„Bozner Nachrichten', Donnerstag, 34. Dezember 1908 Nr. 2Ä5 X Der MM. ' Eine Betrachtung aus dem Leben. Der.-Bei fall , ist ein .so viel begehrter Geselle, daß man sich wohl einmal mit ihm befassen kann. Wenn er nur nicht gar so unzuverlässig wäre. Wo er sehnlichst erwartet wird, da läßt eryich nicht blicken und wenn man gar nicht an ihn denkt ist er da: Jedenfalls hat seine Anwesenheit immer das Gute, daß sie Freude macht, nämlich wenigstens dem, dem sie gilt. Im Ernst genommen, der Beifall
wie dieses, hier unverhofft auftauchend, dort trotz aller Erwartung hartnäckig fernbleibend, zumeist aber doch durch wahrhaft große Leistungen am stärksten ange lockt. .Oft scheint er Wohl auch , bei minderen Leistungen zu kommen, aber das ist gewöhnlich nicht er selbst, der echte Bei fall, sondern sein Doppelgänger, der falsche geschäftsmäßige Beifall. Nicht selten kommen die beiden, der echte und der falsche Beisall, miteinander in Eollision. Der Beisall ist natürlich auch nicht immer gleich stark. Die Herren Kritiker
), manchmal gibts einen „Achtungsbeifall' — dieser meist bei Durchfällen älterer, schon etwas geistig schwach gewordener Autoren —; ferner halten die strengen Herren mit dem literarischen Richt- fchwerte haarscharf den „großen' von dem „allgemeinen Bei fall' auseinander, ebenso unterscheiden sie genau zwischen „stürmischen', „frenetischen', „durchschlagenden', „dröhnen den' u.„endlosen Beifall'. Das sind eben feine Nuancierun- gen,die der Mann vomFach leicht erkennt.Besonders bei einer Theaterpremiere