EIN! SEITE ZUR UNTERHALTUNG GESCHICHTE IN MOLL Der Doktor hatte seine Spital praxis schon lange aufgegeben, aber wenn ein besonders interessanter Fall in einem der Säle lag, waren stets seine beiden feurigen Braunen vor dem Spitaltor zu sehen. Jung, gut aussehend, einer der Ersten in seinem Berufe, mit reichlichem Ein kommen und erst seit sechs Monaten mit einem schönen Mädchen verhei ratet, das ihn anbetete, war sein Schicksal sicherlich beneidenswert. Es muß neun Uhr
, ihn bei sich zu haben; jede ihrer Be rührungen war ein Streicheln und jedes Wort, das sie sprach, hatte den langgezogenen, liebenden Tonfall, den eine Frau immer nur für einen Mann — auf einmal — bereit hat. ..Ich habe meinen Fall von Me ningitis heute abend verloren“, sagte er ernst. „Du bi^t bei mir und doch nicht bei mir", sagte sie. „Deine Gedan ken sind immer bei deinem Beruf, selbst dann, wenn ich denke, daß du mir gehörst.“ — „Nun", sagte sie seufzend, „du hilfst den Kranken und ich wünschte, daß all ihre Schmerzen geheilt
würden, oder daß sie ausruhen dürfen, w e dein Me ningitispatient.' „Es war ein merkwürdiger Fall“, sagte der Arzt, die Hand seiner Frau streichelnd und dem Rauch seiner Zigarre nach blickend. „Er hätte eigentlich durchkommen sol len. Ich hatte ihn geheilt, und er starb mir ohne Warnung unter den Händen. Sehr undankbar, denn ich hatte den Fall ausgezeichnet behan delt. Verwünschter Kerl. Ich glaube, er wollte sterben. Irgend edne un sinnig« Liebesgeschichte hat ihn so geplagt, daß er Fieber bekam.“ „Eine Liebesgeschichte
!" sagte der Kommissar in Valenciennes. „Danke Kollege! Wie der ein Fall weniger zu bearbeiten!“ Der Br rr Kommissar nahm, di •Akten \ü|pcr • den Fall Marcel,’ schnürte sie fein säuberlich zusam men, legte sie ins Regal und ging in die Ferien. Und dann, es war über ein Jahr vergangen, war in einem Viertel in Paris eine Razzia. Da fing man auch einen älteren Mann, der keinerlei Papiere besaß. Doch man forschte nach, sah alle Steckbriefe durch und merkte, daß man einen guten Fang getan