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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 62 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Zwei ft MarokJookrise und neue Verständigung mit Frankreich 51 alledem in der Durchführung der militärischen Expedition gegen Fes nicht stören ließ. So schlug das politische Pendel in Madrid von neuem heftig gegen Paris aus» und trotz der bösen Lehren, die das militärische Abenteuer von 1909 hätte erteilen sollen, beschloß die spanische Re gierang aus Prestigegründen, aber auch um ein Faustpfand in die Hand zu bekommen, in ihrer Zone eine parallele Unternehmung, die Anfang Juni zur Besetzung

von Larasch und el Kasr führte. Da sie dabei unterließ, ihre Aktion mit allen den Vorwandgründen zu ver nebeln, für die Frankreich mit traditionellem Geschick bei dem seini gen gesorgt hatte, mußte sie von den Verbündeten den Vorwurf hin nehmen, die internationalen Verträge gebrochen und Deutschland da mit die Möglichkeit gegeben zu haben, sich einzumischen. Kaum daß Frankreich davon Abstand nahm, seinerseits formell gegen das spani sche Sonderunternchmen in Nordmarokko zu protestieren

auf, weil nicht nur Frankreich, sondern auch Spanien gegen die Algecirasaktc verstieß, und Spanien begrüßte das Auftreten Deutschlands mit unverhohlener Freude. Eine schwere Enttäuschung war unvermeidlich, denn wie sollte die Sendung des „Panther' nach Agadir jemals dem spanischen Interesse zugute kommen können ? Da sich Spanien genau wie Frankreich und formell sogar mehr als dieses schuldig gemacht hatte, konnte die deutsche Regierung sich nicht des einen gegen den andern bedienen, um so weniger als alles dagegen sprach

, daß das schwache Spanien ernstlich gegen das mächtige Frankreich auftrat. Als Verhandlungen zwischen Berlin und Paris begannen, wurde der Antrag Spaniens, hinzugezogen zu werden, von Deutschland wie Frankreich abgelehnt oder nur unter der Bedingung als diskutierbar bezeichnet, daß es sich bereit erklärte, 1 Bunscns Gcncralbcricht vom 24. April 1912 a.a.O. 'Aufzeichnung Zimmermanns vom 12. Juni 1911. D.D. XXIX Nr. 10572.

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 80 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Um das Bündnis mif Frankreich 69 Frankreichs und die fehlenden Mittel für das finden, was wir bei uns tun müssen, und für das, was wir in Marokko wünschen.' 1 Schon diese Seite des Bündnisprojektes stellte der Pariser Regierung keine ganz einfache Partnerschaft in Aussicht. Die Angelegenheit hatte aber noch eine andere Seite, Trotz der Wachsenden Stimmung für den Anschluß Spaniens an den Dreiverband lebte die Frankreich unfreundliche Strömung fort, und wenn sie sich auch zum Teil

den Bestrebungen des Königs einordnete, so galt ihre Bereitwilligkeit mehr England als Frankreich. Das britische Insel reich lehnte jedoch kontinentale Bündnisse grundsätzlich ab, wie es deim ja auch zu Frankreich nur in einem Ententeverhältnis stand, und eben jetzt verkündete (24. März) Asquith im Unterhaus von neuem, daß für England keine Bindungen auf dem Festland bestün den. War Spanien angesichts dessen durch das Bündnis mit Frankreich allein hinreichend gesichert? Forderte es dadurch nicht die Gegner

schaft der deutschen Großmacht heraus, mit der Spanien in engen wirtschaftlichen Beziehungen stand? Lud es nicht damit ein Risiko auf sich, das die Gewinnaussichten wieder ganz aufhob? Es erregte Aufsehen, daß ein Teil der spanischen Presse, hinter dem vor allem Handels- und Wirtschaftskreise standen, in diesen Wochen gegen die Annäherung Spaniens an Frankreich Sturm lief, und es gab zu denken, daß auch angesehene Vertreter der konservativen Partei nachdrück lich einer „neutralen' Politik das Wort

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1925
¬Der¬ Faschismus
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Seite 319 von 433
Autor: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XII, 411 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. [395] - 400
Schlagwort: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Signatur: II A-15.391
Intern-ID: 116246
sou IV. DER FASCHISTISCHE STAAT Mar. daß Italien nicht blindlings den Franzosen folgen könnte. 1 Die Ruhraktion rollte ab und zwar jetzt in einer Weise, die Mussolini bedrohlich erschien. Vermittlungsversuche Italiens veranlaßten von deutscher Seite damals die Erklärung, daß Verhandlungen unmög lich seien, solange Frankreich an der Ruhr stände, von Frankreich den Wink, daß es eine Einmengung nicht wünsche. 2 Mussolini hatte also binnen kurzer Zeit drei Absagen erhalten. Das klang

werden können.' 3 Für Mussolini und seine Außenpolitik bedeuteten diese Wochen einen entschiedenen Wendepunkt. Er sah, daß ein Zusammengehen mit Frankreich ihm seine italienische Aufgabe nicht erleichterte. Andererseits mußte der faschistische Gedankenkreis und seine eigene Neigung ihm raten, die italienische Außenpolitik möglichst unab hängig von dem französischen Risiko zu führen. So kam er dazu, sich von Frankreich zurückzuziehen und ihm gegenüber eine ebenso kühl abwägende Haltung einzunehmen, wie zu anderen Staaten

. Versuche Frankreichs, Mussolini umzustimmen, 4 blieben ohne Er folg. Die Entfremdung der beiden Staaten nahm soweit zu, als es die notwendige Solidarität der beiden Staaten angesichts des inter alliierten Schuldenproblems zuließ. Die italienische Industrie er klärte sich ausdrücklich gegen ein Bündnis mit Frankreich.» In dem Verhalten Italiens zum Ruhrkampf deckte sich das Interesse des Landes mit keinem der beiden zunächst beteiligten Mächte, sondern mit dem des übrigen Europa. 6 Frankreich versuchte

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 31 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
einer an dern Kombination zu. Wie wenig Vertrauen es bei den ganzen Verhandlungen seinem britischen Partner entgegenbrachte, ist daraus zu ersehen, daß es Ruß land davon Mitteilung machte.® Das galt freilich mehr dessen fran zösischem Verbündeten, der sich in denselben Monaten so freundlich für den Besiegten des amerikanischen Krieges verwandte. Indessen auch Frankreich gegenüber bestand das Mißtrauen des Schwachen gegen den Starken, und so vertraute man sich damals gern dem unbe teiligten Rußland

an, das zudem auch eine wertvoller Schutz für die Monarchie schien. Das liberale Ministerium Sagasta hatte die Abwen dung von England eingeleitet. Das konservative Kabinett Silvcla, das ihm im März 1899 wieder folgte, brach die Verhandlungen endgültig ab und erhob das Zusammengehen mit Frankreich auf sein Programm. Aber es suchte die Lösung nicht auf der Grundlage einer einfachen Verbindung mit der Republik, sondern in der Richtung eines Kon tinental bündnisses zwischen Frankreich, Rußland, Deutschland

und Spanien ; ein solches schien nicht nur Sicherheit gegen den Druck der französischen Übermacht, sondern auch Schutz gegen die Gefahren einer Verbindung mit einem republikanischen Staatswesen zu bieten. 3 Immer wieder kam Silvela auf diesen Gedanken zurück. Aber der Ge gensatz zwischen Deutschland ünd Frankreich machte einen derarti gen Zusammenschluß, der eine Neuordnung der Welt ohne und gegen das im Burenkrieg festgelegte England hätte einleiten können, zu einer Utopie, und Rußland, das bei alledem

die Rolle des vertrauten Ratgebers spielte, riet dringend, sich an Frankreich zu halten. Aus den Verhandlungen zu Vieren wurden so bald solche zu Zweien. Es kam m einer Periode spanisch-französischen Zusammengehens. 1 Radowira an Hohenlohe. Madrid, 15. April 1899. D.D. XV Nr. 4205. 3 Vgl. S. 18 An;n. 3, 1 Eugene N. Anderson, The first Moroccan Crisis 1904-1906 (Chicago 1950) 33-57. Andterions Buch gründet sich auf den Materialien der deutschen und englischen Akten« Publikationen

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 53 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
42 II' Die ibtrisfbtn Staaten, 1, Spanien hinaus. Als Spanien am 19. Februat 1906 in der Angelegenheit der Polizei gegen die gemeinsamen Vorschläge seiner Vertragspartner Stellung nahm und im Sinne eines Vermittlungsvorschlags zunächst auf drei Jahre eine rein marokkanische Polizei ohne europäische Of fiziere vorschlug, griffen England und Frankreich mit starkem Druck eia und zwangen es zu entschiedener Stellungnahme an ihrer Seite. 1 Damals stellte der bereits genannte Unterstaatssekretär

Ojcda, der in jenen Wochen als stellvertretender Außenminister fungierte und aus seiner Abneigung gegen Frankreich kein Hehl machte» dem deutschen Geschäftsträger Freiherrn von Stumm die Schwierige Lage Spaniens dar: „Dem französischen Terrorismus ausgesetzt, ist es ein willen loses Werkzeug in der Hand Frankreichs'; es sei in der Marokko frage den peinlichsten Demütigungen seitens der Nachbarrepublik preisgegeben und er selbst sehe dem Zusammengehen mit Frankreich mit den größten Besorgnissen

entgegen. Hinsichtlich Deutschlands vertrat der Staatsmann jedoch die Ansicht, daß die deutsche Flotte der englischen nicht entgegentreten könne. 2 Nach der andern Seite steckte derselbe Ojeda die Grenze dahin ab, Spanien werde loyal an seinen Verpflichtungen festhalten, solange England und Frankreich an einem Strang zögen. 3 Das war eine klare Kennzeichnung der Lage. Mit der Formel, daß es besser sei, die Konferenz breche unter Erhaltung des französisch-spanischen Abkommens auseinander

, als daß dieses zerbreche, leistete Spanien bei den weiteren Verhandlungen den Ententemächten Gefolgschaft, wenn diese sich auch immer wieder veranlaßt sahen, die Madrider Regierung vor Intimitäten mit Deutsch land zu warnen. 4 Mit englischer Vermittlung erhielt es auch einen größeren Anteil an der Polizeiverwaltung, obschon gerade die Fest legung der darauf bezüglichen Einzelheiten Spanien und Frankreich nochmals hart aneinander brachte. Mit begreiflichem Unwillen nahm man es in Madrid auf, daß die Konferenzvorschläge

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 59 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
4$ II. Dii Umsehen Staaten, s, Spanien Zorn gegen Frankreich, und das neue demokratische Ministerium Canalejas nahm da nicht anders Stellung als sein konservativer Vor gänger. 1 Auch den Ansprach auf volle Gleichheit in Marokko hielt man aufrecht, und als Frankreich seine Konvention vom 27. März 1910 mit dem Scherifen abschloß, bestand Spanien darauf, daß auch mit ihm ein solches Abkommen getroffen werde. Unter großen Schwierigkeiten, die sich vor allem aus der Beilegung der Auseinan

gegen Frankreich den Gedanken einer Verengerung des Verhältnisses zu den beiden Ententegroßmächten nicht aus dem Auge verlor. Aus den mancherlei Fühlern, die er nach Paris bereits ausgestreckt hatte, ging damals ein erster Antrag auf den förmlichen Anschluß Spaniens an den Dreiverband hervor. 8 War er im damaligen Zeitpunkt ernst gemeint oder hatte er nur den taktischen Zweck, das gelockerte Verhältnis zu Frankreich zu bessern? Eine sichere Antwort ist nicht 1 Höchst bezeichnend für die damalige Stimmung

der spanischen Regierung gegen Frankreich ist die Anklage, die Canalcjas im September 1910 dem englischen Botschafter Banse« gegenüber erhob. Burisen an Grey, Zaratue, 16. September 1910, B.D. VII Nr.175. * Wir «rissen übet diese Dinge nur aus englischer Quelle. Vgl. insbesondere B.D. VII Nr. 189 Bf. a Niheres über den Zeitpunkt und die Umstünde dieses spanischen Bündnisfühlers von 1909 ist tins bisher nicht bekannt. Von der Tatsache und, ährern negativen Ausgang macht der russichen Außenminister Sasonow

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 32 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Ijn'sermgspoliiik und MarokJeßverständigung mit Frankreich 21 Der Vertrag vom 27, Juni 1900 leitete die Verständigungsaktion ein« Spanien trat damit Teile seines westafrikanischen Kolonialbe sitzes, insbesondere den Hafen von Kap Blanco sowie das Hinterland von Andrar mit den Salzlagern von Idschil, an Frankreich ab und räumte diesem mit dem Vorkaufsrecht wichtige Vorrechte in der Ko lonie Rio de Oro ein. 1 Das mochte, von Madrid aus gesehen, durch die Notwendigkeit, sich zu konzentrieren

, gerechtfertigt sein: ein Opfer war es trotzdem, mit dem die Annäherung an Frankreich begann. Noch aber zögerte Spanien, die weiteren Folgerungen zu ziehen. Da riß es das Vorgehen gegen die Tuat-Oasen, zu dem sich die Französi sche Republik im Sommer 1900 entschloß, zu positiven Entschließun gen fort. Daß Europa widerspruchslos dieses Eindringen in Inner Marokko hinnahm und daß Frankreich dem Sultan das Pariser Pro tokoll vom 20, Juli 1901 aufzwingen konnte, durch das seine An sprüche anerkannt wurden

waren, die Verbindung mit der Republik knüpfen. Ihr Ziel war, ohne die Be teiligung einer dritten Macht mit Frankreich über eine Lösung der marokkanischen Frage einig zu werden. Auf französischer Seite bil dete das Programm, das am 15. Juli 1902 im Außenministerium auf gestellt wurde und als die Grundlage der ganzen Vorkriegspolitik Frankreichs im Hinblick auf die Marokkofrage bezeichnet werden darf, den Ausgangspunkt. Es entsprach ganz und gar nicht der Vor stellung, die die spanische Regierung

7
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 77 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
66 II. Die iberischen Staaten, i. Spanien Anfang Juni gelegentlich eines Zusammenseins in Gibraltar, nicht nur Frankreich in Anspruch zu nehmen, mit dem eine dahin gehende Marinekonvention abgeschlossen wurde, sondern auch Spanien. Poincaré stimmte, trotz der Skepsis Geoffrays in Madrid, dem von Paris aus lebhaft zu, vor allem unter dem Gesichtspunkt, daß nach Beendigung der Marokkoverhandlungen auf diesem Wege die Bande zwischen Frankreich und dem Pyrenäenstaat wieder verengert wer den könnten

hatte er auch nichts dagegen, daß die Zeitungen die Frage einer Umwandlung des Ententeverhältnisses Spaniens zu England und Frankreich in ein Bündnis erörterten. 4 Vielmehr baute sich darauf der neue Vorstoß auf, den er Anfang Oktober über den russischen Botschafter in Madrid, Baron Budberg, wegen des formel len Anschlusses Spaniens an den Dreiverband unternahm.® War die französische Regierung bisher derartigen Anträgen ausgewichen, so nahm sie, zumal da der Zar und der russische Außenminister Sasonow den spanischen

Vorschlag befürworteten, nunmehr grundsätzlich zu stimmend Stellung, obschon die Beschränkung des Anschlusses Spa niens auf Frankreich und Rußland den Beteiligten von vornherein erwünscht schien und die Frage, ob in Gestalt von Entente oder Bündnis, gänzlich offen blieb. Auch Gcoffray wollte nach Abschluß des spanisch-französischen Verständigungsvertrags über Marokko seine Skepsis fallen lassen. 6 Die Gefahr, daß Frankreich wegen Spa- nisch-Guineas in Auseinandersetzungen zwischen Deutschland

8
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 273 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
MUSSOLINIS VORSICHTIGE AUSSENPOLITIK 261 stärkere Betonung, und Mussolini sprach in dieser Hinsicht Worte, die lange nicht gehört waren. So in dem Interview, das er am 2i. November dem „Matin' gab: Frankreich habe recht, mit seinen Kriegserrungenschaften unzufrieden zu sein; der Friede sei schlecht. Der Krieg sei nicht bis zu seinem natürlichen Ende durchgeführt worden. Man hätte ihn beendigen müssen — die Franzosen in Ber lin, die Italiener in Wien und Budapest. Der Feind hätte an der Gurgel

gepackt werden sollen. Jetzt bemerkten die Franzosen, wie wenig Aussicht sie hätten, das zu erhalten, was man ihnen schuldig sei. Sie täuschten sich nicht darüber, daß Deutschland den festen Willen habe, ihnen nichts zu zahlen. Deutschland bilde nicht nur eine Drohung für Frankreich, sondern auch für Italien, denn Tirol sei nur ein geographischer Begriff. Zum Schluß bekräftigte er sei nen Glauben an die Stärke und Tüchtigkeit der bestehenden Zivili sation und trat für eine Einheitsfront mit Frankreich

ein. Aber dieses Wortgericht mit faschistischer Würze wollte nicht zu heiß ge gessen werden. Von vornherein war die starke Betonung der engen Beziehungen zu den Verbündeten des Weltkrieges als der Versuch zu verstehen, möglichst viel aus dieser Verbindung herauszuschla gen, bevor neue Wege betreten wurden. Die weitere Politik bewies, daß man sich Frankreich gegenüber in fortbestehendem Mißtrauen unbedingt selbständig hielt und daß je länger je mehr Mussolinis Programm sich auf der Grundlage der mittelmeerischen Bestrebun

- gen gegen Frankreich kehrte. Demgemäß waren es keine macchia- vellistischen Verschleierungskünste, wenn der Diktator der deut schen Regierung die Versicherung gab, keine antideutsche Politik treiben zu wollen und von den freundschaftlichsten Gefühlen gegen Deutschland erfüllt zu sein. Offen gestand er ein, daß Italien auf seinen Anteil an der deutschen Kriegsentschädigung angewiesen sei, aber immer wieder ließ seine Haltung erkennen, daß er in einem starken Deutschland ein für Italien

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1925
¬Der¬ Faschismus
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Seite 323 von 433
Autor: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XII, 411 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. [395] - 400
Schlagwort: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Signatur: II A-15.391
Intern-ID: 116246
würde, tat sich Frankreich anfangs sehr leicht mit dieser Aufgabe. Es gewann mit seinem Einfluß einen großen Vor sprung vor den anderen Völkern und wußte seiner Politik auch erhebliche wirtschaftliche Vorteile zu sichern. Mit dieser Macht stellung drückte Frankreich auf ganz Europa und besonders auch auf die Nordgrenze von Italien. Diese mehr oder weniger große und mehr oder weniger eng zusammengeballte Menge von Völkern und Ländern im Bunde mit Frankreich, die jederzeit mögliche Frontveränderung

und das französische, alle anderen ausschlie ßende Wirtschaftssystem bedeutete für Italien eine Gefahr, die nicht viel geringer war als die, welche ihm früher nach seiner Meinung von Österreich gedroht hatte. Die Interessen der einzelnen Staaten waren zu verschieden und ihre Stellung zu Frankreich allzusehr auf eine bestimmte und allzu ver änderliche europäische Gesamtlage aufgebaut, als daß nicht jedes Gegenspiel Früchte zeitigen mußte. Nach den vorausgehenden Tast versuchen hat Mussolini hier vorsichtig

, aber fest eingegriffen. Die faschistische Politik ist ganz darauf gerichtet, die erwähnte Gleich gewichtslage an der Nordgrenze herbeizuführen. Das geschah im dauernden Wettstreit mit Frankreich. Italien begünstigte die Re siegten, Österreich, Ungarn und Bulgarien. 1 Es verband sich mit 1 Landsmann vom 27. November 1923.

10
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 192 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Bis %um Abschluß der englisch-framEntente 181 Der Bund der vier Siegermächte von 1813-1815 löste sich auf und das Bewußtsein für die Sicherungsfunktionen des Pufferstaates gegenüber Frankreich trat zurück. Die Großmächte vergaßen zwar nicht die Pflichten, die für Belgien als neutralisiertes Land bestanden, aber sie nahmen es nicht mehr genau damit. Sie begannen beinahe in ihm einen kleinen Staat zu sehen, wie die andern waren. 1 Sie nahmen es auch hin, daß Belgien den Festungsvertrag verletzte

, indem es unter Leopolds Antrieb zu einem völlig veränderten Befestigungs system überging. Ende der fünfziger Jahre wurden die Festungen, die das Land gegen Frankreich decken sollten, bis auf einige mili tärisch wertlose Zitadellen geschleift. Statt dessen entstand um i860 ein neues Festungssystem im Dreieck Namur-Antwerpen-Lüttich, das nach beiden Seiten gerichtet war. Selbst die planvolle Politik der zweiten französischen Republik und des zweiten Kaisertums zur Er werbung Belgiens ließ die europäische Frontstellung

an der- west belgischen Grenze nicht wieder erstehen, und nur die Befestigung Antwerpens, die auf Anregung Englands erfolgte und dem Aus dehnungsstreben Napoleons III. galt, erinnerte an die alten Zu sammenhänge. Der deutsch-französische Krieg von 1870/71 schuf darin keine Wandlung. Im Sinne des europäischen Gleichgewichts, dessen Auf rechterhaltung besonders England am Herzen lag, wurden Verträge abgeschlossen, durch die sich Preußen und Frankreich England gegenüber verpflichteten, Belgiens Neutralität

so etwas wie die Anerkennung eines gegen Frankreich gerichteten Wegerechts wieder auf. Angesichts der aggressiven Haltung der Republik zeigte sich England geneigt, Deutschland den Durchmarsch durch Belgien freizugeben und ihn mit der Neutralität Belgiens als 1 Allerdings legt Kiclder in die außenpolitischen Vorgänge von 1852, ißj5 un< ^ 9 bei weitem mehr hinein, als berechtigt ist. Er tut das im Interesse seiner These, daß die Großmächte selbst Belgiens Recht zu Bündnissen anerkannt hätten.

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 68 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Zweite Marokko krise und neue Verständigimg mit Frankreich 5 7 gemäß den geheimen Abmachungen von 1904 erhalten habe. 1 Ent sagungsvoll mußte sie den Passionsweg der Verhandlungen mit Frankreich betreten. Es ist hier nicht Schritt für Schritt diesen Verhandlungen nach zugehen, die in der Hauptsache zur Geschichte der Marokkoangelegen heit gehören. Aber es ist nötig, sich die wichtigsten Streitpunkte zu vergegenwärtigen. Es fällt von da aus ein besonders helles Licht auf Spaniens Verhältnis

zu den Großmächten, vor allem zu Frankreich. Die Besprechungen fanden wieder in Madrid zu Dreien statt. Die englische Beteiligung war von größter Bedeutung, denn die Ver schleppungspolitik, die die Madrider Regierung nach dem bewährten Verfahren von 1904 trieb, wirkte überaus erschwerend, und trotzdem sah sich die französische Seite veranlaßt, dem englischen Rat ent sprechend die spanische Empfindlichkeit zu schonen und keine Dik tate aufzuerlegen. 2 Kein anderer als der britische Botschafter Bunsen hat später

geurteilt, ohne die englische Vermittlung wäre kein Ver trag unterzeichnet worden. 3 Allerdings bestand auch jetzt noch in Regierungskrisen eine Partei, die geneigt war, das deutsche Gegen gewicht auszuspielen. Ihre Seele war der Unterstaatssekretär im Außenministerium Manuel Gonzalez Hontoria, dessen Abneigung gegen Frankreich bei der Verschleppung der Verhandlungen eine große Rolle spielte. 4 Er vor allem wird auch der Träger der Anerbie- tungen gewesen sein, die die spanische Regierung in dieser Zeit

12
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 36 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Lamtrmgipoiitìk und Marokkwerstmdigmg mit Frankreich 25 und noch mehr Rußland einseitig zum Vorteil Spaniens belastete, wenig Aussicht auf Annahme hatte, und tatsächlich beobachtete man in Paris wie in Petersburg nur kühle Zurückhaltung. ja, Frankreich ging noch weiter. Wahrend Jules Cambon in Madrid die Verständigung mit Spanien ausschließlich vom Interesse des französisch-russischen Bündnisses sah, trat Delcassé in Paris mit Entschiedenheit auf den Boden des großen Ausgleichs

zwischen Frankreich und England. Da er erkannte, daß die spanische Regie rung zu großen Entschlüssen nicht zu bewegen war, nahm er um die Jahreswende 1902/03 formelle Verhandlungen mit England über Marokko auf, und es bedeutete nicht wenig, daß sich die beiden Großmächte noch am 31. Dezember einigten, die Verständigung auf die „interessierten Mächte' zu beschränken, d. h. - wie der franzö sische Botschafter in London ausdrücklich erläuterte - Deutschland auszuschalten. 1 Die englische Regierung ging

in jeder Weise mit. Zwar sprach nun auch sie ihre Bereitwilligkeit aus, mit Spanien eine Vereinbarung einzugehen, auf Grund deren keine der beiden Machte ohne Verständigung mit der andern über Marokko Ab machungen treffen sollte, aber weiter erfolgte nichts. Während die spanische Regierung sich in der Herbeischaffung papierner Siche rungen und Garantien nicht genug tun konnte, reichten sich England und Frankreich die Hand zum kolonialen Ausgleich, und zwar ohne Beteiligung Spaniens. Nur insofern löste

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 66 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Zweite Marokkokrise und neue Verständigung mit Frankreich 55 nicht den Krieg mit Deutschland haben wollte, gewann in Paris die unersättliche Kolonialpartci wieder Oberwasser, und mit der Be gründung, daß Spanien durch die eigenmächtige Besetzung von La rasch und el Kasr das Abkommen vom 3. Oktober 1904 verletzt habe, forderte sie auch eine starke Beschneidung der spanischen Zone in Nordmarokko. Die Forderung fand in den Vorschlägen Regnaults vom 19, Oktober Ausdruck, die sich insbesondere

den französischen Auseinanderset zungen mit Spanien zugrunde gelegt worden wären. Die spanische Regierung, der die Wendung der Dinge in Paris nicht unbekannt blieb, hatte Grund zu ernster Besorgnis und trat der drohenden Gefahr mit Nachdruck entgegen. Durch Enthüllungen über die Geheimverträge von 1904 machte sie der Öffentlichkeit be kannt, welche Verpflichtungen für Frankreich bestanden. Gleichzeitig aber gab sie, den Drohungen der kolonialpolitischen Presse in Frank reich zum Trotz

, nicht nur die Faustpfänder Larasch und el Kasr nicht aus der Hand, sondern zeigte sich entschlossen, dort nur militärischer Gewalt zu weichen. 2 Schließlich wandte sie sich noch vor Abschluß der deutsch-französischen Verhandlungen an die übrigen Großmächte, damit von ihnen ein mäßigender Einfluß auf Frankreich ausgeübt werde. 3 Während Deutschland sich der ganzen Lage entsprechend zurückhielt, 4 wurde ihr Schritt in Österreich und England günstig aufgenommen. 8 Würde Frankreich nachgeben? Von entscheidender Bedeutung

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 111 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
J00 II. Die iberischen Staaten, 2. Portugal Es war ein wahrer Großangriff, den Frankreich mit diesem Vor stoß gegen das in Vorbereitung begriffene deutsch-englische Verstän digungswerk richtete. Er konnte um so weniger seinen Zweck ver fehlen, als mittlerweile in den Verhandlungen zwischen den beiden Mächten erhebliche Komplikationen entstanden waren, die sich an die Frage der Veröffentlichung des Abkommens knüpften, England wünschte die sofortige Bekanntgabe, Deutschland vertrat den ent

ein. Die Wortmeldung Frank reichs, die sich bald zur Forderung einer Beteiligung an den Ab machungen steigerte, brachte neue Verwicklungen in die Ange legenheit» und die Folge war, daß sich nun auch England zurückhielt. Damit war für die Gegner des Vertrags etwas Wichtiges erreicht : sie hatten Zeit gewonnen. Frankreich wußte den Vorteil der Lage auszunutzen. War es in der Vertretung des portugiesischen Interesses bisher treibend gewesen, so war es nun entschlossen, sich mehr im Hintergrund zu halten

: der Ministerpräsident Machado hatte sich in die Situation des Bittenden begeben; es schien erwünscht, ihn darin zu lassen. 1 Die Besprechun gen mit der Lissaboner Regierung wurden vorsichtig weitergeführt und es wurde ihr zu verstehen gegeben, daß Frankreich an Deutsch lands Stelle die wirtschaftliche Erschließung Angolas übernehmen wolle. 2 Endlich schien man in Lissabon handeln zu wollen. Ein Plan zur Reform der Verkehrs Verhältnisse des großen Kolonialgebiets wurde aufgestellt. Freilich rechnete die Regierung

selbst nicht mit dessen Annahme, sondern sie handelte mehr auf dem Papier in Rück sicht auf die öffentliche Meinung. 3 Mit manchem andern, was in Aus- daß Frankreich sich der Forderung Portugals nicht anschloß, für die Veröffentlichung der geheimen Abmachungen zwischen England und Deutschland einzutreten. 1 Doumergue an Daeschncr. Paris, 30. März 1914. F.D. II! 10 Nr. 44. a Aufzeichnung de französischen Außenministeriums vom 24. April. Ebenda Nr. 154. 3 Daeschncr an Doumergue. Lissabon, 30. Mai 1914. Ebenda Nr. 312.

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 44 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Erste Marokknhrist und Anschluß an die engl.-frami. Entente 33 Madrider Regierung auf die Sebugrenze verzichtete, dafür aber von Frankreich die Mulujagrenze eingeräumt erhielt, worauf selbst die französische Diplomatie bei der Pariser Zentrale drängte, 1 Tatsächlich glaubteDekassé auf dieser Grundlage bereits das Abkommen gesichert, 2 und einige Tage später hieß es } daß Leon y Castillo die Vollmacht er halten habe abzuschließen, 3 da kam plötzlich die Sache zum Stillstand

. Die Verschleppungspolitik» die Spanien seit der Wende Mai-Juni zur Anwendung brachte und mit der es Frankreich unter Druck setzte, ging auf einen Rat Deutschlands zurück. 4 An sich hatte die Bedeutung des Deutschen Reichs für Spanien mit dem Abschluß der französisch-englischen Entente eine Minderung erfahren, denn wenn die deutsche Hilfe gegen Frankreich höchst wirksam sein konnte, so wog sie England gegenüber weit weniger schwer, da dieses un bestritten das Meer beherrschte. Trotzdem war das deutsche Gewicht in der Wagschale

der spanischen Politik noch immer von großem Wert und wie von selbst richteten sich die Blicke der spanischen Patrioten, die sich gegen die diktatorische Art Frankreichs auflehnten, von neuem hilfesuchend auf das Reich. Der Eifer, mit dem die Madrider Presse erörterte, daß England und Frankreich gar nicht berechtigt seien, ohne Hinzuziehung der übrigen Mächte über Marokko zu verfügen, deutete die Interessengemeinschaft an, die noch immer zwischen Deutschland und Spanien bestand. Die Berliner Regierung dachte

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 45 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
3| II. Die iberijchen Staaten. 1. Spanien Zunächst bildete die Frage der Geheimhaltung den Streitgegen stand. Wahrend Frankreich in Rücksicht auf Marokko dafür eintrat» betrieb Spanien die Veröffentlichung. Dazu sah sich die Madrider Regierung schon in Hinblick auf die bevorstehende Tagung der Cortes veranlaßt, die ihr schwer zu schaffen machte. In der Tat mußte sie heftige Angriffe der liberalen Opposition über sich ergehen lassen, und die Bezugnahme auf die Möglichkeiten von 1902, so wenig

zu Frankreich in aller Form offen. Aber eine Förderung der schleppenden Verhand lungen ergab sich daraus nicht. Zwar ließ die spanische Regierung, nachdem sie die Gefahr, die von den Cortes drohte, überstanden hatte, ihren Widerstand gegen die Geheimhaltung fallen, 1 und schon ent sandte Delcassé einen Vertragsentwurf, über den er sich mit Leon y Castillo geeinigt hatte. 2 Da entstand ein neuer Zwischenfall, Spanien trat nämlich Anfang Juli mit der Forderung hervor, an den militärischen, verwaltungsmäßigen

und wirtschaftlichen Maß nahmen, die Frankreich auf marokkanischem Boden ergreifen werde, mit gleichen Rechten beteiligt zu werden. 3 Es ging dabei von der Be fürchtung aus, daß die Republik durch geflissentliche Vertagung der Aufteilung versuchen werde, den Partner um seinen Anteil zu prellen, indem sie unter Aufrechterhaltung des Status quo allein mit dem Sultan friedliche Arrangements traf. Frankreich antwortete mit einer strikten Ablehnung, schon im Hinblick darauf, daß Spanien gar nicht über die Kräfte

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 70 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Zweite Marokkokrise und neue Verständigung mit Frankreich 59 ständigung eine deutsche Nachforderung ausschließe und daß es eine eigne Angelegenheit Spaniens sei, ob es auf eine etwaige Abtretung des Gebietes an Deutschland eingehen wolle oder nicht. 1 Danach erst begannen die wirklichen Verhandlungen, und die spa nische Regierang versuchte wider Erwarten doch, zunächst grund sätzliche Fragen zu berühren. Was sie gegen die französischen Vorschläge vorbrachte, machte auf das Foreign Office

von vorn herein den Eindruck des Kritteligen. 8 Frankreich kam es vor allem darauf an, neben der Scheinintegrität die Einheit Marokkos zu erhal ten, die ihm selbst die Gesamtherrschaft in Protektoratsform sicherte, ohne daß ein Verwaltungskondominium zwischen ihm und Spanien eintrat. 3 Die spanische Regierung präsentierte einen Gegenvorschlag, der sich von diesen Grundsätzen weit entfernte, 4 mußte es sich aber gefallen lassen, daß er von Paris zurückgewiesen wurde. Das neue Kabinett Poincaré-Barthou

. Um so heftiger kämpften die beiden Parteien seit der Jahreswende um die Einzelheiten.® Neben dem Projekt eines Bahnbaus von Tanger nach Fes, bei dem Spanien eine größere Beteiligung forderte als Frankreich zugestehen wollte, beschäftigte die Unterhändler vor allem die Frage der territorialen Abtretungen. Obschon die Madrider Re gierung die Verpflichtung dazu bereits im September 1911 anerkannt hatte, wehrte sie sich jetzt sowohl gegen die von Frankreich geforderte 1 Gcoffray an Selves. Madrid

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1925
¬Der¬ Faschismus
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Seite 104 von 433
Autor: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XII, 411 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. [395] - 400
Schlagwort: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Signatur: II A-15.391
Intern-ID: 116246
DIE AEUSSERE POLITIK 91 ghetti war ciarauf bedacht gewesen, nach den Ereignissen von 1870 mit allen Großmächten auf guten Fuß zu kommen. 1 Europa stand damals vor der Notwendigkeit einer neuen Konsolidierung unter dem Schatten Bismarcks. 2 und niemand wußte anfangs,, wohin der Weg gehen würde. Von den Großmächten stand Frankreich der italienischen Außenpolitik noch am nächsten. 3 Nicht wegen der im merhin zweifelhaften Rolle, die der dritte Napoleon in den letzten Jahren der italienischen

und der einzelne Italiener weichen, im Großen gesehen, 6 in ihrem Lebensstil und ihrer Lcbensrichtuny trotz vielfacher im Norden verbreiteter Sym- pathien für Frankreich viel zu sehr vom französischen Volk und den Franzosen ab, als daß ein wirkliches, engeres Verbundens<ein bestehen könnte. Aber eine starke Nachwirkung übte die .Erinne rung an den großen Napoleon und daran, daß vor allem Frankreich gegen den Landesfeind Österreich geholfen hatte. Die Idee des fran zösisch-europäischen Normalstaates verfehlte

auch in Italien nicht, Frankreich anziehend erscheinen zu lassen. Das genügte, um Frank reich zunächst vor anderen Mächten den Vorzug zu geben. Die Engländer haben bekanntlich immer ein besonders gönner haftes Verhältnis zu den erwachenden Völkern gehabt. So wurden auch die Hauptfäden des Jungen Italien durch die Verbannten von London aus gesponnen. Das hatte frühzeitig das politische Interesse Englands auf die Bewegung gelenkt, das gern einen ihm verpflich teten Freund im Mittelmeer wußte, während die Küsten

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1925
¬Der¬ Faschismus
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Seite 17 von 433
Autor: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XII, 411 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. [395] - 400
Schlagwort: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Signatur: II A-15.391
Intern-ID: 116246
und politische Beeinflussung gegenüber. Es gab in der Tat etwas, was ihnen gemeinsam, dem übrigen Europa aber fremd war: außer dem Wesen der Vojksstaatlichkcil gewisse Formen der Staatstätigkeit, die eine spätere Zeit für das Wesent liche hielt. Die eigene volksstaalliche Vollendung ist von Frankreich von vorn herein außenpolitisch ausgenutzt worden. Wo es paßte, hat man auch die „geistige Verwandtschaft' mit England verwendet. Frank reich hat es verstanden, die Bildung von Volksstaaten als eine fran

zösische Erfindung hinzustellen, die nur nach französischem Re zept möglich sei. Es ist ihm gelungen. Europa suggestiv die Über zeugung aufzuzwingen, daß ein Volksstaat nur unter den Formen möglich sei, die in Frankreich herrschten, die aber tatsächlich dort nur deshalb gültig waren, weil sie auf französischem Staatsgebiet bodenständig gewachsen waren. Nach den ersten jugendtollen, schnell vergessenen Versuchen der französischen Revolution ist diese Politik für Frankreich fruchtbar

Kraft zu bestehen. Umge kehrt hat Frankreich auch aus dein Umstände politischen Nutzen zu ziehen verstanden, daß es, wo es seinen Zwecken entsprach, solche Staaten, in denen die Voraussetzungen zur Bildung eines Volksstaates noch nicht erfüllt waren, wie in Deutschland, und solche, in denen eine derartige Bildung überhaupt nicht möglich

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1922
Und dennoch! : geschichtliche Szenen 1806-1815 ; der Zusammenbruch, die Erneuerung, die Befreiung
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Seite 378 von 432
Autor: Steinitzer, Alfred / Alfred Steinitzer
Ort: München
Verlag: Bassermann
Umfang: VII, 408 S. : Ill.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Signatur: II A-20.279
Intern-ID: 90688
anzugreifen. Die hochverräterischen Schritte der provisorischen Regierung und des Senats sind von der Einwohnerschaft nicht zurückgewiesen worden. Welche Mittel stehen Eurer Majestät noch zur Verfügung, um Frankreich vor dem gänzlichen Unter gange zu retten? Ein Adjutant tritt ein und übergibt dem Kaiser eine Depesche. Napoleon (liest): Von Schwarzenberg. Die sämtlichen Regi menter des Herzogs von Ragusa haben ihre Stellungen ver lassen und sind zu den Verbündeten übergegangen . . . Mar mont

übergeht. Napoleon (heftig): Die Bourbonen in Frankreich? Sie sind neun Zehntel des französischen Volks unsympathisch. . . . Die Bourbonen in Frankreich, das ist ja Wahnsinn ... das heißt schweres Unglück über das Land bringen, hat man denn ver gessen, daß sie zwanzig Jahre lang im offenen Krieg mit den Grundsätzen und den Interessen Frankreichs gelebt haben? . .. Man verlangt meine Abdankung? Mar et: Die verbündeten Mächte Haben erklärt, daß Eure Majestät das einzige Hindernis für den Frieden

sind. Napoleon: Wenn wir denn darauf verzichten müssen, Frankreich zu verteidigen, retten wir doch zum mindesten Italien? Die Marschälle schweigen. Napoleon.' Es gibt kein persönliches Opfer, das ich nicht dem Wohle Frankreichs zu bringen bereit bin. (er setzt sich an

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