er nach einer Weile aus, als falle ihm das eist plötzlich ein.' „Rührend!' rief die Gräfin Besseritz, fast weinend vor Zorn und Ungeduld. »Ich will nicht gerührt. — amüsirt will ich sein! — Ah — ich sterbe vor Langweile', ächzte sie, völlig in ihrem Krankenstuhl zusammensinkend, die Augen geschlossen, das gelbe, eingefallene Gesicht eine voll kommene TodtenmaSke. Dabei die dicke, schwere, heiße Lust,- denn im Kamin brannte ein mächtiges Feuer, der starke MoschuSdust, mit dem jedes der vielen Polstermöbel völlig
imprägnirt schien, und der noch widerlicher und unerträglicher gemocht wurde durch seine Vermischung witZ einem scharsen, säuerlichen Medizingeruch. »Der reine Höllendunst', murmelte Baron Wester- Holm, ein Fenster öffnend und mit tiefem Ausathmen den Kopf hinausstreckend. »Willst Du mich morden?' schrillte die Stimme der Gräfin. »Schließe sofort das Fenster, Wolf, und zieh' die Gardine zu, fest, ganz dicht, das Licht macht mir Kopsschmerzen.' »Aber der Qualm und die Hitze hier find ja geradezu
zum Umkommen', wandte der Neffe ein. »Hitze?!' kreischte die Gräfin Befferttz. »Kalt, entsetzlich kalt ist es hier! Schüre das Feuer, Wolf, lege Holz auf, mehr, immer mehr! Ich friere, friere, die Hände, die Füße, wie ein Eisstrom geht es mir durch den ganzen Körper. Lege noch mehr Feuer auf! Ich will warm werden! Und gieb mir dort noch die Pelzdecke. Ach — die Kälte, die fortwährende Kälte — und die Langeweile! Erzähle, Wolf, Viel, sehr viel, Amüsantes!' III. Das Lockenköpfcheu auf dem schlanken Halse
leicht vorgebeugt, die blauen. großen Äugen weit geöffnet, ein süßes, selbstvergessenes Lächeln um die Lippen, so saß Eva da und lauschte athemlos dem, was Vetter Wolf erzählte. Und er sah unter den etwas schweren Lidern, die beständig wie ermüdet halb die Augen deckten, hin nach dem süßen Kindergesicht, und je mehr dieses im Eifer des ZuHörens erglüht, mit um so größerer, ihm selbst verwunderlicher Wärme entrollt er die bunten Bilder von dem, was er im märchenhaften Süden erschaut. Gräfin Besseritz
wieder ausgraben, Tante?' „Weil sie mich amüsiren, mein geliebter Wols l' kichert die Gräfin. »Meinst Du vielleicht auch wie der hochwürdige Pastor, in meinem Alter und Zustand sei ein Kapitel aus dem Neuen Testament die einzig ersprießliche Lektüre?' »Aber wenn Du durchaus pikante Lektüre haben mußt, wozu diese verwitterten Verschrobenheiten ? Unsere modernen Romanciers schreiben auch nicht alle sür die Kinderstube.' Die Gräfin Besseritz lacht schallend auf. »Pardon, mein guter Wolf, daß ich Dein empfind