es heißt, den Boden unter den Füßen verlieren zu müssen, ein Fremdling zu sein auf der Stätte, auf der meine Ahnen gewandelt." Sich anfraffend fuhr er fort, wie wenn er den wehmuthsvollen Ausdruck im Angesicht des Greises bannen wollte: „Das ist nun alles vorbei, wir stehen vor voll endeten Thatsachen uub haben mit ihnen zu rechnen." „Und doch würde es sicher nicht so weit gekommen sein, wenn die Gräfin — Gott schenke ihr die Ruhe — bei zeiten Einkehr gehalten hätte. Aber das thenre. Leben
verschweigen mögen, weil es seine Mutter von ihm verlangt hatte. Aber das Bedürfnis, gerade jetzt eine Seele zu haben, der er sich anvertranen dürfe, von der er erwartete, daß sie ihn verstehe, beherrschte ihn, und in dieser Gemüthsstimmung fuhr er fort: „Sie werden anders über die Gräfin v. Potoka denken, Sie werden anders urtheilen, wenn Sie erfahren, daß bereits nach dem Tode meines Vaters Potoky vollständig überschuldet war. Nichts hinterließ er seiner Wittwe und ihrem Sohn, als einen einzigen
Gläubiger, der alle Hypotheken in seiner Hand mit den Jahren zu vereinigen wußte, und der schon damals alles unter den Hammer bringen konnte, wenn er nur wollte. Nicht aus Uebermuth, nicht um eine Nolle in der großen Welt zu spielen, zog meine unvergeßliche Mutter mit mir nach Paris, sondern sie wollte dort nur ihre Armnth verbergen. In der Rue Brisolie bewohnten wir zwei Kammern im sechsten Stock. Die Gräfin Potoka wurde zur Stickerin, nur um das tägliche Brot zu gewinnen, und ich weiß
, wie sie gearbeitet. Tag und Nacht, bis ihre schönen Augen fast erblindet waren." Der Greis hatte sich jäh ans dem Sessel erhoben. „Herr- Graf Nikolaus, ist es möglich?" brachte er mühsam hervor. „Ich spreche von Thatsachen, Herr Stephan v. Glom becki, die allerdings bis heute nur unserm Gläubiger be kannt waren, aber auch er hatte alle Ursache, das Geheimniß, unter welchen Verhältnissen wir in Paris lebten, zu hüten." „Und diese Feste, die die Gräfin gegeben, immer und immer wieder sprach
zu durchkreuzen." „Spekulation, Spekulation," versetzte Stephan v. Glombecki, „wer das begreifen könnte! — Aber so sprechen Sie doch, mein thenrer Nikolaus, Sie sehen ja, wie mich das ansregt." Ein schmerzliches Lächeln zuckte um den Mund des jungen Mannes. Er wandte das Gesicht zur Seite und schien es zu beklagen, den Schleier von dem Geheimniß der Existenz der Gräfin Potoka gelüstet zu haben. „Ich sagte Ihnen bereits, daß Potoky überschuldet war, und unser Gläubiger hat das der Mama bewiesen. Eine große