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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 6 von 12
Datum: 05.07.1934
Umfang: 12
den zu frühen Tod herbei. Im heurigen Frühjahr wollte er noch im Spital Heilung suchen, doch das er trotz aller Freude hatte, ab. Schließlich war's ihm ja egal. Die Hauptsache war, er kam in die Schweiz! Mochten andere sich tot oder zum Krüppel schießen lassen. Auch Eugen! Am nächsten Tag saß im D-Zug nach Genf ein junger Mann, den niemand Kr Charles Meunier gehalten hätte. An der Schweizer Grenze übte Militär die Kontrolle aus. Der kontrollierende Offizier verglich das Paßbild, das den Studenten

der Maschinenbautechnik Eugen Meunier aus Toulouse vorstellte, lange mit dem vor ihm Stehenden. Schließlich fand er doch, daß alles stimmte. Wenn er aller dings in das Innere des kontrollierten Reisenden hätte sehen können, hätte er gründen, daß jeder Nerv zum Zer reißen gespannt war. «Mit einer knappen Verbeugung gab er den Paß zurück. Der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Im 'Abteil erster Klasse warf sich Charles erschöpft, aber strahlenden Gesichts ins Polster, als die Grenze passiert war und der erste

der Gestellungsordre glatt passieren. Durch das gewölbeartige Tor kam 'Eugen — denn er war es — auf den großen Kasernenhof, auf dem reges Leben herrschte. Aus allen Ecken und Enden schallten die-Kommandos, der ganze Kasernenhos wimmelte von kleinen Gruppen von Soldaten, die von Unteroffizieren unter Aufficht von da und dort stehenden Offizieren einexerziert wurden. Es waren meist Kriegsfreiwillige, die erst einige Tage den Rock der Republik trugen. Man sah es ihnen auch noch deutlich an. Trotz der einheitlichen

, die Mannschaften bekamen von einem höheren Offizier zu Pferde, dessen Stimme über den Kasernenhof alle anderen übertönte, ihre letzten Anweisungen. Eugen hob horchend und prüfend den Kopf. Diese Stimme? Diese Stimme kannte er doch! Auf einmal fiel es ihm ein, das war ja der Oberstleutnant, den er bei Jvonne kennen gelernt hatte. Einen Moment erschrak er, dann atmete er befreit auf. Ein Zusammentreffen mit diesem konnte kaum eine Gefahr bedeuten. Mehr als den Namen Meunier wußte er von dem einmaligen Beiein

andersein kaum; wenn er überhaupt diesen wußte. Außer dem sah Eugen zu seiner Genugtuung, daß er feldmarsch mäßig ausgerüstet war; er zog sicher mit dem Bataillon heute noch ins Feld. Der Unterleutnant sah sich das ganze Bild einige Minuten an. Genau so mußte es jetzt auf den Kasernen höfen in Deutschland sein. Ob sich dort auch die Frei willigen in Massen meldeten, wie es nach den Zeitungs berichten in Frankreich der Fall war? Die Bitterkeit, daß er nicht drüben sein durfte, wollte wieder in ihm hoch

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Alpenländer-Bote
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Seite 15 von 20
Datum: 05.07.1936
Umfang: 20
den wichtigsten Festungen fiel dadurch den Verbündeten in die Hände und auch in Deutschland mutzten die Fran zosen die inzwischen erfochtenen Vorteile teilweise wie der aufgeben. Wahrhaft großartig ist aber der Umschwung, den Prinz Eugen in Italien herbeisührte. Die Kaiserlichen waren nahe daran, von diesem Kriegsschauplatz ganz verdrängt zu werden infolge ungenügender Unter stützung und die Franzosen erwarteten schon wieder den baldigen Uebertritt des Herzogs von Savoyen. Da kam Eugen

, der im Laufe des Winters wieder in Wien gewesen war, und mit ihm kam das Glück. Am Tage vor seiner Ankunft noch wurde sein Stell vertreter, Feldzeugmeister Reventlow, bei Colcinato von der französischen Uebermacht geschlagen; Turin, das der österreichische Feldmarschall Daun gegen 40.000 Franzosen unter La Feuillade zu verteidigen hatte, be fand sich schon in großer Bedrängnis. Nun sollte Eugen die Festung entsetzen und durch eine andere Armee, größer als die seinige, sich erst den Weg dahin freima chen

. Die Aufgabe schien unlösbar. Vendome behaup tete, der Besitz der Etsch- und Polinie verbürge die Herrschaft in Italien und daß Eugen nicht darüber käme, glaubte er wohl verhindern zu können. Doch was half die Rechnung auf feine Macht, wenn der schlaue Prinz seine Kriegslisten spielen ließ. Er tat als wolle er den Uebergang über die obere Etsch er gingen, ließ Befestigungen anlegen, das französische Lager angrerfen, und während Vendome infolgedessen sich noch besser verschanzte und alle zerstreuten Trup

pen heranzog, marschierte Eugen unbehelligt über die untere Etsch und hatte bereits eine Brücke über den Po geschlagen, als die Franzosen das erstere erfuhren. Nun begann ein wahrer Wettlauf Turin zu; die Fran zosen aus dem einen, Eugen auf dem andern Ufer des Po; und dieser, sein Zug von der Grenze Tirols bis tief nach Piemont hinein, wird von Kennern als ein wahres Meisterstück bezeichnet. Am 1. September vereinigte sich der Prinz mit dem Herzog von Savoyen; vor der Hauptstadt Turin muhte

es jetzt zur Entscheidung kom men. Ein Glück für die Verbündeten, die nur 30.000 Mann zählten gegen 45.000 Franzosen, war, daß der beste Feldherr der letzteren, Vendome, nach der Schlacht von Ramillies nach den Niederlanden gesendet wurde, und der Herzog von Orleans mit Marsin an seine Stelle trat. Die Franzosen hatten, des Angriffes gewärtig, sich nach außen wohl verschanzt und hofften so, Turin noch eher bezwingen zu können, bevor Eugen sie zu hindern im Stande sein würde. Aber der Prinz, dem das Kühn ste immer

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Alpenländer-Bote
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Seite 6 von 20
Datum: 09.10.1932
Umfang: 20
von den göttlichen Werken. Sie enthalten die großen Wahr heiten unseres heiligen Glaubens und die daraus sich ergebenden sittlichen Forderungen. Es war im No vember 1147, da Papst Eugen III. zu Trier weilte, mit ihm der heilige Bernhard, eine große Vertretung des Klerus und des Volkes. Der Erzbischof von Mainz be richtete in öffentlicher Versammlung von Hildegard. Papst Eugen zeigte größtes Interesse an der Seherin, sandte eine päpstliche Kommission nach Bingen, und nachdem diese zurückgekehrt war voll Lobes

über die ebenso liebenswürdige als berühmte Aebtiffin am Rhein, und als der Papst sich aus ihren Schriften hatte vorlesen lassen, brach alles in jubelnde Freude aus zum Lobe des Schöpfers, und Bernhard trat bittend für sie ein, so daß Papst Eugen im Namen Christi die Erlaubnis und Aufmunterung gab, alles Geschaute zu schreiben. Nebenher war Hildegard viel beschäftigt mit dem Studium der Naturwissenschaften, davon zeugen zwei große Bücher: Physiea — Eine Naturlehre — und Causae et Curae — Krankheiten und deren

und Fä higkeiten der kommenden Menschheit abhängen, ob für sie Platz auf der Erde ist, als von der Menge der auf der Erde wachsenden Nahrungsmittel.. An Nah rungsmitteln fehlte es nicht, wohl aber an der rich tigen Verteilung, weil an Gerechtigkeit unter den Menschen. „Aber, Onkel", stammelte Eugen bitteren Tones. „Du behauptest immer, du seiest gerecht. Ist das auch gerecht, mich dessen zu berauhen, was ich lange als mein der- einstiges Erbgut betrachtet habe?" „Du hattest kein Recht, dieses Vermögen

zu erwarten. Dieses Einkommen ist mein Privatvermögen, womit ich tun kann, was mir beliebt, und ich habe mir vorgenom men, noch ein gutes Werk zu tun, bevor ich sterbe. Also gib dir keine Mühe. Du änderst nichts an dem, was ich mir vorgenommen habe." Ein minutenlanges, drückendes Schweigen trat ein. „Hast du den Grafen Alvarez schon gesehen?" fragte Eugen dann plötzlich, das Gespräch auf ein anderes Thema überlenkend. Der Marquis verneinte. .^Onkel, was meinst du, wenn diese „Gräfin", welche heute abends

hier war, gar nicht des jungen Mädchens Mutter wäre?" „Nicht Giraldas Mutter?" rief der alte Herr erstaunt. „Womit willst du das beweisen?" „Beweisen kann ich es nicht, aber ich habe Ursache, zu glauben, daß mich meine Vermutung nicht täuscht", war die schnelle Antwort. „Onkel, glaubst du denn wirklich, daß die blauen Augen dieses jungen Mädchens ein Zufall sind? Glaubst du denn in der Tat, daß eine Fremde so ganz und gar die Züge der de Vigny tragen könnte?" „Eugen, worauf willst du hinaus

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Alpenländer-Bote
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Seite 6 von 20
Datum: 14.08.1932
Umfang: 20
allen Gegenbeweisen dennoch leben sollte, so ist die Komtesse unbedingt davon unterrichtet, und dann gilt es vor allem auszukundschaften, wohin sie sich begibt, wenn sie das Haus allein verläßt." Noch einige fernere Bemerkungen, dann verabschie dete sich Frostard und Graf Lamartin überließ sich wie der seinen eigenen Gedanken. Der Eintritt seines Dieners, welcher kurz vor der Ankunft des Geheimpolizisten fortgegangen war, schreckte ihn aus seinem Sinnen auf. Nachdem Eugen noch einen Augenblick überlegt, kam

auf eine Spur hilft." Der Diener versprach, sich ganz dieser Aufgabe zu widmen, und Graf Eugen erkannte, daß er keinen treueren Bundesgenossen haben konnte als diesen. „Sei mir treu ergeben und du sollst sehen, wie ich dich belohne! Hüte dich aber vor Verrat, denn dann würdest du erfahren, wie ich mich zu rächen weiß!" Der böse Blick aus seinen Augen, der diese Worte be gleitete, verlieh denselben erst den rechten Ausdruck l Die Kusel, öie nach w Fahren lötete. Aus Budapest wird gemeldet: Ein Tischler

. und veranlaßte den Diener zu wiederholten Beteuerun gen seiner Treue und Ergebenheit. Graf Eugen erhob sich und legte die letzte Hand an seine Toilette, dann begab er sich an den Wagen, der bereits vor dem Hotel wartete und ihn nach dem Palais Chatrois bringen sollte. Das Palais war glänzend erleuchtet, als Graf La martin vor der mit Teppichen belegten Treppe vorfuhr. Der durch die hohen Fenster herausfallende Lichtschein verbreitete fast Tageshelle auf der Straße. Sanfte Musiktöne trafen das Ohr

der Vorübergehenden. Eugen eilte nach der Garderobe und begab sich so dann nach dem Empfangszimmer, mehrere Triumph bögen, von den herrlichsten und seltensten ausländischen Pflanzen und Blumen hergestellt, durchschreitend. Die Nischen an den Treppenaufgängen bargen förmliche Wälder von blühenden Gewächsen. Die Marmorstatuen waren mit Blumengirlanden umwunden, die sich herr lich gegen die Weiße des Marmors abhoben. Im Gesellschaftszimmer stand unter einer Laube von Treibhauspflanzen die Komtesse Gabriele, wahrhaft

die Offensive gegen Italien fortsetzen als hie- her zurückzukehren und sich blutige Köpfe zu holen. Liest Ihr Nachbar das „Bötl"? Wenn nicht, dann senden Sie unS schnell sein« Adresse, damit wir ihm eine Nummer zur Ansicht schicke« könne»! Ihre herrliche Gestalt umfloß eine cremefarbene Robe und sie trug den berühmten Familienschmuck der Chatrois. „Stolz wie eine Königin!" sprach Graf Eugen zu sich selbst voll Bewunderung, während er sich ihr näherte. „Wie schön ist sie! Wie graziös in ihrem ganzen Wesen

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Seite 6 von 16
Datum: 21.08.1932
Umfang: 16
, und ihr Augenlicht hat gelitten. Sie ist unverheiratet ge blieben, weil ihr Verlobter vor 90 Jahren durch einen Unfall umkam und sie ihm treu bleiben wollte. Dem Ausfrager gab die alte Dame aus der Fülle ihrer Weishen nur einen Rat: „Schafft die Autos ab, sie sind eine Erfindung des Teufels!" teffe!" entgegnete Graf Eugen, sich höflich verbeugend. „Das Souper ist angesagt und die Tänzer sind besorgt, damit fertig zu werden, um wieder zu ihrer Beschädi gung zurückkehren zu können. Darf ich Sie nach dem Saal

geleiten?" Die Komtesse nahm seinen Arm, indem sie erwiderte: „Ich wurde abgerufen, um mit einer armen Frau zu sprechen, die meiner Hilfe bedarf. Ich danke Ihnen, Herr Graf, daß Sie auf mich gewartet haben. Lassen Sie uns zu Tische gehen." „Wollen Sie nicht mein Bukett nehmen? Ich sehe, Sie haben das Ihrige verloren." Die Komtesse wagte es nicht, sein Bukett zurückzu weisen. „Gnädige Komtesse erlauben mir den ersten Wal zer?" fragte Graf Eugen, als sie in den Ballsaal traten. „Ich werde heute abends

, um sie nach dem Speise- faal zu geleiten. Die meisten Gäste hatten die lange Abwesenheit der Dame des Hauses, der Komtesse Gabriele von Chatrois, bemerkt. Sie sahen, daß sie am Arme des Grafen Eugen von Lamartin in den Saal zurückkehrte und machten sogleich ihre Bemerkungen und Berechnungen. Alle Welt wußte ja, daß der Gras sie geliebt hatte von dem ersten Augenblicke an, als sie in die Pariser Gesellschaft eingetreten war. Graf Eugen dachte gar nicht daran, den guten Leuten ihre Gedanken übel zu nehmen; er freute

sich im Ge genteil, daß die Komtesse ihm unbewußt in seinen Plä nen entgegengekommen war. Gabriele, kalt und majestätisch wie immer, tat durch aus nichts, das in Umlauf gesetzte Gerücht zu fördern. Sie war aufmerksam bei Tische und hatte für jeden ein freundliches Wort, obgleich es ihr war, als sollte ihr das Herz brechen. Nachdem das Essen vorbei war, begann wieder der Tanz, doch weder Gabriele noch Graf Eugen beteiligten sich daran. Erstere kam ihren Pflichten als Dame des Hauses

nach, so daß keiner, auch nicht der Geringste, zurückgesetzt wurde, und alles geschah mit einer An mut, und Grazie, die alle bezauberte. Die Zeit verging, Stunde auf Stunde verrann. Gleich nach zwei Uhr gingen die ersten Gäste fort und eine Equipage folgte der anderen, bis gegen drei Uhr sämtliche Gäste außer dem Grafen Eugen das Pa lais verlassen hatten. Bevor die letzten gingen, ent schlüpfte Gabriele den wachsamen Augen Lamartins unbemerkt durch den Wintergarten nach der Terrasse und von hier durch die besondere Eingangstür

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Seite 4 von 16
Datum: 30.10.1932
Umfang: 16
, „so lange Sie nicht einen wirklichen Mord begehen wollen!" Graf Eugen lächelte bedeutsam. Er kannte die Treue seines Dieners, mit dem er manchen Schurkenstreich gemeinsam ausgesührt hatte, gut genug, um wissen zu können, daß niemand ihn ihm abspenstig machen würde. „Hilf mir, alle Steine aus dem Wege zu räumen", erwiderte er nachdrucksvoll, „und sobald ich hier Herr im Hause bin, so sollst du selbst die Summe nennen, die ich dir auszahlen soll!" Der würdige Diener seines unwürdigen Herrn äußerte feine

Uebereinstimmung mit dessen Plan und versprach ihm aufs neue, ihm treu zu dienen. „Welch ein guter Einfall von mir", fuhr Eugen selbst zufrieden fort, „das Zimmer dieses jungen Mädchens zu durchforschen. Jetzt verstehe ich alles! Mein schönes Fräulein Giralda de Vigny oder Alvarez — ich bin gewarnt und gerüstet gegen alle Ihre Pläne und Listen! Aber Sie werden finden, kleine Törin, daß Sie klüger getan hätten, keine List gegen mich anzuwen den, denn Sie ziehen dabei den kürzeren. Ihr Vater, Ihre Mutter

, Ihre Brüder, sie alle befinden sich ganz in meinen Händen!" Gerade als Graf Eugen diese Worte mit drohender Stimme sprach, kam Giralda an diesem fast gänzlich mit Wein überwachsenen Sommerhause vorbei, um auf diesem Seitenwege ungesehen ihr Zimmer zu errei chen. Sie befand sich im Schatten, als der Graf ihren Namen aussprach und blieb unwillkürlich stehen, gleich sam gebannt, um das Weitere, was dort gesprochen wurde, zu hören. Es ward ihr plötzlich klar, daß der Feind ihres Va ter» im Besitze

des Geheimnisses, daß sie die Tochter Armands, sein müsse. Die Gefahr, in der ihr Vater schwebte, wurde ihr bewußt und dieser Schlag traf sie wie ein niederschmetternder Blitzstrahl. Alle Kraft ver ließ sie und sie mußte sich an dem Weingerank sest- klammern, um nicht zu Boden zu sinken. „Ja, sie ist ganz in meinen Händen", fuhr Graf Eugen, im Pavillon auf- und abschreitend, fort. „Aber ich will ihr Gelegenheit bieten, daß sie nicht mit den andern zugrunde geht. Ich will noch heute mit ihr dar über sprechen

in einer Tragödie ab schließen kann, ein Ende zu machen." Giralda stieß einen leisen Schrei aus. Fester um klammerten ihre Hände die Weinranken; sie fühlte sich einer Ohnmacht nahe. Eine wilde Verwünschung ausstoßend, sprang Gras Eugen von seinem Sitze aus und eilte nach der Türe. Einen Augenblick stand er beim Anblick des jungen Mädchens starr, ohne sich bewegen zu können, während ihre Augen ihn voll Entsetzen anblickten. Endlich faßte Graf Lamartin sich; er bedeutete Ber nard, sich zu entfernen und näherte

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Seite 5 von 16
Datum: 06.11.1932
Umfang: 16
. Der Mann, welcher sich ihr nahte, war kein anderer als ihr schlimmster Feind — Gras Eugen von Lamartin! Blitzschnell durchzuckte sie der Gedanke an Flucht, aber schon war es zu spät. Mit einem raschen Sprung hatte er sie erreicht und umklammerte ihren Arm mit festem Griff. „Wie es scheint, fürchten Sie sich vor mir", sprach er spöttisch, sie nach dem Wagen zerrend. „Sie wollten fliehen — nach Ihrer Heimat, um Ihren Vater zu warnen. Sie haben sich in Ihrer eigenen Schlinge ge fangen

! Sie sind in meine Falle, gegangen, aus welcher Sie nicht wieder freikommen sollen!" Giralda schrie laut auf vor Angst und Schrecken. „Lassen Sie mich gehen! Lassen Sie mich gehen!" ries sie flehend aus. „Graf Eugen, so wie Sie einst aus Barmherzigkeit hoffen, so bitte ich Sie, haben Sie Barmherzigkeit mit mir. Geben Sie mich frei und las sen Sie mich gehen!" Graf Eugen blickte auf sie herab mit einem mitleids losen Lächeln und sagte: „Sie sind frei, sobald Sie einwilligen, die Meine zu werden." „Nie, niemals!" rief

, sind Sie meine Gefangene." „Triumphieren Sie nicht zu früh!" versetzte Giralda und ein Hoffnungsstrahl durchleuchtete ihre Seele. „Der Marquis de Vigny wird meinen Aufenthaltsort erforschen lassen. Er wird in Erfahrung bringen, daß ich von Ihnen gefangen gehalten werde, und wird mich befreien." „Geben Sie sich nicht solchen trügerischen Hoffnun gen hin!" antwortete Eugen höhnisch. „Der Marquis wird sie für eine Abenteuerin halten und sich nicht wei ter um Sie bekümmern. Daß das geschieht, seien Sie versichert

, wird meine Sorge sein. Auf mich wird er keinen Verdacht werfen können. Ich kehre sofort nach dem Schlosse zurück und verlasse dasselbe wieder in der Kutsche. Mein Onkel glaubt mich jetzt auf meinem Zimmer. Wie sollte er die Wahrheit auch nur ahnen können?" Ein schmerzliches Aechzen entrang sich der Brust Giraldas. „Ich habe es erwartet, daß Sie heute nachts entflie hen würden, um Ihren Vater zu warnen", fuhr Graf Eugen unbarmherzig fort. „Ich hatte deshalb meinen Diener nach dem Dorfe gesandt, um diesen Wagen

. „O mein Gott, haben Sie denn kein Mitleid, kein Erbarmen mit mir und den Meinen?" rief Giralda flehend aus. „Nein", erwiderte Graf Eugen mit dämonischem Lä cheln. „Wenn Sie mir versprechen wollen, die Meine zu werden, so gehen Sie mit mir nach Paris. Wenn nicht, so bringt Sie mein Diener nach einem sicheren Orte, von wo es kein Entrinnen für Sie gibt." „Nie, niemals!" stöhnte das junge Mädchen heftig

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Alpenländer-Bote
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Seite 6 von 20
Datum: 25.12.1932
Umfang: 20
ist die Eisenbahnlinie überschwemmt, so daß der Verkehr unterbrochen werden mußte. Eine Schutzhütte der Straßenarbeiter wurde durch einen Bergrutsch vollkommen verschüttet. Drei Arbeiter ka men ums Leben. Zahlreiche Häuser stürzten ein. Man zählt bereits mehrere Verletzte. Viele hundert Stück Klein- und Großvieh kamen in den Fluten um. die Komtesse aus. während ihr die Freudentranen über die Wangen perlten. „So haben Sie sie gesehen, Gil bert? Sie hat Ihnen alles vertraut?" ,La, gnädigste Komtesse. Gras Eugen

sie vertraut, dem vertraue auch ich." Don diesem Augenblick liebte Gilbert den Vater Giraldas nicht nur um ihret-, sondern auch um seinet willen. und er glaubte jetzt fest an die Unschuld Ar mands mit dem ganzen Ungestüm seiner jungen Seele. „Das erste, was zu tun nötig wäre", begann Gilbert, nachdem er seiner Gefühle Herr geworden, „ist, daß Sie die Billa Larose verlassen. Gras Eugen kann jeden Augenblick zurückkehren und Polizisten mitbringen, um Sie verhaften zu lassen." „Wir sind reisefertig

", erwiderte Armand, indem seine Stirn sich umwölkte, „aber wohin sollen wir uns wenden?" „Ich habe bereits darüber nachgedacht. Ich habe drei oder vier Besitztümer in Frankreich. In einem von die sen würden Sie so sicher sein, als ob sie in ein anderes Land zögen. Ich will Ihnen an den Kastellan des Schlosses einen Brief mitgeben, den ich bereits mitge bracht habe. Die Komtesie", fügte er dann hinzu, „täte wohl am besten, nach Paris ins Palais Chatrois zu rückzukehren, um Graf Eugen zu überwachen

und um Ihre Interessen dort wahrzunehmen." Dieser Plan empfahl sich ganz von selbst, weil er ebenso einfach als praktisch war, und wurde sofort an genommen. „Aber mein Kind — mein Alfred!" jammerte die Komtesse, als sie Ruperts Schritt in der Halle hörte. „Alfred?" fragte Gilbert, als Rupert eintrat. „Nein, dies ist unser ältester Sohn Rupert", erklätte Armand. „Unser jüngster Sohn war im Garten, als Graf Eugen fortging. Seitdem vermissen wir ihn und fürchten, daß Eugen ihn mit sich genommen hat." „Ich weiß es gewiß

!" rief die Komtesie angsterfüllt aus. „Er ist ein Gefangener in den Händen des Grafen Eugen! O. wenn er die Absicht hätte, ihn als ein Hin dernis in seiner Erbfolge des Besitzes der de Vignys auf die Seite zu bringen? Wenn meine Söhne beseitigt sind — Armand unschädlich gemacht ist — Giralda. wie er denkt, gefangen gehalten — dann würde sein Weg geebnet sein." Eorisetzung folgt.)

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Seite 5 von 16
Datum: 27.11.1932
Umfang: 16
war es, als Graf Lamartin, seinem Vorsatze gemäß, im Palais Chatrois vorsprach, ohne natürlich von der Komtesse Gabriele empfangen zu werden. Der alte Graf machte ihm die Mitteilung, daß seine Tochter zu Bekannten nach der Bretagne gereist sei. Wütend hierüber nahm Gras Eugen sich vor, sofort nach dem alten Schlosse abzureisen, dock; wollte er vor hosfe, daß es recht viele sind, den „Weltguck" will, so erhält er denselben zum Ausnahuwpreije von 8 i.öü t nt Vierteljahr, also mit Bötl im Vierteljahr 8 5.- -. Wer

, wenn man es ihnen zuschickt. ELI DA JEDE STUNDE CREME 71K her noch einen Freund besuchen, der ungefähr auf dem halben Wege dorthin wohnte, weshalb er in einem kleinen Orte, welcher in der Nähe des Bahnhofes lag. übernachtete und setzte dann am anderen Morgen seine Reise fort. Auf diese Weise kam es, daß er den Geheimpolizist Monsieur Frossard verfehlte, welcher sich bei ihm mel den ließ, als er soeben abgereist war. Es war am Morgen nach der Abreise des Grafen Eugen, als Monsieur Frossard dem letzteren die De pesche

an seine Brust und sah ihr glück lich und doch traurig in die schönen Augen. In diesem Moment war es, als sein erbittertster Feind — Gras Eugen von Lamartin — das Haus erreicht hatte. Er bog die Weinreben, welche das Fenster zum Teil verbargen, auseinander und starrte in das Gemach hinein. Seine Augen erblickten die glückliche Szene drinnen, und er stand wie vom Donner gerührt. Er sah das Weib, welches er für kalt und herzlos ge halten hatte — er sah sie mit freudig glänzenden Augen, ein Bild des wahrsten

Glückes, an der Brust eines an deren Mannes. Und dieser Mann? Wie Gras Eugen danach strebte, seine Züge zu erforschen! Er war groß, schlank, mit breiten Schultern und breiter Brust und von edlem Anstand. Sein Gesicht war dunkel, und er hatte schwarze Augenbrauen, schwarze Haare und schwarzen Bart. Er sah aus wie ein echter Spanier. Graf Eugen hatte vermutet, Armand de Vigny hier zu finden, aber sein Verdacht geriet bei dem Anblick dieses Mannes heftig ins Wanken. „Dieser Mann sollte Armand de Vigny

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Seite 6 von 16
Datum: 30.04.1933
Umfang: 16
Auftreten, seine vornehmen Ma nieren, alles schien Graf Eugen seit kurzem abgelegt zu haben, wie man ein Kleid, das man nicht mehr braucht, beiseite wirft. Sein ganzes Aeußeres erschien unordent lich und vernachlässigt und der Marquis erschrak, als er in die überwachten, dunkel unterlaufenen Augen sei nes Neffen blickte. „Was ist geschehen, Eugen?" rief er erstaunt. „Ich war in Vernon und da hörte ich, daß du hier feiest, Onkel, so bin ich herübergekommen, um dir wich tige Neuigkeiten mitzuteilen

", antwortete der Graf mit hohler Stimme. „Ich habe Giralda gefunden!" Der alte Herr war sichtlich überrascht. „Wo ist sie?" stieß er ruhelos hervor. „Rede! Wo finde ich sie?" „Ich verließ sie in Vernon, Onkel", versetzte Eugen rasch. „Sie war mit dem jungen Herzog von Beaufort zusammen und weigerte sich entschieden, hierher zu kommen. Sie sagte mir. ich möchte dir mitteilen, daß sie es dir niemals verzeihen würde, daß du sie in jener Nacht aus ihrem rechtmäßigen Heim vertrieben hättest — niemals! Sie sagte

ver höhnt, sie hat meinen Antrag abgewiesen? Sie stellt dich und mich auf eine Stufe der Lächerlichkeit und sich stützend auf die Aussicht, binnen kurzem die Gemahlin des jungen Herzogs von Beaufort zu werden, ist sie voller Zorn und Verachtung — ganz und gar die echte Tochter ihres nichtswürdigen Vaters!" „Und sie will nicht zu mir zurückkehren? Sie sagte es dir, daß sie mich haßt?" „Ja!" ries Eugen mit heiserem Lachen. „Sie selbst hat es mir gesagt, und zwar mit so furchtbarem Hohn

, daß ich es glauben mutzte. Uebrigens kannst du Ge legenheit finden, sie zu sehen, wenn du es willst, On kel. Du kannst sie anflehen um ein Almosen der Liebe! Du kannst sie sehen, hier — auf Sanssouci!" „Sie kommt — sie kommt hierher?" stammelte der Marquis atemlos. Graf Eugen lachte höhnisch auf. „Ja! Sie kommt hierher, im geheimen mit dem Her zog von Beaufort. Du weißt, Sanssouci ist ein Ort, der häufig von Fremden besucht wird. Giralda kommt hier her als einfache Besucherin des Landsitzes

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Seite 6 von 20
Datum: 08.01.1933
Umfang: 20
täuschten." Giralda erwiderte kein Wort, nur der Ausdruck ihrer Augen verriet den Schrecken, der sich ihrer bemächtigt hatte. „Ah! Sie sind bereits unterrichtet von meinem Be such bei Ihren Eltern?" rief der Graf Eugen aus. „Der Herzog von Beaufort, den ich auf dem Bahnhof sah, hat Ihnen alles mitgeteilt? Hat er Ihnen auch gesagt, daß ich Ihren kleinen Bruder in meine Obhut ge nommen habe und daß Alfred so gut versteckt ist, daß er nicht eher wiedergefunden wird, als bis ich ihm die Freiheit

wiederzugeben für gut finde?" Giraldas bleiches Antlitz und ihre ängstlich blicken den Augen gaben beredtere Antwort, als es in Wor ten hätte geschehen können. „Dann wissen Sie alles", sprach Eugen weiter. „Sie haben ein schlaues Spiel angefangen, aber selbst wenn es Ihnen gelänge, so lange der kleine Alfred ver schwunden bleibt, würde Ihr Freudenbecher doch einen bitteren Beigeschmack haben. Alles Gold und alle Ehre können der Komtesse Gabriele kein Balsam sein für die Wunde ihres Herzens —" Mit den Stan

Stellungen durchschritten und waren „Graf von Lamartin!" unterbrach ihn Giralda er regt. „Was haben Sie vor mit Alfred? Wollen Sie Geld für feine Freigabe?" „Ja, Geld und eine Frau!" versetzte Eugen spöttisch. „An demselben Tage, an dem Sie mein Weib werden, wird der kleine Alfred zu seinen Eltern zurückkehren, eher nicht." „Das kann ich nicht! Das kann ich nicht!" rief Gi ralda händeringend aus. „Aber du sollst es!" schrie Eugen mit funkelnden Augen. „Ich bin bereit zu allem, um meinen Willen

, Sie werden mir nicht wie der entfliehen. Versprechen Sie mir feierlichst, mich zu heiraten, so können Sie unbehelligt nach Hause zurück kehren; verweigern Sie es, so nehme ich Sie gewaltsam mit fort!" „Nicht um meine Nächsten und Teuersten zu retten, werde ich Sie heiraten, Graf Lamartin!" rief Giralda, mit Gewalt ihre Erstarrung abschüttelnd, aus. „Der Himmel mag den Meinen gnädig sein — die Ihre werde ich niemals!" „Niemals!" schrie Eugen, während seine Augen Blitze schleuderten. „Hahaha! Jetzt erst sollst du mich kennen bereits

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Seite 5 von 20
Datum: 09.10.1932
Umfang: 20
, dem Wohlleben. Stellen in der Kirche Frankreichs wurden zumeist nur noch an Priester aus sogenann ten „besseren" Familien vergeben. Es kam soweit, Antee falscher Flagge Roman von I. Hohenfeld „Wenn ich es wagen dürste, Onkel, dir einen guten Rat zu geben", entgegnete Eugen, „so würde ich vor- schlagen, daß du vier Wochen in Paris bleibst, dich ganz in die Behandlung eines berühmten Arztes gibst und deine junge Schutzbefohlene in die Gesellschaft einführst. Es würde dir sehr leicht werden, eine Dame

Giralda mit festem Blick, doch etwas unsicherer Stinnne. „Ich hoffe, Sie werden morgen hinreichend wohl sein, um nach Schloß de Digny zurückkehren zu können." „Da hörst du es!" rief der alte Herr mit triumphie render Miene. „Sie zieht ein Leben mit mir auf dem alten Landedelsitz allem Glanz und allen rauschenden Vergnügungen der kaiserlichen Residenz vor." „Aber es ist wirklich zu traurig", fuhr Eugen beharr lich fort, „zu denken, daß Fräulein Giralda nicht eine einzige fröhliche Erinnerung von Paris

herrschende Hitze die Ohnmacht veranlaßt haben?" fragte Giralda mit einem Aufblick ihrer wundervollen Augen, welche in diesem Moment kalt, dunkel und glänzend waren. „Auch ich fühlte mich zu derselben Zeit fast dem Ersticken nahe unter dem Druck der im Theater herrschenden Schwüle." Ihre Ruhe, mit der sie diese Worte sprach, brachte Graf Eugen beinahe außer sich. Hatte er sich dennoch geirrt? Beruhte sein Verdacht, daß zwischen der Kom tesse Gabriele und dem Schützling seines Onkels ein Einverständnis

verspürte indessen keine Neigung, sich weiter von dem Feinde ihres Vaters ins Kreuzverhör nehmen zu lassen. Sie erhob sich deshalb graziös von ihrem Sitze und verließ das Zimmer. „Ein liebreizendes Mädchen!" rief Graf Eugen, als sich die Tür hinter ihr geschloffen, in aufrichtiger Be wunderung. „Hast du wirklich die Absicht, Onkel, sie als deine Tochter zu adoptieren?" „Ja", antwortete der alte Marquis steif. „Ich werde morgen früh für ihre Zukunft Sorge tragen. Mein Rechtsanwalt wird kommen

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Seite 5 von 16
Datum: 21.08.1932
Umfang: 16
Pause trat ein. Dann begann sie aufs neue: „Wann geht der nächste Zug, Marguerite?" „Um drei Uhr in der Frühe, gnädige Komtesse!" „Es ist Mitternacht", sprach Gabriele nachdenklich, „die Gesellschaft wird zur Tafel gehen. Man wird mich vermissen. Ich muß hinunter, wenn mir auch das Herz fast darüber bricht. Mein Vater würde besorgt sein und Graf Eugen könnte neuen Verdacht schöpfen. Um mei nes Gatten willen mutz ich mich bezwingen! Ich werde in die Festsäle zurückkehren. Mit dem Frühzuge

Dumont fragen. Ich werde dann inchen Wagen steigen und nach dem Bahnhose fahren." Einen Augenblick noch stand sie sinnend. Das Herz pochte ihr laut und heftig. Aber nein! Sie mußte letzt ihre ganze Willenskraft gebrauchen, um ruhig zu er scheinen. Ihre lange, schimmernde Schleppe aufneh mend, schritt sie denselben Weg wieder zurück, den sie gekommen war. Die Terrasse war leer, als sie über dieselbe ging, um nach dem Glaspalast zu kommen. Auf der Treppe stand Graf Eugen, ein prachtvolles Bukett

seltener Blumen in der Hand haltend. Er sah der Komtesse forschend ins Gesicht, als sie näher kam. Sie sah aus, als ob sie von Marmor sei, unfähig, zu sprechen oder zu fühlen. Sie war stolzer denn je und als ihre Augen den seinigen begegneten, mußte Graf Eugen, verwirrt von ihrem wunderbaren Glanze, die Lider senken. „Ganz allein, Graf Lamartin?" fragte sie leichthin. „Ich wartete aus die Rückkehr der gnädigen Kam-

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Seite 3 von 16
Datum: 30.10.1932
Umfang: 16
derselbe überrascht, während er in das Gesicht seines Herrn sah. „Sie sehen ja aus wie der Tod!" „Ich habe mit dir zu reden!" war die kurze Antwort. „Hier ist keine Gefahr, daß wir belauscht werden, nie mand kommt jetzt in den Garten. Ich habe ernsthaft mit dir zu sprechen. Wie weit geht deine Treue zu mir, Bernard?" „So weit, als des gnädigen Herrn Börse reicht", er widerte der Diener verschmitzt lächelnd. Graf Eugen runzelte die Stirn. „Du solltest deine Worte besser wählen", versetzte er, sich zur Ruhe

, in der Höhle des Löwen?" „Sie ist hierhergekommen, um den Namen ihres Va ters wieder zu Ehren zu bringen", versetzte Graf Eugen. „Sie ist bereits den Feinden ihres Vaters auf der Spur und will an ihnen Rache üben für den an ihrem Vater begangenen Frevel. Aber ich habe den wahren Stand der Dinge noch gerade zur rechten Zeit entdeckt. Ich habe lang genug nach dem Besitztum der de Vignys verlangt. Ich werde es besitzen und dieses Mädchen soll mir dazu verhelfen, indem ich sie zu einer Heirat zwinge

." „Aber, Herr Graf", warf Bernard ein, „wenn Ar mand de Vigny eine Tochter hat, so hat er vielleicht auch Söhne!" „Ja, er hat Söhne!" versetzte Eugen kühl. „Aber was gewinnen Sie dann durch eine Heirat mit diesem Mädchen?" fragte der noch immer erstaunte Diener weiter. „Alles! Wir werden unseren Feinden eine Falle stel len und sie aus dem Wege räumen! Graf Armands Söhne scheinen von ihrem wahren Namen und Stande keine Ahnung zu haben. Eine mysteriöse Stelle in dem von mir aufgefundenen Briese läßt

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Seite 5 von 16
Datum: 07.08.1932
Umfang: 16
werden Sie nicht eben viel zu tun haben. Madame RogeU", fuhr er gegen die Haushälterin gewendet fort, „weisen Sie dem Fräu lein ein gutes Zimmer an. Nach dem Frühstück führen Sie sie mir wieder zu. Ist mein Nesse, Graf Eugen, schon von seinem Spaziergange zurückgekehrt?" „Nein, Herr Marquis." „Er fährt gleich nach dem Frühstück nach Paris zu rück", sprach der Greis mit bitterem Lächeln weiter. „Die Komtesse von Chatrois gibt heute abends einen glänzenden Ball. Es wird nötig sein, daß das Frühstück zeitig serviert

sich auf. „Es freut mich, daß es Ihnen hier gefällt. Fräulein!" antwortete sie. „Ich fürchte fast, mein Herr wird unzu frieden sein, wenn er erfährt, welches Zimmer ich Ihnen gegeben habe, aber der Graf Eugen, der hier zu Besuch ist, hat das Blaue Zimmer, und sein Diener dasjenige, das dem am nächsten liegt, anstatt eines der Bedienstetenzimmer zu bewohnen, und alle übrrgen sind zurzeit unmöbliert. Dieses Gemach hat der Herr Marquis nie anrühren lasten und er selbst hat es seit achtzehn Jahren nicht betreten

?" rres sie erregt aus. „Sprechen Sie leise!" gab Madame Roger zurück. „Seitdem Graf Eugen mit seinem Diener wieder im Schlosse ist, fühle ich mich keinen Augenblick sicher." Sie unterbrach sich selbst. Sich von Giralda abwen dend, die überrascht den Worten der alten Frau lauschte, ohne zu ahnen, in welch naher Beziehung sie selbst zu diesem Ereignis stand, schlich sie geräuschlos der Türe zu und lauschte atemlos. Als alles still blieb, kehrte sie zurück und fuhr im Flüstertöne mit beson derem

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Seite 3 von 16
Datum: 10.07.1932
Umfang: 16
von Trient haben einst (1608) den zu Wesel in der kalvinischen Ketzerei ge borenen Petrus E u d s e m i u s, Doktor der Philoso phie und der Theologie, zur katholischen Kirche geführt, besonders, wie er selbst schreibt, die wunderbare Uebereinstimmung der Lehre, die er im Protestantismus noch nirgends gefunden habe. Er flehte lange Zeit Tag und Nacht unter Tränen zur göttlichen Barmherzigkeit um Erleuchtung und Kraft, Unter falscher f tagge Roman von I. Hohenfeld „Augenblicklich", erwiderte Eugen

Graf. Ich habe mich jetzt Ihnen zugeschworen mit Leib und Seele!" Er verließ das Zimmer und Graf Eugen sah ihm mit einem bedeutungsvollen Blick nach. „Ja, er ist jetzt mein mit Leib und Seele, er ist mein Sklave!" murmelte er. „Sollte Armand de Vigny zu rückkehren, dann möge Gott ihm beistehen! Und die schöne Gabriele — ich werde sie gewinnen und endlich als mein Weib heimführen! Sie soll erkennen lernen, daß sie es mit einem Manne zu tun hat, der sie an Kühnheit übertrifft! So gewiß wir beide

das Ankleidezimmer. Ein sanftes, gedämpftes Licht' erhellte sämtliche Räume und die Luft in den Gemächern glich derjenigen eines schönen, warmen Sommerabends. Die Vorhänge waren herabgelassen und ein bequemer Lehnstuhl stand in der Nähe des Kamins. Die Komtesse drückte auf den nahe der Tür befind lichen Glockenzug. In sichtbarster Erwartung schritt sie dann in dem Zimmer aus und ab. Bei der Erinnerung an ihr letztes Gespräch mit Graf Eugen stieg ihr auss neue die Röte des Unwillens ins Antlitz. Sie war ärger

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Seite 6 von 16
Datum: 30.10.1932
Umfang: 16
ohne Zwischenlandung zurücklegen können. Es ist für den Südamerikadienst bestimmt. ihm Bernard mit einem versiegelten Brief in der Hand entgegenkam. „Eine Depesche aus Paris ist angekommen, Herr Graf", sprach derselbe, ihm das Kuvert überreichend. „Monsieur Antoine, welcher im Dorfe war, hat den Brief mitgebracht." Graf Eugen öffnete das Kuvert mit fieberhafter Hast. Es war, wie er erwartet hatte, eine Depesche von dem Polizeispion Monsieur Frossard. Dieselbe lautete wie folgt: „Graf Lamartin. Ich habe das Spiel

, den du ausführen sollst und wodurch dieses Mädchen ganz in unsere Gewalt fällt. Sie soll sich meinem Wil len beugen, mag sie wollen oder nicht. Ich werde sie zwingen, die meine zu werden!" Und gefolgt von Bernard schlug er, das Herz von düsteren, verbrecherischen Gedanken erfüllt, den Weg nach dem Schlosse ein, während Giralda, krampfhaft die Hände verschlungen, noch immer in dem Garten pavillon auf derselben Stelle saß, wo Eugen sie ver lassen hatte. Dieser Schlag hatte sie zu plötzlich getrof fen

. Eine dumpfe Verzweiflung ließ sie keinen klaren Gedanken fassen, als nur den einen, zu fliehen, so rasch sie es vermochte. Kein anderer Ausweg zeigte sich ihrer bedrängten Seele und doch sollte eben diese Flucht ihr Geschick erst besiegeln und sie ihren triumphierenden Feinden rettungslos in die Hände liefern. Graf Eugen hatte ganz richtig in Giraldas Gesicht gelesen, als er annahm, daß sie fliehen und ihren Va ter vor der ihm drohenden Gefahr warnen wollte. Der Gedanke, daß sie die unschuldige Ursache

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Seite 6 von 16
Datum: 20.11.1932
Umfang: 16
war, wohin er seine Schritte zu lenken hatte. Der Weg von dem Bahnhofsgebäude bis nach der Villa Larose war ziemlich weit. Graf Eugen schritt un verdrossen vorwärts und gelangte schließlich an die hohe Mauer mit der massiv eisernen Tür, an welcher ein Schild befestigt war, das die Aufschrift „Villa Larose" trug. „Endlich bin ich am Ziel", sprach der schurkische Graf zu sich selbst, indem er den Schlüssel ins Schloß steckte, den er von dem Geheimpolizisten erhalten. „Hoffentlich gelingt es mir, durchs

waren nicht heruntergelassen, nur Im mergrün und wilder Wein beschatteten die Fensterver tiefungen. Graf Eugen schlich vorsichtig näher und im mer näher heran. Nun stand er an der Mauer; das dichte Laub verbarg ihn vollkommen. Jetzt war der entscheidende Moment da. Seinen Atem anhaltend, beugte er sich vor, preßte sein Antlitz zwischen den wil den Wein hindurch gegen die Fensterscheiben und sah zitternd von spannender Erregung in das Zimmer hinein. 29. Was der Polizeispion Monsieur Frossard hinsichtlich der Komtesse

Augenblick vernahm sie ein herzliches Lachen. Alfred und Rupert traten hinter dem Gebüsch hervor und begrüßten, an den Wagen springend, ihre Mut ter unter stürmischen Liebkosungen. Nur einmal, seit Giralda vom Hause fortgegangen war, war die Komtesse Gabriele in ihrem stillen Heim gewesen, an jenem Ballabeüd im Palais Chatrois, als sie bekanntlich als einer der Gäste fortgefahren war. Seitdem hatte sie es vermieden, die Villa Larose zu besuchen, weil sie wußte, daß ihr Feind, Eugen von Lamartin, sowie

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Seite 3 von 8
Datum: 02.10.1936
Umfang: 8
gehen zu können. Mit einem begeisterten Ski-Heil auf.die Gäste aus dem Nachbarlande konnte Obmann Dillersberger die einmütig verlaufene Versammlung schlietzen. 5. mt »er Heurigen Wimmle in Hiersee. Zur letzten Aufführung des Passionsspieles der heu rigen Spielzeit am 28. September halten sich hohe Gäste eingefunden: Erzherzogin Adelheid und Feld marschall Erzherzog Eugen, Weihbischof Dr. Filzer von Salzburg und Erzabt Mari ach er von Stams. Zum Empfang versammelten sich um Uhr nach mittags

vor dem Passionsspielhause die Musikkapelle, die Krieger- und Schützenvereine mit Fahnen, Iung- Vaterland und die Schuljugend mit ihren Lehrpersonen sowie zahlreiche Gäste. Die Häuser im Umkreis trugen Fahnenschmuck. Die kaiserlichen Hoheiten wurden bei ihrem Erscheinen herzlichst begrützt. Der Schüler Georg Atzl (Ruep) entbot dem Feldmarschall Erzherzog Eugen in einem gut vorgetragenen Gedichte den Willkommgrutz: auch die kleine Marie Iuffinger sagte ein herziges Gedicht auf. Die Hoheiten dankten für die Begrüßung

werden könne. Auch der Presse, die ohne Unterschied der Ein stellung die Spiele einmütig überaus günstig und lobend besprochen hatte, galt sein Dank. In den verschiedenen Reden wurde immer wieder auf die hervorragende Dar stellung des Christus durch Alois K a i n d l hingewiesen. Seinem tiefsinnigen Spiele sei das besondere Interesse in oZler Herren Länder für die Passionsaufführung in Thiersee zu danken. Wie Dr. Pfister mitteilte, hat sich Erzherzog Eugen in Worten des höchsten Lobes ge äußert

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