wir auf die zweite Nummer de» Programme« zu sprechen: „Drit te« Konzert für Pianoforte in 0-iuol!'. Will man im Allgemeinen einige Bemerkungen über Studium unl» Vortrag der Beethoven'schen Klavierwerke an führen, so muß für'S Erste deren Geist erkannt, der Sinn der Dichtung vollkommen erfaßt sein. E« gilt die« allerding« für jeden Tonkünftler, allein in einem höheren Grade bei Beethoven, wie bei der Mehrzahl der Komponisten. Ein durch und durch eigenthümlicher Geist, will er für sich begriffen
sein, während die Anderen untereinander gor Viele« ge meinsam haben, so daß Einer von ihnen ungleich mehr auf den andern vorbereitet und hinführt, als auf Beethoven. Haydn führt auf Mozart; selbst Clementi kann im Klavierfache einigermaßen auf Mozart vorbereiten. Beethoven, obwohl Erbe und Forlführer seiner großen Vorgänger, fordert einen ganz neuen Standpunkt der Auffassung und Aus führung, da er selber einen neuen in der Kompost» tion einnimmt; deßhalb muß der Geist, der sich in den an und für sich todten Noten offenbaren
wollte, durch jenen, der das Kunstwerk reproduzirt, wirksam sein, nicht der eigen-persönliche, sondern der Geist Beethoven'S. So bedarf eben die Musik, die als musikalisches Kunstwerk nicht in den Noten fertig ist, wie das plastische im Stein oder Erz der Statue vollendet ist, stets einer lebendigen Persönlichkeit, um wieder geboren zu werden, wenn eS als Musik in der Seele laut werden soll. Bor dem Bilde brauche» wir nur das Auge aufzuschlagen, um eS in nnS aufzu nehmen, vie Noten aber erklingen dem Ohr nur, wenn sie gesungen