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Alpenzeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 04.05.1932
Umfang: 8
!' „Oh — ok>!' machte Oskar leise, halb für sich, halb zn Eugen, als die drei gegen halb iünf Uhr die südwärts gelegene Veranda im Wittenberger Herrenhause betraten. Es gab auch einen sehenswerten Anblick. Frau Olga in weiß — beide nebeneinander auf der ober sten Stufe der Vsrandatrepps stehend, zum Empfang der Gäste bereit. Die Pfarrfrau raunte noch ein hostiges «Was Hab ich euch gesagt? Hab ich wohl übertrieben?' Dann «war man vereinigt, und es ging ans Begrüßen und Vorstellen. „Es war sehr gütig

meiner Wesensart geblieben wäre, hättest du dies recht gut wissen können, Oskar!' sagte Fran Olga lächelnd. „Wie steht es denn mit dir, Eugen? Bin ich dir auch inzwischen zur gnädigen Frali ge worden?' , ^, „Ich wollte Tante Olga sagen!'. ^ „Recht so. Nun laßt euch beide einmal an« schauen! Du bist ja ein wahrer Niese gewor den, Eugen! Die kleine Mutter wird es nicht leicht haben, . wenn sie so zu dir emporsehen muß.' , „Ach was, ich werd' schon mit ihm fertig, da können Sie unbesorgt sein, Frau Olga! Grüß

an ihr wahrzunehmen. „Die berühmten Wittsnberger Waffeln!' sante Eugen erfreut. „Die gibts in München nicht.' „Aber du lebst gerne dort!' Fran Olga wies den Gästen ihre Plätze an, Lydia goß den Kas se in die feinen japanischen Tassen. „Liebend gern!' betonte der Gefragte. „Solch kolossale künstlerische Anregung, solch bestän diges Zuströmen neuer Eindrücke findet man nur in München.' „Was du aus eigener Erfahrung freilich nicht beurteilen kannst!' warf Oskar ein. „Ebensowenig wie du den alleinseligmachen

den Einfluß Berlins auf dein Metier!' entgeg nete Eugen ruhig. „Ich habe genug Studkn- genossen in München, die es da und dort pro biert haben, deren Urteil mir wichtig genug ist, um mich ihm anzupassen. Ich würde sagen: Komm und überzeuge dich selbst, wenn ich nicht wüßte, daß du dafür weder Zeit noch Nei gung hast!' „Unmittelbar vor den zwei letzten Stationen zum Staatsexamen vor allem keine Zeit!' be tonte Oskar, „lind Neigung? Ja --- ^-lieber Gott ' „Tante Olga, du hast dich gar nicht verändert

in diesen Jahren — wie viele sind es denn?' Eugen lvar bemüht, die persönlich? brüderliche Noie zu bannen. . . ' ''... . „Laß einmal sehen: 7 vier — ' .nein^Wnf ' Jahres Fünf sind es bestimmt. Niàveran- dert, meinst du? Nun, wenn ein Maler dies feststellt', dürfte es am Ende richtig sein. Mich wundert es aber doch, denn .Mer Nosen ist mein Lebensweg inzwischen keineswegs ge gangen.' „Ich weiß. Mutter hat uns immer getreulich über dich berichtet. Du bist eine tapfere Natur! Bei dir heißt es nie Hindernisse

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Alpenzeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 01.05.1932
Umfang: 8
geistlichen Gesinnung hat es bei dir gute Wege'. Komint ganz darauf an, was man darunter versteht. In mancher Beziehung bin ich eine ganz gute Christin, aber freilich — mit vielem ist euer nuier Vater bei mir nicht einverstanden gewesen.' „Ist auch nicht nötig! Ewig einverstandene Eheleute sind langweilig, und Lanaeweile Hais bei uns im Pfarrhaus nie gegeben — dafür hat schon dein Temperament gesorat'. Eugen nickte der Mutter zu, seine dunklen Augen strahlen in die ihrigen. Wieder sah

sie von einem zum anderen. „Gott, Jungen, ihr seit doch nun solange getrennt gewesen -- ist es euch nicht himmlisch, àn endlich mal wieder beieinander zu sein?' „Was das kleine Klärchen immer für gar- ^ige Ausdrücke braucht!' amiisierte sich i'skar. Mleich Himmlisch! Das ist von einem Med',- Airier wirklich gleich zu viel verlangt' „Desgleichen von einem Malersmann!' stättgte auch Eugen. „Mer ihr seid doch Brlideri' „Na ja — was man so Brüder nennt!' Oskar dehnte den Ton, ihm war das Thema offenbar nicht behaglich. „Alb Buben

haben wir uns jedenfalls mehr geprügelt als geliebt — na und setzt —' «Korrespondiert ihr denn gar nicht mitein ander?' „Selten. Vor vier Wochen hat Eugen mal auf einer Ansichtskarte angefragt: Lebst du? Darauf Habs ich ihm geantwortet: Ich lebe'. Frau Klärchen ließ ihre Salatblätter fallen und schlug die Hände zusammen, helle Ent rüstung aus den Augen sprühend. „Und das ist alles? Und das erzählt ihr mir auch noch? Und das nennt sich Bruder?' „Kleines Mutterchen, warum ereiferst du dich so? Was geht

dich denn das an?' „Das fragst du auch noch, du gräßlicher Ven gel? Soll mir als Mutter das etwa egal sein, daß meine beiden einzigen Söhne —' „Beiden einzigen Söhne ist sehr gut gesagt!' „Herrgott, ich Hab mich der Mrze halber so ausgedrückt, ihr wißt recht gut. wie ich das meinet Jeder von euch hat bloß einen einzigen Bruder — so meine ich das! Zusammen auf gewachsen, liebevoll behütet und erzogen -- ihr — ihr müßt euch vor allen Dingen lieben -- brüderlich lieben!' „Oskar, liebst du mich?' fragte Eugen in beschwörend

feierlichem Tone einer Prima donna. »Ich Habs noch nie darüber nachgedachtI' sagte Oskar seelenruhig und guckte in den' Krug mit Buttermilch. „Auch noch gefällig? Oder kann ich den Res: für mich nehmen? Danke! Also Klärchen — Mutter, komm, bring deine entsetzten Gesichts züge in Ordnung und laß dir das erschütternde Geständnis machen: ich kenne deinen geliebten Sohn Eugen nicht, trotzdem er mein Bru der ist'. «Vice versa!' murmelte der Maler. „Na. dann lernt euch, bitte, gefalligst in der Zeit

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Alpenzeitung
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Seite 2 von 6
Datum: 20.05.1932
Umfang: 6
. »Nun — und — und?' drängte Eugen. „Du Tas Zahresbuch des kgl. technischen Instituts „Cesare Ballisti'. In diesen Tagen ist das Jahresbuch des kgl. technischen Instituts „C. Battisti' der Jahr gänge 192S-3V und 1930-31 veröffentlicht wor den lind da sein Inhalt ncht nur für die Schü ler, sondern auch für die Eltern und alle jene, die sich für das Schulleben im Alto Adige in teressieren, anregend ist, ist zu erwarten, daß das Buch zahlreiche Leser findet. Das technische Institut hat allgemeine Beacl^ tung

sich, anzuzeigen, daß er seines zahnärztliche Praxis in Bolzano, Helenenstraße Mr. 15, eröffnet hat und Werktags von 9—11. und 16—1? ordiniert. Tel. 903. mußt wissen, ich habe kein Bild von ihr gesehen — das ist verloren gegangen — auch ihr Brief an mich! Ich weiß nichts von ihr —. kenne sie nicht.' „Du mußt mit eigenen Augen sehen.' „Ach, lieber Gott, ja! Das weiß ich allein. Das pflege ich immer zu tun!' Eugen lachte. „Deswegen möcht ich einstweilen doch gerne dein Urteil hören!' Wieder antwortete Peter

? So mein ich es nicht. Bei mir, dem Malersmann, geht eben alles durchs-Auge — mithin,hab. ich, sagen wollen: wie sieht sie aus?' /à ^ ^ ' Tief atmete Peter, als hole er mühsam etwas aus der Verborgenheit seiner Seele herauf. „Sie ist das Holdseligste, was ich bisher gesehen habe.' . ' . . . „Und < daseist Oskars >Frau?' staunte Eugen. - ' u?«Ia. Oskars Araül' usprach ihin Peterlnci'ch iind nun schwiegen sie beide. In das zwit schernde Vogelkonzert, das um sie her ertönte, mischte sich jetzt ein schluchzender Laut.-' , , „Die Nachtigall

^Kinderaugen .blicken den beiden entgegenstund' eine weiche Stimme sagt fröhlich und zuversichtlich: »Das /muh Mn.neuer Schwager, Eugen.KMW' '<5in' schnià HänWn streckt'MMs^wixö genommen, wird herzhaft geschüttelt, und Peter Burkardt, der rasch den Hut vom Kopf genom men hat, sagt lächelM ^Feierliche Vorstellung mithin-ganz'unnStigi^I ' „Total unnütz!' bestätigte Eugen. Dann spricht er ein paar Worte, von deren Sinn und Bedeutung er hinterher nie eine Ahnung be» kommen hat, denn in ihm ist ein atemberau

bendes Staunen: Das — das soll Oskars Frau, sein? Dieses süße Kindergesicht mit diesen wunderschönen Augen, mit diesem Munde, der ein Lächeln hat, so bestrickend, daß man eine Sünde darum begehen könnte — und dazu Oskar, — Oskar, der kluge Rechner, der Ver standesmensch, der zielbewußte Lebenskünstler! Suchend sieht sich Eugen nach dem also Kriti sierten um, da lächelt das goldige Geschöpf und bemerkt unbefangen: „Oskar ist nicht bei mir, >,'o nein! Oskar ist für zwecklose Strand- 'laufereien

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Seite 2 von 8
Datum: 03.05.1932
Umfang: 8
. Wie sie ihre Söhne so ansah, erschienen sie ihr m'.t einemmal ganz fremd. Oskar trank seine Milch und sah gelassen drein — sein gutgeschnittenes, kluges Gesicht sah dem verstorbenen Bater ähn lich. war aber im Ausdruck anders — etwas Ueberlegenes. Spöttisches kam oft im Blick und Lächeln zum Ausdruck, er sah aus wie ein Mensch, der sich nur von seinem Verstand re gieren läßt. Eugen Hatto die Augen gesenkt ihm tat die Mutter leid, und als Oskar sich wieder mit seinem Frühstück beschäftigte, nahm Engen rasch

ein Auge Zu. „Ah, kein Gedanke — Poet! Warum nicht gar?' . »Das sehe ich nun gerade nicht ein!' ereiferte sich die Pfarrfrau. „Eine echte Künstlernatur wie Eugen darf nicht nur an einer Kunstgel- tunA kleben, er mutz sogar für die Poesie et irà E h e s ch l i e f; u n g en: Boscarol Pietro des Erminio. Wagner, ans Bolzano, mit Caval lucci Gina des Umberto aus Bolzano. Verhängnisvoller Zusammenstoß in S. Giacsnio Ein Zusammenstoß, der noch ohne allzugro ßen Schaden verlief, ereignete sich am Sonntag

in deiner noch in unst-res Vaters Familie einen Michelangelo zu ver zeichnen gehabt'. Es war sicher von Oskar nicht böse gemeint und sollte wohl harmlos klingen, aber für Eugen lag etwas Aufreizendes in den Worten, und er unterdrückte nur mit Mühe eine ra'che Erwiderung. „Du brauchst das nicht so spöttisch zu sagen, dummer Junge', sagte Frau Klärchen statt sei ner. „Du hast sa keine Ahnung, was Eugen kann und leistet'. „Verzeihung, Mütterchen, hast du die?' «Natürlich Hab ichl Jedenfalls viel mehr als du! Viele

Bilder bringt er natürlich nicht mit, aber wo solche Resultate vorliegen, hie für sein Können sprechen —' „Resultate? Welche denn?' 5 «Ja — weißt du denn noch nichts von 5ìr Genehmigung der Jury, die große Ausstellung Zu beschicken? Und Italien — daß er das Stipendium für Italien bekommt? Eugen, Unglücksjunge, das hast du deinem eigenen, leib lichen Bruder verschwiegen?' «Ich bin ja erst seit gestern abends mit mei nem eigenen leiblichen Bruder hier zusammen getroffen'. »Und daß er mir ein so schönes

Geldgeschenk gemacht hat — ach, was, mach mir nicht .^ei chen mii den Augen, Nichtsnutz, .,de?7dü'bist^, ich'sag es doch! ' Das alles ^ weißt'du- nicht? Und dann willst du herkommen und hier hohe Töne anschlagen und spotten?' „Gar nicht, liebe Mutter! Gratuliere, Eugen! Wenn ich auch der ganzen Farben- Götterdämmerung ziemlich verständnislos ge genüberstehe ' »Bloß ziemlich? Bekenne doch lieber ein reinliches Vacati' „Meinetwegen auch das! So kann ich doch einen gewissen Respekt einem solchen Erfolg

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Dolomiten
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Seite 2 von 4
Datum: 30.03.1936
Umfang: 4
unter den Strafgefangenen war, die im Moor arbeiten, hätte ich mir die Erlaub nis verschafft, ihn zu sehen und zu sprechen.' „Kanntest du ihn — vorher, meine ich?' „Nein, aber seinen Bruder habe ich einmal kennengelernt, und seitdem geradezu gehaßt.' „Was? davon hast du mir nie ein Wort gesagt.' „Nein? Ich habe vielleicht gar nicht mehr daran gedacht. Es ist schon ziemlich lange her, cs war im dritten Kriegsjahr. Damals kam Robert mit Eugen Dorneck zu uns nach Moorbach, ihm Moorbach zu zeigen. Sie waren gerade

Fahnenjunker geworden und kamen bald darauf an die Front. Ich selbst war damals noch ein halbes Kind.' „Wo war den ich?' verwunderte sich Marileen. „Ich kann mich an den Besuch Eugen Dornecks bei uns nicht erinnern.' „Du warst nicht da, glaube ich. Es war im Sommeranfang des dritten Kriegsjahres, und im Herbst ist Robert gefallen.' „Richtig! da war ich für einige Wochen bei Tante Christine.' „Du warst jedenfalls nicht dabei. Ich war zuerst begeistert für beide, weil ich wußte, daß sie in wenigen Tagen

zur Front gehen sollten. Ich beneidete sie sehr. Zuerst gefiel mir Eugen Dorneck sehr. Er war ein bild schöner Mensch, groß, blond, blauäugig, ein Sieafried. Ich himmelte ihn bewundernd an. Er sah ganz erwachsen aus, hatte schon einen kleinen Schnurrbart und spielte sich als Leutnant auf, Mutter gegenüber nämlich. Mich behanoelte er dann so geringschätzig, daß ich mich tief gekränkt fühlte. „Was, du Knirps, du bist schon zwölf Jahre alt?' Zu Robert sagte er, so, daß ich es hören konnte: „Der Bengel

sieht ja aus wie'n Mädel in Jungenssachen.' Von dem Augenblick an haßte ich ihn. Ich war ja klein und zart und trug mein Haar noch bis über die Ohren, wie ein Mädel, weil Mutter es so haben wollte, darum hatte er wohl recht, ich sah wie ein Mädel in Jungensachen aus. Ich habe gleich darauf verlangt, daß mir das Haar kurz geschnitten wurde, und ich haßte Eugen Dorneck. Vielleicht hat er auch seinen jüngeren Bruder immer so geringschätzig be handelt und deshalb erschoß er ihn.' „Aber Ralf, deshalb

erschießt einer doch seinen Bruder nicht!' „Mag noch anderes dazu gekommen sein. Jedenfalls empfand ich viel mehr Sympathie für Götz als für den erschossenen Eugen während der ganzen Verhandlung und be dauerte es sehr, als Götz zu so schwerer Strafe verurteilt wurde.' Marileen hatte sich eine Orange genom men, spielte damit, ohne sie zu schälen, und darauf niederblickend, fragte sie, ohne viel Interesse zu. zeigen: „Wenn du wüßtest, wo er sich verbirgt, würdest du also seinen Schlupfwinkel

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