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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 25.02.1906
Umfang: 16
Auf Irrwegen. Novelle von Kurt von Walfeld. (7. Fortsetzung., — (Nachdruck verboten.) In all diesem Hunten und glänzenden Treiben der elegantesten Welt der Residenz bildeten sich vorzugsweise zwei große Mittelpunkte, um welche die hin und her wogenden Gruppen sich dichter zusammendrängten. Der eine dieser Mittelpunkte war die Gräfin Helten berg. Sie lehnte in einer leicht und zierlich gebauten, ä la Daumont mit zwei prachtvollen Füchsen bespannten Viktoriachaise. Das ungemein anspruchslose

beständig von Verehrern umringt. Sie war zu Pferde aus dem Rennplatz erschienen und ritt ihren prachtvollen Apfelschimmel hier ebenso kunstvoll und anmutig wie im Zirkus. Ein Reitknecht in schwarzem Rock mit breitem Ledergürtel, schwarzem Cylinderhut und Stulpenstiefeln folgte ihr in tadelloser Haltung. Die Herren drängten sich zu ihr heran und zuweilen wurden ihr auch von den in den Wagen sitzenden Damen herab lassende und selbst freundschaftliche Grüße zugewinkt. Als sie in ihrer Nähe die Gräfin

Heltenberg erblickte, ritt sie auf ihrem zierlich courbettierenden Pferde an den Wagen derselben heran und grüßte mit tiefer Verbeugung. „Ah, da ist unsere schöne Kön gin des Sports!" rief die Gräfin, Fräulein Cora ihre Hand entgegen streckend- „hiex ist Ihr Königreich- hier müssen wir alle vor Ihnen zurückstehen. Aber damit ich doch nicht gar zu sehr in den Schatten trete, steigen Sie ein wenig in meinen Wagen, Fräulein Cora! Sie werden aus diese Weise näher an die Bahn herankommen als zu Pferde

, wenn das Rennen beginnt- ich aber werde mir einbilden, daß ein Teil der Huldigungen, die man Ihnen darbringt, auch mir gelte." Fräulein Blangini folgte sogleich dieser Einladung. Sie winkte ihren Reitknecht heran, auf dessen Schulter sich stützend, sprang sie aus dem Sattel und stieg in den Wagen der Gräfin. So waren denn die beiden Mittelpunkte des Interesses der eleganten Welt vereinigt. Die Dame der vornehmsten Gesellschaft und die Heldin des Zirkus saßen nebeneinander und noch dichtere Gruppen drängten

an die elegante Viktoriachaise der Gräfin heran. Bald aber gab die Gräfin Heltenberg das Zeichen zum Weiterfahren. Wenn ihre Pferde sich auch nur im Schritt in Bewegung setzten, so wurden die Damen doch bald von dem sie umringenden Kreise getrennt, und da die Gräfin nicht wieder halten ließ, blieb sie inmitten der bunten Bewegung aus dem Rennplätze mit Fräulein Blangini allein. „Ich möchte Ihnen einen Rat geben," sagte sie zu der Künstlerin, „vielleicht sogar eine Bitte aussprechen —" „Ein Rat der Frau Gräfin

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 11.02.1906
Umfang: 16
strickt hatte, datz er kaum zu einer flüchtigen Begrüßung der Dame des Hauses Zeit fand. Käthcheu war bis zur Schwelle des ersten Salons gekommen; sie blickte fragend aus Ferdinand. Dieser aber schien sie nicht zu bemerken. Freilich war er ja vollständig durch die Gräfin Steinhaufen in Anspruch genommen, so daß er, ohne unhöflich zu sein, die Unter haltung mit ihr nicht unterbrechen konnte. Die Herren aus dem zweiten Salon waren auf gestanden, um den Grafen und die Gräfin Steinhaufen

zu begrüßen. Als die Gräfin Heltenberg ebenfalls folgen wollte, hielt Herr von Ribenau sie zurück, indem er flüchtig seine Hand auf ihren Arm legte. „Ein Wort, Editha," sagte er leise, während er sorgsam nach dem andern Zimmer hin spähte, ob er von dort nicht beobachtet werde. Die Gräfin wendete sich um und trat ein wenig hinter die Portiere zurück. „Nun?" fragte sie überrascht und halb spöttisch. „Es ist lange her, daß wir nicht mehr die Verborgenheit vor den beobachtenden Blicken gesucht

haben." „Nicht so lange, Editha," sagte Herr von Ribenau, „daß ich vergessen hätte, was wir uns einst gewesen sind." „Und was erinnert Sie heute daran so besonders?" fragte die Gräfin. „Ich bedarf Ihrer Hilfe, Editha," erwiderte Ribenau, indem er stechend drohende Blicke nach dem ersten Salon hin schoß, „Ihrer Hilfe gegen diesen so plötzlich vom Himmel gefallenen Grafen Hilburg." „Ah, er ist gestern erst angekommen, und schon sollte er Ihre Wege gekreuzt haben!" erwiderte die Gräfin. „Sie wissen, Editha," fuhr

Ribenau eifrig fort, „daß ich Käthchen heiraten will —" „Sie? In der Tat, eine gute Partie!" sagte die Gräfin, immer ihren spöttischen Ton beibehaltend, „und es ist natürlich, daß Sie die Tante über der Nichte vergaßen." „Ich verdiene Ihre Vorwürfe nicht, Editha! Nie mals werde ich Sie vergessen, aber ich muß mich rangieren, ich kann rnich nicht länger halten. Käthchens künftiges Vermögen bietet ausreichende Sicherheit für alle meine Verpflichtungen; es ist die höchste Zeit, daß meine Ver bindung

mit ihr proklamiert wird, dann gewinne ich Frist, dann kann ich mich arrangieren, und sind wir erst verheiratet, so muß ja Rautenstein die Sache ordnen, rvozu er jetzt vielleicht nicht sehr geneigt sein möchte." „Ja, ja," sagte die Gräfin Heltenberg, „das wird er wohl müssen, obgleich er geizig ist und nicht gern etwas für andere hergibt; aber er hat ja nur die eine Tochter, und es bleibt ihm wahrlich noch immer genug übrig, und Käthchen ist nach wie vor eine der reichsten Erbinnen. Ich selbst kann Ihnen leider

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Seite 11 von 16
Datum: 25.03.1906
Umfang: 16
war sehr froh, das Krankenzimmer nach einigen teil nehmenden Worten wieder verlassen zu können. Niemand redete ihn umtürlich in Betreff der Ver mutung an, welche man über den Zusammenhang seiner Tochter mit der vielbesprochenen Tagesfrage hegte, und so hatte er denn nach einigen Tagen die ganze Sache fast vergessen. Die Gräfin Heltenberg war unernrüdlich in der Pflege ihrer Nichte. So lange die Fieberhitze bei derselben an hielt, war sie nur darauf bedacht, die Vorschriften des Arztes pünktlich

zu erfüllen- sie sprach mit der Kranken, welche häufig halblaute Worte flüsterte und dann stumm und starr vor sich hinsah, niemals von der Vergangenheit, sondern suchte dtirch l ichtes, heiteres Geplauder sie von ihren Gedanken oder Phantasien abzuziehen. Auch als Käthchen schon einige Tage in voller Genesung begriffen war, verharrte die Gräfin in ihrer Zurückhaltung. Sie hatte mehrmals schon einen eigentümlich for schenden Blick des jungen Mädchens bemerkt und wartete auf Käthchens Frage. Bald

sollte ihre Erwartung sich ersiitten. „Was ist geschehen", fragte Käthchen wie mit einem plötzlichen Entschluss, „an jenem unglücklichen Tage? Du weiht wohl, als ich mit dir bei der Blangini war! O, wäre ich nicht dorthin gegangen!" „Ribenau und Hilbnrg halten eine heftige Scene mit einander " erwiderte die Gräfin im ruhigsten Ton, als r') sie von der gleichgültigsten Sache der Welt spräche. „Ich weiß, ich weiß!" rief Käthchen- „welch unseliges Mißverständnis! — Und weiter?" „Hilbnrg hat mit Verachtung

von dir gesprochen, Ribenau konnte das nicht dulden, sie haben sich ge schlagen — fast ist Ribenau getötet — die Kugel durch drang seine Mütze." „Und Hilbnrg?" fragte Käthchen atemlos. „Ribenau hat ihn durch den Arm geschossen, er läßt seine Wunde in Hilburgshausen heilen." „Verwundet — um meinetwillen!" sagte Käthchen mit unbeschreiblich schmerzvollem Ton, indem sie ihre Hände faltete und den Kopf auf die Brust finken ließ. Die Gräfin schien dies nicht zu beachten. „Und damit ist die Sache aus," sagte

sie. „Ribenau hat sich in der Tat herrlich benommen- er hat sein Leben für dich eingesetzt, ohne daß er dazu irgend eine äußere Verpflichtung hatte." „Die Sache ist aus," wiederholte Käthchen in dumpfem Ton, ohne ihren Kopf wieder aufzurichten- „ja, ja, sie ist aus! Was soll da noch kommen?" „Und doch", sagte die Gräfin, indem sie Käthchens Hand ergriff, „darf sie nicht ganz aus sein. Alles läßt sich ins Gleiche bringen, du kannst noch glücklich werden- alle Gespräche werden schnell verstummen

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Seite 14 von 16
Datum: 29.11.1908
Umfang: 16
382 Gräben; kurz, er hatte nie Zeit, Inspektor Reichert, denn treu war er — unerschütterlich treu. Als aber die kleine Gräfin Jsa anfangen sollte, reiten zu lernen und der Graf nicht immer dabei sein konnte — da hatte Inspektor Reichert merkwürdigerweise mehr Zeit. Da konnte es mitunter passieren, daß die Arbeiter richtig faulenzten, denn der Inspektor konnte bei solchen Gelegenheiten ganze zwei Stunden wegbleiben. Eine so waghalsige Reiterin Gräfin Jsa war, so ausgelassen und wild „Gabriele

" unter ihrer federleichten Bürde auch tänzelte und sprang, Inspektor Reichert führte sein Fräulein immer sicher und wohlbehalten nach Hause. Und ihre aufgelösten, langen, blonden Haare spielten frei und wild um jugendfrische Wangen, ihre Augen glänzten in Jugend glück und Jugendmut und des Inspektors Wangen glühten und stürmisch klopfte sein Herz. Aber — er vergaß sich nie, nicht mit einem Blick, ge schweige einem Wort. Als Gräfin Jsa achtzehn Jahre alt war, da kam es immer seltener vor, daß der Inspektor Reichert

, ein sehr tüchtiger Mensch," versicherte Gräfin Jsa. „Hm . . . sollte aber dieser weitläufige Besitz nicht einen etwas mehr erfahrenen Inspektor erfordern . . .?" meinte dann Vetter Albert, indem er sein Monokel fester ins Auge klemmte und für sich dachte, daß dieser Reichert doch auch gar zu wenig das Aussehen eines Gutsinspek tors habe. „O, gewiß nicht! Reichert ist tüchtig, sagt Papa, und vor allem treu, unerschütterlich treu, das sagt Papa gar oft," fiel die Komtesse ein. Und mehr hatten die jungen Kavaliere

fand statt, und zu seiner Zeit auch die Hochzeit, und da durfte Inspektor Reichert mit dabei sein. Eine alte Gräfin-Witwe begegnete ihm auf der großen Treppe, als er gerade heraufging, stramm und stattlich in seinem neuen Frack. „Einer von den Brautführern, vermute ich," sagte die alte Dame und lächelte wohlgefällig. „Aber Tante, das ist ja nur der Inspektor Reichert," unterrichtete sie eine der Brautjungfern. „Na, das muß ich sagen, das ist auch wieder so eine von Vetter Hellbergs

am Kopfende — Särge für den alten Grafen und die alte Gräfin. „Sie bleiben doch wohl bei uns, Inspektor Reichert, nicht wahr?" sagte der Graf Albert, als Reichert oben gewesen war, um die Nach laßakten als Zeuge mit zu unterzeichnen. „Ich weiß wirklich nicht, Herr Graf ... ich habe ein kleines Güt chen geerbt . . . und dachte eigentlich . . ." „Ach was, Reichert, Sie werden uns doch keinen neuen Schmerz zufügen wollen!" bat Gräfin Jsa und legte ihre Hand auf seine Schulter. Der Inspektor sah

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 02.06.1907
Umfang: 16
Nr. 22. MtzbühelerBote" IX. Jahrgang. 8 — 170 — Schwer ging ihr Atem: „Schnell, schnell Papier —" I „Gnädige Gräfin befehlen? —" fragte der alte Diener | besorgt. — „Papier — ich will eine Depesche schreiben! Man soll sofort zum Arzt senden. Wann kommt der nächste Zug von Monte Carlo —?" Alle diese Fragen stieß die alte Dame säst zu gleicher Zeit hervor. Der Diener reichte das Papier — sie wies es zurück. „Es ist ja Unsinn — Beta trifft das Telegramm ja gar nicht mehr! Es ist gut," fuhr

sie, zum Kammer diener gewandt, fort, „gut, man soll nur schnell zum Arzt senden — ich will auf mein Zimmer —!" Lisbcth geleitete sie sorgsam hinauf. Niemand wagte zu fragen, was passiert sei; in ihrer verschlossenen Art sprach sich die Gräfin nicht aus. Eine namenlose Angst schnürte Lisbeth das Herz zusammen. Der Arzt kam. — „Ich werde Cie rufen lassen," sagte die Gräfin zu Lisbeth, und dieselbe verließ leise das Zimmer. Nach einer halben Stunde kam der Arzt heraus und rief Lisbeth zur Gräfin. Die Gräfin lag

erschöpft auf der Chaiselongue — der Arzt neigte sich zu ihr herab und sagte: „Befehlen Frau Gräfin, daß ich Schwester Ursula frage?" „Eile tut not! Gewiß, gewiß!" rief die Gräfin erregt. „Schwester Ursula," begann der Doktor, „die Frau Gräfin hat eine traurige Nachricht erhalten. Der Nichte der Frau Gräfin ist auf der Reise hierher ein Kind tod krank geworden. Sie kommt mit diesem schwerkranken Kinde heute nacht ein Uhr an. Wir wissen nicht, ob es nicht eine ansteckende Krankheit ist — ich will daher

sofort gehen, um eine allein liegende Villa zu mieten, und frage Sie, ob Sie geneigt wären, die Pflege des kranken Kindes zu übernehmen? — Frau Gräfin hat Vertrauen in Sie —" „Von ganzem, ganzem Herzen gern," antwortete Lisbeth, glücklich, daß sich ein neues Feld der Arbeit für sie fand — „alle meine Sorgfalt und Kraft will ich ein- setzen, das Vertrauen der Frau Gräfin zu verdienen und zu rechtfertigen!" Ein warmer Blick der Gräfin traf sie. „So bringen Sie mich zu Bett, Ursula," — zum ersten Male

nannte sie die Gräfin bei diesem Namen, — „bringen Sie mich zur Ruhe, wenn es eine Ruhe heute für mich geben kann. — Ich werde Sie vermissen, Kind!" Zum ersten Male ein warmes Wort, eine Aner kennung! — Lisbcth fühlte es dankbar und küßte die Hand der alten, wunderlichen Dame. — Dann ging sie auf ihr Zimmer, ihre Sachen zum Mitnchmcn zu ordnen; kaum war sie fertig, meldete man ihr den Arzt. „Sind Sie bereit?" „Jawohl!" „Dann kommen Sie! Sie müssen helfen, die Betten in Ordnung bringen, die Zimmer

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 14 von 20
Datum: 06.08.1904
Umfang: 20
122 zerschmettert?" Dann schrie sie auf: „O Gott, steh mir bei!" Sie richtete sich im Bett halb auf und machte Anstalt, herauszuspringen." ..Isis denn möglich?" unterbrach ihn die Gräfin. „Schwester Elisabeth hat mir nichts davon gesagt." „Wozu auch? Für mich wars aber dringend nötig, und da sich ähnliches bereits wiederholt hat, mutzte ich Sie bitten, mir klaren Wein einzuschenken. Jetzt weiß ich, wie die Sache anzufassen ist." „Wie denken Sie?" „Das sollen Sie hören. Ich bin überzeugt

, daß Gräfin Cöle- stine bei ihrer weichen Natur, die sie mitunter ganz widerstandslos gemacht, gar nicht daran denkt, ein Glück der Liebe noch für möglich zu halten, aber sie ist grenzenlos beunruhigt über Grüners Geschick. Sie weiß nicht, was aus ihm geworden. Und doch würde sie keine Frage deshalb an Sie, Frau Gräfin, oder an ihren Herrn Gemahl zu richten wagen." «Sie haben recht, Herr Doktor, aber ich wage es auch nicht, mit Cölesttnen über die Sache zu sprechen." machte er nicht den Hof

, und die Kranken des Volkes behandelte er mit derselben Sorgfalt, wie die reichen Leute. Darum durfte er sich auch mitunter ein offenes Wort erlauben. Man wußte, daß er nicht schmeichelte, sondern ein Freund der Wahrheit war, und da ihm manch schöner Erfolg in seinem Berufe zur Seite stand, so wurde ihm auch nichts übel genommen. Gräfin Reifenstein befolgte sofort den Rat von Doktor Berger, nachdem sie noch mit ihrem Manne Rücksprache genommen. Frau Virkhold wurde auf das Schloß beschieden, wobei

ihr in einer ver traulichen Unterredung mit der Gräfin-Mutter mitgeteilt wurde, welche Rolle sie bei ihrem sofortigen Besuche im Krankenzimmer zu spielen habe. Die Gräfin selbst meldete die Förstersfrau bei ihrer Tochter an und bemerkte sogleich, daß sich der letzteren eine kleine Erregtheit bemächtigte. Auf die Frage, ob sie die Försterin sehen wolle, leuch teten die jetzt so matten Augen lebhafter auf, Cölestine erhob die zu sammengefalteten Hände, indem sie sich auf ihrem Lager aufrichtete ! und antwortete

: „Ach wie gern, ach wie gern!" Rahruvgrforge«. „Das dürfen Sie auch nicht. Das würde die liebe Kleine ent setzlich ausregen. Aber ich rate Ihnen, rufen Sie einmal Frau Förster Virkhold an das Krankenbett. Lassen Sie dieselbe allein mit der Kranken. Die junge Gräfin wird sicher fragen und Frau Birkhold wird, soll und mutz antworten. Ich glaube entschieden, daß dieser Besuch sehr günstig auf das Befmden Ihrer Tochter einwlrken wird." „Es wird sie aufregen, Herr Doktor." „Ganz recht, auch ausregen

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 16.08.1903
Umfang: 16
, thue ich das?" fragte er und wandte sich der Gräfin zu, „übrigens fällt mir da ein, daß die Prinzessin Migkaja mich inständig gebeten hat, ihr noch in der Nacht einen Boten zu schicken. Sie ist nämlich besorgt um ihre Mama, die Fürstin." Diese Bitte hatte ja die Gräfin gehört und sich auch ihre Gedanken darüber gemacht, aber von ihrem Sohn erwartet, daß er nicht mehr darauf zurückkommen würde. „Die Frau Fürstin," erzählte Franz weiter, „muß unseren Schloßpark besucht

haben und ist nun von dort noch nicht zurück. Die Prinzessin ängstigt sich nun. Das ist doch begreiflich? — Ich weiß indessen wirklich nicht, was ich in der Sache thun könnte." Die Gräfin athmete ordentlich auf. Dem Himmel sei Dank, flüsterte sie in sich hinein, er hat keine Ahnung. „Wenn Du Dein Wort gegeben, mein Sohn," warf sie hin, „dann muß es auch gehalten werden. Ich werde, sobald Du zu Bett gebracht bist, den Knicks beauftragen. Gewiß hat die russische Fürstin eine kleine Reise gemacht und war überhaupt nicht int Park

. Die Gräfin dachte gerade an Wolf, mit dem sie sich berathen wollte, wie die Fürstin von Franz fern zu halten sei, als Knicks den Wagenschlag öffnete. Und da stand er denn auch gleich, hinter dem Burschen, ernst und ruhig wie immer — sobald er das Angesicht der Gräfin erblickte. „Du hast mich aber hübsch sitzen lassen, Onkel," rief ihm Franz zu, „nun hast Du aber auch die ganze Be- scheerung gu verantworten. Um die Kurkosten kommst Du diesmal nicht herum." „Du hast Pech gehabt, mein armer Junge, weiß

alles. Na, besser den Knöchel verschoben wie den Kopf." Er näherte sich besorgt dem Wagen, trat aber wieder zurück, als er bemerkte, daß die Gräfin ausfteigen wollte. Galant half er ihr vom Trittbrett herunter und vermied es, ihr ins Angesicht zu sehen. Sein Gesicht war bleich, aus seinen Augen sprach ein tiefes Leid. „Wir müssen ihn zu Bett bringen lassen." erklärte die Schwägerin, „fein Fuß ist erschreckend kalt, fast wie Eis." „Herr Graf, ich werde Sie tragen," meldete sich Knicks und machte ein Gesicht

, wie ein Herkules. Dann nahm er ohne Umstände den Blessirten auf den Arm und trug ihn fort. Besorgt folgte die Gräfin mit dem Schwager nach. Oben auf dem Corridor der Beletage blieb sie auf einmal stehen und blickte Wolf befremdend an. Sie war geneigt, Lorwürfe gegen ihn zu erheben, denn sie hat schwer durch sein Fernbleiben gelitten, unterdrückte aber dieses Verlangen und sagte nur: „War es denn gar nicht zu verhüten, daß Franz die Bekanntschaft dieser Russen machte?" Wolf empfand diese Frage wie eine Anklage

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 15.02.1903
Umfang: 16
und klammerte sich an den Gedanken fest, daß sie gute Nachrichten haben müsse. Ein einziger Blick belehrte die Gräfin, was der Gatte in diesem Augenblick litt. Bon tiefem Mitgefühl ergriffen, schlang sie beide Arme um seinen Nacken und drängte ihn auf einen Stuhl nieder. „Jetzt heißt es stark sein, mein geliebter Severin/ flüsterte sie zärtlich auf ihn ein, „ich bin ruhig, weil ich weiß, daß Sophia nichts unternimmt, was ihren Eltern die Haare bleichen könnte. Es liegt sicherlich

aus dem Hause fort," stöhnte der Graf. „Leider ja! Aber muß man denn da gleich das Schlimmste denken? Es ist wahr, die Neigung Sophias zu Nikolaus v. Potoky ist erschreckend grenzenlos und tief. Es hat sie mit einer elementaren Gewalt ergriffen, und ich befürchte, sie wird nie darüber hinauskommen." „Du hast recht," sagte er dumpf. »Wäre doch das unglückselige Fest der Gräfin Potoka nicht gewesen, Sophia war so glücklich, so zufrieden, ehe dieser Ball kam." „Es war ein Verbrechen an unserm Glück," gab Herr

Severin zurück, erhob sich und ging mit verschränkten Armen in der fleinen. Stube auf und ab. Plötzlich blieb er vor der Gräfin stehen, sah sie fast durchdringend an und fragte: „Glaubst Du, daß der Verstand Sophias gelitten haben könnte?" „O mein Gott, rede nicht von diesem!" Wie einer momentanen Eingebung folgend, ging er zur Thüre und griff nach der Klinke. Angstvoll zuckte es in den Augen der Gräfin auf. Was will er thun, fragte sie sich. Da wurde die Thüre von außen geöffnet und eine Dienstmagd

, aber Keiner hat sie ge sehen. Ach, wie gerne hätte ich die liebe Gnädige wieder gebracht, aber es weiß kein Mensch in ganz Bromberg, wo sie geblieben ist." Die Magd nahm die weiße Schürze vor die Augen und begann zu weinen. „Es ist gut," entgegnete Herr Severin beinahe rauh, weil er fühlte, daß die Thränen des Mädchens ihn weich stimmen könnten, und er wollte keine Schwäche zeigen, „geben Sie sich keine weitere Mühe." Er drängte sie hinaus und schloß die Thüre. In diesem Augenblicke sagte die Frau Gräfin, indes

nach. Sie hatte in der Eile den Pelzmantel der Gräfin aufgcrafft und trug ihr diesen nach. „Sagen Sie der Frau Rath," rief erregt Frau v. Za- liska der Magd zu, „daß wir glauben, Sophia sei nach Hause gefahren, und wir müßten ihr sofort folgen. Ich würde schreiben." Im nächsten Augenblick warf sich der Kaleschengaul ins Geschirr, und, des langen Wartens müde, jagte er wie vom Bogen geschnellt davon. Nach einer scharfen Fahrt hielt der Wagen stille; das Herrenhaus war erreicht. Zum ersten Mal knallte Rerrasi

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 13 von 20
Datum: 06.08.1904
Umfang: 20
im Kopfe. An das. was vorgegangen war, konnte sie sich nicht recht eriunern. Rur. daß sie ein furchtbarer Schrecken erfaßt hatte, däm merte langsam in ihrer Seele aus. Der Arzt hielt den Zustand für nicht ungefährlich und empfahl dringend unbedingte Ruhe und Scho nung für die Kranke. Sie dürfe nicht durch das geringste aufgeregt werden, sagte er zur Gräfin Mutter, sonst könne er für nichts stehen. Gern Me er erfahren, welcher Umstand die Kranke so geschädigt, aber man rückte nicht mit der Sprache

heraus. „Aber was war es denn?" frug er wiederholt,-doch Gräfin Reifenstein beantwortete diese Frage nicht, sondern schwieg hartnäckig still oder sprach von etwas anderem. Der Arzt war sehr verstimmt, als er das Schloß verließ. Den anderen Morgen wollte er wiederkommen und nannte die Zeit, wann der gräfliche Wagen ihn abholen solle. Die Ohnmachtsanfälle Cölesttnens erneuerten sich immer wieder. Ihr ganzer Zustand war ein halb bewußtloser. Nicht allein der Zusammenbruch des ersten zarten Liebesglückes

, die man aus Eisenach hatte kommen lassen. Es war dieselbe, welche die verstorbene Baronin Harder gepflegt hatte. Wenn Schwester Elisabeth sich über die Kranke neigte, so glitt der Ausdruck des Trostes und der Beruhi gung über das blasse Antlitz. Der Arzt hatte nun doch bei der Gräfin energisch darauf gedrungen, ihm eine klare Schilderung der Umstände, die Cölesttnens Krankheit verursacht, nicht vorzuenthalten, sonst tappe er im Dunkeln, denn die Krankheit nähme einen seltsamen Verlauf. „Die arme, arme Kleine

", hatte er voll Mitleid bemerkt, als die Gräfin ihm, wenn auch mit größtem Widerstreben, einen klaren Be richt erstattete. Die Gräfin hatte dabei geweint und alle Schuld aus die verkehrte Erziehung von Tante Harder geschoben. „Ihre Tochter ist ein Engel", sagte darauf der Arzt, „von Schuld kann nicht die Rede sein, Frau Gräfin, nur die eisigen gesellschaftlichen Vorurteile find es, denen wir die Schuld aufbürden müssen. Grüner ist em junger, gebildeter, braver Mann. Er konnte die höhere Forstkarriöre

, daß er das Schmerzens geld anntmmt, das ihm mein Mann geschickt, es sind dreihundert Mark. . . ." „Nein, Frau Gräfin, das kann ich nicht. Grüner ist ein nobler Mensch, ein durch und durch guter, lieber Junge." „Aber er ist doch arm, Herr Doktor; er könnte sich damit seine Lage erleichtern. Weil er die Gabe abwies, schickten wir das Geld an seine Mutter, aber sie hat es auch nicht angenommen, — das ist doch ein unverzeihlicher Stolz von dieser armen Frau." „Mir gefällt dieser Stolz, verehrte Frau Gräfin. Das Gefühl

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 11 von 16
Datum: 18.03.1906
Umfang: 16
, der er seine Hand bieten wollte, nachdem er die boshaften Gewebe, mit denen man sie umspannt, zerrissen haben würde, den Weg zu der Künstlerin an. * * * Die Gräfin Heltenberg war bei ihrer Schwester, der Frau von Rautenstein, erschienen, als diese noch aus ihrer Chaiselongue vor dem Frühstückstisch ruhte, während Käthchen bereits ihre Morgentoilette gemacht hatte, denn sie erwartete Ferdinands Besuch. Er mußte ja kommen nach dem, was gestern geschehen war, nach den freund lichen, herzlichen Worten

, die er noch beim Abschied zu ihr gesprochen und die einen so tiefen Widerhall in ihrem Herzen gesunden hatten. Die Gräfin sprach teilnehmend vom gestrigen Abend. „Es hat nichts zu bedeuten," sagte sie, Käthchens and drückend, „beruhige dich nur darüber, mein Kind! ibenau hat mir gesagt, daß er diesen Herrn von Krempel gehörig zurechtgewiesen- der Ungeschickte hatte nichts Böses beabsichtigt und nur in seiner Art einen Witz machen wollen. Die Herrschaften sind übrigens, wie ich schon gehört, voll Teilnahme

für dich und werden dir das beweisen." „Ich bedarf keines Menschen Teilnahme," entgegnete Käthchen fast heftig, „und bin ganz außerordentlich ruhig über diese ganze Sache. Vielleicht hat jener Herr von Krempel recht gehabt, vielleicht habe ich selbst seine Be merkung provoziert- man wird einige Tage darüber sprechen und gewiß nicht freundlich für mich, was liegt mir daran — wenn nur —" Sie vollendete nicht und trat aufstehend an das Fenster. „Es ist das beste, was du tun kannst, liebes Kind," sagte die Gräfin, „daß du diese dumme

Geschichte von oben herab ansiehst. Man muß niemals vor einem Un glück zurückweichen, und dies ist ja noch kaum ein Unglück zu nennen. Doch es freut mich," fuhr sie dann fort, „daß du schon Toilette gemacht hast, ich habe einige Ein käufe zu besorgen - du kannst mich begleiten und mir ein wenig deinen Rat geben." Käthchen suchte vergebens einige Einwendungen zu machen- sie konnte ja nicht sagen, weshalb sie gerade heute zu Hause zu bleiben wünschte. Auch ihre Mutter trieb, den Vorschlag der Gräfin

anzunehmen. „Je mehr man sich zeigt," sagte sie, „je stolzer man der Welt ins Gesicht sieht, um so besser ist es in Fällen, wo die Welt glaubt, daß man sich fürchte und sich ver bergen möchte." Käthchen fand keinen Grund zur Weigerung. Seufzend ließ sie Hut und Mantel bringen und stieg mit ihrer Tante in den Wagen. Die Gräfin fuhr nach einigen Magazinen, plauderte in ihrer leichten Weise über dies und jenes und wählte endlich in einem der ersten Modegeschäste einen Stoff zu einem Promenadenkostüm

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Tiroler Post
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Seite 18 von 20
Datum: 29.07.1904
Umfang: 20
ü Itöbellial Reeller Vers IT an Ver« Hochprin zerschmettert?" Dann schrie sie auf: „O Gott, steh mir bei!" Sie richtete sich im Bett halb aus und machte Anstalt, herauszuspringen." „Isis denn möglich?" unterbrach ihn die Gräfin. „Schwester Elisabeth hat mir nichts davon gesagt." „Wozu auch? Für mich wars aber dringend nötig, und da sich ähnliches bereits wiederholt hat, mußte ich Sie bitten, mir klaren Wein einzuschenken. Jetzt weiß ich, wie die Sache anzusassen ist." „Wie denken

Sie?" „Das sollen Sie hören. Ich bin überzeugt, daß Gräfin Cöle- stine bei ihrer weichen Natur, die sie mitunter ganz widerstandslos gemacht, gar nicht daran denkt, ein Glück der Liebe noch für möglich zu halten, aber sie ist grenzenlos beunruhigt üaer Grüners Geschick. Sie weiß nicht, was aus ihm geworden. Änd doch würde sie keine Frage deshalb an Sie, Frau Gräfin, oder an ihren Herrn Gemahl zu richten wagen." ..Sie haben recht, Herr Doktor, aber ich^wage es MchZnicht, mit Cölestinen über die Sache zu sprechen

." machte er nicht den Hof, und die Kranken des Volkes behandelte er mit derselben Sorgfalt, wie die reichen Leute. Darum durfte er iick auch mitunter ein offenes Wort erlauben. Man wußte, daß er nickt schmeichelte, sondern ein Freund der Wahrheit war, und da ihn manch schöner Erfolg in seinem Berufe zur Seite stand, so wurde ihm auch nichts übel genommen. ' Gräfin Reifenstein befolgte sofort den Rat von Doktor Veroer nachdem sie noch mit ihrem Manne Rücksprache genommen. Aau Birkhold wurde

aus das Schloß befchiedrn, wobei'ihr in einer ver traulichen Unterredung mit der Gräfin-Mutter mitgeteilt wurde, welche Rolle sie bei ihrem sofortigen Besuche im Krankenzimmer zu spielen habe Die Gräfin selbst meldete die Förstersfrau bei ihrer Tochter an und bemerke sogleich, daß sich der letzteren eine kleine Erreaihett bemächtigte. Aus dir Frage, ob sie die Försterin sehen wolle, leuch teten dir jetzt so matten Augenllebhafter aus, Cölestine erhob die zu sammengefalteten Hände

Kleine ent setzlich ausregen. Aber ich rate Ihnen, rufen Sie einmal Frau Förster Birkhold an das Krankenbett. Lassen Sie dieselbe allein mit der Kranken. Die junge Gräfin wird sicher fragen und Frau Birkhold wird, soll und muß antworten. Ich glaube entschieden, daß dieser Besuch sehr günstig auf das Befinden Ihrer Tochter einwirken wird." „Es wird sie aufregen, Herr Doktor." „Ganz recht, auch aufregen. Doch diese Aufregung wird endlich zu einer Art Beruhigung führen. Ungewißheit

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 14 von 16
Datum: 15.11.1902
Umfang: 16
182 „Dies Gefühl ist nur für mich natürlich," dachte die Bucklige und streichelte mitleidig die Hand der Aeltesten. Für das lange Warten entschädigte sich Celine, indem sie leise für sich den Brief las und leise die Lippen regte; sie war mit den blaßroten Wangen und dem schmächtigen, lichtumflossenen Kör per zum Küssen hübsch. Als sie fertig war, hustete sie und dekla mierte mit Pathos: „Frau Gräfin von Malbert schickt Fräulein Brilard ihre Empfehlungen und bittet sie um die Gefälligkeit

Studierzimmer. Und ich sorgte mich schon drum, daß du gefütterte Stiefelchen nötig hättest. Alles macht sich immer." Und die Gute jubelte. Blanche legte ihr ruhig, verständig die Hand auf den Arm: „Wenn wir einig wer den! Wenn ich nach ihrem Geschmack bin!" Und glücklich, so gewürdigt und geliebt zu sein, lachte Blanche leise. Den Mund halb geöffnet, heftete Ce- line ihre Augen be wundernd auf die Schwester und wieder holte: „Eine Gräfin! Du gehst zu einer Gräfin!" Tie beiden ande ren mußten lachen

. „Meine arme Ver blendete!" sag:e Blanche. „Bildest du dir ein. ich werde dort besser bezahlt als an derwärts? Im Ge genteil, Linchen, und das ist's gerade, wo vor mir bangt und was mich abhält, in Eure Freudenrufe ein zustimmen; sehr häu fig muß man die Ehre, Hauslehrerin bei ei ner Gräfin zu sein teuer bezahlen. Doch das alles werden wie morgen erfahren. Nur bilde dir nicht große Stücke darauf ein; du könntest enttäuscht werden!" „Auf mein Wort!" rief Martha mit schö nem Lachen. „Die Kleine

ist von Größenwahn befangen!? Um sie vom Gegenteil zu überzeugen, begann sie wieder eifrig den angefangenen Waschlappen fertig zu säumen, blinzelte aber nach der neben dem Feuer halb eingenickten Blanche hinüber und blies die Wangen auf, indem sie flüsterte: „Eine Gräfin! Bei einer Gräfin muß es schön sein!" Peter, der seit acht Tagen nicht dagewesen, trat ein. Naiver weise eilte ihm Celine, den rotsatinierten Brief schwingend, ent gegen. Als sie das Ereignis berichtet hatte, sperrte Peter die Augen auf, lachte

wie toll und machte der Lehrerin, die ihm einen Sessel bot, eine tiefe Verbeugung. Celine schmollte, weil man sich über sie lustig machte; nach ei nem Blick Peters zerschmolz ihr Groll und wandelte sich in gerührtes Lächeln, als der junge Mann halb lachend, halb ernsthaft sagte: „Ich habe noch zwei freie Abende. Wenn ich für Ihre Gräfin Abschriften machen, Buchhaltung führen oder irgend etwas machen könnte, was mein Fach als Schreiber betrifft, so benützen Sie Ihren Einfluß zu meinen Gunsten

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 9 von 16
Datum: 02.06.1907
Umfang: 16
Rriisge zum..Ikitzbükeler Gote." Redaktion, Druck und Vertag der Kal. Bayer. Hofbuchdruckerei von Gebrüder Reichet in Augsburg Ein folgenschwerer Rechtsspruch. (8, Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Es war ein herrlicher Sommertag und Gräfin Waren horst befand sich mit ihrer Pflegerin auf dem Mont Reward bei Aix, um etwas der schwülen Hitze unten im Tal zu entgehen. Der Arzt wünschte sogar dringend, daß die Gräfin für ihr Asthma in die kühlere Höhenluft ginge, und so wollten die Damen

wußte Lisbeth nichts. Ihre Welt war jetzt die Villa der Gräfin — da lag ihre Pflicht, darüber hinaus sah und hörte sie nichts. Es war ihr daher auch vollkommen gleich, wohin die Gräfin zu gehen beabsich tigte. — Lisbeth verlangte nur nach Arbeit, nach Be schäftigung, nach rastloser Arbeit, um die Leere, die Qual ihres Inneren zu betäuben! — Die Länge ihres jammervollen Daseins wurde ihr zur Last, sie begann in der Tat, alle Energie, allen Er haltungstrieb zu ver lieren! — Die der Jugend eigene Ela

- stizitätdesGeistes, das Hoffen auf andere, bessere Zeit ward im mer,immer ge ringer — und sie dämmerte dahin, wunsch los und ge brochen! — Es war spät abends, als in erfrischenderKühle die beiden Damen in ihre Villa nach Aix zurückkehrten. Der alte Haushof meister der Gräfin schien schon auf sie zu warten, denn bereits im Vestibül trat er ihr mit einem Telegramm entgegen, das er Da5 vom Deutschen KaUer angekaustc 5chloß auf einem silbernen Tablett präsen- ÄchMeion auf Korfu, vom Pari* aus Kelchen. tierte

und das schon morgens für sie angekommen war. Die Gräfin öffnete es hastig, sie las es und — begann zu wanken. Lisbeth fing sie auf. r s. e- t) ld td ie nt. ruf sen ng, tig. ge- rem be ten on- auf hat >er- -en. >aß mg rrch sas in len, seit, ihn wk- »en, mst vaß «ge- oon gs- vaS rch- ltm and rite. ist uch, gS- Ae- zur rde, nur ten- sich be- das .die der eien ge- isky tan.

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 15 von 20
Datum: 06.08.1904
Umfang: 20
vergüu (Graubünden). riskiert für eine andere das Leben, steht da mit Blicken, — als — , als — als ob er wahnsinnig werden würde, ohne diese andere!" „Sie sind zu aufgeregt, Cölestinchen." „Ja, ja, lassen Sie das Gräfin weg. Es hält zu lange auf. Wäre ich lieber keine Gräfin — ich Arme — Unselige —" „Vielleicht ist 's auch nicht ganz richtig mn der Braut. Jedoch auf einem Fauteuil Platz genommen, so fragte die Kranke schon mit angstvollem Gesicht: „Lebt er? Ich verlange die Wahrheit

— oh — oh! j — Ich darf nicht daran denken, — ich werde sonst wahnsinnig!" — i „Aber seien Sie doch nicht so aufgeregt,Uiebe Gräfin. S'ist doch besser, Sie wissen jetzt, wie alles liegt." „Besser ist's, besser ist's, ja, ja, ja", sprach Cölestine in ungewöhn lich rascher Weise, wie es sonst nie ihre Art war. „Beste Frau Birlhuld, kommen Sie mitunter nach Eisenach?" „Ich? Nein. Aber mein Mann muß zuweilen hin." „Dann soll er ihn von mir grüßen. Hören Sie, vergessen Sie's nicht." „Aber liebe gute Gräfin — lassen

Sie doch den armen Menschen in Frieden. Für den wäre es doch das beste, er dächte überhaupt nicht mehr »n Sie." „Was soll nicht alles das beste sein! Man könnte beinahe lachen, wenn 's nicht so fürchterlich traurig wäre. Aber ja — lassen Sie 's, es nützt doch zu nichts — o Gott, o Gott!" „Und dann, Gräfin Cölestinchen — er soll ja eine Braut haben." „Eine Braut? Das klingt ordentlich spaßhaft, — Braut, und Bilderbogen au» Srutzlandr Wir sich die Russen den Krieg vorstellcn. die Mutter soll ihm schon

, welches mich umgiebt, ist mir antipathisch. Ach Tante, wenn du noch lebtest! Zu Dir würde ich mich jetzl flüchten." „Sie können aber viel Gutes tun, liebe Gräfin. So viel« Mittel haben Sie ja schon jetzt in der Hand." (Fortsetzung folgt)

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Tiroler Post
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Seite 14 von 16
Datum: 30.07.1909
Umfang: 16
H •» ®00€ Sonnte 1 Mve Lohiilij SAtzeWers zu beziel „Verla« Innsbruck, Umgegend angestellt hatten, waren trotz der ausgesetzten hohen Prä mien ergebnislos verlaufen; die Behörden gaben bereits jede Hoff- nung der Wiedererlangung des abhanden gekommenen Gutes auf nnd die sensationelle Affäre geriet allmählich in Vergessenheit. Auch die Absenderin, die junge Gräfin Wernitschew, machte sich nur noch wenig Hoffnung- auf das Wiederausfinden ihrer Diamanten. Der einzige Mensch, der immer noch an dem Glauben

sesthielt, die Angelegenheit müsse sich ausklären, war Gerhard. Er vertrat diese seine feste Ueberzeugung der Gräjin gegenüber, als sie im An fang August aus einem böh mischen Bade nach D. zu rückkehrte und ihn nach dem Stande der Angelegenheit fragte. Als Gerhard früh am nächsten Morgen von seiner Dienstfahrt nach K. zu rückkehrte und mit seiner Mutter am Kaffeetische Platz genommen hatte, lenkte diese das Gespräch sogleich auf die Gräfin. „Hast du an der Grä fin keine Veränderung wahrgenommen?" fragte

sie, den Sohn scharf an blickend. „Nein!" antwortete Rudo, laut gähnend, denn er war todmüde von der Fahrt. — — „Findest du nicht, datz sie viel frischer und wohler aussieht, als in diesem Frühjahr „Das mag wohl sein, ich habe ihr Aeußeres daraufhin nicht geprüft." „Interessierst du dich nicht mehr so für sie wie früher, Rudo?" „Ich — mich interessieren, für eine Gräfin Wernitschew? Welchen Zweck könnte das wohl haben?" „Nun, eine hübsche, liebenswürdige Dame erweckt doch überall einige Sympathie

. Und du müßtest dich ganz besonders für sie interessieren und dich in Aufmerksamkeiten gegen Sie überbieten, denn du bist ihr wegen ihrer Nachsicht betreffs der verlorenen Diamanten und ihres Zeugnisses zu deinen Gunsten zu großem Dank verpflichtet. Uebrigens richte dich darnach ein, daß du heute nachmittag um vier Uhr zu Hause bist. Die Gräfin beabsichtigt, morgen früh abzureisen und möchte den heutigen Nachmittag und „Nun, da wirst du wohl allein reisen müssen, denn -« nicht mit." rei,c „Und weshalb

ich denn doch nicht. Tu ' weißt, ich verpflichte mich nicht gern fremden Menschen." Am Nachmittage hatte Frau Gerhard mit dem ihr eigenen Geschick den Kaffeetisch so prächtig mit dem feinsten Gebäck und einigen herrlichen Blumenbuketts hergerichtet, daß er selbst der ver wöhnten Gräfin beim Eintritt ins Zimmer einen Ruf der Be wunderung entlockte. „Von Ihnen kann man doch immer noch lernen," rief sie, dem Sohne, der sie hereinsührte, ihren Hellen, seidenen Mantel und dessen Mutter den Hut überlassend, wobei es ihnen ausfiel

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 01.03.1903
Umfang: 16
„Im Hause des Herrn Landgerichtsraths Zachow in Bromberg ist zuerst der Gedanke ausgesprochen worden, daß man den General Graf v. Potoky mit seinem einzigen Erben Nikolaus, der ja auch zugleich sein einziger An verwandter ist, versöhnen müsse. Ich selbst habe diesen Gedanken meinem Freunde Severin ausgesprochen, und ich war gerührt, als vorgestern in der tiefen Nacht d.e Comtesse bei mir anpochte und mich mit ihrem Entschlüsse ver traut machte." Die Gräfin begann zu begreifen. Klar erinnerte

sie sich an die Worte der Frau Rath und lebhaft stand ihr die räthselhafte Erregung Sophias vor Augen. Sie forderte ungeduldig den alten He rn auf, weiterznsahren. „Sie werden es beklagen, Frau Gräfin, daß sich die Comtesse nicht ihren Eltern anvertrar.t? Aber wie konnte sie das? Nie und nimmer hätte Herr Severin v Zaliska seine Einwilligung zu einem solchen Schritt gegeben, und — er konnte es ja auch nicht. Darum verließ sie in der Nacht noch Bromberg, wollte einen Wagen nehmen, fand aber keinen, hatte schon

den heldenmüthigen Entschluß gefast, zu Fuß nach Potoky zu wandern, als sie ein Heim kehr e des Landsuhrwerk fand, das sie mit bis vor meine Besitzung nahm, Kurz gesagt, ich brachte die Comtesse, die sich eine so große Aufgabe gestellt, ins Schloß, und wahrlich, eitle sanfte, weibliche Hand war hier nothwrndig, denn der uralte Graf war schwer erkrankt." Die Gräfin wurde irr an dem Wesen ihres einzigen Kindes. Sie glaubte bis zur Stunde in ihrer schönen Seele wie in einem Buche lesen zu können, und war geneigt

sein, in die Herzensangelegenheiten einen jungen Dame eindringen zu wollen, sondern ich habe nur ein Auge für den großen Endzweck, den die Comtesse verfolgt, und der dabin strebt, den haßerfüllten alten Mann mit Nikolaus v. Potoky zu versöhnen, um so dem jungen, vielgeprüften Herrn die Zukunft zu retten." Die Gräfin wandte sich ab, sie wollte nichts mehr hören, am wenigsten die Meinungen des Herrn v. Glombecki. Die Sehnsucht trieb sie fort, in die in Morgendämmerung gehüllte Borhalle hinein, um ihre Sophia zu suchen. Stephan v. Glombecki

konnte ihr kaum folgen. Es drängte ihn, ihr' noch so manches voll Begeisterung von der mnthigen Comtesse zu erzählen. Aber die Gelegenheit dazn wollte sich nicht mehr finden lassen, Frau Zaliska hastete voran, suchte und fand einen Weg durch die Unmasse von Möbelstücken, die Salm Korstel wieder ins Herrenhaus hat schaffen lassen und die hier vorläufig aufgepflanzt wurden. Bor dem Eingang des großen Bersteigernngszimmers machte die Gräfin Halt, nur weil sie dort tut Hiut.erarund ein Kerzenlicht sah

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Tiroler Post
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Seite 16 von 20
Datum: 04.10.1907
Umfang: 20
28 Tiere, dann rannte es in einen Graben. Der Besitzer und der Chauffeur wurden 50 Meter weit geschleudert und schwer verletzt. Desertiert. Aus der KantonierungSstation Velden in Kärnten ist unlängst der nach Thaur zuständige Kassian Einkenner, Jäger des zweiten Regimentes der Tiroler Kaiserjäger, von seinem Truppenkörper entwichen. Die Keirat der Gräfin Montignoso. Die Gräfin Montignoso und der Sänger Toselli wurden am 25. d. vor dem Standesamte in der Strandstreet in London getraut. Der neue,fviel

- besprochene Liebesroman der Gräfin Montignoso hat also seinen vorläufigen Abschluß durch die standesamtliche Trauung der Gräfin mit dem Pianisten Enrico Toselli gefunden. Ueber diesen entscheidenden Schritt der Gräfin, der einer Fülle von sich widersprechenden Gerüchten ein Ende macht, wie über den Trauungsakt selbst wird dem „Lokalanzeiger" aus London ge meldet: Die Braut Unterzeichnete das Heirats register mit fester Hand, wandte sich lachend an ihre Zeugen, zu denen sie einige scherzende Bemerkungen

machte, und bestieg dann den Wagen, welcher das Brautpaar zum Hotel zurückfuhr. Während der ganzen Zeremonie zeigte sich die Gräfin äußerst glücklich und lachte häufig. — Der sächsische Hof wird sich Prinzessin Pia Morriea und ihre Mutier damit begnügen, der Gräfin die kleine Prin zessin Anna Pia Monika abzunehmen. Sollte die Gräfin die H§rausgabe der Prin zessin verweigern, so würde die Hilfe der respektive« Gerichte in Anspruch genommen werden. Sie hat das Kind an einen unbe kannten Ort gebracht

. Am toskanischen Hofe in Salzburg ist man über die Heiratsabsicht der Gräfin geradezu empört und hat diese keinerlei Aussicht auf Versöhnung mit ihren Eltern. In der Bevölkerung hat sich die ehe malige Kronprinzessin von Sachsen um den letzten bescheidenen Rest von Sympathie ge bracht. Der Briefwechsel, den die Gräfin mit einigen Personen des Hofes mit Wissen des Königs führte, ist seit mehr als Monatsfrist eingestellt worden. Gräfin Montignoso er kundigte sich seit dieser Zeit auch nicht mehr

nach dem Befinden ihrer anderen Kinder, nach denen sie in früheren Briefen eine große Sehn sucht äußerte. — „Daily Mail" berichtet, daß am 26. September eine hochgestellte Persön lichkeit des sächsischen Hofes in aller Eile in London eingetroffen ist und mit dem Schrift steller Le Queux, einem der Zeugen bei der Vermählung der Gräfin Montignoso, eine längere Unterredung gehabt hat. Der sächsische Hosbeamte suchte Le Queux zu bestimmen, als einziger Mitwisser des geheimen Aufenthaltes der kleinen Prinzessin

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Tiroler Post
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Seite 2 von 12
Datum: 19.11.1902
Umfang: 12
„Dies Gefühl ist nur für mich natürlich," dachte die Bucklige und streichelte mitleidig die Hand der Aeltesten. Für das lange Warten entschädigte sich Celine, indem sie leise für sich den Brief las und leise die Lippen regte; sie war mit den blaßroten Wangen und dem schmächtigen, lichtumflossenen Kör per zum Küssen hübsch. Als sie fertig war, hustete sie und dekla mierte mit Pathos: „Frau Gräfin von Malbert schickt Fräulein Billard ihre Empfehlungen und bittet sie um die Gefälligkeit, morgen Nachmittag

, daß du gefütterte Stiefelchen nötig hättest. Alles macht sich immer." Und die Gute jubelte. Blanche legte ihr ruhig, verständig die Hand aus den Arm: „Wenn wir einig wer den! Wenn ich nach ihrem Geschmack bin!" Und glücklich, so gewürdigt und geliebt zu sein, lachte Blanche leise. Den. Mund halb geöffnet, heftete Ce line ihre Augen be wundernd auf die Schwester und wieder holte: „Eine Gräfin! Du gehst zu einer Gräfin!" Die beiden ande ren mußten lachen. „Meine arme Ver blendete!" sage Blanche. „Bildest

du dir ein, ich werde dorr besser bezahlt als cn derwärts? Im Ge genteil, Linchen, und das ist's gerade, wo vor mir bangt und was mich abhält, in Eure Freudenrufe ein zustimmen; sehr häu fig muß man die Ehre. Hauslehrerin bei ei ner Gräfin zu sein teuer bezahlen. Doch das alles werden wir morgen erfahren. Nur bilde dir nicht große Stücke darauf ein; du könntest enttäuscht werden!" „Auf mein Wort!" rief Martha mit schö nem Lachen. „Die Kleine ist von Größenwahn befangen! ? Um sie vom Gegenteil zu überzeugen, begann

sie wieder eifrig den angesangenen Waschlappen fertig zu säumen, blinzelte aber nach der neben dem Feuer halb eingenickten Blanche hinüber und blies die Wangen auf, indem sie flüsterte: „Eine Gräfin! Bei einer Gräfin muß es schön sein!" Peter, der seit acht Tagen nicht dagewesen, trat ein. Naiver weise eilte ihm Celine, den rotsatinierten Brief schwingend, ent gegen. Als sie das Ereignis berichtet hatte, sperrte Peter die Augen aus, lachte wie toll und machte der Lehrerin, die ihm einen Sessel bot, eine tiefe

Verbeugung. Celine schmollte, weil man sich über sie lustig machte; nach ei nem Blick Peters zerschmolz ihr Groll und wandelte sich in gerührtes Lächeln, als der junge Mann halb lachend, halb ernsthaft sagte: „Ich habe noch zwei freie Abende. Wenn ich für Ihre Gräfin Abschriften machen, Buchhaltung führen oder irgend etwas machen könnte, was mein Fach als Schreiber betrifft, so benützen Sie Ihren Einfluß zu meinen Gunsten, nicht wahr?" „Du willst also nie mehr zu uns kommen," meinte Celine kläg lich

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Unterinntaler Bote
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Seite 4 von 12
Datum: 03.10.1902
Umfang: 12
, nunmehrige Gräfin Lonyay, bekanntlich die Tochter des belgischen Königs Leopold und der nun seligen Königin Henriette, eilte nach der Todesnachricht ihrer Mutter sofort nach Belgien um ihrer geliebten Mutter das letzte Ehrengeleite zu geben. Jedoch daß sollte anders werden. Stefanie hatte sich durch die Heirat mit Grafen Lonyay mit ihrem Vater zerworfen und bei diesem Anlaß sollte das bestehende Zer würfnis keine Veränderung erfahren. Als der König von der Ankunft der Gräfin Lonyay hörte, schien

er sehr überrascht. Er erklärte, daß er diesen Schritt nicht mißbillige, daß dies jedoch an dem bestehenden Zerwürfnis zwischen ihm und seiner Tochter nichts ändern könne. Sodann begab sich der König in das Sterbezimmer, wo er die Gräfin an der Bahre der Mutier im Gebet ver sunken vorfand. Der König wartete, bis das Gebet seiner Tochter beendet war, und gab ihr sodann vor allen Hofleuten ein deutliches Zeichen zum Verlassen des Zimmers. Schweigend erhob sich die Gräfin, um dem Willen ihres Vaters Folge

zu lersten. An der Schwelle des Sterbezimmers brach sie jedoch schluchzend zusammen und mußte nach einiger Zeit von ihrer Schwester zum Wagen geleitet werden, welcher sie ins Hotel Bellevue brachte. Dort angelangt, verfiel die Gräfin in einen langen Weinkrampf, worauf sie Befehl zur sofortigen Abreise erteilte. Da der nächste Zug erst zwei Stunden später abging, wartete die Gräfin im Bahnhofe, wo sie vom Publikum ehrfurchtsvoll begrüßt wurde. Kein Hofbeamter gab ihr das Geleite. Die öffentliche Meinung

mißbilligt scharf die Haltung des Königs, welcher nach der Begegnung mit der Tochter die Beschleunigung der Toten feier anordnete. Das unversöhnliche Verhalten des Königs der Belgier seiner Tochter Gräfin Stefanie Lonyay gegenüber anläßlich des Todes der Königin Marie Henriette hat allseits großes Aufsehen heroorgerufen und wird in der gesamten Preffe scharf getadelt. Mehrfach wird der Kontrast hervorgehoben zwischen der harten Gemütsart des Königs und der vornehmen, liebenswürdigen Herzlichkeit

hat auch Kaiser Franz Josef in seiner Herzenßgüte keinen Augenblick gezögert, feine Zustimmung zur Vermählung seiner Schwiegertochter mit dem Grafen zu geben, und er hat dem gräflichen Paar nnmsgesetzt sein Wohlwollen gezeigt. In w lchem Lichte erscheint der Groll des Königs gegen seine unebenbürtig verehelichte Tochter, verglichen mit dem liebenswürdigen Verhalten des Kaisers von Oesterreich in der Louyay'schen Ehesache." Der Zwiespalt zwischen der Gräfin Lonyay und dem König Leopold datirt aus der Zeit

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 13 von 16
Datum: 16.07.1904
Umfang: 16
fragen, und auf der Schwelle erschien die Gräfin Reifenstein mit einem Pappkarton in den Händen, aus welchem ein duftig seidenartiger, durchsichtiger Stoff von mattem Grün herausblickte. „Ach — verehrte Cousine — ich freue mich, dich begrühen zu können, — dein Mann sagte mir, du wärest ungemein in Anspruch genommen mit Toilettensorgen —" „Ja, das bin ich auch, aber ich wollte auf deinen Besuch nicht ganz Verzicht leisten. Wie kann ein Mann in deinen Jahren von „au alt" sprechen

auch nicht zum Ehemann, aber was Cölestine betrifft, so ist das ein Punkt, in dem sie selbst zu entscheiden hat, und ich glaube — nach der Erziehung — ist sie nochmalige nicht reif zur Liebe." „Um so interessanter. So etwas unberührtes, knospenhaftes — ach, dos ist ja zum Verrücktwerden!" Beide Eltern lachten laut aus. Dem Grafen Reifenstein schien der Gr danke ganz plausibel zu sein, daß Graf Arkoli sein Schwieger sohn werden könne, aber nicht der Gräfin. Sie betrachtete den letzteren prüfend

, und indem sie sein wohlgenährtes, stark gerötetes Gesicht mit den üppigen Lippen über dem rasierten Kinne musterte, dem der dunkelblonde Backenbart zwar gut zur Seite stand, — die ganze be leibte, wenn auch gut gewachsene, elegante Gestalt, so mußte sie sich doch sagen, daß dies keine Erscheinung war, die einem noch so jungen, schwärmerisch engelegten Mädchen, wie ihrer Tochter, gefährlich werden könne. „Doch nun muß ich dir etwas zeigen, lieber Mann", sprach die Gräfin und breitete vor ihrem Manne den duftig grünen Stofs

wirst, die jeden so offen und vertrauensvoll anschauen, so wirst du erkennen, daß alles Sirenenhafte ihr sehr fern liegt." „Ich werde immer gespannter und fange an ernstlich für mein Herz zu fürchten." „Du Leichtsinn", sprach die Gräfin. „Ich wäre sehr für diesen meergrünen Stofs", meinte nun Graf Reisenstein, „ein Kranz von weißen Wasserrosen, etwas Schilfgras dazwischen auf dem blonden Kopfe dazu, müßte in der Tat" „Ueberwältigend wirken", vollendete Graf Arkoli. Die Unterhaltung wurde plötzlich unterbrochen

durch einen Diener, welcher ein Telegramm brachte. Hastig ergriff Graf Reisenstein das verhängnisvolle Papier. Angstvoll blickte die Gräfin ihn an. „Aus dem Waldschloß", murmelte er. „Die Tante ist schwer erkrankt." Alle atmeten auf. Schon hatte man für Cölestine gefürchtet. Graf Arkoli entfernte sich rasch, und die beiden Eltern machten Anstalten, sofort ins Waldschloß zu fahren. 2 . Als der Graf und die Gräfin eben in den leichten Jaqdwagen steigen wollten, sahen sie einen jungen Mann bet dem Schlage stehen

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Unterinntaler Bote
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Seite 4 von 12
Datum: 17.08.1906
Umfang: 12
zum zweiten Altäre, zum dritten und vierten, in weitem Bogen hinab zum Bach und über die üppigen Matten zum anderen Ende des Dorfes, endlich durch die Kirchgasse zurück zum Gotteshause. Länger als zwei Stunden hatte die Prozession gewährt. Die Gräfin ward nicht müde, ihr aus gemeffener Entfernung zu folgen, sie schien ganz ergriffen. O'Reilly machte sie nur eimgemale aufmerksam auf die entzückenden Bilder, die sich dem Auge darboten. Noch als sie zum Posthause zurück gingen, war sie schweigsam

und in sich gekehrt. Dr. Maas kam ihnen entgegen. „Herr Doktor", sagte die Gräfin milde, doch nachdrücklich, fast wie im Tone eines leisen Vorwurfes, „ich habe Sie vermißt". Maas war be troffen, er sprach von einer dringenden Visite. Die Gräfin empfahl sich. Der Zug stockte, der erste Altar am äußersten Haus des Dorfes war erreicht. In der Weise Palestrinas erklang von Knabenstimmen der herrliche Hymnus: „Pangue liugua gloriosi corporis mysterium.“ Ein Priester sang das Evangelium, der Zelebrant die Orationen

und erteilte so dann mit der Monstranz den Segen. Da war alles in die Knie gesunken; kein Laut, die Blätter im Morgenwinde rauschen vernehmlich. „Benedictio Dei Omnipotentis — descendat super vos et super fruges terrae et maneat semper!* Bei Tische war man heute nicht ungeniert. Es waren mehr Gäste als sonst, darunter Herrenleute aus Innsbruck. Nur im Flüstertöne äußerte die Gräfin zu O'Reilly: „Ein betendes Volk! Ich hatte nie gedacht, wie schön das ist! Wir haben nichts derart

!" „Die christliche Gemeinde, ja wohl, das ist auch meine Empfindung", erwiderte die Gräfin lebhaft. „Ach das ist es ja, was uns trennt, die Frage, ob Christus seine Kirche sichtbar gestalten wollte" . . . Sie unterbrach sich ; hier war der Ort nicht zu solchen Gesprächen, und wer weiß ob sie verstanden wurde? Dr. Maas verhielt sich schweigend. Ärgerlich stimm ten ihn nur einige überlaut hingeworfene Reden eines Inns brucker Kaufmannes, der in seiner Nähe saß. Der Mann machte sich lustig über das „abergläubische

: der hatte dem Sprecher einen so vielsagenden Blick zugeworfen, daß es dieser für angezeigt hielt, sofort zu schweigen. Den Kaffee ließ die Gräfin nach New'Home bringen. Man fand dort Jeanette mit einem schwarzen Strumpf be schäftigt. „Nein, Jeanette," sprach die Gräfin sie an, „das nicht gesehen zu haben! Es war so schön, o, entzückend, sag' ich dir! Wo hätten wir denn Derartiges!" Die Zofe unterdrückte, was sie zu sagen gelüstete und lächelte biffig. Nach einigem Besinnen meinte sie, scheinbar gleichgültig

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