung

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Tiroler Wastl
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Seite 10 von 14
Datum: 22.02.1914
Umfang: 14
an das k. k. Postsparkasseamt, Konto Nr. 80089 „Deutsch-österr. Lehrerbund, Al penheim" geleitet werden. Die Einläufe werden im Organ des Deutsch-österr. Lehrerbundes und in anderen Blättern öffentlich bestätigt. Dem Ehrenausschusse gehören an: Dr. Peter Rosegger, als Obmann. Dr. Gustav Bo dirs- ky, Reichsratsabg., Wien; Hermann Braß, Her renhausmitglied, Hohenstadt; Dr. Hans Damm, R.-A., Großgrundbesitzer, Saaz; Dr. Franz Ding hofer, R.-Ä., Bürgermeister von Linz; Dr. Rob. v. F l e i s chh a ck e r, Bürgermeister von Graz

; Wilhelm Greil, L.-A., Bürgermeister von Inns bruck ; Dr. Gustav G r o ß, Obm. d. Deutschen Schul vereines, R.-A., Wien; Dr. Michael Hainisch, Gutsbesitzer, Wien; Dr. Ewald Haufe, Schrift steller, Meran; Josef Iaksch, Bürgerschuldirek tor, Kaiserl. Rat, Obm. d. Schubertbundes, Wien; Franz Kneschaurek, k. k. Professor i. R., ge schäftsführender Obm. d. Südmark, Graz; Ottokar Kernslock, Pfarrer, Schriftsteller, Festenburg; Dr. Karl Kupelwieser, Gutsbesitzer, Wien; Erz. Dr. Gustav Marchct, Geheimer Rat

, Minist, a. D., Herrenhausmitglied, Wien; Dr. Gustav R i t- t e r v. M e t n i tz , Bürgermeister von Klagenfurt; Hugo Moro, k. k. Bezirksschulinspektor, Villach; Max Ott, Kaiserl. Rat, Bürgermeister von Salz burg ; Rafael Pacher, R.-A., Schriftsteller, Wien; Gustav Rusch, Regierungsrat und k. k. Prof, i. R., Wien; Exz. Dr. Gustav Schreiner, Geh. Rat, Minist, a. D, R.-A., Deutsch-Gabel; Ed. Siegert, emer. k. k. Bezirksschulinspektor, Wien; Dr. Julius Sylvester, R.-A., Präsident d. Ab geordnetenhauses

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Tiroler Wastl
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Seite 8 von 12
Datum: 23.06.1912
Umfang: 12
Sprachdeutungen heißt „fas" zeugen und „ing" im merwährend.) Ganz offenbar verweist damit die Einrichtung des Faschings in Zeiten zurück, da das Geschlechtsleben des arischen Menschen kultlich ge ordnet war und im Einklänge mit allen Naturbe reichen Gustav Adolf an. Die raschen Schläge des Schwedenkönigs hatten den Mut der Protestanten von Neuem belebt. Gustav Adolf zwang bei Leipzig am Breitenfelde am 17. Sept. 1631 das katholisch - ligistische Heer Tilly's zur Schlacht und erfocht

über dasselbe einen glänzenden Sieg. Schon im Novem ber desselben Jahres besetzten die Sachsen Prag, während Gustav Adolf selbst an den Rhein zog und Mainz einnahm. So plötzlich hatte sich das Blatt gewendet, daß Kaiser Ferdinands ganze bis herige Erfolge nicht nur zu Nichte gemacht waren, sondern die Gefahr nahe lag, der kühne Schweden könig werde ganz Deutschland erobern, von Rom und dessen Verbündeten befreien und am Ende gar selbst deutscher Kaiser werden. Den Deutschen wäre dies nur zu wünschen

gewesen. In dieser großen Not demütigte sich der stolze Habsburger Ferdi nand II. und bat den großen Wallenstein, ein neues Heer zu bilden und dessen unumschränkten Oberbe fehl wieder zu übernehmen. Hätte er doch dies lie ber nicht getan, er wäre nicht ermordet und Deutsch land von Rom frei geworden. Wallensteins Name allein genügte, um binnen wenigen Wochen ein gewaltiges Heer auf die Beine zu bringen. Bald war Böhmen von den Sachsen gesäubert, während Gustav Adolf eben Tilly, der in der Schlacht tätlich verwundet

Gustav Adolf mit funkelnden Edelleute!" sprach Gustav Adolf mit kunkelnden Blicken. „Ihr seid's, welche die größte Antreue am eigenen Vaterlande beweisen; ihr zerstöret, verder bet, verheeret dasselbe. Ihr Obersten, ihr Offiziere vom höchsten bis zum niedrigsten, keinen ausgenom men, ihr seid diejenigen, welche stehlen und rauben, ja ihr bestehlet eure eigenen Glaubensgenossen, ihr gebet mir Ursache, daß ich einen Ekel an euch habe. Gott, mein Schöpfer, sei mein Zeuge, daß mir das Herz

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 25.08.1912
Umfang: 16
zu haben. In meiner seelischen Depression war mir seine Dank barkeit gleichgültig; achtlos ließ ich das Billett auf der Garten bank liegen. Eine Woche verfloß in gewitterschwüler Stimmung. Auch Gustav schnitt ein Gesicht wie sieben Tage Regen wetter. Warum, blieb mir ein Rätsel, wahrscheinlich ver barg er sein böses Gewissen hinter einer bärbeißigen Miene. Nur Miß Prett war heiter und wohlgemut. Aber eines Tages hatte sie ebenfalls ihr Päckchen zu tragen; sie wandelte mit einer dickgefchwollenen Backe umher. . . . Trübe faß

ich in meinem Zimmer vor dem Rechnungs buche; schon seit einer halben Stunde starrte ich verständnis los die Zahlen an. Meine Gedanken beschäftigten sich unablässig mit Gustav. Obzwar ich nichts Verdächtiges bemerken konnte, befand ich mich doch in einer steten Auf regung. Ein bescheidenes Pochen an der Türe unterbrach meine düstern Reflexionen. Knicksend und weinend trat Lori, unsere langjährige, treue Köchin über die Schwelle. „Euer Gnaden," begann sie schluchzend, „so schwer es mir ankommt, den guten Dienst

aus, „ist mir die falsche Person über den Weg gelaufen, da hast' ich ihr meine Meinung gesagt und ihr eine eine —" betreten schwieg Lori. Miß Pretts geschwollene Backe war mir kein Geheimnis mehr. Ich beruhigte die gekränkte Dienerin und versprach, eine strenge Untersuchung des wahren Sachverhaltes ein zuleiten. Ein wenig getröstet, wollte sie mich verlassen, da schoß mir blitzschnell durchs Hirn, mir über Gustav und Betti Klarheit zu verschaffen. Aeußerlich ruhig, aber innerlich zitternd, srug ich: „Gestehen

ich meiner Freude freien Laus, eine Zentnerlast war mir vom Herzen gefallen. Doch warum befand sich Gustav in einer geradezu unleidlichen Laune — — —? Das mußte ich sofort ergründen! Ich stürmte hinüber in fein Arbeitskabinett, wo er um diese Stunde eine kleine Siesta zu halten pflegt und trat vor ihn hin: „Gustl, weshalb bist du seit einiger Zeit so unfreundlich gegen mich?" Er rieb sich erst den Schlaf aus den Augen, dann schaute er mich furchtbar wild an. Schweigend zog er ein Briefchen aus der Tasche

Bernards Geheimnis preis. Gustav schritt zu seinem Schreibtisch und entnahm ihm eine größere Geldsumme. „Ich bitte dich, Hermine," wandte er sich an mich, „sieh, daß du Miß Prett morgen aus dem Hause bringst, sonst vergreife ich mich an der Intrigantin. Gib ihr als Abfindung meinetwegen ein paar hundert Kronen, nur damit ich die Person nicht mehr zu sehen brauche." Die Verabschiedung der edlen Miß ging leichter von statten, wie ich gefürchtet hatte, es mochte ihr hier wohl der Boden zu heiß geworden

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Tiroler Wastl
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Seite 6 von 12
Datum: 02.06.1912
Umfang: 12
noch schla fen, sondern bedürfen des ganzen vollen Mutes und Herzens für dieses teuere Vaterland. Ja, die Jesuiten sind wieder da. Aber, wirft man mir ent gegen, was soll all dies Gerede und Geschrei über die Jesuiten, wenn ihr euch nicht scheut und schämt, eine protestantische Verbindung unter einer Firma zu stiften, die einen zu verdächtigen Namen trägt, unter der Firma Gustav Adolfs, des deutschen Reichs feindes und Reichszerstörers? Ich antworte: Erst lich ist das ein ganz offener Verein

und keine ge heime Verbrüderung, und zweitens war Gustav Adolf ein ebenso edler Fürst des Lichts als die Jesuiten Fürsten der Nacht gewesen sind. Aeber diesen Gustav Adolf noch ein letztes Wort; denn wir wollen über Namen nicht streiten und haben nicht über Namen gestritten, sondern über Sachen, und über recht schwere Sachen. Die Protestanten haben diesen großen Namen eben wieder vor aller Welt ausgerufen. Es war ein Held und ein König, so freundlich und so tapfer, so edel und so fleckenlos, daß ihm wenige

freie Reiche bestehen sollten, ob Luther oder der Papst als Führer ihres Glaubens genannt werden sollten: also Krieg aus Leben und Tod. Wir kennen des großen Königs Bahn, welche Rolle seine Schweden in Deutschland gespielt haben; wir kennen die Wech sel des Glückes und der Erfolge, und wie der ver derbliche Hader in ein wüstes, ehrloses und licht scheues allgemeines Anheil umgeschlagen und aus- geartet ist, welches Gustav Adolf, der den Anfän gen und Arsprüngen dieses wüsten und entsetzli chen

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Unterinntaler Bote
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Seite 14 von 20
Datum: 10.08.1912
Umfang: 20
; denn die haben wir selbst getötet. An der Eiche liegt vielleicht auch eine der Pistolen, die ich voriges Jahr an Gustav geschenkt habe, denn ich sehe nur eine in seiner Hand, und das Sattelfach der andern ist leer; seht Zu, ob es so ist." „Seit fünf Jahren", sagte er zu mir gewen det, da wir im Parke weiterrittcn, „hat sich kein Wolf so nahe zu uns gewagt, und es War sonst ganz sicher hier. Es muß einen harten Winter geben, und er muß in den nördlichen Ländern schon begonnen haben, daß sie sich bereits so weit herabdrücken

den zu steigen, dem größten Teil dieser An stalten zugeschaut. Als wir uns aber von den Wirtschaftsgebäuden dem Schlosse zu- wcndeten, sahen wir, daß Gustav doch ver wundet sei. Als wir nämlich unter dem Torbogen 'anlangten, von wo wir in unsere Zimmer wollten, wandelte ihn eine Uebel- heit an, und er drohte von dem Pferde zu sinken. Einer von den Leuten fing ihn auf und hob ihn herunter, da sahen wir, daß hie Lenden des Tieres von Blut gesärbt waren. Wir brachten ihn in eine Wohnung des Erdgeschosses

, war an ihnen — in dem Augenblicke waren sie auch un schuldig wie die Kinder; denn die reinigend ste, die allerschönste Blume der Liebe, aber nur der höchsten Liebe, ist das Verzeihen, darum wird es auch immer an Gott ge funden und an Müttern. Schöne Herzen tun es öfter — schlechte nie. Die Zwei Gatten hatten Mich wieder ver gessen und wandten sich in das Kranken zimmer, wo Gustav, der das Ganze dunkel ahnte, wie eine glühende, blühende Rose lag und ihnen atemlos entgegenharrte. „Gustav, Gustav, er ist dein Vater, und du hast

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 17 von 24
Datum: 14.03.1913
Umfang: 24
, denn sie alle eilten wohl ihrem Erwerb oder ihrem Geschäfte zu, während er augenscheinlich der einzige Müßig gänger inmitten der Passanten war. Doch Gustav Behrens hatte Zeit, zu viel Zeit sogar. Niemand trieb ihn zur Eile an, denn seit Wochen schon war der junge Mann außer Stellung. Doch ohne seine Schuld, infolge des schlechten Geschäftsganges war er entlassen. Zu Anfang hatte Behrens die Entlassung ziemlich leicht genommen — er war sich ja kei ner Schuld bewußt — und hatte sich wenig Sorge um 'die Zukunft

für den jungen Kaufmann, der bisher sorgenlos in die Zukunft gesehen, doch noch verzagte er nicht. Tag für Tag machte er sich auf, um als erster die Stellenangebote durchzusehen, durch streifte von Morgen bis zum Abend die Stadt, unablässig seine Dienste anbietend, doch immer mit dem gleichen, niederdrückenden Resultat. Je den Abend legte er sich mit dem Gedanken: „Morgen wird es gelingen!" zu Bett, doch am folgenden Tage fand er sich stets aufs neue wie der in seinen Hoffnungen getäuscht. Nun war Gustav

hatte, und ein plötzlicher Rettungsgedanke wischte die Sor genfalten von seiner Stirn. Er hatte einen Aus weg gefunden. „Meine Mutter!" murmelte der eben noch Ratlose, aus tiefster Brust aufatmend. „Sie wird mir beistehen, wenn ich ihr meine Not mit teile!" Und mit hastigen Schritten, als befürchte er, daß man vor seinen Augen die Türe schlie ßen könne, näherte sich Gustav Behrens dem großen Gebäude. Der geräumige Schalterraum, den er gleich darauf betrat, war von vielen Leuten der ver schiedensten Alters

, doch war ihm der Gedanke, ihre Notgroschen in Anspruch zu nehmen, bisher fern geblieben. Nur zu gut wußte er, daß sie seit des Vaters Tode selbst in beschränkten Verhältnissen lebte und immer schon den Tag herbeisehnte, an dem Gustav sein Ge halt empfing; denn als guter Sohn hatte er ihr stets eine hinreichende Unterstützung zugesandt. Sie würde ihm ihre Hilfe gewiß nicht verweigern aber war sie auch in der Lage, ihm eine Sum me Geldes vorstrecken zu können? Wie, wenn die alte Frau zur Zeit selbst nicht genügend bares

sehen, die Briefe frankierte und sich dann ohne Gruß entfernte, die Börse, die sich unter dein Zeitungsblatt gleich einem kleinen Hügel abzeich nete, in seiner Eile vergessend. Niemand, außer Gustav Behrens, war Zeuge des seltsamen Vorganges gewesen; die Leute ka men und gingen wie bisher, vollständig mit ihren Angelegenheiten beschäftigt, und niemand hatte ein Augenmerk auf den jungen Mann. Einen Augenblick noch zögerte Behrens, wie unentschlossen, mit sich selbst kämpfend, doch dann warf

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 2 von 20
Datum: 06.12.1912
Umfang: 20
zu Haus gekommen? Denn an der Geschichte, _ die er uns aufbinden wollte, war natürlich » kein wahres Wort!' Ganz verwirrt starrte » Gustav seinen Freund schweigend an. „Was ist denn mit dir los?' scherzte dieser. „Antworte doch. Kam, was hast du mit dei nem Bruder Abel gemacht?' „Ich bin so lange mit ihm herumgelaufen, bis er nüchtern war,' entgegnete Gustav stockend. „Natürlich war seine Erzählung nur Flunkerei.' „Wußte ich ja! Wohin gehst du jetzt?' „Nach Hause.' „Und heut' abend?' „Breont

hat mir sagen lassen, daß er im „Löwen' sein wird — vielleicht kommst du auch hin — ' „Werde sehen. Aha, da vor uns taucht Karlchen auf. Ihr zweie habt denselben Weg, ich mutz hier abbiegen — auf Wiedersehen!' Trällernd ging er seines Weges, nachdem er nhrem gemeinschaftlichen Freund, der auf Gustav wartend, stehen geblieben war, einen Gruß zugewinkt hatte. „Nun, angehender Ehemann?' wurde Hainbach von Karl begrüßt. „Du machst ja ein ganz katzenjämmerliches Gesicht! Hat dir Äreont gestern

noch viel zu schaffen gemacht?' Gustav langweilte es, lügen zu müssen, und die Wahrheit konnte und wollte er nicht erzählen. „Nein,' antwortete er deshalb kurz, „er lief mir davon, als wir ins Stadt wäldchen kamen, und ich verspürte keine Lust, auf ihn Jagd zu machen und mir dabei an den Baumstämmen den Schädel einzuren nen „Wäre mein Gnsto auch nicht gewesen. Wo ist er denn heute?' „In Moosbrunn.' Gustav war froh, als sie bei seiner Woh nung angekommen waren und er nicht länger mit Fragen nach Breont geplagt

» sie sich entschuldigte, weil sie auch am Abend H nicht kommen könnte. Gerade heute! Aber » wenigstens war ihr Ausbleiben ein Beweis, A daß sich nichts Besonderes ereignet hatte, s sie wäre sonst sicher erschienen, um sich mit A Gustav zu besprechen. Er konnte den Abend s kaum erwarten, um von Breont zu hören, S ob dieser mit Klausner zusammengetroffen ? sei oder nicht. So bald es dämmerte, machte « er sich auf deu Weg nach dem Löwenwirts- s Haus. S „Da ist Herr Hainbach, der wird Ihnen ! Auskunft geben können!' rief

der Wirt, als A Gustav die Tür des Gastzimmers öffnete. ! „Was für Auskunft?' rief Gustav erregt. A Neben dem Wirt stand Breonts Hausherr. H „Was wünschen Sie zu wissen, Herr Mitta?' A „Wo ich Herrn Breont finde. Es ist heute v nachmittags ein paarmal aus dem Werke; » um ihn geschickt worden, das wollte ich ihm z melden, da ich wahrscheinlich schoü schlafe, A wenn er nachhause kommt.' z „Im Werk müssen sie doch gewußt haben, l daß Breont heute in Moosbrunn ist. Es wundert

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 18 von 24
Datum: 14.03.1913
Umfang: 24
, um sich ein kleines Abendbrot zu kaufen. Als er dann in seinem Zimmer-wieder angekommen war, legte er die volle Börse auf den Tisch, zog das gekaufte Brot hervor und aß hastig einige Stücke, wobei er einige Schluck Wasser trank. Der neue Tag war kaum angebrochen, als Gustav Behrens aus feinem unruhigen Schlum mer erwachte. Ein Klopfen an der Tür und eine Stimme, die energisch Einlaß begehrte, hatte ihn aus seiner Ruhe emporgeschrcckt. Krank und wie zerschlagen an allen Glie dern erhob sich der junge Mann

, kleidete sich not dürftig an und öffnete die Tür. Ein älterer, breitschultriger Herr in unscheinbarer Kleidung betrat das Zimmer. Seine scharfen Augen ruh ten einen Moment forschend auf dem bleichen, jungen Mann und glitten dann aufleuchtend zu der gelben Lederbörse hinüber, die noch auf dem Tische lag. „Sie sind der Kaufmann Gustav Behrens?" fragte der Fremde nähertretend. Der Gefragte bejahte, kaum fähig, sich auf den Füßen zu halten. Der frühe Besucher griff nun in die Tasche und zog

Sie sich der Börse, in der Absicht, ihren Inhalt für Ihre Zwecke zu verwenden. Ist es nicht so?" Gustav Behrens vermochte im ersten Augen blicke nicht zu antworten, erst die Worte des Po lizeibeamten, der zweifellos einen Schuldigen vor sich zu sehen glaubte, gaben ihm seine alte Tat kraft zurück. Mit blitzenden Augen richtete er sich empor. „Sie irren sich!" antwortete er dann laut und bestimmt. „Wohl war ich in Versuchung, mit dem Gelde meiner Not ein Ende zu machen, doch der Gedanke an meine Mutter hielt

gezwungen, die Hilfe meiner Mutter in Anspruch zu nehmen." Mit einem Ausdruck des Mitgefühles auf den Zügen verbeugte sich der Beamte. „Ich werde Ihren Wunsch gern erfüllen!" sagte er dann, die Börse in seiner Brusttasche bergend und die Postkarte in seinen Ueberrock steckend. „Verzagen Sie nicht — vielleicht daß Ihnen schon eher Hilfe kommt, als Sie ver muten!" Noch waren nicht zwei Stunden seit dem Fortgange des Beamten verflossen, als ein Ge fährt vor der Wohnung Gustav Behrens hielt

meldete sich Gustav Beh rens im Bureau des Schiffsreeders und erhielt eine seinen Fähigkeiten angemesiene Stellung. Vermischtes. Nachtragnng nicht abgeleisteter Waffen übungen. Das Kriegsministerium hat verfügt, daß jene waffenübungspflichtige Mannschaft, die im Jahre 1913 zur Waffenübung verpflichtet ist, doch aus irgend einem Grunde hiezu nicht ein berufen wurde, diese Waffenübung nicht nachzutragen hat. Hingegen sind Reservisten und Ersatzreservisten, die gelegentlich der Einrückung zur Waffenübung

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Tiroler Post
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Seite 15 von 20
Datum: 27.06.1913
Umfang: 20
und machtvoller wehr, Die der Feinde Waffen zerbricht. Sankt Paulus so furchtlos, so stark und hehr Nun das wort von dem Glauben spricht, Das rauschend ergriff einst der Völker Strom Und drang bis ins Dunkel hinein. Wir alle glücksel'ges, heil'ges Rom, Sind stolz, deine Rinder zu sein. 38 38 38 £hdcheu. 38 38 Nach dem Schwedischen von Wert Sanders. Anis» Kruhn. (Nachdruck verboten.) illst du wirklich in die Sommerfrische fahren statt zu Helmborgs?" fragte, Gustav seinen Freund Rolf, als sie sich allein

im Eifenbahnkupee befanden. „Lieber Freund," erwiderte Rolf mit drolligem Gesicht, „ich kann Helmborgs dauernde Versuche, mich zu verheiraten, nicht mehr ertragen. Hier, lies deren letzten Brief. Und Gustav las: „Morgen kommt Fräulein Bengtsen zu uns. Es würde uns freuen, wenn du uns auch besuchtest. Sie ist ein entzückendes Mädel, und meine Frau erklärt, daß sie endlich eine passende Frau für dich gefunden hat." „Nun, du begreifst wohl, daß ich abgesagt habe. Ich habe nicht die geringste Lust

, mich zu verheiraten, auch nicht mit dem entzückendsten Mädel der Welt, ziehe es daher vor, in die Sommerfrische zu Frau Anim zu fahren, die so vorzüg liche Omeletten bäckt. Doch wir dürfen nicht so laut werden, in dem Nebenkupee sitzt eine Dame." Gustav steckte den Kopf zum Fenster hinaus und be obachtete die Menschen auf dem Bahnsteig der kleinen, im Walde gelegenen Station. Die beiden Freunde hatten sich zufällig auf ihren Ferienreisen getroffen. Am Nebenfenster ward ebenfalls ein Kopf sichtbar

— ein hellockiger Kopf mit einem großen, schwarzen Hut. Gustav lüftete seine Mütze. „Wissen Sie vielleicht, gnädige Frau, ob man nach Bern umsteigen muß?" „Ich glaube, der Schaffner hat es soeben ausgerufen." Der Zug war bereits wieder in Bewegung, als eine große, schlanke Gestalt in höchster Eile die Plattform ver ließ, gefolgt von einer braunen Reisetasche. „Adieu, alter Freund, adieu! Lache nicht." Rolf lachte noch, als er das Fenster verlassen und seinen Platz wieder eingenommen hatte. Er konnte

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Lienzer Nachrichten
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Seite 15 von 20
Datum: 27.06.1913
Umfang: 20
Mehr, Die der Feinde Massen zerbricht. Sankt Paulus so furchtlos, so stark und hehr Nun das Mort von dem Glauben spricht, Vas rauschend ergriff einst der Völker Strom Und drang bis ins Dunkel hinein. Wir alle glücksel'ges, heil'ges Nom, Sind stolz, deine Kinder zu sein. guir* Kruhn. €hefcheu. Nach dem Schwedischen von Wert Sanders. (Nachdruck verboten.) illst du wirklich in die Sommerfrische fahren statt zu Helmborgs?" fragte Gustav seinen Freund Rolf, als sie sich allein im Eisenbahnkupee befanden

. „Lieber Freund," erwiderte Rolf mit drolligem Gesicht, „ich kann Helmborgs dauernde Versuche, mich zu verheiraten, nicht mehr ertragen. Hier, lies deren letzten Brief. Und Gustav las: „Morgen komnit Fräulein Bengtsen zu uns. Es würde uns freuen, wenn du uns auch besuchtest. Sie ist ein entzückendes Mädel, und meine Frau erklärt, daß sie endlich eine passende Frau für dich gefunden hat." „Nun, du begreifst wohl, daß ich abgesagt habe. Ich habe nicht die geringste Lust, mich zu verheiraten

, auch nicht mit dem entzückendsten Mädel der Welt, ziehe es daher vor, in die Sommerfrische zu Frau Anrm zu fahren, die so vorzüg liche Omeletten bäckt. Doch wir dürfen nicht so laut werden, in dem Nebenkupee sitzt eine Dame." Gustav steckte den Kopf zum Fenster hinaus und be obachtete die Menschen auf dem Bahnsteig der kleinen, im Walde gelegenen Station. Die beiden Freunde hatten sich zufällig auf ihren Ferienreisen getroffen. Am Nebenfenster ward ebenfalls- ein Kopf sichtbar — ein hellockiger Kopf mit einem großen, schwarzen

Hut. Gustav lüftete seine Mütze. „Wissen Sie vielleicht, gnädige Frau, ob man nach Bern umsteigen muß?" „Ich glaube, der Schaffner hat es soeben ausgerufen." Der Zug war bereits wieder in Bewegung, als eine große, schlanke Gestalt in höchster Eile die Plattform ver ließ, gefolgt von einer braunen Reisetasche. „Adieu, alter Freund, adieu! Lache nicht." Rolf lachte noch, als er das Fenster verlassen und seinen Platz wieder eingenommen hatte. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 6 von 18
Datum: 22.11.1912
Umfang: 18
. Die Gründe seiner Hand lungsweise hatte er Gustav offen dargelegt. „Hilf dich nur allein durch!' sagte er zu ihm. „Wenn du siehst, wie schwer sich das Geld verdient, wirst du seinen Wert am besten begreifen lernen. Es wäre nicht nötig, daß ihr so dasteht! Hab' deinem Vater oft Vor stellungen gemacht, predigte aber tauben Ohren. Das Rechnen und Sparen — da mit gaben weder er noch deine Mutter sich ab. Und darum halte ich's für nötig, daß du beides durch ein bißchen harte Lebensschule lernst

. Wenn du dann einmal zu Vermögen kommst, wirst du's wohl zusammenhalten!' Recht hatte ja der Onkel, das sah Gustav ein, aber trotzdem schmerzte es ihn, seine Eltern so tadeln zu hören. Am liebsten hätte er jede von Schröter kommende Unterstützung abgelehnt, doch seine Lage verbot ihm dies leider. Sein Verdienst war trotz angestreng ten Fleißes zu gering, um davon alle Be dürfnisse der Seinen bestreiten zu können. ,Das jedoch mußte mit der Zeit anders wer den. Mit unermüdlichem Eifer strebte er vorwärts: für die Seinen allein

zu sorgen und Lina als Gattin heimzuführen, waren die Ziele, zu deren Erreichung er seine ganze Kraft einsetzte. Lina! Wie teuer sie ihm war! Seite an Seite waren sie aufgewachsen, der um fünf Jahre ältere Knabe war der beständige Begleiter und Beschützer Linas und Mathildens gewesen. Mit Mathilden ver band ihn und Lina noch heute die alte ge schwisterliche Anhänglichkeit — bei ihnen war aus der Kinderfreundschast die Liebe zwischen Mann und Weib emporgeflammt. Gustav' hatte Lina so lange mit drängendem

störte in arger Weise ihren Frieden. Gustav ließ sich aller dings auch nicht eine Sekunde lang durch Schröters letzten Willen in seinem Entschluß, Lina als Gattin heimzuführen, beirren, aber noch sorgfältiger als früher mußten jetzt die Liebenden ihre Neigung vor aller Augen ver bergen. Schröters Hinterlassenschaft war be deutend, hätte Gustav und die Seinen reich gemacht — so lange dies möglich war, wollte Gustav seiner Mutter den Kummer ersparen, den sie über seine Erklärung, daß er nie Mathildens

Gatte werden könne, sicherlich empfinden würde. Daß er nur auf seine Mutter, nicht aber auf Mathilde Rücksicht zu nehmen brauchte, wußte Gustav ganz ge nau. Er war sich darüber klar, daß die letztere seinen Entschluß mit lebhafter Freude begrüßen würde. Sie zeigte ihm ganz offen, wie trostlos sie über das Testament des Oheims war. Gustav war ihr teurer wie ein Bruder, aber alles in ihr lehnte sich da gegen auf, seine Gattin zu werden. Dabei bedrückte es sie schwer, daß den ihr so lieben Verwandten

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 7 von 16
Datum: 14.04.1912
Umfang: 16
der Hotels, deren reicher Blumenschmuck ihn besonders zu erfreuen schien. Als er nun einen Schutzmann gewahrte, trat er auf diesen zu, lüftete höflich den Hut und frug nach der Kron prinzenstraße. Der Beamte sagte ihm freundlich Bescheid, worauf der Fremde, durch die Zuvorkommenheit des Mannes ermutigt vertraulich fragend hinzufügte: „Kennen Sie dort das Frucht- und Gemüsegeschüft von Gustav Johannsen?" Der Beamte nickte zustimmend. „Gleich links, wenn Sie die Straße betreten. Wenn ich mich nicht irre

, besuchet sich das Geschäft in einem Kellerlokal, wie man das hier ja häufig sieht." Der alte Landmann protestierte. „Das ist wohl nicht rrchtrg," meinte er dann kopfschüttelnd, „der Gustav — ich bin nämlich der Vater von dem Johannsen — hat mir doch m vergangener Woche noch geschrieben, daß er sein Geschäft bald vergrößern wolle und einen jungen Gehilfen ange nommen habe." „So? . . . Nun, ich kann mich auch irren," antwortete der Beamte, dann beschrieb er noch einmal den einzu schlagenden

seiner suchenden Augen. „Sollte der Gustav vielleicht geflunkert haben?" murmelte er jetzt leise und kopfschüttelnd vor sich hm, und spähte noch einmal aufmerksam die Straße hinauf und hinab. Da fielen seine Blicke auf ein schmales, zur Hälfte über dem Fußsteig sichtbares Schaufensterchen auf der anderen Straßenseite, und einer plötzlichen Eingebung folgend, schaute er scharf hinüber. Langsam und zögernd überschritt er nun den Fahr, dämm und las jetzt wirklich den Namen seines Sohnes an der kaum meterbreiten

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 3 von 20
Datum: 06.12.1912
Umfang: 20
auch nur Breoüts ^ Namen auszusprechen, was für Gustav ge il radezu eine Wohltat war. j Klausner vermied es, mit Gustav zusam- menzutreffen. Er erschien nur dann im ^ Hainbachfchen Hause, wenn der junge Mann H abwesend war. 1 Auch vor ihm, dem intimen Freund der ^ Hainbachs, hatte man wohlweislich von' dem 1 Verdacht geschwiegen, der Gustav des Mordes H bezichtigte. Sobald das finstre Gesicht des 1 wegen seines Jähzorns gesürchteten Ober- ^ steigers in Hörweite erschien, verstummten alle Lästerzungen

wegen! . H Wenn Klausner aber auch äußerlich ruhig ! erschien, innerlich wurde er von verzehrew- js der Unrast gepeinigt. Ungeduldig sah er Gu stavs und Linas Abreise entgegen. Der Ge danke, daß der junge Mann über ihre nächt liche Begegnung Fragen an ihn richten könne, erfüllte ihn mit Entsetzen; er lechzte danach, allein zu sein, mit den Gewissensqualen, die ihn unaufhörlich folterten. Er litt Unsäg liches. Wenn Gustav aus seiner Nähe ver schwunden war, er, diese lebendige Mahnung

^ an jenen fürchterlichen Waldgang, gelang es » Klausner vielleicht, den strafenden Rächer in ^ seiner Brust niederzuringen, wenn nicht, dann Z war sein Entschluß gefaßt. Unauffällig lvollte er sein verwirktes Leben, das ihm I doch nur noch eine Qual war, von sich wer- 1 len — einzig um Linas willen entzog er I sich ja dem strafenden Arm der Gerechtigkeit, i » q- » ^ Der Polizeikommissär Löhner blätterte ver- 1 Nimmt in den Akten, die vor ihm auf dem ^ Pulte lagen. Der Sturm der öffentlichen j Meinung gegen Gustav

Hainbach hatte dem j logisch denkenden Beamten nur ein verächt- i liches Achselzucken entlockt. Der gewiegte l Kriminalist sagte sich, daß ein Mensch wie H Gustav nicht ohne zwingende Ursachen zum > Mörder werde. Die aber fehlten hier gänz lich. Beraubung des Ingenieurs? Es war albern! In wenigen Tagen wurde ja Gustav Hainbach durch seine Heirat ein reicher Mann. Und trotzdem häuften sich in dem gesammelten Untersuchungsmaterial so viele Verdachtsmomente gegen den jungen Mann, daß Löhner

an seiner eigenen Ueberzeuguug irre zu werden begann. Er ordnete eine noch malige Vorladung Gustavs an.. Der Amtsdiener, der sie Gustav einhälv- digen sollte, traf an der Tür des Hainbach- schen Hauses mit Lina zusammen. In der kleinen Stadt kannte sich alles. „Wünschen Sie Gustav oder Frau Haim bach zu. sprechen, Herr Baier?' fragte Lina zuvorkommend. . - „Herrn Hainbach, er muß mir etwas unter schreiben.' „Er ist abwesend. Um was handelt sich's denn?' „Eine Vorladung für morgen früh.' „Für morgen? Ach, Herr

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 01.08.1916
Umfang: 8
Gustav KMem geftorbeu. Eine schmerzliche Nachricht ist eingetroffen, un ser Genosse Gustav E ck st e i n ist gestorben. Er hatte sich vor einem Jahre einer Lungenoperation unter zogen, es wurde notwendig, sie Heuer zu wiederholen. Eckstein begab sich nach Zürich, wo Professor Sauer bruch am 20. Juli die die Operation vornahm. Sie zeigte zuerst guten Erfolg; Donnerstag früh 4 Uhr ist der Kranke jedoch an ihren Nachfolgen im Züri cher Kantonsspital gestorben. Die Leichenverbren nung erfolgte

am Montag den 24. Juli nachmittags in Zürich. Gustav Eckstein, der seit Jahren als Redakteur des wissenschaftlichen Organs der Sozialdemokra tie, der „Neuen Zeit", tätig war, ist ein Wiener; er ist ein Bruder unserer treuen Genossin Therese Schlesinger. Schon als Student war er mit der so zialdemokratischen Bewegung innig verknüpft und nur seine schwache Gesundheit brachte es mit sich, daß er in der großen Parteiöffentlichkeit nicht her vortrat. Um sich zu kräftigen und sein Lungenleiden zu beheben

geendet hat, und mit Bewunderung denkt man dar an, daß diese Fülle des Studiums und der Arbeit einem schwachen, von Krankheit geschüttelten Kör per ab gerungen wurde. Der schwache Leib hat einen starken Geist getragen. Eckstein ist wohl kaum vier zig Jahre alt geworden; er hätte dem Sozialismus noch viel leisten können. Gustav Eckstein war ein wertvoller Mitarbeiter auf dem Felde des Marxismus; kenntnisreich, nach denklich und charaktervoll. Was ihn auszeichnete, war Ernst: in der Ueberzeugung

wir noch bei, daß er bei aller Festigkeit des Standpunktes immer ein freund licher, milder Mensch blieb, der alles Echte schätzte, so haben wir auch denen, die ihn nicht kannten, den herben Verlust zum Bewußtsein gebracht, den die sozialistische Forschung durch Gustav Ecksteins Tod erlitten hat. Ein ehrendes Andenken ist ihm ge sichert. Soziales. Die Bedeutung des Sozialismus. Es hat zu al len Zeiten Träumer gegeben, welche für die Beglük- kung des ganzen Menschengeschlechts schwärmten. Das waren aber Träume und Schäume

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