Wochen-Kalender ^Saostag 16. Adelheid K. Sonntag l7. A 3. Ad». Laz. Woche»'»alea»«. Montag IS. Wunibald. I Dienstag !S. Nemefl»» M. Blätter für Unterhalttmg und gemeimcktzige Juteressea. SeUage M Nr. 287 der rollst. Sozner ZeitlMg vom 15 December 1871. Der Armenarzt. Eine Skizze aus dem Leben einer große» Stadt. Bon Allaa Behrens. Bor dem Fenster eiueS geräumigen ZmmerS, des- 1«a Wände mit langen Reihm von Büchern bedeckt waren, saß ein kleiner, hagerer Mann, daS kahle Bor- derhaupt
Doktor LucaS in Ungewöhnlicher Weise in Anspruch genommen zu sein And seine sogenannte Erholunzsz-it wenig zu genießen, denn bald blies er starke Rauchwolken auS seiner Pfeife, bald ging er mit starken Schritten im Zim mer auf und ab, um dennoch an'S Fenster zurückzu- Zehren und mit seinen lebhaften Augen auf die Straße zu blicken. ES war im Juli. Obwohl die Mittagsstunde noch fern war, fielen die Strahlen der Sonne schon bren nend heiß auf die großen Quadersteine des TrottoirS, Zvelche die Hitze
, schien mit demselben sich nicht im Ein klänge zu befinden. So mochte auch wohl der Armenarzt denken, als er laugsam daS Fenster schloß. „Wieder ein heißer Tag,' sprach er seufzend. „Ein solcher Sommer ist angenehm für die, welche ihn an der See oder in ihren Landhäusern verleben können, aber in einem Quartier wie dieses, in engen Straßen und noch engern Häusern erzeugt er mehr Krankhei- ten, als selbst der härteste Winter. Da gibt'S heute noch viel zu schaffen, viel zu helfen — und noch weiß
so unendlich viel darin! Damit hatte sie in dem Sessel am Fenster Platz genommen nnd nachdem der Armenarzt fich ihr gegen über gesetzt, begann sie: „Es find jetzt beinahe zwölf Jahre her, als an einem kalten, rauhen Herbsttage eine bleiche junge Frau durch die nassen Straßen dieses Stadltheils eilte. Die Unruhe und Sorge, welche ihr Inneres erfüllten, mochte wohl ihre Miene verrathen, wie ihre Kleidung, daß sie einst bessere Tage gesehen. Mit ängstlich pochendem Herzen trat fie »in ein ansehnli ches Haus