Pariser Kriegspsychose Von Hans Wendt, Paris Während das deutsche Volk sich anschickt, den Geburtstag seines Führers in Eintracht, Seelenruhe und im Gefühl seiner Stärkender sichersten Friedensgarantie, zu begehen, zittert Frankreich im Banne der albernsten Konfliktpsychose. „Gibt es Krieg?", ist die erste Frage, die jeden empfängt, der von einer Auslandsreise zurückrehrt. „Gibt es Krieg?", fragt die Aufwartefrau, der Friseur, die Zeitungsverkäuferin, der Concierge. Diese absurde Vorstellung
mit den Sowjets. Jetzt auf einmal ist Eduard VH. wieder in Ehren, das fran zösische Bündnissystem wird von England mcht nur gedeckt, sondern mitgemacht, von Polen bis zu den Sowjets, die Ver einigten Staaten nicht zu vergessen, um die Frankreich seit Jahren mit der ganzen Kraft seiner Reize gerungen hat. Jetzt darf (oder: jetzt soll) Frankreich wieder voll zu seiner traditio nellen Einmischungs- und Einkreisungspolitik in Mittel- und Osteuropa zurückkehren. Selbst B o n n e t, der von den Kriegs treibern
in den Zeiten von München und der deutsch-fran zösischen Erklärung so bittere Sachen zu hören bekam, gilt ihnen wieder als einigermaßen verkehrsfähig, seit er all das in London vorbereitete. Herrn D a l a d i e r spenden sie sogar lauten Beifall, unterstützt von den Kardinälen, den Juden, den Antifaschisten. Auf einmal wächst die Neigung zu Aben teuern auch bei denen, die bisher aus Furcht vor der nur all zu richtig beurteilten Luftüberlegenheit Deutsch- landsfür den Frieden waren... Frankreich fühlt
Wetter, um den Tornister auf den Buckel zu nehmen!" Man trifft einen deutschen Geschäftsmann, der seit vielen Jahren loyal und brav in Frankreich lebt: „Gegen wärtig: keine Maschine zu verkaufen. Absolut nichts zu machen." Man kommt zum Haarschneider, dessen Laden leer steht: „Es kommt keine Kundin mehr", seufzt er. „Alles sagt: Wozu noch Dauerwellen, wenn es doch Krieg gibt!" Das französische Wirtschaftsleben gerät mehr und mehr ins Stocken. Das ganze Treiben gegen Deutschland und Italien
, die sinnlose Verbreitung der geschilderten Kriegspsychose schlägt schwer gegen Frankreich und die angebliche Sanierungs politik der Regierung Daladier selbst zurück. Denn natürlich ist eine Politik der Wirtschaftsankurbelung und der „Ver trauensrückkehr" mit einer solchen Außenpolitik nicht zu vereinen. Worin eine echte Gefahr liegt, denn auf diese, Weise wachsen natürlich die Neigungen, es schließlich auf" irgendeinen „Klamauk" ankommen zu lassen. Die Massenein ziehungen, die der Wirtschaft überall