2. Beilage zu Nr. 191 der „Bozner Nachrichten-' vom 22. August 1909. Kossen und Karren. Roman von Ewald August König. . i (Nachdruck verboten.) '^ (51. Fortschung.) . Die Tür war verschlossen, Ferdinand klopfte an; ein Stuhl wurde drinnen gerückt. „Wer ist da?' fragte der alte Mann. „Ich, Mter, willst du mir nicht.öffnen?' „Nein,' lautete die Antwort, und die Stimme klang ungeduldig und unwirsch, „du störst mich in meinen Be rechnungen, laß mich in Ruhe.' „In deinen Berechnungen?' fragte
Ferdinand, der die seltsame Antwort nicht recht verstanden' zu haben glaubte. „Weißt du denn nicht —' , „Ich weiß alles,' unterbrach ihn sein Vater ärgerlich, „morgen wi^ wieder gezogen, ich muß jedenfalls heraus kommen, dann wollen wir bauen Du kannst den Plan schon entwerfen, ein großes Schloß, Horst du? Nun geh', morgen sprechen wir weiter darüber, jetzt laß mich rechnen.' Kopsschüttelnd trat Ferdinand von der Türe zurück, er horte, daß der alte Mann sich wieder niederließ. Wie konnte der Vater
nur in dieser Schreckensstunde an seine Lose den ken und sich mit seinen Luftschlössern beschäftigen? ^ . Ferdinand trat in das Zimmer Doras. Neben dem Bett, auf dem die Zeiche lag, standen brennende Kerzen; er deckte das bleiche Antlitz auf und blickte lange auf die er starrten, noch immer schönen Züge. „Zur Liebe geschaffen, und des höchsten Glückes wert — und nun?' seufzte er. »Eine Rose, vom Sturme gebrochen und entblättert! Ein junges, lebensfrohes Menschenherz von der Verzweiflung in den. Tod getrieben
! Oder war es wirklich nur ein Miß verständnis/ ein Akt der Unzufriedenheit und augenblick licher Erregung? Wer dieses Rätsel mit Sicherheit mir losen, könnte!' - .^. derhüllte das starre Antlitz wieder und schlich auf den Fußspitzen zu dem kleinen Schreibtisch, der in einer Ecke des Zlmmers stand. Der Schlüssel steckte in eimr Schublade, Ferdinand be gann m Fieberhast mit zitternden Händen seine Nach forschungen. .In seiner Vermutung, daß Bora eine Erklärung ihrer ^ hinterlassen haben müsse, sah
er sich nicht ge- auM,^ nach kurzem Suchen fand er einen versiegelten ^ ^ adressiert war. Er öffnete ihn und las yn; die Falte zwischen seinen Brauen vertiefte sich mehr no^mehr^ die Adern aus seiner Stirn schwollen an, ein Sumpfes Stöhnen entrang sich seiner Brust. ^ langes Schreiben, das sichtbare Tränenspu- mehrmals mußte Ferdinand seine Lektüre unter in dann blickte er eine Weile starr vor sich hin, und uern tobte^^ ^g^lte sich der Sturm, der in seinem Jn- ^ Endlich faltete er den Brief wieder zusammen