„Vozner Nachrichten.. Rr. 5SK Draußen stürmte der Sirocco, während die Gesellschaft' im Ileinen Saal, welcher sich im Parterre der Villa befindet/ versammelt, den Kaffee einnahm. Plötzlich fragte die Kronprinzessin: „Wo ist denn unsere stille Gräfin?' „Wo anders, Kaiserliche Hoheit,' antwortete spöttisch der Obersthofmeister, „als aus der Veranda. Wenn das Meer stürmt, hat die Gräfin ihren Platz im Strandkorb ans her Veranda.' Alles lachte. Die Kronprinzessin erzählte dem Erzherzog
von der Leidenschaft der Gräkin, stunden lang, in Wind und Wetter, dem Naturschauspiel zuzusehen,' sie habe sie, da die Gräfin auch nach demselben gewöhnlich still sei und sich den Nachwirkungen des Sturmes und dem Spiel der eigenen Phantasie überlasse, die „stille Gräfin' getauft. Unwillkürlich trat der Erzherzog an das Fenster und sah nach der Veranda. Dort sah die Gräfin Chotek regungslos in ihrem Korb, daß man sie für schlafend halten konnte, wenn nicht das Zucken der Augen, fo oft die Brandung höher stieg
und de^ Wind zum Sturm einsetzte) dem widersprochen hätte. Leise öffnete der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich-Este die Thüre, welche nach der Veranda führte, und rief: „Aber Gräfin. Sie werden ja krank, wenn Sie bei diesem Wetter da draußen sitzen!' - Die Gräfin regte sich nicht, so ganz versunken war sie in ihre Träumerei. Der Erzherzog trat nun auf die Ver anda. Der Wind peitschte ihm den Regen ins Gesicht. „Aber, Gräfin, der Sirocco bringt dicke Tropfen, kommen Sie herein
, Sie werden ja durchnäßt.' Einen Moment starrte die Gräfin den Erzherzog an, als erwachte sie aus einem Traum, dann stand sie aus, warf die Decke, die schützend über ihren Knieen lag, fort und trat aus dem Korb: „Ach, nein, Hoheit, ich bin geschützt. Unter der berückenden Schönheit der tobenden Elemente vergesse ich immer Alles. Es ist herrlich, an diesem Platze die Brandung zu betrachten. Mich dauern nur die armen 'Fischersleute, die bei diesem Sturme noch aus dem Meere sind.' Auf Dringen des Erzherzogs trat
die Gräfin in den Salon zurück. hatte sich längst zurückgezogen, als man den Erzherzog noch in tiefem Gespräch mit der hübschen Gräfin mit den stets sinnenden Augen traf. Anch am nächsten Tage fand der Erzherzog wiederholt Gelegen heit, mit der Hosdame längere Zeit zu plaudern. Es fiel Niemand anf, auch nicht, als der Erzherzog seinen Auf enthalt wider Erwarten in Abbazia verlängerte, ja, man faßte dies als ein Zeichen auf, daß die Lieblingsidee des Kaisers, die Verbindung des Erzherzogs mit der Kron