würde. Die Zeit verrann, ohne d aß er es merkte. Schritte näherten sich seinem Kerker und er erhob sich. Die Tür ging auf. Afra flog ihm entgegen, der junge Elsässer folgte. Ambros trat mit einem finsteren Gesicht zurück. Warum drängle sie sich noch in der letzten Spanne seines Lebens zu ihm? Bei der dürftigen Helle im Gefängnis vermochte sie den Ausdruck in seinem Gesicht nicht zu erkennen und mit einer Stimme, die vor Aufregung bebte, rief sie: „Du bist frei!" Sie reichte ihm ein Papier hin, aber er nahm
es nicht. Er starrte sie regungslos an. „Frei?" rief Ambros wie im Traume, und „Frei?" wiederholte er im nächsten Momente mit dem vollen Bewußtsein der Bedeutung des Wortes und dennoch zweifelnd. — 353 — Zi „Der General hat mir dein Leben geschenkt," sagte Afra leise, „Asm!" rief er mit einem von dem Sturm seiner Gefühle ge preßten Stimme und streckte die Arme nach ihr aus. Schon stand sie im Begriff, sich an seine Brust zu werfen; doch plötzlich blieb sie stehen und senkte das erglühende Gesicht. Auch er ließ
die Arme sinken und eine Sekunde lang standen sie stumm einander gegenüber. Der Offizier war auf den Korridor hinausgegangen. „Ich versteh's nicht, daß just du mir das Leben gerettet hast,"- begann Ambros, „und ich Hab' dich so schwer gekränkt!" Sie bat ihn mit unsicherer Stimme, daß er davon nicht reden, sondern jetzt mit ihr kommen möchte; er war ja frei. „Frei durch dich!" rief er, mit starkem Drucke ihre Hand fassend. „Wie ist es dir nur gelungen?" Sie antwortete nicht, sondern zog
ihn mit sich aus dem Gefängnis und der Offizier begleitete sie an den Posten und der Schloßwache vorüber, ihnen eine glückliche Heimkehr wünschend. Afra «wandte das erglühende Gesicht iab. Vor dem Schloß,tore, auf einer verwitterten Steinbank unter den entlaubten Bäumen, sah, ganz in sich zusammengekrümmt, der Kloster bauer. Mit weit geöffneten Augen, als ob er Gespenster sähe, starrte er Ambros und Afra an. „Er ist frei," rief die letztere, und der Klosterbauer zuckte empor und streckte die Arme dem Sohne entgegen, ließ
hatte. Da war er in sich gegangen, da hatte er sein ganzes Unrecht erkannt, das er an allen seinen Kindern geübt und er war nach dem Schlosse heraufgekommen, um Ambros auf seinem letzten Gange um Verzeihung zu bitten und ihm zu vergeben. Nein, nicht ihm zu vergeben, denn er fühlte jetzt nicht, daß Ambros irgend eine Schuld gegen ihn hätte. Das Opfer, welches Ambros ihm brachte, war ein so ungeheures, daß er sich völlig davon vernichtet fühlte. Und nun war Ambros frei! „Vergib," begann er noch immer schluchzend; doch Ambros