und Feuchiigkeit verdorbene Bit« der, die kaum noch erkenntlich waren. Ein wurmstichiger Tisch stand in der Mitte des Zimmers, um ihn und an den Wänden einige plumpe Hoh- stühle. Auf dem Ofen, dessen Feuer schwach fortglomm, befand sich em irdener Topf, in dem nne Milchsuppe leise brodelte. An dem halb geöffneten Fenster saß eine Frau und blickte sinnend hinaus in die Nacht. Kein Wölkchen draußen am siernenfunkelnden Him mel, wo der Mond sein mildes Licht erglänzen ließ; laue Lüfte durch strichen das Laub
der Bäume, wiegten kosend die Rosenstauden im Garten und flüsterten leise und geheimnißvoll durch die breiten Blätter der Wein- ranken, die das Fenster umgaben. Ein Heimchen zirpte seine monotone, aber doch traute Weise. Ab und zu krähte aus den umliegenden Gehöften ein Hahn, dessen Ruf hie und da beantwortet wurde. Sonst Ruhe und F-iede allüberall, selbst das beständig von Leidenschaften durchwogte Men- schenherz ruhte. Doch nein! Ein Seufzer, von tiefem Schmerz und Weh erpreßt, entrang sich der Brust
der am Fenster sitzenden Gestalt. Weiß wie der Kalkanstrich der Zimmerwäode war ihre Gesichtsfarbe. E« ein ziger Blick auf ihr Antlitz genügte, um zu erkennen, daß nur eigenthüm liche Verhältnisse die Frau m diese ärmliche, bäuerliche Behausung gebracht haben konnten. Obschon vollendete Regelmäßigkeit zur Schau tragend, waren die Formen desselben fein und zart und machten trotz der krank haften Blässe einen imponirenden, gewinnenden Eindruck. Ein schmerz licher bitterer Zug, durch Leid und Qual gegraben
, umspielte die bleichen Lippen. Um die Stirne war eine weiße Binde geschlungen, welche die ein sam Sitzende in diesem Augenblicke löste und in einen am Fenster stehenden Topf mit Wasser tauchte. Auf der rechten Seite der Stirn wurde eine, etwa zwei Finger breite und eben so lange blutunterlaufene Beule sichtbar. Langsam und schnurrend verkündete die Wanduhr in dem hölzernen Kasten die elfte Stunde. Nachdem die schöne, bleiche Frau den aus'Z Neue angefeuchteten Umschlag um die Stirne geschlungen, nahm
sie ihre frühere Stellung, das Haupt in die Handfläche gestützt, wieder ein. Mit schwer- müthigem, träumerischem Glänze schwebte ihr Auge in's Freie. Des Mondes Strahl glänzte durch die über das Fenster hinabhangenden Reben auf ein paar Thränen, welche an den langen Wimpern zitterten. „Edgar!' erklang es mit schmerzlichem Seufzer, „warum mußte es so kommen? Dein gutes Herz verblutet an den Wunden, die ein treuloses Weib Dir geschlagen! Ja, treulos, falsch nennt sie die Welt, und auch Du mußtest sie dMr halten