, er ging deshalb in den Wartesaal. Kaum saß er, da wurde auch schon der Münchner Schnellzug ausgerufen. An der Sperre zeigte er seinen Fahrschein vor; der Schaffner riß den Abschnitt ab und ließ ihn durch, ohne ein Wort zu sprechen. Eugen atmete tief und befreit auf. Wahrscheinlich war er gerettet, jedenfalls lag das Schwerste hinter ihm. Die Lichter des Schnellzuges bohrten sich durch die duMe schwarze Nacht, aber schon nach einstündiger Fahrt wurde ein roter Lichtstreisen im Osten sichtbar, der neue
Tag hatte begonnen. Eugen war mit nur zwei Herren im Abteil. Er stellte sich schlafend, um nicht angesprochen zu werden. Die beiden Mitreisenden machten es ebenso, sie drückten sich in eine Ecke und dösten. Der Schaffner kam, um die Fahr karten zu kontrollieren. Engen schnarchte, als läge er rm tiefsten Schlafe. Der Kontrolleur betrachtete ihn einen Augenblick nachdenklich, sah die weißen Haare und ließ ihn dann in einer Regung von Mitleid weiterschlafen. In Treuchtlingen stiegen seine beiden
Mitreisenden ans. Vorsichtig sah er zum Fenster hinaus, eS war schon heller Tag. Ein Soldat der Bahnhofswache betrachtete sich gelangwmt den Zug. Noch war seine Flucht nicht entdeckt, die Bahnhöfe noch nicht alarmiert. Ratternd fuhr der Zug in den Bahnhof Ingolstadt ein, knirschend zogen die Bremsen an. Eugen schnallte um und setzte die Mütze auf. Jetzt nur noch» durch die Sperre, dann war eS gemacht. Vor Verlassen feines Abteils warf er erst noch einen Blick durch das offene Fenster. Ans dem Perron
herrschte eine unverkennbare Aufregung. Ein Feldwebel, anscheinend von der Bahnhofswache, trat zum Zugführer und sprach lebhaft auf ihn ein. Engen lauschte einen Augenblick. Heißer Schrecken durchfuhr ihn: Deut lick verstand er einzelne Worte: „Heute Nacht entflohen — Würzburg — Fahrschein nach Rosenheim — weiße Haare — stumm." Eugen fuhr vom Fenster zurück. Kein Zweifel, seine Flucht war schon entdeckt! Was tun? Blitzschnell über legte er. Hier konnte er unmöglich aussteigen, man würde ihn sofort
verhaften. >Aber in München würde es genau so sein. Vielleicht konnte er nachher aus dem fahrenden Zug springen! Rasch rannte er durch den Gang und verschloß sich im Wort, damit ihn im Wagen eine eventuelle Kon trolle nicht entdeckte. Wenn der Zug dann im Fahren war, wollte er hinausspringen. Erregt spähte er durch das Fenster. Nur wenige Leute stiegen ein, zwei Frauen, einige Soldaten und eine Rotkreuzschwester. Der Fahrdienstleiter gab das Zeichen zur Abfahrt, langsam kam der Zug ins Rollen. Eugen