Kraftwagen vor. Der Portier riß den Wagenschläg auf und verneigte sich tief. „Es ist uns eine Ehre. Herr Graf!" Unwillkürlich warf Jan Marius einen Blick auf den Aussteigenden, der sich sofort umdrehte und einer Dame be hilflich war. Der Detektiv konnte nur mit Mühe seine Ueberraschung verbergen. „Teufel!" entfuhr es ihm, „wenn das nicht Graf von Nauheim ist, dann laß ich mich vierteilen! Und im Palais glauben sie, er sei nach Berlin gefahren!" Der Graf hatte sich inzwischen an den Chauffeur ge wandt
und rief diesem zu: „Warten! Wir speisen nur hier und fahren dann gleich zum Hauptbahnhof!" „Sehr wohl. Herr Graf!" Sofort war des Detektivs Entschluß gefaßt. Zwar hatte er schon seine soliden Kalbsschnitzel im Magen, aber das schadete ja nichts. Ein Dutzend Austern und eine Flasche Burgunder konnte er immerhin noch vertragen. Aller Vor aussicht nach würde er mit dem Grafen binnen kurzem per sönlich in Verbindung treten müssen, und er liebte es nun einmal, die Leute, mit denen er zu tun bekam, vorher
. Am 5. Dezember von 16.53 bis 6 . Dezember 7.18 Uhr. Zudem war ein wenig Neugier dabei. Der Graf galt in seinem Hause für verreist, er war Witwer, und nie hatte man von einer anderen Leidenschaft bei ihm gehört, als von sei ner Leidenschaft zur Jagd. Nun trat er hier in Gesellschaft einer Dame auf, die einen so vornehmen Eindruck machte, daß man sie unbedingt für eine wirkliche Dame halten mußte. Schon die Art und Weise, wie der Graf ihr beim Aus- steigen geholfen hatte, und ihr den Vortritt ließ, bekundete
, die Backenknochen sogar etwas zu sehr vor- springend, aber die Farbe und die Zartheit der Haut ließen das vergessen. Um den etwas zu großen Mund lag ein un endlich sympathischer Zug, und wenn sie lächelte, erschienen über den Mundwinkeln zwei reizende Grübchen. Die grauen Augen jedoch waren kalt, und es kam Marius vor, als ob sie zuweilen, wenn der Graf sich abwandte, einen lauernden, berechnenden Ausdruck annähmen. Glänzend schwarzes Haar, stark gewellt, umrahmte das Gesicht. Beim Abschätzen ihres Alters
konnte man zwischen zwanzig und dreißig Jahren schwanken. Im Verleich zu dem achtundfünfzigjähri- gen Grafen wirkte sie jedenfalls wie ein junges Mädchen. Der Graf verkörperte eigentlich in keiner Weise den Typ des neuzeitlichen, gepflegten Aristokraten, der trotz sei nes Alters noch einem Mädchenherzen hätte gefährlich wer den können. Er machte eher den Eindruck eines besorgten Vaters oder Onkels des Mädchens. Sein ganzes Aussehen — ein kurzgeschnittener, schwarzer, aber offenbar gefärbter Bart