zu wieder- holtenmalen, veranlaßt, jede Gemeinschaft mit diesem endlich zur Sprache kamen, that es Seraphme offen bar leid. „Wie schade, daß Sie eine Respcctsperson sind, Herr Gustav!" rief sie ungenirt. „O, behandeln Sie mich doch weiter ohne Re- spectl" bat er und sie zeigte sich durchaus nicht ab geneigt, seinen Wunsch zu erfüllen. So blieb es beim Alten zwischen ihnen. Gustav ließ sich von Seraphine necken und er fand den Muth, mit ihr zu schwatzen, wie mit seinen Schwe stern — nur daß es ihm unendlich mehr
Vergnügen machte. An einem schwülen, ganz dunklen Juliabend, welchen einige verschlafene Sterne und prachtvolle Leuchtkäfer durchfunkelten, erzählte Seraphine Gustav ihre Lebensgeschichte, — lauter Mühsal, Plage und Entbehrung von Anfang bis zu Ende. Aber sie war ein tapferes Mädchen, das mit Lust und Freude seine Pflicht that — allerdings an Glück durfte man nicht denken. Und in dieser Stunde erkannte Gustelchen, daß er ein Mann sei, der das Recht habe, zu lieben, ja, sich ein liebes Weib zu nehmen
sich Und ehe sie es fich versehen haben, fanden sich ihre | Lippen, ihre Herzen! Die Leuchtkäferchen gaukeln einen tollen Freuden tanz um die Beiden. Die Sterne sind nicht mehr schläfrig, sie funkeln strahlend, eS ist beinahe, als hörte man sie lachen. Betrunken taumelt Gustav nach einer Stunde seiner Wohnung zu; als er die erleuchteten Fenster steht, regt sich eine leise Unruhe ihn ihm: Was werden Mutter und Schwestern sagen? Man stürzt ihm entgegen, wo er bliebe? Ueberall hat man ihn schmerzlich gesucht
— Papa ist heftig unwohl gewor den. Der Arzt ist schon da und constatirt einen leichten Schlaganfall. Es ist im Augenblick nicht gefährlich, aber die ganze Familie ist so verstört, so angstgepeinigt, daß Gustav nicht wagt, an sein Glück zu denken, geschweige denn, davon zu sprechen. In der dritten Nacht nach der Erkrankung wiederholte sich der Schlaganfall, und eben, als der Morgen graute, starb der Vater. Ec konnte in dieser letzten Nacht nicht mehr sprechen, aber er winkte Gustav zu sich, sah
ihm unaussprechlich angstvoll in's Auge und wies mit flehender Geberde nach den vier Mädchen. Gustav verstand — mit blaffen Lippen lächelnd flüsterte er: „Sei ruhig, Papa — ich werde sie nie verlassen — werde ihnen Gatten und Vater zu ersetzen suchen!" Wie zu einem Gelöbniß legte er seine Hand in die des Vaters, und die erkaltende Hand des Ster benden hielt ihn fest, grausig fest. Bald darauf war es zu Ende und Gustav über Nacht Vater geworden — von vier unversorgten Töchtern, von denen die Aelteste bereits