3 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Der Tiroler / Der Landsmann
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIR/1904/24_12_1904/SVB_1904_12_24_8_object_1948898.png
Seite 8 von 16
Datum: 24.12.1904
Umfang: 16
des Freiherrn und das zarte, schmeichelnde seines Töchterchens. Da trat der erstere plötzlich ein — leise, um die kleine Schläferin im Nebenzimmer nicht zu stören. „Verzeihung, Gräfin!' flüsterte er an ihrer Seite. „Ich habe den ganzen Tag auf diesen Augen blick gewartet. Gönnen Sie mir ein Wort zwischen uns beiden allein!' Sein erster Anblick hatte sie tötlich erschreckt; jetzt bäumte ihr Stolz sich auf gegen den Mann, der ihr einst bitteres Leid zugefügt hatte. War es nun Zeit, mit ihm abzurechnen

? Ihr Herz krampfte sich zusammen. Törin! Mit der Weld abgeschlossen zu haben glaubte sie, statt dessen stand sie plötzlich mitten in ihrem Wirbelwind von Liebe und Haß, und beides machte sie gleich elend, trotzig. „Was hätten wir einander zu sagen, Baron, das nicht zu jeder Zeit unterbrochen und von jedermann geHort werden könnte?' sagte sie mit feindlicher Kühle. „Nein, Gräfin! Ich lasse mich nicht zurück« weifen. Wird doch dem Verbrecher vor Gericht ge stattet, daß er sich rechtfertige.' „Hätten

Sie etwas verbrochen, Baron?' „Hella!- rief er, außer sich über ihre Kälte. »Glauben Sie, daß ich nicht vergessen und vergeben hatte — längst ehe ich Ihre Schwelle überschritt.' „Dann sind Sie mir überlegen, Gräfin!. Ich habe nie vergessen, nie mir selbst vergeben können.' Das waren seine alten, stürmischen Augen wieder — die gewaltige Sprache, der einstmals ihr Herz unterlegen war. ^ „Nein. Ich habe mich nicht in zweckloser Reue verzehrt,' fuhr er fort. „Ihre Verzeihung ent> schuldigt

mich.' - „Nennen Sie eS doch Mitleid!' unterbrach sie mit leisem Hohn. „Nein, Gräfin! Es gehört einfach zu den Tat» fachen als Schwäcke dieselbe, die mich be herrschte, als Ihr eigener Vater mir die Zukunft schilderte, welche Ihrer an meiner Seite wartete. Ich zog ein Weib, das Anspruch auf ein fürstliches Leben hatte, in meine Armut und bürdete ihm Selbstverleugnung und endlose Entsagung auf.. Ich marterte mein Gehirn Vergehens ab, - einen Ausweg zu finden für unsere gemeinsame Liebe. ES gab

keinen — wenn nicht auf Kosten Ihres Glückes.' „Ich verstehe Sie, Baron, Sie dachten damals bei. Ihren Erwägungen mehr an mich als KN .fich. selbst.' . - ' Es fühlte sich von einer Last befreit.' Jetzt konnte sie ihn wenigstens nicht mehr verachten. .In jenem Zwiespalt aber sah ich auch die ander: da hinwelken,' fuhr er schneller fort. „Ihr Oheim, meine Freunde und Verwandten — alle predigten mir Vernunft, wie Ihr eigener Vater eS getan hatte, Gräfin! Meine zerrütteten Verhältnisse selbst traten gegen mich auf. Unser alter

1