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Alpenzeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 01.05.1932
Umfang: 8
geistlichen Gesinnung hat es bei dir gute Wege'. Komint ganz darauf an, was man darunter versteht. In mancher Beziehung bin ich eine ganz gute Christin, aber freilich — mit vielem ist euer nuier Vater bei mir nicht einverstanden gewesen.' „Ist auch nicht nötig! Ewig einverstandene Eheleute sind langweilig, und Lanaeweile Hais bei uns im Pfarrhaus nie gegeben — dafür hat schon dein Temperament gesorat'. Eugen nickte der Mutter zu, seine dunklen Augen strahlen in die ihrigen. Wieder sah

sie von einem zum anderen. „Gott, Jungen, ihr seit doch nun solange getrennt gewesen -- ist es euch nicht himmlisch, àn endlich mal wieder beieinander zu sein?' „Was das kleine Klärchen immer für gar- ^ige Ausdrücke braucht!' amiisierte sich i'skar. Mleich Himmlisch! Das ist von einem Med',- Airier wirklich gleich zu viel verlangt' „Desgleichen von einem Malersmann!' stättgte auch Eugen. „Mer ihr seid doch Brlideri' „Na ja — was man so Brüder nennt!' Oskar dehnte den Ton, ihm war das Thema offenbar nicht behaglich. „Alb Buben

haben wir uns jedenfalls mehr geprügelt als geliebt — na und setzt —' «Korrespondiert ihr denn gar nicht mitein ander?' „Selten. Vor vier Wochen hat Eugen mal auf einer Ansichtskarte angefragt: Lebst du? Darauf Habs ich ihm geantwortet: Ich lebe'. Frau Klärchen ließ ihre Salatblätter fallen und schlug die Hände zusammen, helle Ent rüstung aus den Augen sprühend. „Und das ist alles? Und das erzählt ihr mir auch noch? Und das nennt sich Bruder?' „Kleines Mutterchen, warum ereiferst du dich so? Was geht

dich denn das an?' „Das fragst du auch noch, du gräßlicher Ven gel? Soll mir als Mutter das etwa egal sein, daß meine beiden einzigen Söhne —' „Beiden einzigen Söhne ist sehr gut gesagt!' „Herrgott, ich Hab mich der Mrze halber so ausgedrückt, ihr wißt recht gut. wie ich das meinet Jeder von euch hat bloß einen einzigen Bruder — so meine ich das! Zusammen auf gewachsen, liebevoll behütet und erzogen -- ihr — ihr müßt euch vor allen Dingen lieben -- brüderlich lieben!' „Oskar, liebst du mich?' fragte Eugen in beschwörend

feierlichem Tone einer Prima donna. »Ich Habs noch nie darüber nachgedachtI' sagte Oskar seelenruhig und guckte in den' Krug mit Buttermilch. „Auch noch gefällig? Oder kann ich den Res: für mich nehmen? Danke! Also Klärchen — Mutter, komm, bring deine entsetzten Gesichts züge in Ordnung und laß dir das erschütternde Geständnis machen: ich kenne deinen geliebten Sohn Eugen nicht, trotzdem er mein Bru der ist'. «Vice versa!' murmelte der Maler. „Na. dann lernt euch, bitte, gefalligst in der Zeit

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Alpenzeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 22.05.1932
Umfang: 8
an die Kirche geschmiegt, ven wildem Wein und Epheu um rankt, von einem Flug weißer Tauben umflat tert. Und in der offenen Tür stand eine Frauen- sgcstalt. die 5)ände schützend über die Augen Aelegt, und hielt Ausschau. Als sie der Näher kommenden gewahr wurde, stieß sie einen Iubelruf aus und stürmte mit ausgebreiteten. Nrmeil den leicht senkenden Weg hinab. Eugen jstellte sich ihr entgegen und sing die Herbei- fliegende in seinen Armen auf. „ „Mutter Klärchen, Mutter Klärchen!' rief er Halb scherzend

Töchterchen, mein Herz blatt, mein Liebling — nun sag bloß. Junge, Eugen, Menschenskind — gehen dir denn deine Künstleraugen nicht über, wenn du sie ansiehst? Hast du denn in deinem ganzen Leben so etwas schon gesehen? Ich noch nicht! Was sagst du bloß. Junge, was sagst du bloß?' Eugen sagte nichts — kein einziges Wort. Er ließ den Sturm mütterlicher Wonne an sich vorüerbrausen und sah iiber die kleine Pfarr frau hinweg auf die Stelle, ' 10. Kapitel. Frau Olga Burkardt hatte ihre Weißstickerei zur Seite

Ringelhaar, das sich immer noch so hübsch und weich um seine Stirn legte wie zu seiner Knabenzeit. »Nun, Mütterchen?' fragte endlich Peter in das lange Schweigen hinein. „Eugen wollte doch kommen. Er hat mich um dasselbe gebeten wie du. Ich gedachte euch beiden zu erzählen, was ich weiß. Ist es dir aber lieber, es allein zu hören. Kind, dann kann ich es auch zweimal berichten.' - ?„O nein, dann laß es nur! Eugen ist aber Wunderlich — er könnte doch beguem vor die rechte Schmiede gehen -- könnte Oskar

, das eigene Herz zìi ergründen. Mutter Klärchen 'gar! Hast du schon jemals ein objektives Urteil aus ihreyi Munde gehört?, Oder eine Ansicht, die nicht -über und'über von ihrem persönlichen Empfinden gefärbt war?' Mein'?, stimmte Peter lächelnd bei. ,)Nun,Dchst du! Dazu kommt noch, daß ich gegen Eugen dieselbe Bemerkung machte, wie gegen dich, nämlich, He, daß ich mit Gabrieles Mutter, als sie hier im Pfarrhaus auf Besuch war, rasch bekannt geworden bin, daß sie mir ihr Vertrauen^ geschenkt, und miÄ

meine ich, ist hier allen, die sie kennen lernten, alz besonders kalt, zurückhaltend, ja als hochmütig erschienen. Frau KlNrchen nennt sie einen Eiszapfen, eine starre Aristokratin. Du weißt, daß sie einem alten Adelsgeschlecht entstammt. Och kann alledem nicht zustimmen. Auf deinem Kieblingsplatz im gàen Zimmer hat sie ge sessen und rückhaltlos mit mir gesprochen, als wäre ich ihre be-ste Freundin. Das habe ich neulich Eugen gesagt und er hat mich Inständig gebeten, ihn den Inhalt dieses Gespäches wissen zu lassen. Verdenken

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Alpenzeitung
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Seite 1 von 6
Datum: 23.08.1938
Umfang: 6
. und zwar bei Punto de Larzobifpo. Die Nationalen leiteten: einen Angriff ein, wobei die erste Linie bevèits durch brochen wurde. Der Vorstoß erreichte 14 km Tiefe; dabei wurde der Tqo über« schritten und die Ortschaft Lasave erreichte Horthu unà Hitler beim Stapellauf ckes Areuzers „Prinz Eugen von Ssvoien' Kiel, 22. August Das festlich geschmückte Kiel entbot heute dem ungarischen Reichsoerweser Horthy mit Gemahlin, in dessen Gefolge sich der Ministerpräsident Jmredy, der Außenminister von Kanya und der Ver

schungsausschuß baldigst zu einer Bera tung der Note einberufen werden wirk. Verlassen des Bahnhofes schritt der Gast die Ehrenabteilungen des Heeres ab. Hierauf bildete sich der Waaenzug und nahm unter den lebhaften Kundgebun gen der Menge den Weg zum Hasen. 21 Kanonenschüsse begrüßten die Ankunft Horthy begab sich mit Hitler auf die Dacht „Nixe', um die Germania-Werften zu besuchen. Dort fand der, Stapellauf des neuen deutschen 10.000-Tonnen-Panzerschiffes statt, welches den Namen „Prinz Eugen von> Savoia

' erhielt. Die hohen Gäste wurden von den Belegschaften begeistert umjubelt. Der Reichsstatthalter für Oe sterreich, Dr. Seyß-Jnquart, hielt die Festrede. ,„Jm Prinzen Eugen von Sa ooia', führte er aus, „begrüßen wir den. der als Kommandant der Armeen des Deutschen Reiches endgültig den Ansturm des Orients gegen Westeuropa brach' Frau Horthy zerschlug dann am Bug des Schiffes die traditionelle Champagnerfla sche. Langsam glitt der Kreuzer ins Meer. Hierauf begab sich Admiral Hor> thy nach Laboe

, um am dortigen Denk« mal die Toten der deutschen Kriegsmari> ne zu ehren. Lun Nachmittag wohnte Admiral Hor> thy mit dem Führer der Flottenparade der deutschen Kriegsmarine bei. Es folg ten interessante Manöver, die mit einer großen nächtlichen Schauübung ihren Abschluß fanden. - * Berlin, 22. August Die deutsche Presse unterstreicht als sehr bedeutsam den Umstand, daß der neue deutsche Kreuzer, der heute vormittags in Kiel von Stapel lief, den Namen „Prinz Eugen' erhielt. „Der große Heerführer — schreibt

die „Deutsche Allgemeine Zeitung' — der Ungarn und das Deutsche Reich und da mit auch die welstljche Kultur vor der Bedrohung des Ostens rettete. Daß Prinz Eugen von jenem Hause stammt, das dann Italien einigte, erscheint uns heute nach zwei Jahrhunderten und beim Be stehen der Bande, welche die deutsche Ra ion mit der italienischen einigen, als ein zweifelhaftes Zeichen der Schicksale.' Panorama der Zeltstadt, die in diesen Tagen die IS^oo Aoanguardisten mit 700 Offizieren der LiNoplojägead beherbergt

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Seite 2 von 8
Datum: 28.06.1932
Umfang: 8
, Konvikten anderen öffent lichen Erziehungsanstalten. Die Interessenten können sich zwecks Erlang gling eingehender Informationen an das Kom-^ mando des Finanzwachzirkels von Bolzano an allen Werktagen von 16 bis 18 Uhr wenden.. > Noman von Alarle Bernhard (60. Forlsetzung) „Ja. aber Eugen', meinte Oskar gedehnt, „wo willst du eigentlich mit dieser völlig vom Zaun gebrochenen Maeterlink - Reminiszenz hinaus?' „Du weißt es wirklich nicht?' Es war etwas in Eugens Ton. das Oskar aufmerksam werden ließ

nicht ersparen. Wer A gesagt hat, muß auch V sagen.' Ein Weilchen war es still im Zimmer. Durch das geöffnete Fenster kam Mailuft. Blütenduft und Sonnenschein herein. „Oskar, bist du glücklich mit Gabriele?' fragte Eugen plötzlich. Mit einem Nuck hob Oskar den Kovf. „So — weißt du — da wir gerade „unter Brüdern' und unter vier Augen sind — sel tener Kaius übrigens bei uns so ganz, was man pathetisch „glücklich' nennt, möchte ich mich kaum nennen. Ich habe mir Gabriele anders gedacht.' „Trotzdem

?' „Hat sich Gabriele bei dir etwa beklagt?' „Mit keiner Silbe. Wir haben über deine und ihre Ehe kein einziges Wort gewechselt. Ich bin aber Menschenkenner genug und habe auch aus brieflichen Aeußerungen unserer Mutter die Bestätigung meiner Beobachtungen gefun den, um zu wissen „Ach, unsere gute Mutter. Das liebe, phan tastische Klärchen! Wenn du die als Menschen- tennerin heranziehen willst' — Oskars Ton klang mitleidig und geringschätzig. „Sprich nicht so überhebend von ihr. Ich dulde das nicht!' brauste Eugen

< baren Schönheit wie ein Bild ohne Gnads aus mich — humorlos, verstimmt, schweigsam was soll ich mit solch einer Frau?' ' 'j „So gib sie mir!' rief Eugen leidenschaftlich 'und sprang auf. Auch Oskar erhob sich, es war. als ob seine Ruhe ihn verlassen wollte. '! „Seid ihr zwei hinter meinem Rücken etwa schon einig geworden?' fragte er. und seine Stimme schnitt scharf wie ein Messer. ^ „Oskar! Um Himmelswillen — wie kannst du denken — nicht ein Wort — nicht eine Silbe — Gabriele ahnt

nicht — doch: Ahnen wird siel, Aber wie du von mir annehmen kannst — höre mich ruhig an -- nur ein paar Minuten ^ eine kleine, kleine Weile nur — es hängt für mich alles davon ab!' „Werde erst selber ruhig, ehe du weiter sprichst!' sagte Oskar in überlegenem Tone. Die Mahnung war notwendig, denn Eugen zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub.' Seilie Hände öffneten und schlössen sich krampf haft, aus seinem Antlitz war jede Farbe ge wichen, die Lippen zuckten ihm wie in verhal» àem Weinen

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Seite 2 von 8
Datum: 10.06.1932
Umfang: 8
verpflichtet, bei der Gesellschaft zu bleiben.' Die zerstreut sich ohnehin nach allen Richtun gen — überall zugleich könntest du doch nicht sein. Tu mir den Gefallen — ja? Mir tut deine Gegenwart gut — du bohrst nicht unaus- l>örlich mit allerhand Fragen und Kunstgegen- ständsn an mir herum.' „Nein, ich bohre nicht'. Peter hatte ein etwas mühsames Lächeln. Er lzätte am lieb sten hinzugesetzt: Ich habe cienug mit mir zu tun. Aber er schwieg. Wie er von der Seite yer aus Eugen sah, erschrak

, der zum Meer führte. Zu beiden Seiten stand dichtes Haselnußgesträuch, die schlanken Gerten bogen sich zueinander hin und streiften den Wan derern die Köpfe. „Weißt du noch?' begann Peter lächelnd. „Ties ist unser alter Jndianerpsad. Em paar mal hattest du uns beredet, uns nackt auszu ziehen und hattest uns tätowiert, aber die beiderseitigen Mütter hatten wenig Sinn für diese realistische Auffassung.' Eugen nickte zerstreut, er antwortete nicht. Sie hatten den Fußweg inzwischen verlassen und waren ans Meer

auf das Meer. Lydia! Sie paßte gut hierher zu diesem drohenden Himmel, zu diesem aufgewühlten Meer, zu diesen unstet fliegenden Möven. Es war nichts von Pose an ihr, auch sah ihr Gesicht nicht traurig aus — sie gehörte einfach in das Bild hinein, das empfand-Peter,-das empfand auch Eugen. „Ich denke, wir melden uns nicht — wir lassen sie allein, wir könnten sie störenl' meinte Peter mit halber Stimme. „Tu doch nicht!' sagte Eugen mit besonderer Betonung. „Warum ich nicht?' Es klang sehr ver wundert

so. als gebe er ungern hier über Auskunft. „Ich habe es mir oft klar zu machen versucht, woran das liegt, und ich meine, es müsse ein Manko in dem sein, was ich weibliches Empfinden nenne. Lydia ist mir zu unpersönlich, sie ist nur für ihre Kunst zu haben, man wird nicht warm mit ihr.' Eugen schwieg. Er mußte denken: „Du, mein lieber Pe!er, könntest sie so warm haben wie du nur wolltest, das hinge nur von dir ab/ Er sprach seinen Gedanken aber nicht aus. er hatte Ihn in der nächsten Atinute schon

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Seite 2 von 8
Datum: 02.06.1932
Umfang: 8
du?' O nein, Gabriele, doch nicht! Knaben und Jünglinge fühlen wohl nicht so fein darin, sie wcllen und können ihre Einpsindunaen nicht so klar zergliedern — sie leiden anch nicht darnn- ter — aber daß sie sie haben, das weiß ich aus eigener Erfahrung.' ..War es — war e5 zwiich?'« Oskar und dir so?' Gabriele? Stimme klang wieder ganz leise, gleichsam tastend, als wage sie es kaum, weiter vorzugehen. Eugen setzte, wie im Aerger über sich selbst, einen sehr nachdrücklichen Farbentuvfen neben

, mich nie von ihm auslachen lassen!' „Auslachen! Das ist es!' Gabriele sprach es lauter, sie nahm im Eifer die Hände von der Bank fort und legte sie ineinander. »Oskar — ich weiß nicht er — er lacht so oft über Tinge, die mir ganz, ganz ernst sind, und das macht mich scheu, wozu ich fast gar nicht neige!' »Das mußt du nicht schwer nehmen!' tröstete Eugen. Der Altersunterschied zwischen euch beiden ist ziemlich groß und an. das bißchen Spotten und Lachen wirst du dich bei Oskar schon gewöhnen müssen

, hat er mir gesagt. Er hat sich ein unbeschriebenes Blatt gewünscht.' ^Damit er seine zielsicheren und pflichtbe wußten Schriftzüge darauf setzen kann, vollen dete Eugen in Gedanken. Er sagte aber kein lautes Wort, strichelte nur mit den Farbstiften über das Papier hin lind dachte flüchtig: ,>Hle Skizze taugt nichts. Bin nicht bei der SachD Kein Wunder! Oskars Frau spricht mir ihre Beichte aus — Oskars Frau.' „Aber nun er — sein Leben!' Völlig ver gaß Gabriele jetzt, daß sie ihrem Schwager, Modell sitzen

nicht, war ich das anzufassen, mich darin einzuleben veH möchte. Und nun habe ich -» es mag unrech'I sein, daß ich es dir ausspreche, aber du bisi ja sein Bruder und sollst auch «nein Brude,^ sein! Nun habe ich zuweilen das Vorgefühl, Oskar wird das nicht wollen, was meinst b' — wird er es?' ' ^ „Nein', sagte Eugen schroff lind hart. „C' wird nicht. Wird es keinesfalls.' Erschreckt sah sie nach ihm hin, ganz wie ^ Kind, das sich fürchtet. „Ach, Eugen! Nicht doch! Nicht doch! M . hoffte, du würdest mir ein wenig Mut machàl

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Seite 2 von 8
Datum: 02.07.1932
Umfang: 8
hereingestürzt; fassungslos, sprachlos hatte sie Oskar angestarrt. Was sie sich selbst noch nicht zu gestehen gewagt, was wie ein erstes auf zuckendes Mnkchen in ihr gezündet hatte, wo von sie mit ihren erschreckten Gedanken inzwi- sch.'n wieder und wieder geflüchtet mar — das sollte nun Gestalt annehmen, das sollte sie be kennen. gewissermaßen zu Protokoll geben. Lieben? Es zog sie zu Eugen hin. fort und fort mußte sie seiner gedenken, sie wußte, er würde sie verstehen, er würde nicht mit kaltem Spott

von Liebe nichts geahnt, daß sie wie ein Kind in die Ehe hineingelaufen war und nur deren Fesseln, nicht aber deren Glück ver spürt hatte. Und nun kam ihr Gatte und fragte sie. ob sie einen anderen liebe. »Ich — ich — weiß nicht — ich glaube — ich weiß nicht!' halte sie gestammelt. Darauf hatte Oskar sie halb mitleidig, halb geringschätzig angesehen und hatte in seinem energischen Ton verfügt: „Darüber muß man sich doch klar sein! Ihr könnt euch aussprechen — du mld Eugen. Dns Resultat bitte

Eugen neben ihr. Sie erschrak dennoch. Alle ihre Blumen, die sie bis dahin in völliger Selbstvergessenheit festgehalten hatte, fielen ihr aus den Händen: sie bückte sich, darnach, wollte sie aufheben — Eligeils Rechte faßte ihre Hand, hielt sie mit sanftein Druck fest — nur für einen Augen blick. ' „Wir wollen beide Mutter Klärchens Grab schmücken!' Er tat es aber dann doch allein, legte all die schönen Tazelten, Narzissen nnd Maiblumen quf den Hügel und sah mit einem Seitenblick auf die kleinen

Hände, die schlaff in den Falten des schwarzen Spitzenkleides herabhingen und leise zitterten. So blütenweise, zarte Hände — und sollten ihm sein ganzes Lebensglück schenken! > .. Borsichtig dämpts er die Stimme, als er zu ihr sprach: ..Was ich dir zu sagen habe. Gab riele, das könnte Mutter Klärchen dat. könnte die ganze Welt hören, und doch ist es nur für dich allein bestimmt. Warum zitterst du so siißes Kind? Hast du Furcht vor mir?' „Nein, o nein. Eugen! Nicht Furcht — nur — nur —' sie kam

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Seite 2 von 8
Datum: 11.06.1932
Umfang: 8
ein und derselbe Gedanke. ..Lydia!' schrie Eugen dem Freunde ins Ohr. „Wir wollen ihr helfen.' Peter nickte als Antwort. Hin- und her- taumelnd wie Trunkene — fallend — stürzend — sich wieder aufraffend — anprallend gegen Balline — über Wurzelgeflechte. stolpernd, kamen sie mühsam Schritt für Schritt vor wärts. Ter ganze Sirand, breit wie er war, wurde von den heranstürzenden Brandungs- wellen bis an den Saum des Gehölzes über spült. man mußte acht geben, nicht mitgerissen zu werden. Der aufgewirbelte Sand peitschte

wie mii Rute» das Gesicht, er blendete den Blick, die beiden Männer hatten die Richtung verloren. Liidia! Wo war Lydia. beuchend rangen sie weiter. Einmal rig àgen mit starken Armen Peter empor, der über einen gestürzten Baum zu fallen drohte. Unmöglich, sich verständlich zu machen, zu hören! Lizdia — wo war Lndia? Eugen wischte sich Wasser und Sand aus den Augen — da — zwischen den Stämmen — schimmerte dort nicht etwas Weißes? Er schob Peter nach rechts, er klammerte sich an eine starte Kiefer

und versuchte Atem zu schöpfen. Da — wieder das Weiße — hingestreckt am Boden. Und schon ist Peter zur Steile, bückt sich, reißt das weiße Etwo^ >nit seinen Armen empor und taumelt weite. „Laß mich!' ruft ihm Eugen »». Aber Peter schüttelt den Kopf. Nur ein Dutzend Schritte tiefer ins Gehölz hinein — da wieder ein gestürzter Baum, quer über den schmalen Fußpfad geworfen, der hier entlang führt — eine schöne schlanke Birke. Auf dem wieß wie Atlas schimmernden Stamm läßt Peter sich nieder mit seiner Last

, denn er kann nicht weiter, die Knie zittern ihm. die Kräfte versagen, und so bettet er Llidias Kopf an seine Brust, die in schweren Stößen nach Luft ringt, und wartet ob. Neben ihm steht Eugen, an die knorrige Kiefer gelehnt, mit beiden Händen den riesigen Stamm umklammernd, den Kör per so gedreht, daß er für Peter etwas Dek- kling vor dem wütend daherfahrenden Sturm bietet. Ob Lydia bewußtlos ist? Nein! Sie ist es keinen Augenblick gewesen. Freiwillig, da sie dem rasenden Anprall des Sturmes doch nicht wiederstehen konnte

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Seite 2 von 8
Datum: 25.06.1932
Umfang: 8
, ZàAveke!' ll. S'snZodÄÄsi'. / MGchUsWNZà 22 o SÜ. IAA. ìVsssLr» /ruskàtte ?eZ. 23 » 97 Roman von ZNarie Bernhard (58. Fortsetzung) .....So? Nun. dann nehme ich sie. obgleich ich kein eigentliches Heim Habel' Eugen kramte in Frau Märchens Schlüsselkorb, der auf dem Tische stand, herum, sonderte einen kleinen Schlüssel aus und sperrte das Schränkchsn auf. ,Laß mich sehen!' sagte Gabriele eifrig und iàal dicht neben ihn. Sie hob sich ein wenig auf die Fußspitzen, wie ein neugieriges Kind, und nahm

Brief?, sorgfältig mit rotseidenen Bändern umwunden und mit Aufschriften versehen: „Von Oskar', „Von Eugen'. Wie dünn und'flach! das eine Paket, wie umfangreich das andere! Und wie oft hatte Gabriele mahnen müssen: „Schreib doch einmal wieder an' deine Mutter! Hast du denn nicht selbst das Bedürfnis, ihr zu schrei ben?' Dann war das kurze, spöttische Lachen erklungen, das der jungen Frali niemals gefal len hatte, das ihr jetzt so weh tat: «Nein, gar nicht, mein liebes Kindt Meine und Mutter Märchens

an und sah. wie sie langsam errötete. Ein zartes Rosenrot stieg in das süße, weiße Gesichtchen und ließ es entzückend erscheinen, daß Eugen wie gebannt war. Sein Mund blieb stumm, aber seine Augen, diese beredten Künstleraugen, redeten eine sehr deutliche Sprache. Und Gabriele, die etwas hatte hinzufügen wollen, verwirrte sich ganz und gar unter die sem Blick. Nicht um die Welt hätte sie sich auf das besinnen können, was sie hatte sagen wol len. Was waren das für Augen? Was stand darin zu lesen

? Wie konnte — durfte Eugen sie so ansehen? Und sie? Was war, neben allen Schreck, was war das für eine große plötzliche Freude in ihr — ein Gefühl, als fel ihr soeben ein großes, unerwartetes Glück widerfahren, als habe sie ein Geschenk emp fangen. so kostbar, daß sie keinen Namen dafür wußte? Heiß strömte ihr das Blut zum Her zen — ebbte ab — strömte wieder zu, und ihr war, als täte sich dicht vor ihr eine geheim nisvolle Tür auf, und sie stand da und staunte in eine Wunderwelt hinein. Mit zitternden

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Seite 2 von 8
Datum: 09.05.1933
Umfang: 8
und Generalkatalogisierung der alten Adeikommißbibliothek beschäftigt, die hier oben n 22 großen Sälen untergebracht ist. Diese großen Zimmer stellen eigentlich nicht anderes dar, als den großen Bücherschrank von vier Monarchen und einem kunstsinnigen Feldmar schall. nämlich Prinz Eugen. Was diese Mon archen an wertvollen Erstdrucken, Handschris ten und Bildern gesammelt haben, befindet sich hier oben in der neuen Hosburg. Als Gründer Dieser enormen Büchersammlung, die 200.000 Äände und 00.000 Bilder umsaßt, nennt man Kaiser

war m Kaiserin Maria Ludevica so verliebt, daß er von ihr sagte: „einen solchen Menschen gesehen ju haben, ist, wie wenn man bei Sonnenauf- - jgang stürbe.' Unter der Regierung Kaiser Franz Aosess wurde die Fideikommißbibliothek be trächtlich erweitert. So wurde ihr die Biblio thek des Kronprinzen Rudolf einverleibt, spä- - jter die von Franz Ferdinand und schließlich die von dem kunstsinnigen Prinz Eugen gekaufte Großsammlung. , Hier finden sich aber noch außer den Büchern 2000 Blätter, die in 25.000

aber in den Besch der Republik übergegangen ist. Sonderharer- weise bedürfte es einer Neuaufstellung der Prinz Eugen-Ausstellung, um zu erfahren, daß sich hier auch vor Paris und London, die größte Portraitsammlung der Welt befindet. Schaut Man aus den Fenstern der neuen Hosburg hin über auf den alten Schweizertrakt, so denkt man unwillkürlich an die fünf Buchstabe^. die dort eingemeißelt sind und die besagen, daß. Oester reich bis zum Endender Welt bestehen wird. X. ... , 7 , ,,R. Peter ca. MOeskWltk IMfntz

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Seite 2 von 8
Datum: 05.05.1932
Umfang: 8
aus seinem Gedächtnis hervor, und der ironische Unterton. der sonst bei allein, was er erzählte, mitschwang, fehlte gänzlich. „Tante Olga und Mutter', fagis Ler.vMn Eugen und neigte seine hohe Testalt zu den beiden Frauen herab, „ich habe euch etwas mitgebracht — hoffentlich macht cs euch ein bißchen Freiide: aus dem Gedächtnis und nach Photographien habe ich die zwei alten Freunde —- alt sind freilich beide nicht geworden! —- meinen Vater und deinen Gatten. Tante Olga, ^o skizziert, wie ich sie oft als Junge

, waren zum Sprechen ähnlich und erregten große Freude; die beiden Frauen konnten sich nicht satt sehen daran. Eugen bekam so viele Danksagungen und Lobeserhebungen zu hören, daß er nur immer abzuwehren hatte. Lydia verhielt sich in richtigem Takt sehr schweigsam. Bei der Maibowle saß es sich dann in einer mit üpvi- ger Klematis umsponnenen Loggia überaus gemütlich. Eine blasse Mondsichel schwamm ain Himmel, aus der Tiefe des Parkes lockte in ' leidenschaftlichen Tönen die Nachtigall. Weich und schwer hingen

, die alles zu sich selbst in Beziehung setzen?' „Jungens, um Gotteswillen' — Frau Klär« chen, die zwischen ihren beiden Söhnen einher ging, ließ sie beide los und blieb wie angewur zelt mitten auf der Dorfstraße stehen, „spricht jetzt die Maibowle aus euch oder habt ihr eucb beide in das Mädel verliebt?' „Don Manuel und Don Cäsar die feind lichen Brüder' lachte Eugen. «Sei ruhig, Klein-Mutterchen! Wir sind beide völlig ob jektiv. Die Frau, die ich einmal zu lieben gedenke, muß vor allem mehr Psyche haben, als dieser bildhübsche

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