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Alpenzeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 21.05.1932
Umfang: 8
, feine Auf zeichnungen und Tagebücher angeeignet uyd' lese oft darin. Dann ist mirs. als lebte er immer noch mit mir. Er hat sich sehr viel mit mir beschäftigt, ich war sein einziges Kind — wohl sein Liebstes auf der Welt.' In Eugen wuchs unnd' wuchs das Staunen. Oskars Frau! Seine Augen suchten Peter Burkardts Blick — er fand ein stilles Einver ständnis darin. «Nicht wahr, es Ist nicht zu verstehen?' fragte des einen Blick.' Und: «Nein, es ist nicht zu verstehend gab .der an- l dere zurück

. über neun Jahre. „Du hast das Meer schon oft gesehen, Gab riele?' fragte Eugen laut. „Oft — auf meinen vielen und weiten Rei sen mit Mania. Aber nicht eure Ostsee! Wer wird denn nach Ostpreußen fahren! hieß es immer bei uns zu Hause. Die Süddeutschen, auch die Rheinländer, die Schweizer haben ja keine Ahnung, wie das hier ist — so eigenartig schön —- so einsam — so voll Poesie. Oskar lacht mich aus; er findet das alles nicht. Aber ich weiß es genau, du und Herr Burkardt, ihr beide findet

es auch!' «Sie sind auch bei uns an zwei ausgeprägte Heimatfanatiker geraten', gibt Peter zurück. „Ach, nnd die Menschen hier!' Noch wärmer wird die junge Stimme, noch herrlicher leuch ten die Augen. »Ihre Mutter, Herr Burkardt! Und meine Mutter Klärchen! Oskar muß nur Zimmer steuern, daß sie sich nicht zu sehr ver« 'wohnt. Sie weiß gar nicht, was sie mir alles an Liebe und Güte erweisen soll! Ach, nnd' originell ist sie!. Bist du dir dessen bewußt, Schwager Eugen, daß du ein richtiges Original zur Mutter hast?' , . „Vollauf

und mit Freuden! Mit vielen Müt tern hat mich das Leben zusammengeworfen! Mit meiner KlärchenWutter läßt sich keine ver- gleichen.? V Ueber das lichte, holde Gesichtchen fiel es wie ein Schatten: gedachte Gabriele wohl der Eugen halblaut^^- ^eben hatte Gabriele einen ^ kleinen.V.orsprung.yör,den,beid'en Männern. ^ .<«Sse'w!rd,ihr.,inn'erl!ch fremdàibenl'.ant- wortèts 'Pèlèr,''WM^M^sWmpfter 'Stim me, „eine komplizierte Künstlernatur, der nie das wirkliche Leben Wärme geben kann, immer nur die Kunst

, wenn die Theater geschlossen waren, nnd in unser niederrhei«, nisches Städtchen ist sie nie gekommen. Oskar, sagt, wir würden wie Feuer und Wasser zu sammenpassen'— meinen Sie das auch?' Peter nickte. „Ick) meine das auch.' Uud wann kommt sie hierher, die groß» Künstlerin?'-, .^Vielleicht.»noch diese Woche, vielleicht auch erst in künftiger', meinte Eugen, an den die Frage gerichtet war. „Naturen wie Lydia eine ist, binHn sich nie an bestimmte Daten -D alles, wàs'nur mit dem Worte Zwang im etitferntesttzn

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Alpenzeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 10.06.1932
Umfang: 8
verpflichtet, bei der Gesellschaft zu bleiben.' Die zerstreut sich ohnehin nach allen Richtun gen — überall zugleich könntest du doch nicht sein. Tu mir den Gefallen — ja? Mir tut deine Gegenwart gut — du bohrst nicht unaus- l>örlich mit allerhand Fragen und Kunstgegen- ständsn an mir herum.' „Nein, ich bohre nicht'. Peter hatte ein etwas mühsames Lächeln. Er lzätte am lieb sten hinzugesetzt: Ich habe cienug mit mir zu tun. Aber er schwieg. Wie er von der Seite yer aus Eugen sah, erschrak

, der zum Meer führte. Zu beiden Seiten stand dichtes Haselnußgesträuch, die schlanken Gerten bogen sich zueinander hin und streiften den Wan derern die Köpfe. „Weißt du noch?' begann Peter lächelnd. „Ties ist unser alter Jndianerpsad. Em paar mal hattest du uns beredet, uns nackt auszu ziehen und hattest uns tätowiert, aber die beiderseitigen Mütter hatten wenig Sinn für diese realistische Auffassung.' Eugen nickte zerstreut, er antwortete nicht. Sie hatten den Fußweg inzwischen verlassen und waren ans Meer

auf das Meer. Lydia! Sie paßte gut hierher zu diesem drohenden Himmel, zu diesem aufgewühlten Meer, zu diesen unstet fliegenden Möven. Es war nichts von Pose an ihr, auch sah ihr Gesicht nicht traurig aus — sie gehörte einfach in das Bild hinein, das empfand-Peter,-das empfand auch Eugen. „Ich denke, wir melden uns nicht — wir lassen sie allein, wir könnten sie störenl' meinte Peter mit halber Stimme. „Tu doch nicht!' sagte Eugen mit besonderer Betonung. „Warum ich nicht?' Es klang sehr ver wundert

so. als gebe er ungern hier über Auskunft. „Ich habe es mir oft klar zu machen versucht, woran das liegt, und ich meine, es müsse ein Manko in dem sein, was ich weibliches Empfinden nenne. Lydia ist mir zu unpersönlich, sie ist nur für ihre Kunst zu haben, man wird nicht warm mit ihr.' Eugen schwieg. Er mußte denken: „Du, mein lieber Pe!er, könntest sie so warm haben wie du nur wolltest, das hinge nur von dir ab/ Er sprach seinen Gedanken aber nicht aus. er hatte Ihn in der nächsten Atinute schon

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Alpenzeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 29.05.1932
Umfang: 8
. Die Kirchentiiren wurden weit zurückgeschlagen, die Menge verließ das Gotteshaus. Sofort bildeten sich im Freien auf dem grünen Platz vor dem Portal Gruppen. Frau Olga und Frau Klärchen sahen sich von allen Seiten umringt und beansprucht. Die Pfarrfran hatte sich in den Arm ihres Eugen eingehängt, „um auf diese Weise Teil an sei nem Ruhme zu haben', wie sie unbefangen verkündete. Er sah von seiner stolzen Höhe lächelnd auf die kleine, bewegliche Mutter nie der und ließ geduldig einen ganzen Wolken- bruch

natürlich — das geht ja nicht anders — aber für das Gesicht, da hat er „Anleihen ge macht', wie er das nennt. Ich habe immer bloß einen Kummer dabei, daß mein seliger Mann dies alles nicht miterlebt hat! Nein — wäre er glücklich lind stolz gewesen! Er hat sa den künftigen Ruhm der Jungen wohl ge ahnt!' „Erlaube Mutterchen', fiel ihr Eugen jovial ins Wort, „Vater hat mich oft genug auf die Finger geklopft, wenn ich ihm über seine Blei stifte und Papiervorräie ging, und von meinem sogenannten Ruhm

schrieb — war es nicht aus Damaskus oder aus Kairo, Eugen?' «Ich weiß es wirklich nicht mehr, gutes Mut terchen — und wie wäre es, wenn wir dieses Thema fallen ließen?' ' , , „Herrgott, es verdenkt mir doch sicher kein Mensch auf der weiten Gotteswelt. wenn ich mich darüber freue! Und noch dazu heute und hier, wo wir von lauter lieben Freunden und nrnnin/lt sink! nur um. All die freudestrahlenden Mienen! Die gönnen mir allesamt mein großes Doppel- glllck. Denn auf Oskar und sein entzückendes Frauclien

bin ich reichlich ebenso stolz wie auf dich und deine Kunst.' „Da ist Lydia!' sagte Eugen hastin und steuerte die kleine Mutter energisch nach der anderen Seite. »Wir müssen sie endlich be grüßen!' „Gott — ist sie bloß schön!' seufzte Frau Klärchen. „Ich sehe es kommen, daß du dich noch in sie über Hals und Kopf verliebst. Junge! Wenn du mir schwören könntest, es nicht zu tun ' „Gutes Mutterchen — etwas leiser, wenn bitten darf! Solche Konfidenzen gehören nun wirklich In die vier Wände hinein. ,Grüß Gott

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