strickt hatte, datz er kaum zu einer flüchtigen Begrüßung der Dame des Hauses Zeit fand. Käthcheu war bis zur Schwelle des ersten Salons gekommen; sie blickte fragend aus Ferdinand. Dieser aber schien sie nicht zu bemerken. Freilich war er ja vollständig durch die Gräfin Steinhaufen in Anspruch genommen, so daß er, ohne unhöflich zu sein, die Unter haltung mit ihr nicht unterbrechen konnte. Die Herren aus dem zweiten Salon waren auf gestanden, um den Grafen und die Gräfin Steinhaufen
zu begrüßen. Als die Gräfin Heltenberg ebenfalls folgen wollte, hielt Herr von Ribenau sie zurück, indem er flüchtig seine Hand auf ihren Arm legte. „Ein Wort, Editha," sagte er leise, während er sorgsam nach dem andern Zimmer hin spähte, ob er von dort nicht beobachtet werde. Die Gräfin wendete sich um und trat ein wenig hinter die Portiere zurück. „Nun?" fragte sie überrascht und halb spöttisch. „Es ist lange her, daß wir nicht mehr die Verborgenheit vor den beobachtenden Blicken gesucht
haben." „Nicht so lange, Editha," sagte Herr von Ribenau, „daß ich vergessen hätte, was wir uns einst gewesen sind." „Und was erinnert Sie heute daran so besonders?" fragte die Gräfin. „Ich bedarf Ihrer Hilfe, Editha," erwiderte Ribenau, indem er stechend drohende Blicke nach dem ersten Salon hin schoß, „Ihrer Hilfe gegen diesen so plötzlich vom Himmel gefallenen Grafen Hilburg." „Ah, er ist gestern erst angekommen, und schon sollte er Ihre Wege gekreuzt haben!" erwiderte die Gräfin. „Sie wissen, Editha," fuhr
Ribenau eifrig fort, „daß ich Käthchen heiraten will —" „Sie? In der Tat, eine gute Partie!" sagte die Gräfin, immer ihren spöttischen Ton beibehaltend, „und es ist natürlich, daß Sie die Tante über der Nichte vergaßen." „Ich verdiene Ihre Vorwürfe nicht, Editha! Nie mals werde ich Sie vergessen, aber ich muß mich rangieren, ich kann rnich nicht länger halten. Käthchens künftiges Vermögen bietet ausreichende Sicherheit für alle meine Verpflichtungen; es ist die höchste Zeit, daß meine Ver bindung
mit ihr proklamiert wird, dann gewinne ich Frist, dann kann ich mich arrangieren, und sind wir erst verheiratet, so muß ja Rautenstein die Sache ordnen, rvozu er jetzt vielleicht nicht sehr geneigt sein möchte." „Ja, ja," sagte die Gräfin Heltenberg, „das wird er wohl müssen, obgleich er geizig ist und nicht gern etwas für andere hergibt; aber er hat ja nur die eine Tochter, und es bleibt ihm wahrlich noch immer genug übrig, und Käthchen ist nach wie vor eine der reichsten Erbinnen. Ich selbst kann Ihnen leider